Helau! Heute gibt’s ein klassische Fassenachts-Essen aus Hessen! Traditionell wird es an Aschermittwoch serviert: Sauerkraut, Rippchen und Kartoffelpüree!
Hessen kulinarisch bedeutet für mich Grie Soß, Handkäs, Äppelwoi, Sauerkraut! (Natürlich nicht in dieser Zusammenstellung!). Im Münchner Exil habe ich oft von richtig saurem, knackigen Sauerkraut geträumt. Die bayerische Variante ist lecker – für meine hessische Seele aber zu verkocht und nicht sauer genug. (Leute, das heißt doch nicht ohne Grund SAUERkraut!). Auch die Varianten mit Champagner oder Wein sind delikat. Awwer halt kaan hessisches Sauerkraut! Und sowieso nur perfekt mit Kartoffelpüree und Rippchen!
Sauerkraut muss sauer sein!
Sauerkraut muss Dir das Hemd in die Hose ziehen – und hat zusammen mit Äppelwoi eine verheerende Wirkung auf die Verdauung. Ungeübte und Zugereiste sollten sich unbedingt in der Nähe einer (schalldichten!) Toilette befinden, wenn sie die Klassiker der hessischen Küche erstmals und unvorbereitet gemeinsam genießen.
Klassisch kommt das hessische Sauerkraut natürlich mit Rippchen auf den Teller. Auch werden gerne kleine Leber- oder Blutwürste auf dem Kraut liegend gegart. Sehr köstlich! Ich mag’s aber auch gerne mal etwas einfacher: Mit Kartoffelpüree und Frankfurter Würstchen!
Glücklich, wer noch eine Oma hat, die das Sauerkraut selber einschneidet und im kühlen Keller reifen lässt. Meine kann dies seit einigen Jahren leider nicht mehr. Und für immer kleiner werdende Haushalte lohnt sich der Aufwand auch kaum. Zudem stinkt das vergärende Kraut wirklich haarsträubend. Aber nach Wochen des Reifens das erste Sauerkraut der Saison zu testen, war immer ein Erlebnis. Wer also einen kühlen Keller mit einer gut schließenden Tür hat, sollte das Selbereinschneiden unbedingt mal ausprobieren!
Einschneiden oder kaufen?
Unser Kraut kaufen wir jedenfalls lose auf dem Wochenmarkt. Aber auch viele Metzger oder Reformhäuser bieten es an. Wir hatten auch schon einwandfreies Sauerkraut aus der Dose. Achtet dabei darauf, dass wirklich nur Kraut, Wasser und Essig sowie eventuell Salz enthalten sind. Also keine Farb- oder andere Zusatzstoffe!
Zutaten für Sauerkraut:
- 500 gr Sauerkraut
- 1 kleine Zwiebel, fein gehackt
- 1 EL Butter
- 4 Wacholderbeeren
- 2 Lorbeerblätter
- 2 TL Kümmelsamen
- ca. 125 ml Apfelwein
Zubereitung:
- Die Butter in einem Topf erhitzen und die Zwiebelwürfel darin glasig anbraten.
- Nun das Sauerkraut hinzugeben und mit dem Apfelwein angießen. (Achtung: Lieber erstmal weniger Flüssigkeit nehmen, da Kraut manchmal noch viel Wasser zieht. Lieber später noch etwas zugießen. Falls Apfelwein übrigbleibt: Einfach selber trinken :))
- Wacholderbeeren, Lorbeerblätter und Kümmel in das Kraut mischen, Deckel drauf und bei kleiner Hitze etwa 45 min leise köchelnd garen.
- Währenddessen könnt Ihr 4 mittelgroße, mehlig kochende Kartoffeln schälen, würfeln und gar kochen. Wasser abgießen, Milch und Butter hinzugeben und Kartoffeln zerstampfen. Mit Salz und Muskat abschmecken.
