Selbstgebackenes Cider-Brot nach Nigel Slater

Ich habe Brot gebacken. Nein: ICH! HABE! BROT! GEBACKEN! Denn das ist eine Mitteilung, die ich in Großbuchstaben setzen muss.  Das köstlich säuerliche Brot mit einem Schluck Cider stammt aus dem Küchentagebuch von Nigel Slater. Ein Brotbäcker wird trotzdem nicht mehr aus mir in diesem Leben…

Es gibt Kochbücher, in denen lese ich wie in einem Roman. Das Küchentagebuch von Nigel Slater ist so eines. Aber auch das Kochbuch „Heston at home“ von Küchenmagier Heston Blumenthal (sein Menü in „The Fat Duck“ kannst Du hier nachlesen) gehört dazu. Während Blumenthals Kochbuch voller wissenschaftlicher Erkenntnisse und Anekdoten aus seinem Koch- und Restaurant-Chef-Leben steckt, ist Slaters Küchentagebuch pure Poesie. Er ist einfach mehr Food-Journalist denn Koch. Oder wie er sagt: „I’m a cook, not a chef“. Ein Bonmot, das nur im englischen Original funktioniert.

Nigel Slater Cider Brot Foodblog German Abendbrot
Knuspriges Dinkel-Weizen-Brot mit Cider nach Nigel Slater.

Und weil Nigel Slater so unaufgeregt kocht wie er schreibt, animiert er mich immer wieder zum Nachkochen, Ausprobieren, Weiterentwickeln. Einige seiner Rezepte findest Du auch hier im Blog. Die Inspiration sieht meist so aus: Ich wache am Wochenende ungewöhnlich früh auf. Das Wetter ist grau und usselig, woraufhin ich im Pyjama und in dicken Wollsocken mit einer Tasse Tee zum Lieblings-Lesesessel gegenüber dem Küchenblock Platz nehme. Dort blättre ich dann in Slaters Küchentagebuch und suche mir aus, was mir am Wochenende Spaß machen könnte und was zu den Vorräten passt, die dringend mal reduziert werden müssten. Diesmal war es sein Cidre- oder Cider-Brot.

(Apropos: Im deutschsprachigen Buch steht „Cidre“. Ich bin mir aber 100% sicher, dass Slater in England mit Cider kocht, also dem englischen Apfelwein, nicht dem französischen. Warum man dann im Rezept nicht gleich „Apfelwein-Brot“ schreibt, ist mir ein Rätsel. Denn deutscher Apfelwein ist ebensowenig Cider wie der normannische Cidre. Aber das sind vermutlich Korinthen, mit denen man auch schöne Dinge machen kann.)

Jedenfalls freue ich mich immer darüber, dass die Rezepte gut gelingen. Ein echter Beweis sind Brot-Rezepte. Denn im Backen bin ich eine Null. Erst recht, wenn Hefe, diese Bitch!, ins Spiel kommt. Aber da ich beim Früchtebrot aus dem gleichen Buch schon so Feuer und Flamme war, konnte ich das Cider-Brot einfach nicht ungebacken lassen!

BrotII
Knackig-fruchtiges Früchtebrot nach Nigel Slater. Wunderbar zu Ziegenfrischkäse und Quittenkompott!

Was soll ich sagen? Es hat auch diesmal wieder einwandfrei funktioniert. Ich fühle mich dann immer wie Herkules, wenn nach Blut Schweiß und Tränen dem Backvorgang auch tatsächlich eine genießbare Scheibe Brot auf den Tisch kommt! Und wie sehr bewundere ich Menschen, die mehrmals wöchentlich backen, Sauerteig ansetzen, mit Gärkörbchen jonglieren, als wäre es nichts. Chapeau!

Cider Brot Nigel Slater Rezept Foodblog German Abendbrot
Könnte großporiger sein. Schmeckt aber wunderbar!

Zutaten für einen mittelgroßen Laib Brot Cider-Brot (leicht abgewandelt nach Originalrezept von Nigel Slater):

225 gr Vollkorn-Dinkelmehl

25 gr Vollkorn-Roggenmehl (weil ich nicht mehr genügend Dinkelmehr hatte. Das Original nimmt 250 gr Dinkelvollkornmehl!)

200 gr Weizenmehl Type 405 (statt wie im Original 550 – auch hier lag es an den Vorräten)

1 TL Salz

150 ml Vollmilch

1 TL flüssiger Honig

42 gr (1 Würfel) Hefe (Slater nimmt 35 gr frische Hefe. Aber was soll ich mit 7 gr Hefe-Rest anfangen?)

250 ml trockener Cider oder Cidre (wichtig: KEIN Apfelwein. Denn der hat keine Kohlensäure. Und ich vermute, dass die Kohlensäure eine Rolle spielt beim Backen!)

