Hackfleischbällchen in Biersoße

Nachdem ich Anfang des Jahrtausends nach München gezogen war, hat es Jahre gedauert, bis ich im Wirtshaus endlich „Fleischpflanzerl“ bestellt habe und nicht mehr „Frikadellen“. Ähnlich ging es einer Freundin, die ursprünglich aus Berlin kam und immer „Buletten“ auf der Zunge hatte – also bildlich gesprochen – und sich nur schwer an das bayerische Wort gewöhnen konnte. Zurück in Hessen musste ich mich dann wieder „umerziehen“. Ach, ich liebe unsere Sprache auch dafür, dass wir viele wunderbare Dialektausdrücke haben, die oft viel besser passen, als das offizielle hochdeutsche Wort. Und ein schnoddriges „Mach ma ne Frikka!“ passt halt besser zum Hessen-Essen als der süddeutsche Zungenbrecher. Oder hast Du schon mal morgens um 4 Uhr und in leicht angeschickertem Zustand versucht, im Büdchen (das es eh in München nicht gibt!) das Wort „Fleischpflanzerl“ korrekt auszusprechen? Eben!

Ganz einfach hausgemacht: Frikadellen, Buletten & Co.

Die Frikka gehört zum Wirtshausessen wie das Solei, das salzig in seinem Glas auf der Theke schwimmt. Oder der Metthappen. Und der Handkäs! Warum etwas so Traditionelles und Köstliches wie die Frikadelle aka Bulette aka Fleischpflanzerl so ein trauriges Convenience-Dasein führen und in Plastikdosen im Supermarkt verkauft werden muss, ist mir ein Rätsel. Hol Dir Hackfleisch vom Metzger (ob Rind, Schwein, Lamm, Kalb, Wild oder halb/halb ist Dir überlassen!), hab ein paar Semmelbrösel im Haus, ein Ei, ein Löffelchen Quark, Liebstöckel, um den Fleischgeschmack zu heben oder Ras el Hanout für ein bisschen Orient auf der Zunge, knete das Ganze gut durch und brate es ordentlich an – und durch. Fertig. Das bekommst Du doch hin, oder?

Meine Top 5 Lieblingsrezepte

Und weil die kleine Frikadelle jetzt wirklich gerne aus der Fleischbällchen-Hölle aus Geschmacksverstärkern, ekligen Fleischresten und gummiartiger Konsistenz abgeholt werden will, habe ich Dir meine Top 5 Lieblingsrezepte rund um die kleine (oder große) Fleischkugel zusammengestellt:

  1. Orientalische Köfte – köstlich mit Lamm
  2. Klassische Frikadellen, wie ich sie mag!
  3. Königsberger Klopse: Rehabilitierung eines Klassikers
  4. Hausgemachter Burger mit Karamellzwiebeln und Currymayo
  5. Und was ist mit Fisch? Knusprig-saftige Lachsfritters!

 

Denn um Fleischklopse dreht sich heute alles bei unserer Rettungtruppe „Wir retten, was zu retten ist“. Du kennst das ja schon: Eine Gruppe Foodblogger tut sich zusammen, um Rezepte zu posten, mit denen beliebte Convenience- und Fertiggerichte ganz schnell selbstgemacht werden können. Ich freue mich schon auf viele weitere Anregungen. Alle Links zu den Rezepten meiner MitstreiterInnen findest Du in den Links ganz unten. Also, ran an die Bulette!

Sag niemals „Köttbullar“ zu mir!

PS: Vermisst Du bei meiner Aufzählung Köttbullar (sprich: chöttbullar)? Also die schwedischen Fleischklopse, die kaum jemand richtig ausspricht, die aber jeder kennt? Als Menschen noch ohne schlechtes Gewissen Orchideenfächer studieren durften, habe ich im Nebenfach Skandinavistik – also skandinavische Literaturwissenschaften – an der Frankfurter Uni belegt. In diesem Rahmen war ich auch mal in Schweden. Und es gab jeden verf***ten Tag Köttbullar mit Preiselbeeren, Sahnesauce und Kartoffeln in der Mensa. JE-DEN-TAG! Glaub mir: Danach bist Du geheilt und willst die Dinger nie wieder essen (zumal ich sie eh nie mochte). Das war noch schlimmer als der in Rosinensud eingelegte süße Hering. Deshalb gibt’s hier kein Köttbullar-Rezept. Dafür kannst Du einfach in Stephs Kuriositätenladen eines finden!

