Karneval. Fasching. Fassenacht: Rheinische Schnippelbohnen

Da wollten wir seit Jahren erstmals gemeinsam den Rosenmontagsumzug in Düsseldorf am Fernseher verfolgen – und dann macht uns Sturmtief Ruzica einen Strich durch die Rechnung! Gibt’s halt Rheinische Schnippelbohnen zum Trost…

Der bEdW ist trotz Düsseldorfer DNA kein Karnevalsjeck. Früher „floh“ er aus der Stadt, sobald es 11:11 Uhr schlug. Seit unserer Abstecher nach München und Wiesbaden betrachtet er das närrische Treiben kopfschüttelnd aus der Ferne.

Aber so richtig kann ein Rheinländer, glaube ich, seine DNA nicht verleugnen. Denn: „Wenn et Trömmelsche jeht…“. Altbier war eingekauft, die Kreppel standen parat: Zumindest also vor dem Fernseher wollten wir uns ein bisschen die bunten Wagen anschauen, die in Düsseldorf ja immer besonders politisch und scharfzüngig daherkommen.

Aber Ruzica, die olle Bitch, hat uns und allen Narren einen Strich durch die Rechnung gemacht. Unser Mitgefühl gilt deshalb allen Aktiven, die ein Jahr lang auf diesen Tag hinarbeiten, ihre Freizeit in Wagen und Choreographie stecken, ihre Kostüme, Uniformen und Narrenkappen liebevoll pflegen und jede Menge Arbeit investieren.

Euch allen ein dreifach donnerndes HELAU!

(Dass WordPress diesen Beitrag – wie mir gerade angezeigt wird – um 11:11:46 zwischengespeichert hat, ist sicher auch ein Zeichen für irgendwas…)

Dann muss die rheinische Frohnatur halt ohne Umzug geweckt werden! Also bekommt der bEdW jede Menge Bützje, darf mit mir den Stippeföttchen-Tanz tanzen und wenn er will, werf‘ ich auch ein paar Kamelle. Eine größere Begeisterung rufen allerdings Rheinische Schnippelbohnen hervor:

Schnippelbohnen

Wie das hessische Sauerkraut sind auch die Rheinischen Schnippelbohnen ein ideales Gericht für verkaterte Narren: Säure und Vitamin C verscheuchen den Schwellkopp. Die Haltbarmachung durch Milchsäure hat sich über Jahrhunderte bewährt und manchen Matrosen vor Skorbut bewahrt. Denn mit dieser Methode bleiben die Vitamine im Gemüse erhalten. Aber vielleicht ist so ein herzhaftes Gericht einfach nur eine gute Grundlage, um weiterzufeiern oder sich vor der Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt, noch mal die Wampe vollzuschlagen.

Auf der Suche nach einer Zubereitungsart stießen wir auf das Rezept von Arthurs Tochter. Und auch wenn wir Astrid sonst blind vertrauen: Nach dem Lesen dieses Rezepts musste ich den bEdW erstmal wiederbeleben. Birnen? In die Bohnen? Biste jeck, Mädsche???

Näääää, wat ne lecker Schnippelbohne sein will, verzichtet auf Jedöns und Obst und geht wie folgt vor:

Zutaten für Rheinische Schnippelbohnen:

500 gr Schnippelbohnen, milchsauer vergoren (gibt es beim Metzger oder auch in gut sortierten Supermärkten. Wir hatten welche der Marke „Neußer Stolz“ aus Merzenich. Merzenich bei Kölle! Und wieder musste ich den bEdW wiederbeleben!)

2 EL gewürfelter Bauchspeck

1 gewürfelte weiße Zwiebel

Beilage: Kartoffeln

Fäddich!

Zubehör: Mittelgroßer Topf

Zubereitungszeit: 15-20 Minuten

So jeht et: Während extrem empfindliche Menschen, die ohne milchsauer Vergorenes groß geworden sind, die Bohnen unter fließendem Wasser in einem Sieb abgießen, essen Rheinländer und Hessen die Bohnen so, wie sie aus der Verpackung kommen. Et kütt wie et kütt!

Denn die Bohnen sollen ja sauer schmecken! Das ist doch der Sinn der Sache, Kinners…

Also: Speck im Topf auslassen und die Zwiebel anschließend glasig braten. Bohnen hinzugeben, alles gut vermischen und bei geschlossenem Deckel und mittlerer Hitze garziehen lassen.

