Lieblinge im September

Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass jemand die Uhr vorstellt, wenn ich mal ein paar Stunden die Augen zumache. In Wirklichkeit ist erst Juni und irgendwer hat die Blätter bunt angepinselt. Tatsächlich ist das letzte Quartal angebrochen und in 83 Tagen ist Heiligabend. DREIUNDACHTZIG! Ich glaube, ich sammle ab sofort mal Geschenk- und Deko-Ideen… Aber vorher gucke ich noch mal zurück auf die letzten 30 Tag. Guckst Du mit?

Gelaufen

Bis auf eine kleine Pause im Januar bin ich bisher das Jahr durchgelaufen – heißt mindestens 2 Läufe die Woche, meistens 3, manchmal auch 4. Immer morgens. Auch, wenn es schwer fällt. Aber ich will um nichts auf der Welt diesen Start in den Tag missen: kühle Luft, wunderschönes Licht, manchmal ein feuchter Nieselregen, der Dich richtig wach macht. Ganz alleine mit meinen Gedanken für den Tag. Und jetzt kann man so herrlich sehen, wie der Herbst Einzug hält: Eichhörnchen sammeln Nüsse, die Kastanien knirschen unterm Schuh, die Blätter fallen auf meinen Kopf. Ich liebe es! Insgesamt bin ich in diesem Jahr schon über 500 km gelaufen. Und damit jetzt schon mehr als im gesamten letzten Jahr. Das macht mich gerade ein bisschen stolz und sehr, sehr glücklich.

Im September immer dabei: Der gute alte Kästner:

Das ist ein Abschied mit Standarten
aus Pflaumenblau und Apfelgrün.
Goldlack und Astern flaggt der Garten,
und tausend Königskerzen glühn. (…)

(September, E. Kästner)

Gelesen

Stephen King: Needful Things – zum 70. Geburtstag des Meisters mal wieder einen seiner Klassiker hervorgekramt. So schön böse.

J. D. Vance: Hillbilly Elegie – wenn Du wissen willst, wie der weiße, abgehängte mittlere Westen tickt, lies diese Familiengeschichte eines jungen Yale-Absolventen (und weine ein bisschen über das deutsche Universitäten-System)

Arne Dahl: 6 mal 2 – guter Thrill aus dem Norden mit – wie immer – bescheuertem deutschen Titel. Nicht so gut wie der Vorgänger „6 minus eins“ (diese TITEL!!), aber gepflegte Unterhaltung.

Ellen Dunne: Harte Landung – hervorragende Krimi-Kost der Deutsch-Irin Ellen Dunne, die mit Patsy Logan eine ganz großartige Krimifigur geschaffen hat, die in einem zeitgemäßen, internetbezogenen Fall ermittelt.

Willem Elsschot: Käse – als könnte ich an einem niederländischen Satire-Klassiker aus den 30ern mit diesem Namen vorbeigehen.

Gedacht

…oder besser nachgedacht über die Geschichten hinter diesen Links:

Die Bewerbungsfragen der Oxford-University haben wenig zu tun mit guten Noten und glänzenden CVs. Stattdessen verlangen sie ihren Kandidaten Einiges ab: um die Ecke denken, empathisch sein, über den Tellerrand hinaus blicken. Spannend.

Astrid hat ihre Leser auf da Blog Hof-Huhn aufmerksam gemacht und vermutlich nicht nur mich mit den Blicken auf das „echte“ Landleben fernab von „Landlust“ und Öko-Romantik angefixt. Hier erzählt Ingmar (27) von seinem Leben als Bauer, vom Töten, von Biolandwirtschaft, alten Nutztierrassen, von der Würde der Tiere. Er rappt und dichtet, lebte einige Zeit in Schweden und kann wirklich gut schreiben. Nicht nur für mich als Dorfkind eine spannende, ehrliche, gute Lektüre.

