Auf der Suche nach Biergarten-Rezepten habe ich vor einigen Monaten (als noch die Sonne schien und nicht alles unter einer Schneedecke verborgen war) ein Rezept für pikante Eier im Glas auf eatsmarter.de entdeckt, auf französisch: Oeufs en cocotte.
Leider hatte ich keine passenden Weck-Gläser, um die Zubereitung im Wasserbad auszuprobieren. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich jetzt von den Hobbyköchen aus Landshut zwei Exemplare der Glas-Eierkocher zum Test zur Verfügung bestellt bekommen habe.
Der Jenaer Glas Eierkoch Nr. 2 nach Bauhaus-Designer Wilhelm Wagenfeld fasst ca. 130 ml und kommt samt Deckel und Metallspange zum Verschließen.
Perfekt, um endlich das Eatsmarter.de-Rezept auszuprobieren – auch wenn wohl nur Eskimos derzeit freiwillig in einen Biergarten gehen würden.
Ich habe das Rezept ein bisschen abgeändert. Meine Zutaten waren:
2 Eier
1 kleine rote Paprika
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
1 rote Peperoni
4 getrocknete Tomaten (ohne Öl)
100 ml Gemüsesaft
Salz, Pfeffer, Kräuter der Provence (gerebelt)
1 EL Tomatenmark
2 EL Öl
Und so geht es mit zwei Eierkoch-Gläsern (oder Weck-Gläsern):
Zwiebel, Knoblauch, Peperoni und Paprika fein hacken. In einem Esslöffel Öl erst das Tomatenmark anrösten, dann das Gemüse anschwitzen
und mit dem Tomatensaft ablöschen. Gewürfelte getrocknete Tomaten zugeben, würzen und einige Minuten köcheln lassen. Die Gläser mit dem restlichen Öl ausstreichen und knapp zur Hälfte mit der Gemüsemasse befüllen. Jetzt vorsichtig jeweils ein Ei über die Masse geben, so dass der Dotter noch ganz bleibt.
Insgesamt sollte die Masse einen knappen Fingerbreit unterm Rand aufhören, da sonst das Eiweiß aus dem Glas quillt beim Garen. Während des Befüllens einen für die zwei Gläser ausreichend breiten Topf mit Wasser zum Kochen bringen, die Gläser gut verschließen
und in das Wasser stellen (das Wasser sollte bis unter den Rand reichen). Jetzt einige Minuten (bei uns hat es ca. 10 Minuten gedauert) im Wasserbad garen lassen, bis das Ei nicht mehr zu flüssig ist. Man kann das Glas mal anstoßen. Falls das Ei noch ziemlich wackelt, kann man noch einige Zeit warten. Kommt etwas darauf an, wie schlüpfrig man sein Ei generell mag.
Wenn das Ei gar ist, die Gläser (VORSICHT! Höllisch heiß!) aus dem Wasser nehmen, abtupfen und entweder geschlossen abkühlen lassen, um es mit zum Picknick zu nehmen oder den Deckel abnehmen, salzen, pfeffern und mit einer Scheibe Butterbrot servieren.
Die pikanten Eier sind sehr, sehr lecker und die Zubereitung wirklich leicht. Das Ei im Glas sieht sehr dekorativ aus und kommt auf einem Buffet, beim Brunch oder eben im Biergarten bzw. beim Picknick sehr gut. Außerdem kann man die Gläschen ohne Deckel wie Auflaufförmchen etwa für Soufflés nutzen. Weitere Rezepte gibt es hier.
Was das alles mit Monsieur Cherie zu tun hat? Also: Als Kinder waren wir einige Mal mit unseren Eltern auf der französischen Ile d’Oléron in den Sommerferien. Hier habe ich meine erste Fußball-WM ’82 geschaut, meine Liebe zu Muscheln entdeckt und tagelang am Strand gespielt. Zweimal wohnten wir im Ferienhaus von Monsieur und Madame Cherie und ihrem Pudel Oscar sowie der Katze Mimi inmitten von vor Hitze knackenden Pinien. Ein Ehepaar wie aus einem Chabrol-Film… Jedenfalls haben meine Eltern – damals schon begeisterte Köche – einen kleinen Räucherofen gebaut, um Fisch räuchern zu können. Monsieur schaute sehr interessiert zu, was die Deutschen da mit Ziegelsteinen, Pinienzapfen usw. fabrizierten. Mit Händen und Füßen (weil nur Schulfranzösisch sprechend) haben sie also Monsieur Cherie erklärt, was sie da täten. Er nickte, hörte zu, legte den Kopf schief und sagte nach einer langen Zeit des schweigenden Betrachtens: „Pourquoi?“ („warum?“).
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob die Franzosen generell nicht räuchern oder ob Monsier einfach nur irritiert darüber war, dass die deutschen Urlauber sogar in den Ferien „bauen“ mussten. Aber sein „Pourquoi?“ kommt mir immer dann in den Sinn, wenn man viel Aufhebens macht für ein am Ende eher bescheidenes Ergebnis. Die pikanten Eier im Glas waren wahnsinnig lecker, das Ei fluffig und weich, die Optik sehr hübsch – aber der Geräteeinsatz für Gemüse mit weichgekochtem Ei ist schon etwas fragwürdig. Immerhin schmeckte das Ergebnis aber so gut, dass wir gleich eine 2. Runde ins Glas geschmissen haben. Und weitere Rezepte werde ich gerne im Eierkocher ausprobieren. Auch wenn im Geiste Monsieur Cherie staunend hinter mir steht und fragt: „Pourquoi?“ 😉
Weil das Essen wirklich schnell geht und sehr lecker schmeckt, ist es mein Dezember-Beitrag für das Blog-Event Cucina Rapida von mankannsessen.de:
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