Ok, Heston Blumenthal war leider nicht anwesend, als wir im November in seiner „The Fat Duck“ essen waren. Aber der Meister war allgegenwärtig. Diese Kreativität gepaart mit kindlicher Freude an verrückten Ideen, erstklassigen Produkten, wilden Überraschungen – das kann derzeit eigentlich nur er!
Einen Tisch in der „fetten Ente“ zu bekommen hatten wir gar nicht für möglich gehalten. Im letzten Jahr hatte Blumenthal sein kleines, altes Pub in Bray bei London sechs Monate geschlossen, um es komplett umzubauen. In der Zwischenzeit zog die gesamte Mannschaft der „Fat Duck“ nach Australien um! Bei der Wiedereröffnung in England gab es dann nicht nur eine doppelt so große Küche (wie klein muss erst die alte gewesen sein?!), sondern auch ein neues Menü – und nach insgesamt acht Testessen auch wieder 3 Michelin-Sterne.
Hier einen Tisch zu ergattern schien uns wie der Sechser im Lotto. Oder, um im Bild zu bleiben, wie das berühmte „Golden Ticket“. Das gewinnt der kleine Charlie in Roald Dahls „Charlie and the Chocolate Factory“ und darf damit in die Schokoladenfabrik des irren Süßigkeiten-Barons Willy Wonka. Eine Parallele, die immer wieder mal auftaucht: Blumenthal ist Willy Wonka! Glaub‘ mir!
Also ließen wir uns auf die Warteliste setzen und hatten das Ganze schon fast vergessen, als wir eine Email erhielten, die der bEdW fast schon als Spam weggeklickt hätte: An einem Dienstag im November um 12h dürften wir uns in The Fat Duck einfinden. Dafür gab es auch ein Ticket (nicht golden! Ich prangere das an!) inklusive QR-Code, das wir mitzubringen hätten. Und bitte pünktlich sein! Also, falls wir zusagen wollten… ABER KLAR!! Wir sind quietschend rumgehüpft wie die Kinder und haben uns wochenlang darauf gefreut wie die Schnitzel!
Ein Lunch bei Heston Blumenthal beginnt aber nicht erst mit dem Eintritt in’s Restaurant. Nein, vorher haben wir locker drei mal mit super netten Leuten aus dem Customer Service telefoniert und einen Fragebogen ausgefüllt: Gibt es Allergien? Haben wir etwas zu feiern? Was sind Eure liebsten Fruchtaromen? Woran erinnert Ihr Euch besonders, wenn Ihr an Urlaube in der Kindheit denkt? Welche Reise, die Ihr gemeinsam unternommen habt, war ganz besonders?
Steigert natürlich die Vorfreude! Denn wir wussten bereits aus einer TV-Sendung über das wiedereröffnete Restaurant, dass Blumenthal seine Menüs für jeden Gast ein gaaaaanz klein bisschen personalisiert. Crazy shit!
Aber nicht lang rumgequatscht! Ich nehme Euch jetzt mit zu unserem großartigen Menü, für das ich erstmals überhaupt Fotos in einem Restaurant gemacht habe! (Normalerweise hasse ich das wie die Pest. Ich will das Essen ja genießen!) Aber eine solche Once-in-a-lifetime-Situation kann man ruhig mal unauffällig mit dem Handy festhalten. Und, glaub mir, ich war nicht die einzige, die Fotos gemacht hat!
Schon im Zug von Paddington Station nach Maidenhead kamen wir uns vor wie im Zug nach Hogwarts! Da wir etwas zu früh waren, nahmen wir noch ein schnelles Ale im Pub „The Hinds Head“ (gehört auch Blumenthal und ist super kuschelig!) und beobachteten, wie ständig die Türen auf und zu gingen, Platten über die Straße getragen wurden und eifrige Köche ihr Leben riskierten, um über die Hauptstraße in Bray zu kommen. Wie im Märchen „Zwerg Nase“.
Punkt 12 standen wir dann also vor der Tür und traten in einen dunklen Vorraum ein, in dem eine Hologramm-Weltkugel sich drehte.
Let the story begin….
