Da tanzen die Lämmer Lamm-bada: Lammlachse mit Kräuterkruste und mediterranem Gemüse

Ich liebe Lamm in absolut allen Variationen. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon als Kind regelmäßig Lamm gegessen habe und nie etwas dabei fand. Wir durften immer alles probieren, wurden aber nie zum Essen gezwungen. Meine Eltern waren stets und sind bis heute aufgeschlossene, neugierige Esser. Tabus gab es keine. Lediglich mein Vater mag bis heute kein Kaninchenfleisch, was aber eher in den Hausschlachtungen in seiner Kindheit liegt. Ansonsten kam alles auf den Tisch und wurde probiert. Das bewundere ich noch heute an ihnen. Besonders der bEdW beneidet mich darum, dass es bei uns daheim nie Ressentiments am Esstisch gab. Uns wurde vorgesetzt, was auch die Erwachsenen hatten. Wir konnten probieren, was wir mochten und durften auch sagen, wenn etwas nicht schmeckt. Wobei der begleitende Spruch war:  „Das gibt sich. Der Geschmack ändert sich.“ Bei Rote Bete etwa sollten sie Recht behalten. 🙂

So durfte ich als Fünfjährige meine ersten Muscheln und Austern im Urlaub in Frankreich essen. Krabben, Fisch und sonstige Meeresbewohner gab es im Nordsee-Urlaub ebenso wie daheim. Essen war nie „eklig“ oder „igitt“. Und noch heute glaube ich, dass man Kinder am entspanntesten an „erwachsenes Essen“ heranführt, indem man sie mit den Großen mitessen und probieren lässt. Der tödlichste Satz, der mich in Restaurants immer auf die Palme bringt: „Das isst Du nicht!“  Lasst sie probieren und ihren eigenen Geschmack findet. Aber am wichtigsten: Bleibt neugierig und respektvoll gegenüber Lebensmitteln. Zeigt Euren Kindern die Vielfalt der Geschmäcker und Gerüche, der Zubereitungsarten. Wie viel geht einem verloren, wenn man zahlreiche Dinge „nicht isst“, statt sie immer wieder und wieder zu probieren. Denn: „Geschmack ändert sich!“. Ich sage nur: Rote Bete! 😉

Aber ich wollte vom Lamm erzählen: Meine Eltern hatten noch bis vor kurzem immer einige Schafe als „lebende Rasenmäher“, deren Lämmer eben ganz selbstverständlich auch mal im Kochtopf landeten. Da gab es dann Heidschnucken-Braten, Schafsbratwürste, Lammkoteletts, Lammschulter, Lammkeule, Lammrücken… Und obwohl meine Schwester und ich schon früh kapierten, dass „Flocki“ und „Hannibal“ immer mal wieder durch neue Versionen ersetzt wurden, schockte uns das irgendwie nie. Nicht nachvollziehen kann ich den Einwand, Lamm schmecke so schrecklich „lammig“. Ich könnte schwören, dass damit der Geschmack alter Hammel gemeint ist, der natürlich schrecklich ist. Aber so wird heute noch alter „böckelnder“ Hammel serviert? Jedenfalls würde ich jede Wette eingehen, dass bei einer Blindverkostung keiner ein Lammfilet oder Lammhackfleisch herausschmecken würde…

Lamm landet also regelmäßig auf unseren Tellern. Wie passend dazu: Peter und sein Blog „Aus meinem Kochtopf“ rufen zum Blog-Event „Lamm – ganz ohne Wolle“

Blog-Event LXXVI - Lamm, ganz ohne Wolle (Einsendeschluss 15. April 2012)

Daran KANN ich also einfach nicht vorbei. Habt Ihr schon mal frischgeschorene Schafe gesehen? Wie nackt und mit riesigen Köpfen stehen sie auf der Weide und sehen so albern aus. Dabei ist das Schafescheren ein echter Knochenjob, den ich als Kind nur von weitem bestaunen durfte. Gestandene große Männer, die Heidschnuckenböcke erst über die Wiese jagen, anschließend an den Hörnern packen, bändigen und zu mehreren festhalten müssen, sind wirklich ein Ereignis! Aber Peter meinte beim Lamm wohl eher: GANZ NACKT. Quasi: Pfannenfertig 🙂

Diese beiden Prachtkerle stammen von Schafen aus dem Taunus und hatten angeblich ein glückliches, artgerechtes Leben. Zum Dank waren sie der Star auf unseren Tellern und wurden bestens behandelt. Zuerst hat der bEdW sie gesalzen und gepfeffert.