Ein neulich entdecktes Rezept von Jamie Oliver, das wunderbar gelungen ist und auch noch phantastisch geschmeckt hat, will ich Dir hier noch kurz empfehlen. Denn das hat schon fast was von Hackbraten mit seiner köstlichen Biersoße und macht auch eine größere Meute satt!

Rezept für Hackfleischbällchen mit Biersoße nach Jamie Oliver

Für etwa 10 große Hackbällchen:

  • 300 gr Rinderhack
  • 300 gr Schweinehack
  • 1 große, weiße Zwiebel: geschält und fein gehackt
  • 2 EL Semmelbrösel
  • 75 gr fein gehackter oder geraspelter Käse (z.B. Gouda, Cheddar, Bergkäse)
  • Etwas Olivenöl
  • Salz und Pfeffer
  • 1 Msp Paprika (rosenscharf)
  • Fein gehackter Rosmarin
  • Einige Spritzer Worcestershire-Sauce

Für die Sauce:

  • 200 gr Rinderhack
  • Etwas Pflanzenöl
  • 1 kleine weiße Zwiebel: geschält und fein gehackt
  • 1 kleines Stück Ingwer, fein gehackt oder gerieben
  • 1 TL von meinem Gemüsebrühenpulver (alternativ: 1 Msp Fleischextrakt)
  • 250 ml dunkles (!) Bier (ich hatte nach Rezept helles genommen, würde aber immer wieder auf dunkles Bier zurückkommen!)
  • 2 EL Mehl
  • 1 EL Preiselbeeren (oder eine ähnlich dunkle, wenig süße Marmelade)
  • 1 TL Senf
  • Etwas Weißweinessig
  • Salz und Pfeffer

Dazu: Kartoffelpüree und ein grüner Salat!

Zubereitungszeit: etwa zwei Stunden

Zubehör: Schüssel zum Mischen der Hackbällchenmasse, Bräter oder feuerfeste Pfanne, kleine Pfanne, mittelgroßen Topf

So geht’s:

  1. Für die Hackbällchen in der kleinen Pfanne etwas Olivenöl erhitzen und die Zwiebel zusammen mit dem Rosmarin anschwitzen.
  2. Mit etwas Worcestershire-Sauce würzen und mit etwas Wasser ablöschen. Alles köcheln lassen, bis die Flüssigkeit verkocht ist und die Zwiebeln schön weich sind.
  3. Abkühlen lassen und in die Schüssel mit den Zutaten für die Hackbällchen geben.
  4. Alles gut vermischen und etwa frauenfaustgroße Bällchen formen. In den Kühlschrank stellen.
  5. Backofen auf 220 Grad vorheizen.
  6. Währenddessen im mittelgroßen Topf das Hackfleisch für die Sauce in etwas Öl anbraten, bis es schön Farbe angenommen hat.
  7. Zwiebel, Ingwer und Rosmarin hinzugeben und alles gut umrühren.
  8. Einige Minuten unter Rühren braten lassen.
  9. Gemüsebrühenpulver oder Fleischextrakt hinzugeben und das Bier dazugießen.
  10. Alles gut vermischen und etwa 20 min sanft köcheln lassen.
  11. Jetzt den Bräter in den vorgeheizten Backofen stellen. Die Hackbällchen aus dem Kühlschrank nehmen und Zimmertemperatur annehmen lassen.
  12. Anschließend in den Topf mit der Sauce Mehl, Senf, Preiselbeeren, Essig hinzugeben, ebenfalls gut vermischen. Jetzt noch etwas Wasser oder ein Schlückchen Bier angießen und so reduzieren lassen, dass die Sauce die Konsistenz hat, die Du möchtest.
  13. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  14. Den Bräter aus dem Ofen holen (Achtung, heiß!) und die Hackbällchen hineinsetzen.
  15. Jetzt auf der obersten Schiene im Backofen etwas Farbe annehmen lassen – etwa 15 min.
  16. Anschließend die Sauce hinzugießen und weitere 5 min im Ofen lassen.
  17. Mit den Beilagen servieren!

Nicht ganz unaufwendig, aber eine feine Alternative zu herkömmlichem Hackbraten oder einfachen Frikadellen. Wenn dann alle um den großen, dampfenden Bräter sitzen und vor lauter Hackfleisch- und Saucenglück nur noch schmatzen können, schwörst Du Dir, dass hausgemachte Frikadellen doch die besten sind!

Guten Appetit!