Natürlich wurden wir – dem QR-Code sei Dank – mit Namen begrüßt. Dazu ein Dankeschön, dass wir mit ihnen unseren Hochzeitstag „nachfeiern“. Eine schöne, persönliche Geste. Überhaupt ist der junge, unaufgeregte Service ein Genuss.
Das Restaurant ist sehr niedrig (aus dem 16. Jahrhundert stammt das alte Gebäude!) und innen ganz in weiß eingerichtet. Gerade einmal 40 Personen finden darin Platz. Mittags gibt es das exakt gleiche Menü wie abends. An runden Tischen, die jeweils eine eigene Lampe haben (das wird noch wichtig!), sitzen also viele gespannte Paare oder kleinere Gruppen, denen man die kribbelige Vorfreude anmerkt.
Deshalb erstmal einen Apertif. Aber nicht irgendwie im Glas oder so! Nein, hier wird der Drink, den Du Dir aus vier Varianten auswählst, in flüssigem Stickstoff zu einem kleinen, eiskalten Häppchen. Und wer durch die Nase ausatmet, ist der „Drache“, weil der kalte Dampf aussieht wie Rauchwölkchen:
Als kleiner Gruß aus der Küche: Eine Praline aus Roter Bete mit Meerrettich-Créme. Ein leichter, schaumig-knuspriger Genuss, der schon mal einen Vorgeschmack auf die Aromenexplosionen gibt, die uns noch erwarten…
Heston Blumenthal serviert natürlich nicht irgendein Menü! Nein, es ist eine Reise durch einen Ferien-Tag in seiner Kindheit. Vom Aufstehen bis zum Ins-Bett-Gehen. Dafür ist die phantasiereich gestaltete Karte, die man am besten mit der Lupe liest. Einen kleinen Eindruck findest Du hier. Aber eigentlich brauchst Du die Karte gar nicht! Das wunderbar entspannte und freundliche Personal (keine Spur von 3-Sterne-Standesdünkel!) führt Dich durch den Tag und hat erkennbar Spaß an der gemeinsamen Reise…
Quasi noch im Bett und mit einer Idee davon, wie wir den Tag beginnen wollen, starten wir mit einer „Botanical Gazpacho“ in das Menü: Einem Eierstich aus geräuchertem Kreuzkümmel mit einem Selleriesorbet, essbaren Blüten und einem kalten Tonic aus verschiedenen Kräutern, das erst am Tisch in den Teller gegossen wird.
(Ich habe die Fotos übrigens nicht aufgehellt, damit Du siehst, wie die Beleuchtung die einzelnen Phasen des Tages wiedergibt. Denn wirklich alles ist Teil des Menüs. Eine hübsche Idee! Bei diesem Gang ist es übrigens noch nicht ganz hell, denn wir sind ja noch nicht richtig wach, gell?)
Auf geht’s zum Frühstück. Und dazu gehört in England eine Tasse Tee. Aber nicht irgendeine! Unser Tee ist eine kräftige Brühe vom Kaninchen. Woran erinnert uns das Kaninchen? Richtig! An Alice im Wunderland. Alice folgt dem weißen Kaninchen in seinen Bau und landet – schwupps! – im verrückten Wunderland. Der Hase, der nie Zeit hat und ständig seine Taschenuhr zückt, wird uns übrigens auch noch begegnet. Und wer der verrückte Hutmacher ist, dürfte auch klar sein, oder? Heston Blumenthals Liebe zu Lewis Carrolls Geschichte begegnet Dir an jeder Stelle. Etwa im 1. Stock des Restaurants auf dem Weg zu den Toiletten…
(Woran merkt man, dass man auf einer 3-Sterne-Toilette sitzt? Soll ich Dir das verraten? *kicher*)
Aber zurück zum Tee. Denn auch die Tee-Stunde beim verrückten Hutmacher ist ja eine der beliebtesten Geschichten aus Alice im Wunderland. Die Kaninchenbrühe hält aber noch eine weitere Überraschung parat: Sie ist heiß UND kalt. Jawohl. Du nimmst einen Schluck (vorher nicht umrühren!, warnt unsere Kellnerin) und hast zwei Temperaturen im Mund. Vielleicht (noch) kein kulinarisches Highlight, aber eine tolle Überraschung allemal!
