Wenn einen der Horror packt, sobald ein bestimmter Monat am Horizont auftaucht, muss man ihn sich eben besonders schön machen. Das geht bei mir immer ganz besonders gut, indem ich mich mit Menschen umgebe, die ich ganz besonders mag. Bei einem (!) Glas Wein, lecker Essen, inspirierenden Gesprächen und viel Lachen kann mich sogar der Februar nicht mehr schrecken. Zumal sich der gute „Feb“ mit Sonnenschein und Frühlingstemperaturen mächtig ins Zeug gelegt hat. So werden wir zwei vielleicht doch noch Freunde! Aber der Reihe nach:
Gelesen
Zum Lesen finde ich derzeit nicht ausreichend Ruhe. Nächste Woche ziehen wir um und ich habe ständig Listen im Kopf, die auch noch ständig länger werden. Aber immerhin komme ich vor dem Schlafengehen noch zu ein paar Seiten. Gefallen hat mir ein Mitbringsel aus dem örtlichen Bücherschrank: Mo Hayder „Wolf“. Ein bisschen Grusel, ein bisschen Thrill. Genau das Richtige zum Abhängen. Und, hey, wer bereits über 100 (!) Bücher aussortiert, gespendet, verkauft und verschenkt hat, darf sich auch mal eines aus dem Bücherschrank mitnehmen – und es direkt wieder in Umlauf bringen. Für unser Wochenende in Rom (gleich mehr dazu!) habe ich mir „Augustus“ von John Williams auf den E-Reader geladen. Ein sehr empfehlenswerter (fiktiver) Briefroman, der nicht nur Lateinschüler und Asterixleser begeistern kann. Tief bewegt hat mich „Graben“ von Cynan Jones. Verlinkt habe ich Euch eine Rezension des Kaffeehaussitzers, einen Literaturblog, den ich nur ebenso empfehlen kann, wie dieses schmale, wortgewaltige Buch!
Gelaufen
…bin ich 47,5 km. Nicht schlecht für einen kurzen Wintermonat. Denn obwohl es tagsüber frühlingshaft war, lagen die Temperaturen am Morgen doch noch bei knackigen 2 Grad. Das stört mich null, weil ich Winterläufe liebe. Warum? Deshalb zum Beispiel:
Diese Sonne und dieses Licht hast Du nur morgens im Winter. Dafür nehme ich dann auch beschlagene Brillengläser, Zwiebel-Klamotten und eisige Finger in Kauf. Nicht in die Kilometerrechnung eingeflossen sind die zehntausende Schritte, die wir auf römischem Kopfsteinpflaster zurückgelegt haben. Und dieses Kopfsteinpflaster hat leider die üble Angewohnheit, dass man sich schnell mal einen Absatz abreißt. Tja, dann muss man wohl neue Schuhe kaufen… So ein Ärger aber auch…
Gegessen
Ach, gegessen haben wir köstlich! Was für ein Fest der Februar war! Es fing an mit einer wunderbaren Tapas-Party zu der wir spontan die Freunde vom Blog Held am Herd eingeladen hatten. Ich muss unbedingt noch ein paar Rezepte verbloggen. Einiges findet Ihr schon im Blog: Börek, Albondigas, Hummus zum Beispiel. Aber es gab noch viel, viel mehr. Ein Abend, den wir uns ganz tief im Herzen behalten.
Im Blog wurde es mal wieder indisch mit Paneer Jalfrezi
Und Palak Walee Lamb
Sowie einer köstlich exotischen Linsensuppe für mein Dauer-Blog-Event „Entstaubte Klassiker“, bei dem Ihr natürlich auch weiterhin mitmachen könnt. Den nächsten Aufschlag gibt’s am 13. März!
Die Pasta mit Spinat, Walnüssen und Zitrone wurde von mehreren Leser*innen nachgekocht. Da habe ich wohl einen Nerv getroffen! Das freut mich immer besonders und ich danke jeder/jedem für das Feedback, das sie mir geben!
Geschlemmt in Rom
Schon vor über einem halben Jahr hatte ich Flüge nach Rom gebucht. Ich wollte an den Ort zurück, an dem ich vor vier Jahren eine der wichtigsten Entscheidungen meines bisherigen Lebens getroffen hatte: mich selbstständig zu machen. Ein paar Worte dazu hatte ich schon mal ein Jahr danach gepostet. Auch „unsere“ Ferienwohnung am Campo dei Fiori, in der wir vor vier Jahren schon wohnten, war noch frei. Der Blick über die Dächer Roms, der quirlige Markt vor der Tür, hübsche Restaurants, eine gute Pizzeria und Bars um die Ecke – die perfekte Basis für ein langes Geburtstagswochenende.
Den Link zur Wohnung, die wir NICHT über das böse AirBnB gebucht hatten, poste ich hier trotzdem nicht. Denn wir haben uns entschieden, künftig Hotels zu buchen. Auch wenn es bequem ist, morgens den ersten Espresso noch im Bett zu nehmen und eine Flasche Wein, etwas Käse und Schinken im Kühlschrank stehen zu haben, wollen wir nicht an den Folgen des Massentourismus teilhaben. Natürlich bleiben wir auch als Hotelgäste Touristen. Natürlich geben wir auch als FeWo-Bewohner genügend Geld in den Restaurants und Geschäften und Museen aus, um der Stadt Dukaten ins Säckel zu spülen. Aber an der Wohnungsnot der Römer, Londoner, Dubliner, Wiener usw. wollen wir einfach keine Schuld (mehr) tragen. Tschö, kleine Dachterrassenwohnung mit Deiner steilen Treppe, den niedrigen Deckenbalken und dem bezaubernden Ausblick.