Für den Tagespass zu 1,99€ kannst Du auf den Online-Seiten der FAZ unter anderem diesen Artikel von Italien-Korrespondent Tobias Piller lesen: Ein Angebot, das sie nicht ablehnen können. Er beschreibt darin die beschwerliche Tomatenernte in Apulien, für die afrikanische Arbeiter in teils sklavenähnlichen Bedingungen beschäftigt werden. Und die Mafia verdient kräftig mit.

Gegessen

So viel Asien wie diesen Monat war selten im Blog – mit meiner Madras-Curry-Mischung (nicht nur) für Currys, einem japanisch inspirierten Thunfischtatar, einem hausgemachten Döner mit japanischem (!) Krautsalat, japanischem (hüstel) crispy Chicken, Gurkensalat und Miso-Kartoffeln, blitzschnellem Pad Prik Dang Gai, der unerlässlichen süß-scharfen Chilisauce aus dem China-Imbiss (natürlich hausgemacht!) und monglischem Beef zur Dschingis-Khan-Choreographie. Nur das mediterran eingelegte Sommergemüse für unsere Rettungsaktion fiel da etwas aus dem Rahmen. Aber wenn hier weiterhin so viel zu tun bleibt, wird mich die schnelle Wok-Küche auch im Oktober begleiten…

Gehört

Es mag ja etwas merkwürdig klingen. Aber einen Tag im September hatte ich mir selbst freigegeben (super, wenn man quasi selbst seine Urlaubsanträge abzeichnen kann!), um einen intensiven Herbstputz zu machen. Ja, ich vermute, das ist dann diese Spießigkeit, über die wir früher immer gelacht haben. Aber tolle Podcasts habe ich dabei entdeckt:

Etwa dieses Feature auf SWR2 zur Richard-Löwenherz-Ausstellung in Speyer. Da will ich unbedingt noch hin!

Oder den neuen täglichen Podcast „Was jetzt?“ von der ZEIT. Hier findest Du auch alle anderen Podcasts der Redaktion.

Oder Pod save America, ein progressiver Podcast aus den USA, auf den ich durch ein Interview mit Hillary Clinton aufmerksam geworden bin.

Hast Du noch einen Podcast-Tipp für mich?

Im Oktober freue ich mich auf unseren zwölften (!) Hochzeitstag, ein Treffen mit Bloggerin Claudia von Geschmeidige Köstlichkeiten, die Vergabe des Nobelpreises für Literatur, den Besuch meiner Schwester, ein paar tolle (berufliche und private) Netzwerktreffen und den zusätzlichen Feiertag am 31. Oktober.

Ich wünsche Dir einen goldenen Oktober!

 

 

 

 

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  1. Mitgeguckt und wieder Lesetipps vorgemerkt!
    Der Tipp für Jussi Adler-Olson war doch auch von dir? Ich lese mich gerade durch alle seine Fälle mit Carl Mørck!
    Deine Rezepte habe ich natürlich alle schon gelesen: sehr inspirierend – lass‘ den Wok nur weiterhin an!
    Mit besten Grüssen aus Fernost,
    FEL!X

    1. Julia Author says:

      Das freut mich sehr! Danke für das Feedback!

  2. Super! sportlich und genussvoll in den Herbst 🍂

    1. Ja, diese goldenen Herbsttage sind mir die liebsten Lauf-Tage. Wobei ich ja auch Laufen im Regen mag 🙂 Und dann gehen wir bald noch mal lunchen, ja?

  3. Lese-Tipps sind immer gut… Im September hatte ich Urlaub und üppig gelesen, das tat so gut!
    Dass nun das Jahr schon fast wieder um ist, ich finds auch unerhört, es hat doch eben erst angefangen. Deine schönen Sonneblumen, die trösten etwas, immerhin….

    1. Dankeschön. Vielleicht ist ja was Passendes dabei für lange Leseabende im Herbst. Die Sonnenblumen tun auch richtig gut. Überhaupt ist jetzt ein Bummel über den Markt so farbenfroh!