Zutaten für zwei Personen:

2 Lammlachse

1 Scheibe altes Weißbrot, klein gehackt

Je einige Zweige Thymian, Oregano, Rosmarin und Petersilie – gewaschen und gehackt

1 TL Senf

Für die Beilagen:

eine orange (oder rote) Paprika

eine Zucchini

6 kleine festkochende Kartoffeln

Rosmarin

Olivenöl

Meersalz, schwarzer Pfeffer

Tomatenmark oder würziges Tomatenrelish

Jetzt wird sich erstmal um’s Lamm gekümmert. So geht’s:

Backofen auf etwa 170 Grad vorheizen. Lammlachse salzen und pfeffern. In einer ausreichend großen Pfanne von beiden Seiten anbraten. Herausnehmen und kurz ruhen lassen. Währendessen gehacktes Weißbrot und die Kräuter in einem Mixer oder mit dem Pürierstab leicht anpürieren und auf einen Teller geben. Jetzt jedes der Lachse auf je einer Seite mit etwas Senf bestreichen und mit dieser Seite in die Kräuter-Brot-Mischung drücken. Lammlachse vorerst auf der mittleren Schiene etwa 7-8 Minuten (Achtung! Hängt von der Dicke des Fleischs ab!) garen lassen. Danach auf die oberste Schiene schieben und noch mal einige Minuten unterm Grill überknuspern lassen.

Es ist perfekt, wenn die Kräuter und das Brot schön gebräunt sind und der Kern rosa ist:

Wer unsicher ist mit der Garzeit des Lamms, kann die Beilage auch vorher schon zubereiten: Kartoffeln schälen, würfeln und fast gar kochen. Dann in einer Pfanne mit Olivenöl und einigen Nadeln Rosmarin anrösten, schwenken. Zucchini und Paprika stifteln und ebenfalls in der Pfanne anbraten. Salzen, pfeffern. Alles zusammen anrichten und fertig!

Dazu passt ein leicht gekühlter Spätburgunder oder ein krätiger Rosé.

Ich bin ganz sicher, dass sich mit so einem feinen Fleisch und den herrlichen Kräutern jeder Lamm-Skeptiker überzeugen ließe. Wollen wir wetten?

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  1. MMMHHH, LECKER!!!! Ich liiiiebe Lamm. Und bei Lammlachsen kann man eh nicht widerstehen. 🙂

  2. ein wunderschön angerichteter teller!!!! gefällt 🙂

  3. malteskitchen says:

    Bitte fang bei mir mit der Überzeugungsarbeit an, wann darf ich denn zum Essen kommen? 😀 Lamm ist irgendwie nicht so ganz mein Fall, ich mag diesen leicht strengen Geschmack nicht so gerne.

    Trotzdem tropft mir der Zahn, beim Anblick deiner Fotos. Das Lamm sieht großartig aus, mit den Kräutern und der Kruste. Toll! Ich würde sofort und ohne zu zögern probieren wollen.

  4. @K. Ich bin auch so ein Lamm-Fan! Und wenn es dann noch glückliche Taunusschafe waren, umso besser…

    @nysa Oh, lieben Dank. Dabei war das mit dem Foto nicht so einfach, weil so rosa gebratenes Lamm schnell kalt wird. Aber die Abendsonne war gnädig 😉

    @malteskitchen Sag Bescheid, wenn Du in Rhein-Main bist. Wäre ja gelacht, wenn ich Dich nicht noch bekehren könnte. Starte doch mal mit Frikadellen aus 50:50 Lamm- und Rinderhackfleisch. Du wirst sehen: Mehr Biss, mehr Fleischgeschmack, nix Strenges!