Richtig crazy wird es jetzt beim Frühstück. Engländer sind ja verrückt nach Cornflakes und anderen Cerealien. Also bekommen wir sechs Mini-Packs zur Auswahl, die wir natürlich sofort öffnen dürfen. Denn in jeder Packung ist ja auch immer ein Geschenk, wie wir aus Kindertagen wissen!
Jede Box ist mit so viel Kreativität gestaltet! Von den Nährwertangaben, die totaler Nonsense sind, bis zu den Geduldsspielen auf der Rückseite der Packung: Es gibt unendlich viel zu entdecken. Aber darüber geht naütrlich nicht der Geschmack vergessen. Denn wir sind ja zum Essen hier!
Die „Milch“ in der Müslischale ist natürlich keine. Stattdessen ergeben die getrüffelte Eiermousse und die darunter liegende Tomaten Consommé ein leichtes, cremiges Gefühl auf der Zunge, aus dem Du jede einzelne Geschmackskomponente erkennst. Die crunchy Bacon- und Brot-Flocken sind herzhaft aber sehr fein und ein toller Kontrast zur Créme.
Wer jetzt schon denkt „Der spinnt doch!“, den kann ich beruhigen. Es kommt noch irrer. Aber was uns wirklich verblüfft hat: In keiner Sekunde überwiegt der Spaß und der Zauber das technische Können der Köche oder lenkt ab von den Aromen und der Brillanz der Produkte. Beides ergibt einfach ein unfassbar gutes Ganzes – aber ein bisschen Lust am Verrückten solltest Du schon mitbringen. Am besten lässt Du Dich auf die Reise ein und folgst Heston durch den Tag. Food-Puristen wird das alles „too much“ sein. Aber auch wer ausschließlich die einzelnen Gänge genießen will, kann das tun. Denn jeder einzelne ist großartig!
Ach, das Geschenk! Fast vergessen! In den Cornflakes-Packungen war ein kleines Holz-Puzzle drin. Eine Box mit einem Geldschlitz, die man zusammenbauen musste. Wer zuerst fertig war, bekam eine kleine Münze in seine „Spardose“. Die würden wir später noch brauchen!
Vom Frühstück gestärkt geht’s an den Strand! Hestons schönste Kindheitserinnerung haben mit dem Krebse-Fangen zwischen großen Steinen am englischen Strand zu tun. Also gibt’s erstmal was auf die Ohren: In der Muschel versteckt sich ein iPod mit Meeresrauschen. Denn den folgenden Gang musst Du natürlich im richtigen Umfeld genießen. Bei Blumenthal werden alle Sinne angesprochen:
Dazu gibt es einen Teller zartestes Sashimi von heimischen Fischen zu einem Meeresschaum, der aus Seegrasnoten besteht, auf Tapioka-„Sand“. Alles wird serviert auf einem Holzkästchen mit einer Glasplatte, unter der südamerikanische Sand liegt.
„Krieg ich ’n Eis?“ Die Frage gehört zu einem Strandtag dazu wie Sand in den Schuhen, oder? Heston serviert gleich zwei Mini-Eis: Eine Art Dolomiti mit Waldorf-Salat Aromen und ein Twister mit einem grün-weißen Überzug aus Avocado und Merrettich über einem butterzarten rohen Stückchen Lachs.