Ganz verzichten wird Rom aber nicht auf uns können! Dazu sind die Menschen dort einfach zu bezaubernd – sogar die zugezogenen! Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit Ariane vom Blog Tra dolce ed amaro gefreut. Wie phantastisch dieses Internet ist, das mir immer wieder so herzliche Kontakte beschert. Wer weiß, ob wir uns ohne die Bloggerei je begegnet wären? An meinem Geburtstag folgten wir einer von Arianes Empfehlung und durften den Abend in wunderbarer Begleitung in der Osteria Del Borgo in Cesano vor den Toren Roms verbringen. Wenn Du also mal mit dem Auto in Rom bist oder Dir einen Mietwagen nehmen kannst, ist die (aus dem historischen Zentrum etwa 45-minütige) Fahrt definitiv die Reise wert: eine Osteria wie aus dem Bilderbuch – ganz ohne den Italo-Kitsch, den man in manchen Toskana-Städtchen findet. Dazu ehrliche, wirklich gute, traditionelle Küche mit viel Fleisch, Wild und Innereien. Eines meiner Lieblingsgerichte ist Pappardelle al Cinghiale (breite Pasta mit Wildschwein-Ragù). Das muss ich einfach überall essen, wo es vertrauensvoll angeboten wird:
Das Verzichten auf Chichi und Kitsch setzt sich auf dem Teller fort: Man beachte die Rosmarin-Deko! Aber wer braucht Tellerrand-Gedöns, wenn man so eine köstliche Pasta serviert bekommt? Ein mulmiges, aromatisches Wildschwein-Ragù ohne zu viel Wein oder zu viel Knoblauch oder sonst einem „zu viel“. Dazu Pappardelle mit ordentlich Biss und deutlichem Ei-Geschmack. Köstlich! Die Jungs haben sich ein Bistecca von 1,1 kg („Alles Knochen!“, wie der bEdW mir nach einem Seitenblick versicherte) geteilt. Das Foto erspare ich aber meinen vegetarischen Lesern, versende es aber gerne auf Anfrage 😉
Getrunken
…haben wir in Rom natürlich auch. Also, bitte! Wer so einen schnapszahligen Geburtstag hat, darf auch mal Bacchus zuzwinkern. Empfehlen kann ich etwa die Enoteca L’Angolo Divino ganz in der Nähe des Campo dei Fiori: schlichte Einrichtung, eine gute Auswahl offener Weine, köstliche Kleinigkeiten zu essen (Entenleberpastete!!). Aber den Oscar für die Bar mit dem vielleicht pittoreskesten Ausblick Roms geht an diesen Blick:
Diesen Geburtstags-Sprizz (mit Campari, nicht Aperol!) habe ich mir in der Bar auf der obersten Etage der Engelsburg (aka Castel Sant‘ Angelo) gegönnt – mit Blick durch die Schießscharten auf den Petersdom. Noch Fragen? Ein anderer Tipp stammte ebenfalls von Ariane: Nicht weit von der Spanischen Treppe liegt das Luxus-Kaufhaus Rinascente, das nicht nur verführerische Designer-Stücke anbietet, sondern auch über eine Dachterrasse mit Cafe und Restaurant verfügt, die vielleicht die atemberaubendste der vielen atemberaubenden Blicke bietet. Ach, man kann sich gar nicht entscheiden, welcher Ausblick nun der schönste ist. In jedem Fall lohnt es sich, hoch hinauf zu steigen und über die Dächer der ewigen Stadt zu blicken. Danach darf man dann auch wieder Pasta essen! Apropos:
Nach unserer Rückkehr haben wir noch ganz spontan einen der womöglich letzten geselligen Abende in unserer alten Wohnung verbracht. Gute Freunde (eine fehlte leider), der knuffigste Hund Wiesbadens, lecker Pasta, gute Gespräche und schöne Erinnerungen an die gemeinsamen Abende in diesen vier Wänden – das war ein schöner Abschied vom Februar und den letzten acht Jahren…
Und was bringt der März?
Der Februar war wunderbar! Genau richtig, um ordentlich Kraft zu tanken für das, was uns im März erwartet: Wir bleiben zwar der Wiesbadener Innenstadt treu, wechseln aber mal die Perspektive. Wir essen also noch ein paar Tage aus dem Vorrat und werden nächste Woche nicht drum herum kommen, die örtliche Gastronomie zu besuchen, wenn all unsere Töpfe und Teller verpackt sind. Trotzdem gibt es aber auch im März wieder eine Runde des Dauer-Blog-Events „Entstaubte Klassiker“. Bis dahin könnt Ihr noch an der Februar-Edition mitwirken.
Habt einen schönen März und drückt mir die Daumen, dass nicht zu viel zu Bruch geht beim Umzug! Wir lesen uns auf der anderen Seite wieder 🙂
Das war so ein herrlicher Abend mit euch. Mit all den vielen köstlichen Tapas. Und dem ein oder anderen Glas Wein. Und dem prickelndem rosa Sekt nicht zu vergessen. Wir freuen und schon sehr auf die Fortsetzungen!! Liebste Grüße aus der Heldenküche <3
Das war ein toller Start in den Februar, der danach nur noch Sole e Vino für den Geburtstagsfisch bereitgehalten hat! Das wiederholen wir unbedingt!
Liebe Julia,
ein toller Monatsrückblick! Rom ist wirklich eine Traumstadt und die exotische Linsensuppe steht auch schon auf meiner ToDo Liste. Gleich werden erstmal die Gäste bekocht. Ich hoffe ihr seid gut umgezogen und ich freue mich auf neue Rezeptideen.
Gruß,
Petra
Danke Dir! Machen jetzt mal Feierabend vom Kistenpacken! Morgen gehts weiter… Viel Spaß mit Deinen Gästen!