  4. Needful Things? Wenn ich damals nicht im Krankenhaus gelegen hätte, würde das Buch immer noch nahezu ungelesen hier rumliegen. Was waren die ersten hundert Seiten zäh… Ich hab’s mir letztens nochmal als Hörbuch gegönnt, aber bin auch nicht sehr weit gekommen, obwohl ich weiß, dass es später spannend wird.

    Ich bin ja ein Riesenfan von den Kurzgeschichten Kings – Das Floss, Der Nebel, Travel, Mrs Todd’s Abkürzung *schwärm* und natürlich The Green Mile, das ich tatsächlich damals in diesen sechs Büchlein gekauft habe, jeden Monat eins. Also kaufen, in kürzester Zeit inhalieren und dann 30 Tage warten. Das war grausam!

    1. Julia Author says:

      Meine erste Erinnerung an King ist „Friedhof der Kuscheltiere“ als Fortsetzungsroman im Stern. Ich war zu klein und durfte das nicht lesen, weil es so gruselig war. Aber meine Schwester und meine Mutter warteten jede Woche hysterisch auf den Stern. Todesmarsch fand ich großartig. Und Dolores will ich unbedingt bald mal lesen. Ich entdecke King erst für mich. Was mich tief bewegt und nachhaltig zum Nachdenken angehalten hat: Der Anschlag.

  5. Ich freue mir ja jeden Monat ein Loch in den Bauch über Deinen Monatsrückblick! Und dass Du jetzt noch verlinkst, wie ich verlinke, das ist social media at it’s best – und freut mich für Ingmar ganz arg!

    Needful Things – mein Lieblings-King! Vor ca. 25 Jahren oder so das erste Mal gelesen und danach unzählige Male wieder. Und die Verfilmung war nicht sooo grottig, zumindest war sie fabelhaft besetzt. Ed Harris, Max von Sydow(!) und hat nicht auch Faye Dunnaway mitgespielt?

    1. Julia Author says:

      Dafür liebe ich dieses Internet doch so: Man lernt täglich neue Dinge, Leute, Ideen kennen. Großartig! Und: Für Max von Sydow kann man sich sogar einen Ingmar-Bergman-Film im Original angucken, finde ich. Einen King adelt er erst recht. Wobei die meisten Verfilmungen nicht so prall sind. Gerade dieser subtile (oder auch mal weniger subtile) Grusel, der sich in Deinem Kopf abspielt, und den nur King so heraufbeschwören kann, ist für mich die wahre Könnerschaft dieses Autoren. In Filmen wirkt das oft platt oder sogar unfreiwillig komisch.

      1. Ja, das war vor allen Dingen bei der Verfilmung von Friedhof der Kuscheltiere so. Hilfe, was war der Film schlecht. Es fehlte halt dieser subtile Grusel, den man im Buch findet.

        Und da fällt mir noch ein Lieblingsking ein – Christine <3

        Lustig, dass ich es so gar nicht mit Horror oder Gruselzeugs habe, aber King geht für mich immer 🙂

  6. Da wir gerade bei King-Verfilmungen sind und Julia das Buch noch nicht gelesen hat – die Verfilmung von Dolores ist toll! Kathy Bates halt.

    1. Julia Author says:

      Läuft aktuell auf TNT Film. Wie auch Ferris macht blau. Einer meiner Lieblings-80er!

  7. Alexandra says:

    Sehr geehrte Frau Richter,

    Ihre Monatsrückblicke sind immer eine Freude.
    Ich habe den Septemerrückblick bei einem Glas Rotwein in der Badewanne genossen.
    Das ipad ist glücklicherweise nicht ins Wasser gefallen.
    Vielen Dank für die podcasts. Finde ich super (ich bin ja leider bei solchen Dingen gerne mal hintendran).

    Herzliche Grüße

    Ihre Alexandra Krell 🙂

    1. Julia Author says:

      Sehr geehrte Frau Krell, ich fühle mich geehrt :-*

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