Muss ich noch mal betonen, dass trotz aller Spielerei jeder einzelne Bissen absolut phantastisch war? Nie haben die Experimente den eigentlichen Hauptdarsteller – die ausgezeichneten Produkte und das handwerkliche, künstlerische Können der Küche – übertrumpft. Bei so viel Begeisterung für Eis gab’s gleich noch eins dazu:
Aber wir wollten ja Krebse fangen am Strand! Also gibt es einen „Teller“, der aussieht wie ein großer, schwarzer Stein, in dem eine rosafarbene „Cornish Crab“ sitzt – gefüllt mir geräuchertem Kaviar und Forellenrogen. Ihr Innerstes offenbart sie erst, als heiße weiße Schokolade über ihren Panzer läuft und zerschmilzt. Das Tüpfelchen auf dem i sind die Seegras-Aromen, die knackig und frisch den Fisch-Krabben-Kaviar-Schokoladen-Geschmack auflockern. Whoa! Zu dem Zeitpunkt noch mein Lieblingsgang. (Wobei, dieses köstliche Frühstück…)
Ich muss vielleich kurz etwas zum Wein sagen: Wir hatten keine Weinbegleitung gewählt. Nicht aus Geiz, sondern weil wir mittags um 12h vermutlich überfordert gewesen wären mit zu viel unterschiedlichen Weinen zu unserem Menü. Außerdem wollte ich mich durch NICHTS ablenken lassen vom Essen. Wir haben zu unserem gesamten Essen einen Sancerre getrunken, der wunderbar gepasst hat. Überhaupt ist die Weinkarte zwar atemberaubend umfangreich. Sie hat aber auch genügend Posten für „normale“ Menschen, die nicht permanent in 3-Sterne-Restaurants essen. Wir waren jedenfalls mit unserer Entscheidung sehr zufrieden!
Nach dem Vormittag am Strand, verbringen wir den Nachmittag im Wald. Das Licht ändert sich etwas, wir haben ein (imaginäres) Nickerchen gemacht, es hat geregnet. Den feuchten Waldboden können wir förmlich riechen. Kein Wunder, denn DAS hier steht auf dem Tisch:
Dazu gibt es einen Teller, der an einen Waldboden erinnert. Kennst Du das noch? Pilze, getrocknete Beeren, etwas Erde – unter so einem alten Stück Rinde kann man schon einiges entdecken:
Ok, mal sehen, ob ich noch annähernd zusammenbekomme, was da alles auf dem Teller war: Pilze und Trüffel, ein Gelee aus Bete und Brombeere, aromatisiert mit Feigenblättern, kleine Zweige Mädesüß und Wiesenklee und dunkle Schokolade. Etwas Rauke liegt da auch. Aber was auch immer es war: Ich war von diesem Gang absolut geflasht. Die herben und süßen Aromen und die verschiedenen Konsistenzen waren eine Mega-Explosion im Mund. Dabei war immer jedes Aroma zu erkennen. Absolut gigantisch!
Kennst Du die falsche Suppenschildkröte bei Alice im Wunderland, die immer so traurig ist?
Zu dieser Geschichte wird uns der nächste Gang serviert: Eine Glastasse, in der sich ein de- und rekonstruiertes Ei findet, sowie Toast- und Gurkenwürfel und Mini-Pilze.
Das ist aber noch nicht alles. Denn es fehlt der Tee. Als weitere Reminiszenz an Alice im Wunderland hat Heston Blumenthal seinen ganz eigenen Brühwürfel aus Kalbsbrühe hergestellt, in die Form einer Taschenuhr gepresst und vergoldet; längst eines seiner Signature Dishes. Leider war die Uhr so schnell aufgelöst. Ein Video dazu gibt es aber hier.
Wenn jetzt noch kein Verrückter-Hutmacher-Gefühl aufkommt…
Natürlich gibt es zur Tea Time auch ein Sandwich. Und unnötig zu sagen, dass es köstlich war!
Es wird langsam Abend im Heston-Universum. Draußen ist es zwar noch hellichter Tag, aber das Licht wird etwas dämmrig, wir gehen essen! „Welcome to the Restaurant“ heißt es plötzlich und wir bekommen die Speisekarte, die sicher nicht zufällig ein bisschen an die 70er erinnert:
Natürlich ist auch das Brotkörbchen in The Fat Duck vom Feinsten: Sauerteigbrot mit einer Butter aus Cornwall.
Und weil man ja wusste, dass wir aus Deutschland waren, kam auch mal kurz zum Small Talk einer der deutschsprachigen Servicekräfte an den Tisch. Es sind solche unaufgeregten Kleinigkeiten, die einfach bezaubern.