Alle Rezepte der Foodblogger-Rettungstruppe:

auchwas – Frikadellen orientalisch
Brittas Kochbuch – Vegane Pilzfrikadellen
Cakes Cookies and more – Hacktätschli aus dem Backofen mit buntem Ofengemüse
CorumBlog 2.0 – Lamm-Frikadellen
genial-lecker – Fischbuletten
German Abendbrot – Hackfleischbällchen in Biersoße
giftigeblonde – Faschierte Laberl am Spieß
Karambakarinaswelt – Fischfrikadellen mit Dip „a la Remoulade“
Katha kocht! – Nudelpfanne mit buntem Gemüse und Geflügelhackbällchen
Leberkassemmel und mehr – Fleischpflanzerl Dry Aged, überbacken mit Käse und Bacon
lieberlecker – Crevetten Tätschli
Madam Rote Rübe – Hausgemachte Apfel-Grünkernbratlinge zu Lauch-Pasta
magentratzerl – Pastinakenlaibchen
our food creations – Fischbouletten de Luxe mit Mango-Salsa
Pane-Bistecca – Panierte Chuegeli
Turbohausfrau – Butterschnitzel
Unser Meating – Vegetarische Fleischküchle

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  1. Ach wie gerne wäre ich bei dieser Rettung dabeigewesen, sind Fleischküchle (!) doch ein Leibgericht bei mir. Mit Biersoße, das klingt recht deftig…..

    1. Julia Author says:

      Natürlich ist das Gericht nichts für Feingeister. Aber gerade für eine größere Gruppe (man kann das Gericht natürlich nach oben skalieren) ist es wirklich klasse – und schmeckt herzhaft deftig! Beim nächsten Mal bist Du aber dann hoffentlich wieder dabei!

  2. Oh wie schön, Fleisch mit Fleisch kombiniert – das ist das Richtige für meinen Göttergatten. Werde das Rezept bestimmt ausprobieren.

    LG Andrea

    1. Julia Author says:

      Ja, das ist nichts für Vegetarier. Aber es schmeckt wirklich köstlich!

  3. In Biersauce…. wow, das passt, werde ich auch ausprobieren!!!

    LG Wilma

    1. Julia Author says:

      Ja, aber nimm dunkles Bier. Das ist besser als das helle, das laut Original-Rezept drankommt.

  4. Susanne says:

    Das ist ein richtiges Wohlfühlessen, das mache ich auch mal!
    übrigens…einem angeschickerten Bayern geht „Fleischpflanzerl“ gut über die Lippen, das kann man so dahinlallen ;-). Wobei mir egal ist, wie die Dinger genannt werden. Ich esse alles – nur keine Bratlinge…

    1. Julia Author says:

      Oh Gott, Bratlinge finde ich auch schwierig. Dann lieber „Laberl“ 🙂

  5. Wahrscheinlich bin ich der einzige Mensch in Mitteleuropa, der Köttbullar noch nie gegessen hat. 😉
    Deine Fleischbällchen tät ich sehr viel lieber selber nachmachen als mich beim Möbelriesen anzustellen, um meine Bildungslücke zu schließen.

    1. Julia Author says:

      Genau,lass das gelb-blaue Möbelhaus einfach links liegen, fahr‘ zum Metzger und mach‘ Dir Frikadellen mit dieser Biersauce!

  6. Wie geht das? Fleisch ist mein Gemüse! DAs richtige für die Fleischtiger unter uns, Bier ist auch drinnen, Käse,..also eigentlich für alle Menschen außer Vegetarieren und Veganern 🙂
    Mit täts schmecken!
    lg. Sina

    1. Julia Author says:

      Ja, für Gemüsebratlinge oder Haferflockenkernlinge bin ich zwar durchaus auch mal zu haben. Aber eine hausgemachte Frikadelle ist einfach King!

  7. Allein das Bild macht schon Appetit und das Rezept bewirkt sofort einen Zustand, der schnellstens behoben werden sollte. Das ist genau das Richtige für meinen Lieblings-Fleischesser und ich würde auch nicht nein dazu sagen.
    Liebe Grüße
    Sigrid

    1. Julia Author says:

      Danke Dir. Mir knurrt jetzt auch der Magen! 🙂

  8. Ich habe Köttbullar ein einziges Mal beim Möbelschweden gegessen, weil ich wissen wollte, warum die Leute das Zeug so toll finden. Bäh, niiiiiieeee wieder!
    Seitdem gehe ich am Möbelschweden-Restaurant immer mit zugehaltener Nase vorbei. Ich kann diesen Geruch einfach nicht ausstehen.

    Deine Bällchen klingen gar köstlich, die muss es bald hier geben.