  5. Lamm schmeckt heutzutage kaum mehr streng. Aber es ist schwierig, gegen Vorurteile anzugehen.

    1. Ich glaube das es auch generell etwas damit zu tun hat, wo man sein Fleisch kauft. In der Vergangenheit war ich da wenig wählerisch und habe mich beim Discounter bedient. Mittlerweile ernähre ich mich wieder bewusster und kaufe Fleisch wieder in guter Qualität, bei einem guten Fleischer, ein. Da werde ich dem Lämmchen demnächst auch mal wieder eine Chance geben und es mit „Fleischerqualität“ probieren..

      1. pix4pix says:

        Liebe Malte,
        Du hast jetzt an mehreren Stellen (Blogs) Deine Bedenken zum Thema Lamm hinterlassen. Jetzt wird es aber echt Zeit, dass Du Dir mal ein Stück gutes Lammfleisch kaufts und eines der zahlreichen Rezepte die zu dem Blogevent hinterlassen wurden auch mal kochst.
        Und dann sagst Du uns nochmal, dass Lamm „nicht so Dein Fall“ ist.
        Nur wer es echt in verschiedenen Varianten probiert hat, darf so etwas sagen 😉

        Mit leckerem Gruß, Peter

  6. pix4pix says:

    Liebe Julia,
    Wohlgesprochen! – Diese Vorbehalte gegen alle möglichen Nahrungsmittel kann ich auch nicht nachvollziehen. Einzig meinem Vater kann ich abnehmen, dass er kein Lammfleisch mag, denn er musst in Kriegszeiten häufig alten Hammel essen. Das prägt natürlich, hat aber mit dem, was wir heute an Fleischqualität auf den Teller bekommen, kaum etwas zu tun.
    Und ich finde 67 Jahre nach Kriegsende könnte selbst er mal wieder einen Versuch starten…

    Danke für Deinen perfekten Beitrag!

    Mit leckerem Gruß, Peter

  7. @Peter

    Das werde ich machen, versprochen. Nächste Woche kommt Lamm auf den Tisch und ich freue mich sogar darauf 🙂

    1. Lieber Malte, wir freuen uns schon so auf Deinen Erfahrungsbericht 🙂 Ich bin sicher, Dir wird Lamm schmecken! Ich find’s super, dass Du über Deinen Schatten springst. Da stimmen mir Peter und Robert sicherlich zu 😉 Also: Ran ans Lamm!

  8. Lernt man mit dem frühen Genießen und sorgenlosem Umgang mit Essen auch gleich das perfekte Braten mit? Sieht schwer danach aus 😉

  9. @Alex Lieben Dank. Das Lob gebe ich gerne an den bEdW weiter, der bei uns für den perfekten Fleisch-Garpunkt zuständig ist. Ich mag es in der Tat genau so am allerliebsten: rosig, zart und einfach perfekt. Sicherlich hilft da aber auch der Respekt vor dem Tier und die Liebe zum Produkt (und zum bEdW!)

  10. Heute war es dann soweit und es gab das erste Lamm seit langer, langer zeit. Ich habe mich auch für Lammlachse (Neuseeland Lamm) entschieden, dazu eine leckere Rotwein-Rosmarin Sauce gemacht und Kartoffelbrei als Beilage gewählt. Ist noch nicht verbloggt, aber ein Foto gibt es trotzdem schon: http://www.flickr.com/photos/malteskitchen/7096588281/

    Ich mache es mal kurz; das war so ziemlich das zarteste Fleisch das ich seit ewigen Zeiten gegessen habe. Da passt der Begriff butterzart wirklich. Geschmacklich fand ich es toll, sehr würziges Fleisch und tatsächlich auch nicht stark oder streng im Geschmack – verrückt, wie meine Erinnerung mit da Streiche gespielt hat. Auch meine Frau war begeistert und in Zukunft wird es Lamm häufiger geben.

    Danke nochmal für den Austausch und die Anregung, mal wieder Lamm zu versuchen. 🙂

    1. Lieber Malte, das freut mich sehr! Ich finde es immer großartig, wenn Menschen ihre Vorurteile überwinden und vorgefertigte Meinungen revidieren. Nichts ist schöner, als den eigenen Horizont zu erweitern, neue Dinge kennenzulernen – auch wenn es sich um so etwas vergleichbar Banales handelt wie Lammfleisch 🙂 Dein Gericht sieht jedenfalls sehr lecker aus. Lasst es Euch schmecken. Ich bin schon gespannt auf weitere Lamm-Rezepte von Dir!

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