Pork Vindaloo: Scharf und heiß ins neue Jahr!

Sauer-scharfes aus Indien von der Schweine-Nuss!

Ihr wisst ja, dass ich die indische Küche liebe und von Zeit zu Zeit einfach den Turban in der Küche aufsetzen muss, um den Maharadscha zum Schmatzen zu bringen. Eine Vielzahl indischer Gerichte – von vegan bis fleischig, von mild bis superscharf, von einfach bis aufwendig – findet Ihr hier.

Besonders liebe ich allerdings Vindaloo. (Hier gab es mal eines mit Lamm, hier eines mit Huhn und Kartoffeln.) Warum ist das so? Weil Vindaloos der beste Beweis dafür sind, wie Gerichte einmal um den Globus und wieder zurück reisen können und dabei immer besser werden! Sie schmecken einfach genial!

Vindaloos, die säuerlich-scharfen Gerichte, die traditionell aus Goa kommen, sind nämlich eine Überlieferung der portugiesischen Seefahrer, die im 15. und 16. Jahrhundert an der Westküste Indiens landeten und so die Gewürzroute etablierten.

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Portugiesische Gewürzroute“ von Lencer – „own work“, used:
World map blank gmt.png. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Die Portugiesen brachten aus Südamerika Chili-Schoten nach Indien – wichtiger Bestandteil eines scharfen Vindaloos!

Die Portugiesen brachten aber auch die Zubereitungsmethode mit: Sie nutzten Weißweinessig, um Fleisch haltbar und auch zart zu machen. Da es in Indien keinen Weißweinessig gab, machten die Seefahrer bald Palmessig. Essig ist ein weiterer unverzichtbarer Bestandteil eines ordentlichen Vindaloos! Außerdem fanden sie natürlich all die wunderbaren Gewürze vor wie Pfeffer, Zimt und Nelken, die das Vindaloo nicht einfach nur scharf und sauer sondern fast schon dreidimensional würzig machen!

Als die Briten dann Ende des 18. Jahrhunderts nach Indien kamen, fanden sie das portugiesisch-indische Gericht vor und mochten es sofort. Sie verbreiteten es von Goa fast über das ganze Land und nahmen es natürlich auch wieder mit auf die Britischen Inseln. Dort wurde es – wie auch das Chicken Tikka Masala – deutlich „britannisiert“. Das heißt: Es wurde noch schärfer und soßiger gemacht, die Säure verschwand zunehmend aus den Gerichten, die nach dem Untergang des British Empire fortan in indisch-britischen Restaurants serviert wurden.

Von Portugal (Essig) über die USA (Chili-Schoten) nach Goa (Gewürze) zurück nach Europa! Voila, das Vindaloo!

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Alleine das macht es schon zu einem genialen Cross-Over-Gericht. Aber richtig umwerfend ist der Geschmack: bitzelnde Schärfe, erfrischende Säure, komplexe Gewürze!
Da Vindaloos kein traditionell indisches Gericht sind, sondern stets die Vorlieben der Kolonialherren berücksichtigten, kann man sie mit Schwein, Rind, Lamm oder Huhn machen. Ein rein vegetarisches Vindaloo ist denkbar, macht aber meines Erachtens wegen der sehr starken Aromen wenig Sinn.

Zutaten für zwei hungrige Esser als Hauptgericht:

550 gr Schweinefleisch aus der Nuss (alternativ: Keule oder Schulter), in mundgerechte Stücke geschnitten

1 Zwiebel, geschält und fein gehackt

1 EL Ghee oder Pflanzenöl

1 EL Tomatenmark

200 ml Tomatensaft oder passierte Tomaten

1 TL Senfkörner

1 EL Jaggery oder brauner Zucker

15 frische Curryblätter (alternativ: getrocknete, gibt es im Asialaden)

Salz, brauner Zucker, Chilipulver zum Abschmecken!

Für die Gewürzpaste:

7 Kaschmir-Chilis (sie sind weniger scharf, leicht rauchig. Alternativ: mittelscharfe, rote Chilis)

1 Vogelaugen-Chili (bei der Schärfe solltet Ihr Eure eigene Dosierung „erschmecken“. Ich bin lieber anfangs vorsichtig und justiere nach mit Chilipulver!)