    1. Julia Author says:

      Danke! Ich muss zur Ehrenrettung der Köttbullar sagen: Es geht auch lecker! (s. Stephs Rezept) Aber meine Frikadellen sind mir lieber 🙂

  9. Das ist das Wohlfühlessen für meine Männer und ehrlich das Rezept kannte ich bisher noch nicht mit dieser Sauce. Dann werd ich mal schnellsten Biersoß mit Frikadelle mache . Noch eine schöne Restwoche und herzliche Grüße
    Ingrid

    1. Julia Author says:

      Das wünsche ich Dir auch! Guten Appetit für Dich und Deine Männer 🙂

  10. Wooow, da möchte ich doch zu gern auch meinen Löffel in den Bräter mit FleischKÜCHLE tunken 🙂 Hach, deine Einleitung, einfach herrlich! Diese ganzen dialektalen Ausdrücke sind sooo viel besser als irgendwas anderes! Und das Rezept mit den Fleischbällchen in Biersoße will ich auch schon lang aus Jamies Wohlfühlküche machen.
    Lg, Miriam

    1. Julia Author says:

      Das Buch ist großartig! Ich habe ja auch den Shepherd’s Pie gemacht und der ist einfach genial (und dank der Tipps sehr gut gelungen!)

  11. Mit der Biersauce klingt großartig. Klingt partytauglich

    1. Julia Author says:

      Absolut und lässt sich gut vorbereiten bzw. auch mal warmhalten (dann aber besser Deckel drauf, sonst dickt die Sauce zu sehr ein)

  12. Hackfleischbällchen mit Bier-Fleischsauce! Das hört sich verboten gut an und ich bin sicher meine Jungs wären begeistert! Ich werde das Rezept nach kochen, allerdings mit alkoholfreiem Bier, wegen den Kids.

    Liebe Grüsse
    Tamara

  13. Fleischbällchen mit Biersoße sounds great!
    Ich hätte davon jetzt gerne eine große Portion.
    Lecker!!!!
    Liebe Grüße
    Karina

  14. Pflanzerl in Biersoß? Klingt nach meinem Fall! Fleischpflanzerl kann man übrigens als Pflanzerl abkürzen, sollte aber dann im leicht angetrunkenen Zustand nur nicht den Fehler machen in den falschen Laden (= Blumenladen) zu gehen 😉
    LG, Dani

    1. Julia Author says:

      HAHA! Das „Pflanzerl“ ist ja gerade der schwierige Part an dem Wort 🙂

  15. Das tönt so grossartig, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft!
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy
    PS. Zieh mal in die Schweiz, dann kannst Du Dich wieder umgewöhnen 😉

    1. Julia Author says:

      Wie heißen die denn dort?

  16. jetzt musste ich schlucken (und gleichzeitig lachen)… was für ein tolles Gericht und witziger Beitrag!!
    lg

    1. Julia Author says:

      Oh je, schlucken und lachen wird ganz schnell zu „verschlucken“. Glücklicherweise nur virtuell. Danke! Ich freue mich, wenn Dir der Beitrag gefallen hat 🙂

  17. Ich glaube, das Rezept habe ich Jamie erst vor kurzem kochen sehen. Da hatte mich das Rezept schon sehr angesprochen. In Dein Bild hätte ich am liebsten gerade reingegriffen und mir ein Frikadellchen geklaut. Einmal mit nem Brötchen durch die Sauce hinterher und mein Mittagshüngerchen wäre gestillt. Oder erst recht angestachelt!

    Wie auch immer: das Rezept wird mal nachgekocht. Und ich weiß auch schon mit welchem Bier! 😉

    Liebe Grüße Britta

    1. Julia Author says:

      Das ist ja klasse! Ich finde die Rezepte sehr gelingsicher und gut abzuwandeln für den eigenen Bedarf. Und, ja, so ein Frikadellchen mit etwas Brot wäre auch ein tolles Mittagessen!

  18. Was für eine leckere Sauce! Und die Bällchen sehen auch super aus!

    Liebe Grüße, Sus

  19. MMMMM. Das ist ein richtig feines Rezept. Ich bin begeistert! Gefällt mir super gut. Muss ich unbedingt mal ausprobieren. Danke dafür.
    Gruß Katrin

  20. Ich liebe Hackfleischbällchen in Biersosse, ich werde gleich morgen dein Rezept ausprobieren.
    Danke!

    1. Julia Author says:

      Ui, dafür wäre es mir gerade etwas zu heiß hier in Rhein-Main (33 Grad und keine Abkühlung in Sicht!) Aber es ist köstlich und schmeckt Euch sicherlich. Guten Appetit und lass mal hören, ob es Dir gefallen hat.

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