- Frankfurter etwa 15 min in heißem aber nicht kochendem Wasser gar ziehen lassen. Ein Rippchen könnt Ihr einfach auf dem Kraut ziehen lassen. Es braucht etwa 30 min, damit es schön heiß ist. Bei einem Leberknödel reichen je nach Größe schon 20 min auf dem Sauerkraut.
- Wer mag, gibt über das Kartoffelpüree noch ein paar Röstzwiebeln.
Übrigens: Wer kein Kartoffelpüree mag, serviert Sauerkraut und Frankfurter oder Rippchen ganz klassisch mit einer Scheibe Sauerteigbrot.
Alles mit dem weltbesten Senf servieren, ein Glas Äppelwoi ausm Gerippten dazu und den Weg zur Toilette möglichst freihalten.
Warum Fassenachts-Essen? Weil die Zubereitung auch mit verkatertem Kopf quasi nebenher läuft und das saure, vitaminreiche Sauerkraut jeden Brummschädel vertreibt. Die Milchsäurebakterien sollen außerdem entzündungshemmend wirken – also quasi wie die klassische Brausetablette gegen Kopfweh, nur leckerer!
Nun komme ich zwar aus Bayern, aber Deine Sauerkraut-Variante ist meine. Es darf nicht verkocht sein, und es muss sauer sein. Mit Grausen habe ich irgendwann vernommen, das es Leute gibt, die das Kraut vor der Verwendung waschen, weil es sonst zu sauer ist ;-(.
Ich habe schon mal Sauerkraut selbst gemacht. So dolle hat das gar nicht gerochen. Der Tontopf ist ja durch das Wasser in der Rille gut versiegelt. Geschmacklich war’s super, leider mangels Hobel etwas zu grob geschnitten… Herr H. liebt Sauerkraut (er darf nie deine Seite entdecken ;-)). Bei mir gibt’s am Donnerstag was klassisch Norddeutsches: Labskaus. Mal sehen, ob man das zeigen kann 🙂
@magentratzerl Ja, diese Unsitte kenne ich auch. Kapiert habe ich sie nie!
@evazins Labskaus will ich seit Ewigkeiten selber machen. Aber wo bekomme ich hier in Hessen das Pökelfleisch her? Hast Du eine gute Quelle? Ich wäre jedenfalls auf das Rezept sehr gespannt. Und Herr H. darf gerne hier vorbeisurfen 🙂
Viele nehmen Corned Beef *schüttel* (ich glaube, selbst Hundefutter ist von besserer Qualität), ich klappere mal die Schlachter ab und für’s nächste Mal mache ich es selbst, pökeln (von kleineren Mengen Fleisch) ist gar nicht so kompliziert… (Wenn ich eine Quelle finde, sage ich natürlich Bescheid :-))
Ein Tipp: Bei „manufactum“ verkaufen sie das schwäbisch Spitzfilderkraut. Das gibt es in Süddeutschland unter dem Namen „Spitzbüble“ und kostet mit der 50er-Jahre-Deko deutlich weniger. Ich bestelle es mir immer über einen Edeka-Online-Shop und lasse es mir nach Berlin schicken. Es schmeckt mir besser als das, was hier so auf dem Markt ist.
Ich liebe Sauerkraut. Leider ist die Auswahl hier in Kalifornien sehr beschraenkt, aber ich werde Dein Rezept trotzdem mit dem hiesigen Sauerkraut mal ausprobieren. Vielen Dank!
Selbstgemachtes Sauerkraut ist wirklich super lecker! Macht meine Familie auch noch. Die erste Portion gibt es immer an Weihnachten. Ein Genuss!
Habt Ihr einen geruchssicheren Keller? Meine Oma ist immer hintenüber gefallen, wenn sie den Deckel vom Topf gelupft hat. Leider gibt’s seit einigen Jahren nur noch gekauftes – das allerdings echt ok ist…
Jup, das geht bei uns. Durchs Treppenhaus zieht zur Freude unserer Nachbarn nur immer ein leichter Sauerkrautgeruch, wenn wir welches hoch holen – trotz geschlossener Schüssel. Dafür bekommen sie aber auch immer was ab. 🙂