Als „Vorspeise“ zarteste Jakobsmuscheln, Hummerschaum, Trüffel:
Der „Hauptgang“: Taubenbrust und Taubenherz an einer Biersauce, dazu (nicht im Bild) Taubenleber auf geröstetem Brot:
Als „Dessert“: Botrytis Cenerea (also Edelfäule) heißt dieser Gang. Und tatsächlich finden sich Aromen von Roquefort, Trauben, Safran, Bockshornklee, Pfirsich und etwa zwölf weiteren Geschmacksnoten in unterschiedlichsten Konsistenzen auf dem Teller. Ich glaube, DAS war aufgrund seiner handwerklichen Kunst mein Lieblingsgang. Zumal ich – als Käsefan – eine Extraportion Roquefort-Granulat auf dem Teller hatte. Meine Käse-Obsession hatte der bEdW vorab heimlich in den Fragebogen eingetragen, der uns zugeschickt worden war. ILD!
Kannst Du noch? Vielleicht hilft ein kleiner Digestif? Wie wäre es mit schottischem Whisky? Aber natürlich nicht im Glas. Das kann ja jeder. Bei Blumenthal gibt es Whisky Gums. Jedes Fläschchen aus einem speziellen Scotch und präsentiert auf einer schottischen Landkarte (leider etwas unscharf *hicks*). Tatsächlich war jeder Whisky herauszuschmecken. Gut, dass ich mich mit dem Thema seit einiger Zeit ein bisschen beschäftige.
Der imaginäre Restaurant-Besuch neigt sich dem Ende. Zeit in’s Bett zu gehen nach einem ereignisreichen Tag. Das Licht wird weiter gedimmt und der Dessert-Löffel wird an den Tisch gebracht: Ein fluffiger Löffelgriff parfümiert mit Vanille und Tonkabohne, der sofort ein kuscheliges, „ich will in’s Bett“-Gefühl schafft.
Fast fallen uns schon die Augen zu und wir gleiten hinüber in’s Traumland. Ist das ein fliegendes Kissen mit zwei luftigen Baissers?
Das eigentliche Dessert (das Du mit dem fluffigen Löffel isst!) besteht aus Milch- und Kokos-Eis, Panna Cotta und gedämpftem Bisquit. Das Ganze ist so milchig und leicht, dass man es vermutlich auch aus einem Fläschchen trinken könnte. Fehlt nur noch, dass irgendwo jemand die Spieluhr aufzieht…
Erinnerst Du Dich an die Münze, die uns in unsere Holz-Box gesteckt wurde? Die brauchen wir jetzt. Denn wie jedes Kind träumt auch Heston Blumenthal von einem eigenen Süßwarenladen. Den hat er sich für 150.000 £ bauen lassen – inklusive einem nachgebauten Mini-Heston-Kinderzimmer und einem Mini-Fat-Duck-Kochlabor, was leider auf dem Foto nicht zu sehen ist. Die Münze wandert in einen Schlitz, der Mechanismus startet, die Schubladen bewegen sich und raus kommt: Süßkram!
Die hausgemachten Süßigkeiten sind u.a. ein Toffee, das in essbares Zellophan eingewickelt ist, und eine Praline mit unserer Lieblingsfruchtnote sowie eine essbare Spielkarte mit der Herzkönigin (Alice! im! Wunderland!):
Die Süßigkeiten dürfen wir natürlich – wie bei einem Kindergeburtstag – mit nach Hause nehmen. Dafür gibt es hauseigene hübsche Tütchen:
Auch die Holzbox, die Speisekarte und unsere Cornflakes-Packungen wandern in das Tütchen als Erinnerung. Ja, erinnert an Kindergeburtstag. Aber an einen der guten Sorte, wo alle mit rosigen Bäckchen, glücklich und müde nach Hause gehen uns in’s Bett fallen.
Wir dürfen der Küchen-Crew noch mal herzlich Danke und Auf Wiedersehen sagen, stehen plötzlich in den Nachmittagshimmel blinzelnd vor dem kleinen alten Häuschen auf der Hauptstraße von Bray und grinsen wie die Honigkuchenpferde!
Als man uns fragt, ob man uns ein Taxi rufen dürfe, lehnen wir danken ab und sagen, dass wir erstmal im Pub noch einen Absacker nehmen. „That’s the spirit, mate!“ rufen sie uns hinterher. Die Tür geht zu und hinter den Kulissen geht die Magie in die nächste Runde für die Abendvorstellung, während wir ein kaltes Ale nehmen und uns gegenseitig versichern, dass wir nie, nie, nie besser gegessen haben.