Optional: 1 TL Brotgewürz (1/2 TL Fenchel-, Koriander- und Kümmelsamen sowie 1/2 Anisstern, gut gemörsert)

etwas Wasser zum Dämpfen im Ofen

Mehl für die Arbeitsfläche

Zubehör: Rührschüssel, Töpfchen für die Milch, ggf. Küchenmaschine (ich knete per Hand), bei Bedarf: Gärkörbchen (hält den Laib in Form und gibt ein hübsches Muster), Pizzastein (für knackige Hitze!), Küchentuch zum Abdecken der Schüssel/des Gärkörbchens, Teigschaber

Zubereitungszeit: 20 min für den Teig, 2 Std. ingesamt für das Gehen des Teiges, 25 min Backzeit

So geht’s:

Mehl in die Schüssel sieben und mit dem Salz vermischen (optional: Brotgewürz hinzugeben). Milch im Töpfchen gerade noch handwarm erwärmen (nicht zu heiß!). Honig und Hefe darin auflösen. Zusammen mit dem Cider über das Mehl gießen und gut vermischen. Achtung: Der Teig ist recht feucht!

Jetzt mit den Händen verkneten und ggf. noch etwas Mehl einwirken. Den Teig zu einer glatten Kugel kneten und in die leicht bemehlte Schüssel geben. Tuch darüberlegen und für etwa eine Stunde gehen lassen.

Nach einer Stunde den Teig herausholen und nochmals kneten. Zurück in die Schüssel, Tuch darüber und weitere 30 min gehen lassen.

Backofen auf 240 Grad vorheizen. Ein Pizzastein sorgt für eine knusprige Unterseite. Aber es geht auch ein Backblech mit Backpapier darauf!

Währendessen den Teig ein letztes Mal kneten und in ein gut bemehltes Gärkörbchen setzen (oder wieder in die Schüssel), zudecken, weitere 20-30min ruhen lassen.

Cider Brot Gärkörbchen Rezept Foodblog German Abendbrot
Letzte Ruhephase im Gärkörbchen…

Wenn der Backofen heiß genug ist, den Brotlaib aus dem Gärkörbchen auf den Pizzastein stürzen, eine Tasse Wasser auf den Backofenboden schütten und sofort die Backofentür schließen.

Brot etwa 25-30 min backen, bis es hohl klingt, wenn Du auf den Boden klopfst.

Das Brot gut auskühlen lassen – am besten auf einem Gitter – bevor Du es anschneidest.

Das Cider-Brot hat einen feinen säuerlichen Geschmack, der hervorragend zu deftigem Schnittkäse oder Leberwurst schmeckt. Wenn es nach 2 Tagen nicht mehr ganz frisch ist, kannst Du es wunderbar für ein Sandwich verwenden. Dazu einfach sehr dünne Scheiben abschneiden und im Sandwichmaker mit etwas Schinken und Käse zubereiten. Oder im Toaster aufbacken.

Ich freue mich immer, wenn die ganze Wohnung nach selbstgebackenem Brot riecht. Aber mir sind Zeit- und Stromeinsatz einfach zu aufwendig, um es regelmäßig zu machen. Dazu kommt, dass ich in Fußnähe gleich mehrere gute Bäcker habe, die auch wirklich noch selber backen. Da unterstütze ich lieber die Handwerker, die davon leben. Ab und an mal selber zu backen, werde ich mir aber auch weiterhin gönnen. Nur eben nicht wöchentlich.

Join the Conversation

  1. Oh, das Rezept muss ich direkt mal meinem Liebsten geben. Der ist seit drei Monaten im Brotbackwahn. Hier kommt derzeit jede Woche eine neue Kreation frisch aus dem Ofen lecker in den Mund. Inzwischen hat er auch sogar schon mächtig Routine und lässt die Küche nicht mehr wie nach einer Schlacht zurück. 😉 Er freut sich bestimmt mächtig über dieses tolle Rezept. Daaaaanke! 😄

    1. Das klingt super! Dann lass mich mal wissen, wie ihm/Euch das Brot getaugt hat!

      1. Werde ich auf jeden Fall machen. 😄

  2. Glückwunsch! Trotz guter Bäcker auch hier, selbstgebackenes Brot schmeckt einfach nochmal besser. Uns wenigstens.

    1. Hm, mein Brot schmeckt mir irgendwie nicht besser. Es ist eher der Geruch. Und die Gewissheit etwas so Schönes mit den eigenen Händen gemacht zu haben. So knusprig und lecker bekommt es mein Bäcker eher hin…

      1. Nein, nein, ich halte jetzt keinen Vortrag über Vorteige, wenig Hefe, lange Teigführung undsoweiter. Vielleicht sei mir ein Hinweis erlaubt: https://annaantonia1.wordpress.com/2015/09/10/brotbacken-im-umluft-ofen/

        1. Danke. Der ist Dir natürlich erlaubt. Kleine Frage an Teig-Cracks: Wenn ein Weizenmehlteig (für Fladenbrot und ohne Hefe; nur Wasser, Salz, Weizenmehl) beim Ausrollen zusammen“schnurrt“, habe ich WAS falsch gemacht??