1 TL Cumin-Samen

3 Nelken

5 cm Zimt-Stange

10 Körner schwarzer Pfeffer (idealerweise indischer Tellycherry)

3 EL Weißweinessig

1/4 Stern-Anis

1 TL weißer Mohn

5 cm Ingwer, geschält und grob gehackt

1 große Knoblauchzehe, geschält und geviertelt

1 TL Tamarinden-Paste (Achtung! Unbedingt probieren! Manche sind sehr sauer, andere milder. Meine ist extrem sauer!)

1 TL Kurkuma

Zubereitungszeit: etwa 1 Stunde für Vorbereitung und Garen plus mind. 1 Stunde für’s Marinieren

Zubehör: Mixer oder Blender für die Gewürzpaste, große (ggf. beschichtete) Schmorpfanne mit Deckel, Schüssel für das marinierte Fleisch und Frischhaltefolie zum Abdecken.

So geht’s:

Alle Zutaten für die Gewürzpaste in einen Blender geben und gut pürieren. Eventuell mit etwas (!) Wasser geschmeidig machen. Das Schweinefleisch in die Schüssel legen und die Gewürzpaste darüber geben. Gut einmassieren, mit Frischhaltefolie abdecken und mindestens eine Stunde kühl stellen.

Nach der Marinier-Zeit das Fleisch aus dem Kühlschrank nehmen und Zimmertemperatur annehmen lassen. Ghee in der Pfanne erhitzen. Senfkörner hinzugeben und unter Rühren anrösten, bis sie zu springen anfangen. Zwiebel hinzugeben und bei mittlerer Hitze glasig dünsten. Tomatenmark hinzugeben und unter Rühren anschwitzen. Pfanneninhalt nun etwas zuckern (nimmt die Säure des Tomatenmarks!). Anschließend die Fleischstücke portionsweise bei mittlerer bis hoher Hitze anbraten.

Wenn die Fleischstücke angebraten sind, die restliche Marinade aus der Schüssel in die Pfanne geben. Tomatensaft hinzugeben und alles gut umrühren. Jaggery unterrühren. (Jetzt könnt Ihr mal abschmecken: Fehlen Säure oder Schärfe? Dann noch etwas Essig oder Chilipulver hinzugeben. Ist es zu sauer, noch etwas Zucker unterrühren. Bei zu viel Schärfe mit etwas Wasser strecken. Falls es viel zu scharf ist: Eine mittelgroße Kartoffel schälen, achteln und mitkochen!).

Curryblätter dazugeben und zugedeckt alles auf kleiner Hitze sanft für 30-45 min köcheln lassen. Zum Schluss noch mal aufgedeckt etwas einreduzieren lassen und abschmecken.

Nebenher könnt Ihr nun Reis zubereiten. Wir lassen ihn gerne mit einem Stück Zimt-Stange, Lorbeerblatt, 3 Kapseln grünem Kardamom und etwas Kurkuma kochen. Das gibt ein feines Aroma und eine schöne Farbe.

Natürlich passt dazu auch Gurken-Raita, um die Schärfe des Vindaloos aufzunehmen: Joghurt, geschälte und gewürfelte Salatgurke, etwas Salz und 1 TL Cuminpulver miteinander vermischen!

Hat man erstmal die Gewürzpaste zusammengestellt, geht das Gericht schnell von der Hand. Man kann es völlig unbeaufsichtigt köcheln lassen, während Reis oder Naan-Brot zubereitet werden.

Gedankt wird Euch der Aufwand mit einem vielschichtigen, einheizenden und sehr authentischen Gericht, das wenig mit den Zungenverbrennern der indischen Restaurants zu tun hat. Probiert es mal aus. Ich bin sicher, Ihr werdet Vindaloo-Fans!

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  1. Ingrid O. says:

    Hallo und guten Morgen!

    Indisch! Zugegeben,“italienisch“ steht mir näher. Es ist mein Alltag, das bin ich gewöhnt, das liebe ich. Aber – ich wollte in diesem Jahr die Welt in meine Küche bitten. – Nicht zum erstenmal….
    Meine japanische Bekannte reizt mich mit ihren Fotos auf facebook schon sehr… Japan muss warten,bis ich Grundzutaten im Haus hab.
    Bei Indien schaut das anders aus.
    Immerhin halte ich mich mit eine Vielzahl „indischer“ Gewürze gesund, deshalb hab ich da einiges vorrätig. (Kurkuma z.B. nehm ich mit dem Löffel und hab seit Jahren keine Arthroseprobleme mehr….. nur so nebenbei….)
    Also werde ich 2015 mit einer „Indischen Woche“ beginnen.
    Eine ganze Woche, weil sich mein Gaumen dran gewöhnen muss, ich verschiedenes ausprobieren und kennenlernen will.
    Ich werde sicher „indisch“ eindeutschen -ja möglicherweise einbayern, aber das soll für mich in Ordnung sein.
    Ich beginne mit der Vindaloo Paste aus Deinem oben erwähnten Hühnchenrezept.
    Schaun ma amal, was raus kommt…..