Ich habe schon öfter hier im Blog erwähnt, dass ich Heston Blumenthal für einen Magier halte. Aber bis dahin kannte ich seine Gerichte ja nur aus dem Fernsehen. Erst jetzt, wo ich mit allen Sinnen riechen, schmecken, fühlen, sehen und hören konnte, was dieser Autodidakt in seiner Hexenküche erspinnt, weiß ich: Willy Wonka existiert tatsächlich.
Kann man hier irgendwo Sterne für den Beitrag vergeben? Großartiger Bericht über ein großartiges Restaurant! Ich kenne es noch aus seiner Anfangszeit, da hatte Heston erst einen (oder waren es Zwei?) Sterne aber er hat damals schon ‚wild‘ experimentiert. Im selben Dorf ist das Waterside Inn von den Roux Brothers – die hatten damals schon 3 Sterne, aber die Küche war (und ist) klassisch französisch. Bray ist schon eine Reise wert – die für mich seinerzeit nur eine halbe Stunde dauerte weil ich in London lebte. Besinnliche Feiertage wünsche ich! Schöne Grüße, Tommy
Herzlichen Dank für Dein Feedback, Tommy. London ist ja kulinarisch auch immer eine Reise wert! Schöne Feiertage!!
Hach, wie cool. Danke für den ausführlichen Bericht! Ja, Sterneküche verzaubert immer wieder und klar, London auch. Ein großartiges Menü wurde Euch das kredenzt, klasse! Demnächst werde ich im Blog von München berichten… vielleicht magste mal reinklicken…
Unbedingt! Denn in 10 Jahren München habe ich es nie ins Tantris geschafft. Ist das zu glauben?
Danke für diese wunderbare Zusammenfassung eines großartigen Ereignisses!
Oh my god! Der grüne Neid wabert dir von mir entgegen! Du schreibst es aber auch so verdammt verlockend, das gehört schon fast zensiert! Ja, Heston Blumenthal ist der Größte, was ich leider nur aus dem Genuss seiner Bücher und Videos heraus sagen kann. Er kann das, was ich in vielen Sterneküchen neben den durchaus sehr kreativen Gerichten doch vermisse: Die Magie, das Spiel rund um die Kreationen, die den Genuss erst perfekt machen. Ich bin fasziniert von der Liebe zum Gast. So persönlich zu bewirten gelingt ja meist nur besten Freunden ganz privat. Danke für diesen überaus köstlichen Bericht, der mich ein Bisschen dabei sein lassen durfte!
Danke, Hanning. Es freut mich, dass unsere Begeisterung spürbar wird. Denn das war wirklich genial!
Liebe Julia,
das ist der wohl schönste und inspirierende Bericht über einen Restaurantbesuch, den ich seit langem gelesen habe. Nichts von der Langeweile in anderen Blogs, die lediglich Teller ablichten und sagen: guck, hier war ich.
Wir überlegen schon seit längerem, wirklich nur mal zum Mittagessen „rüberzufliegen“, also morgens hin, abends zurück.
Was hat das Menü aktuell gekostet pro Person ohne den Wein?
Was ich noch leise anmerken möchte, weil ich es immer so schade finde, wenn diese falsche Vorstellung verbreitet wird: Es gibt nirgendwo 3-Sterne-Standesdünkel, zumindest habe ich ihn in keinem der Restaurants, in denen ich bisher war, jemals erlebt.
Ich sende Wünsche für ein wunderbares Weihnachtsfest an euch über den Rhein!
Liebe Astrid, ich danke Dir für Dein Feedback. Da der ein oder andere aber vielleicht zurückschreckt vor einem Besuch in einem 3-Sterne-Haus, wollte ich einfach nochmal hervorheben, dass es den in Bray nicht gibt. Zu viele Vergleichsmöglichkeiten habe ich aber auch nicht.
Das Menü kostet aktuell 255£ ohne Wein. Es gibt Weinbegleitungen ab – ich glaube – 165£ bis 850£. Beides war für uns mittags aber keine Option.