          1. nein- das passiert gelegentlich. Einfach dem Teig noch etwas Ruhezeit geben, dann gehts meistens.

          2. Danke! Dann waren die 30min im Rezept nicht genug. Gilt auch für Hefeteig, oder?

          3. ja klar. Portionieren, grob vorformen und dann nochmal 20-30 min einfach liegenlassen.

  3. Uns ja auch. 😄 Und ich bin auch derbe dankbar, dass mein Liebster zu einem genialen Hobbybäcker mutiert ist. Neuerdings kommen sogar die Wochenendbrötchen aus dem eigenen Ofen. Das ist schon toll. 😍

    1. Oh, an Brötchen will ich mich auch mal versuchen. Hast Du da ein einfaches Rezept?

      1. Ich habe da gar nichts, aber mein Mann. 😉 Ich frage ihn heute Abend mal danach und reiche es spätestens morgen hier an dich weiter. 😊

  4. wenn du nicht, wer dann 😉 das mache ich demnächst auch mal. An Land. Liebe Grüße Cornelia

    1. Ich backe ja auch gerne Brot. Aber so richtig überzeugt bin ich vom Selberbacken noch nicht. Das wäre sicherlich anders, hätten wir keine gescheiten Bäcker im Umkreis… Lass mal hören, wie es Dir geschmeckt hat!

  5. OMG, sie hat Brot gebacken! 🙂
    Auch hier sind wir wieder mal kulinarische Schwestern. Nach mehreren Versuchen, die ganz passabel bis ungeniessbar waren, habe ich es mehr oder weniger wieder dran gegeben. Aus den Gründen, die du auch anführst – mehr als einen guten Bäcker in bequemer Laufnähe.
    Auch wenn ich den Duft frisch gebackenen Brotes liebe, esse ich auch nicht so viel davon, dass es sich lohnt, dafür extra zu backen. Und der Mann.. Nuja, der geht ohne Frühstück aus dem Haus und will abends „was warmes“.. 🙂
    Das tolle, selbst gebackene Brot wurde hier mehr als einmal „oll“
    Aber der nächste Brotback-Rappel kommt bestimmt 🙂

    1. Das ist immer das Schlimmste: Wenn Brot hart wird! Zumal Selbstgebackenes! Soviel Semmelbrösel können wir gar nicht verbrauchen 🙂

  6. brittak65 says:

    Nigel Slater kocht auf „TV Gusto“, und ich liebe seine – wie Du richtig sagst – unaufgerege Art zu kochen.

    Ich habe schon ein Kochbuch von ihm, vielleicht ist das von Dir vorgestellte Buch irgendwann auch mal in meinem Kochbuchregal zu finden.

    Liebe Grüße Britta

    1. Liebe Britta, wenn Du Slater magst, wirst Du das Küchentagebuch sehr mögen. Es gibt viel Text – über seinen Garten, den Umgang mit Lebensmitteln, Selbstgezogenes, den Küchenumbau… Ich lese das wirklich gerne. Und die Rezepte sind auch top!

  7. Küchenlatein says:

    Also ich habe Brote mit Apfelwein mit und Kohlensäure verbacken, ich habe da keine großen Unterschiede feststellen können. Klingt gut, das Rezept und das Brot sieht schön aus

  8. Das sieht doch toll aus, nicht so bescheiden 😉
    Und danke auch für den Buchtipp, da werde ich mal nach schauen

  9. Das macht mir Mut, liebe Julia! Das Brot und ich wollen beim Backen nämlich auch nicht so recht zueinanderfinden. Ich versuche es immer wieder (und musste gestern erst einen umgekippten Sauerteigansatz entsorgen), bin aber auch schnell ziemlich demotiviert, wenn es nicht klappt. Das Rezept scheine ich bei Nigel Slater überblättert zu haben, deshalb umso schöner, dass du es hier noch mal präsentierst. Wird ausprobiert! 🙂
    LG
    Sabrina

    1. Gib nicht auf!! Das wird schon. Backen hat, glaube ich, viel mit Erfahrung und Routine zu tun!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Close
© Copyright germanabendbrot.de
Impressum - Datenschutz
Close