    1. indisch „einbayern“? darauf bin ich gespannt. vielleicht obatzda mit curry? oder semmelknödel zum vindaloo? mir fallen da ganz viele schöne sachen ein 🙂

      1. Ingrid O. says:

        …mir auch…:-)

  2. Ich bin schon Fan. 🙂
    Aber die genaue Entstehungsgeschichte war mir noch nicht bekannt, sehr interessant!!
    Liebe Grüße,
    Eva

    1. sehr spannend, oder? ich finde das gericht und seine vielschichtige herkunft einfach klasse. und dann steht man da in wiesbaden in seiner küche und riecht die große weite welt… 🙂

  3. Vindaloo geht immer! Ich bin ja auch so ein Vindaloo-Maniac und habe schon einige Rezepte ausprobiert. Wäre eigentlich auch wieder mal dran 😉

    1. ja, bei dir hatte ich auch geschaut. wie immer, wenn’s indisch wird. ich hab dann ein bissl saveur, pushpesh pant und freestyle kombiniert 🙂

  4. Hier! Ich auch! Ich muss auch dringend mal wieder vindaloo machen. Die Mischung aus Säure und Schärfe….ist meins 🙂

    1. Das freut mich! So ein scharfes Essen ist doch das Richtige gegen die winterliche Kälte. Und Chili soll ja auch (Weihnachts-)Spreck verbrennen 🙂 Ich hatte heute Mittag die „Reste“ und es war auch aufgewärmt noch mal köstlich!

  5. indisch hab ich sehr vernachlässigt… dabei liebe ich doch die Gewürze so sehr! Na, wer weiß, da sich grade die „Mit-esser“ etwas verändern in der Zusammensetzung kriegt indisch vielleicht wieder mehr Chancen! Und einen guten Schweinemetzger muß ich noch finden.

    1. Vindaloo geht auch supee mit Lamm, Rind oder Huhn!! Ran an den Turban!

  6. Ingrid O. says:

    …also meine Vindaloo Erfahrung hab ich mit Kartoffeln gemacht. Kein Fleisch und die Kartoffeln mit den Gewürzen gegart.
    Es war nur scharf. So scharf, dass die Kartoffeln auch Rüben oder Kürbis oder sonstwas hätten sein können. Die Vielfalt der Gewürze ist in der Schärfe untergegangen. Praktisch ein „Saures Kartoffelgemüse sauscharf“….
    Dagegen gabs am Abend gebratene Kartoffeln mit gekochten und dann im Ganzen gebratenen Eiern (der Sinn hat sich mir nicht erschlossen) in einer Tomatensosse, die mit bedeutend weniger Gewürzen ausgekommen ist – da war neben der Schärfe auch noch Geschmack.
    Heut gibts was mit Linsen – ich übe!

  7. Das klingt herrlich! Ganz spontan tendiere ich zur Zubereitung mit Lamm. Wo hast Du die Kashmir-Chili her, eigene Pflanzung, oder bekomme ich sie beim Gewürzmüller?
    Ich habe noch Vadouvan, das wäre sicher fein am Reis dazu, oder?

    1. Die Chilis habe ich mir seinerzeit aus Indien mitgebracht. Getrocknet halten sie ja einige Zeit, verlieren aber langsam an Aroma, so dass ich sie zügig aufbrauchen will. Gewürz Müller hat sie meines Wissens nach nicht. Ohnehin finde ich die Chili-Auswahl dort sehr dürftig. Das Gewürzhaus Schnorr am Liebfrauenberg in Frankfurt könnte man noch mal ausprobieren. Die sind besser sortiert. Oder online bestellen über diverse India Food Shops. Tina Foodina kann sicher auch eine Quelle nennen. Ersatzweise kannst Du milde, halb große rote Chilis nehmen. Die Vogelaugenchilis sind zu „spitz“ in ihrer Schärfe. In gewöhnlichen Asia Shops bekommt man aber auch manchmal getrocknete Kaschmir-Chilis…

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