Last but not least: Ich bin heilfroh, dass wir nicht fly in-fly out gemacht haben!! Unser Trip fiel nämlich prompt in den Lufthamsa-Streik, der uns 1/2 Tag Urlaub & Nerven gekostet hat. Da Du, wie üblich, das Menü vorab zahlst, wäre das Geld zudem weg bei Verspätung. Aber: Macht das mal. Es war unbeschreiblich!
Wahnsinn! Mehr krieg ich grad nicht raus!
:-*
Großartigst! Was ein toller Bericht und so ein abgefahrenes Menü. Ich bin ein bisschen neidisch, ach was, meganeidisch! Wir stehen ja auch sehr auf Heston Blumenthal und der Wunsch, bei ihm zu essen, ist gerade noch mal deutlich größer geworden. Vielen Dank fürs Mitnehmen! <3
LG
Sabrina
Gerne geschehen! Gönnt es Euch, wenn möglich. Es ist wirklich WHOOOAAAAA!!!
Grossartig! Es sei Euch gegönnt 🙂 (und mir hoffentlich auch eines Tages).
Frohe und genussvolle Festtage und
liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Vorsatz für 2017? 😉
Meine Liebste musste ich nicht groß überzeugen, nachdem sie deinen Bericht gelesen hatte: Wir wollen da auch hin! Wie lange musstet ihr denn auf einen Termin warten?
Das waren, glaube ich 4-6 Monate. So genau weiß ich das nicht mehr. Und wir bekamen etwa 4 Wochen vorher Bescheid. Ein Mittagstermin unter der Woche ist wohl nicht sooooo schwierig zu bekommen. Als wir den 1. vorgeschlagenen Termin nicht wahrnehmen konnten, gab man uns eine Alternative. Alles sehr nett! Viel Glück! Es lohnt sich!! PS: Gutes, günstiges Hotel in London: Motel One Tower Hill.
Danke, wir gehen es gleich zwischen den Jahren an. Unterkunft seit Jahren bei uns Charlotte’s Guesthouse in West-Hamstead. Zwar nur 2 Sterne, aber niedlich und superlieb.
Wie schön! Danke für den Tipp. Und lasst hören, wenn Ihr hinfahrt. Schön, dass ich Euch inspirieren konnte. Frohe Weihnacht!
Boah! Da will ich hin!!! Ganz großartig, auch dein Beitrag, liebe Julia. Dir und deinen Lieben ein wunderbares Weihnachtsfest – habt es fein!
Herzlichen Dank
Sooo schön geschrieben. Und wie Astrid schon sagte, nicht zu vergleichen mit den sonst üblichen (Angeber-)Besuchsbeschreibungen.
Während in der Küche erst einmal alles allein vor sich hin köcheln kann, habe ich mich ganz wunderbar entspannt und mir diese imaginäre Weihnachtsfreude gegönnt. Dankeschön.
Ich danke Dir für das Feedback! Frohe Weihnachten!
Hach! Dafür mußte ich mir einfach ein wenig Zeit nehmen, ganz großes Kino, dein Beitrag- so wie es das Essen wohl auch war. Ich kriege direkt Lust- mal überlegen welches spannende Ereignis mit einem solchen Traum-Esse gekrönt werden sollte.
Ja, es war etwas ganz Besonderes. Ich bin froh, dass nicht die Vernunft gesiegt hat, sondern Neugierde und die Lust auf Neues!
Wahnisnn! Wie konnte ich diesen Beitrag bisher nur überlesen? So ein tolles Erlebnis, das will ich auch 🙂
Och, der liest sich auch heute noch gut. Danke :-*
Ich bin auch erst jetzt über Deinen tollen Artikel gestolpert! Wie konnte ich das als (Alice) im Wunderland Fan überlesen? Ein wirklich tolles und faszinierendes Erlebnis das Ihr da hattet und Du hast alles so wundervoll geschrieben! Ganz große klasse! Für uns wäre das aber nichts, auch wenn ich es einfach nur mega finde, aber mein Schätzel würde ich ich nie in so nen Laden kriegen haha 😀
LG Alice
Danke, liebe Alice. Für uns beide hat das wunderbar gepasst. Aber es muss ja nicht immer jeder alles mögen. Es gibt so viele tolle Restaurants… Aber Dir als Alice-Fan hätten die Idee und das Ambiente sicher getaugt!