Währendessen kannst Du Salzkartoffeln zubereiten, die Du entweder „by side“ servierst oder unter die Bohnen mischst.

Das kannst Du dann einfach so als sehr festen, deftigen Eintopf essen. Oder Du machst dazu Kasseler (aka Rippchen in Hessen!), Mettwürstchen, Bratwurst oder auch eine Scheibe Schweinebraten. Hauptsache deftig. Hauptsache herzhaft!

Jetzt sagst Du vielleicht: Aber die Schnippelbohnen kann man doch auch selber einmachen! Klar, kannste machen. Aber ich schneide auch mein Sauerkraut nicht selber ein. Denn das ist viel Arbeit, stinkt wie Hölle (Vergärung!) und ist deshalb nur ratsam mit einem kühlen, dunklen Keller, der eine sehr gut schließende Tür zu den Wohnräumen hat. Also am besten, wenn Du im 10 km entfernten Schrebergarten einen Bunker unter der Erde hast! Glaub’s mir. Denn meine Großmutter hat jahrzehntelang für uns Sauerkraut eingeschnitten. Der Geruch, wenn der Deckel hochgehoben wurde, … unbeschreiblich! Also: Sauerkraut und Schnippelbohnen von qualifizierten Herstellern enthalten nichts, was nicht auch die Oma in den Topf gemacht hätte. Da kannste ruhig mal zum Convenience-Produkt greifen.

Und für den nächsten Rosenmontagumzug am 27. Februar 2017 wünschen wir uns und allen Aktiven Sonnenschein, frühlingshafte Temperaturen und völlige Windstille.

Et hätt noch immer joot jejange!

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  1. Also wir hatten bestes Zoch-Wetter, aber für die Düsseldorfer und Mainzer tats mir gestern schon leid. In Kowelenz war der Zug auch vorsorglich abgesagt worden… So ein paar Schnippel-Böhnschen würde ich aber trotzdem nehmen – ohne Birne natürlich (kenne m’r nit, bruche m’r nit, fott domet) 🙂

    1. Genau! Et rheinische Jesetz passt immer 🙂

  2. Ich als Rheinländerin mach die Schnippelbohnen tatsächlich nach Arthurs Tochter mit Birnen, weil’s den Mann erfreut, wenn es wieder mal was mit Birne gibt und er nicht so der Fan von milchsäurevergorenem ist wie ich. Aber abgespült werden die Bohnen hier nicht, ähnlich wie Sauerkraut, das mir frisch und ohne Zusatzbezeichnung „mild“ am liebsten ist.
    Kartoffeln kommen natürlich auch direkt in das „Jemüs“ und werden ein bisschen reingestampft… Zum Reinlegen, Kindheitserinnerung pur!

    1. Also mit Birnen kann ich den bEdW leider jagen. Deshalb die Wiederbelebungsmaßnahme. Aber Kartoffeln dürfen gerne auch direkt ins Jemöös! Ich sehe, unser Altbier-Klönschnack wird immer dringlicher!

      1. Mir sind Birnen egal, daher kann ich gut damit im Jemüs leben. 🙂
        Und ja, ich sehe auch, dass wir das ein oder andere Alt miteinander schlürfen sollten… Un.be.dingt!

  3. Ich lebe sehr gerne in Freiburg, aber Rosenmontag ist ein heftiger Heimwehtag – der einzige im Jahr – und das bis zum Schniefen… Trotz ein paar Kölsch zur Fernsehsitzung…
    Und dann auch noch das Schnibbelbohnenrezept – da habe ich noch mehr gelitten. Muss ich wieder mal kochen, mit Kartoffeln im Jemüs. Auf dem Freiburger Münstermarkt steht alle 14 Tage ein altes Bauernpaar, das u. a. selbst eingelegte Schnibbelbohnen anbietet. So gut wie im Rheinland! Nichts wie hin!!!

    1. Oh, kulinarisches Heimweh kenne ich! Schön, dass Du aufm Markt die Bohnen bekommst! Genieße sie! Und das gute Freiburger Wetter!!!

  4. Ich habe sogar eine Schnippelbohnemaschine: https://erinnerungsengramme.wordpress.com/2008/04/23/kuechenhuelfen/
    Allerdings gibt es die grünen Bohnen bei mir nur als sommerlichen Eintopf unvergoren.
    Vergoren habe ich sie noch nicht probiert….

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