Der März hat uns ganz schön durchgerüttelt: eisige Winde, Minustemperaturen, Sonnenschein, Regensturzbäche – und dann auch noch Jetlag dank Zeitumstellung! Mit hängender Zunge haben wir auf den letzten Metern die Osterfeiertage herbeigesehnt und uns über die ersten Sonnenstrahlen auf der Terrasse gefreut. Wenn auch nur kurz und dick eingepackt. Aber da geht schon was! Allerorten blüht es im Rheingau: Narzissen, Krokusse, Kirschbäume, Forsythien!
Gelaufen
Sobald es blüht und grünt macht auch das Laufen wieder mehr Freude. Auch wenn ich das ganze Jahr durchlaufe, genieße ich natürlich Vogelzwitschern, Blüten, Entenküken, die mich auf dem Weg begleiten. Und wenn man dann endlich mal ohne Schal vorm Gesicht und mit normaler statt Thermo-Tight laufen kann, ist das auch irgendwie fein. Insgesamt kam ich zwar nur auf läppische 35 km. Aber es geht wieder los und ich kriege nirgends den Kopf besser frei. Pure Dankbarkeit!
Gelesen
Wer das Meer liebt, liebt den mare-Verlag. Jedes Heft, jede Sendung, jedes Buch könnte ich verschlingen. Aber bei begrenzter Zeit muss man sich halt Perlen herausfischen (höhö!)
So eine Perle ist „Nordwasser“ von Ian McGuire, erschienen bei mare (22€)
Denn mit Seefahrer-Romanen und -Berichten bekommt man mich immer: Moby Dick, Meuterei auf der Bounty, Die Schatzinsel, Futter für die Geister oder auch Sheckletons Reise mit der Endurance… Sobald die Segel gehisst und die Decks geschrubbt werden, bin ich mit an Bord. Hoojahooo und ’ne Buddel voll Rum!
Deswegen musste auch „Nordwasser“ von Ian McGuire dringend auf meinen Nachttisch. Aber da lag es nicht lange, weil ich es in zwei langen Lese-Sessions durchgelesen habe. Die spannende Geschichte um Harpunier Henry Drax und Schiffsarzt Patrick Sumner, die beide auf einem Walfänger anheuern und dort um Leben und Tod kämpfen, lässt sich nicht nacherzählen. Und die Handlung ist eigentlich auch nicht das Wichtigste – sondern die Sprachgewalt und die Brutalität der Seefahrt, mit der McGuire bei mir punktet!
Hier gibt’s nämlich kein verklärtes Seemannsgarn, sondern die harte, rauhe Realität! Für Seefahrt-Interessierte wie mich eine Wohltat gegenüber den „schönen“ Büchern. Interessant zu lesen, wie Wale gefangen und für Lebertran und Lampenöl geschlachtet wurden. Ja, das ist brutal, eklig und auch nicht immer „leicht verdaulich“ – ebensowenig wie die Zustände unter Deck, der Schmutz, die Krankheiten, die Brutalität von Männern, die für’s nackte Überleben schuften. Und über allem die Profitgier der Schiffseigner und Reeder.
Absolut albern, dass mir der Buchhändler das Buch aushändigte mit dem Satz: „Vielleicht wollen sie erstmal probelesen. Das ist echt heftig! Sagt sogar der Kollege aus der Horror-Abteilung.“ Tja, meine Herren. Dann sind Sie viellecht etwas zu schwach für das Leben an Bord. Klar, was McGuire beschreibt ist kein Nicholas-Sparks-Roman. Aber für mich war es deutlich besser zu „ertragen“ als so manch ein Splatter-Thriller, der nur aus reiner Blutlust tief in die Eingeweide greift. Denn hier ging es nunmal genau so zu: brutal, dreckig, mitleidslos. Das galt für Amputationen ebenso wie für’s Schlachten der Tiere. Dabei ist die Brutalität bei McGuire nicht effekthascherisch, sondern passt zur Story, zum Leben der Protagonisten. Das ist mir deutlich lieber als so mancher Fitzek…
Also, wer Seefahrer-Romane nicht mit Seefahrer-Romantik verwechselt und an Geschichten auch dann Spaß hat, wenn keine Liebesschmonzette enthalten ist, wer sich von etwas Blut und Eiter ebensowenig abschrecken lässt wie vor stinkenden Seemanshosen, der bekommt mit „Nordwasser“ einen spannenden, rauhen Roman zu lesen – genau das Richtige für ein langes, trübes Osterwochenende!
Gegessen
Ach, wir haben wenig Neues ausprobiert. Nach den langen Wintermonaten konnten wir kaum den Startschuss für die Frankfurter Grie Soß erwarten! Dabei leiden die Kräuteranbauer aus dem Frankfurter Stadtteil Oberrad unter den kalten Temperaturen und der Nässe, die auf den Feldern steht. Eine Schreckensnachricht jagte die andere! Denn der Hesse fiebert seinen Kräutern entgegen und bibbert mit Kerbel und Co., ob sie es denn wohl pünktlich zu Gründonnerstag schaffen. Denn der hat ja bekanntlich seinen Namen von der Frankfurter Leibspeise. Oder etwa nicht?
Uff! Ostern war gerettet. Auch wenn die Zusammenstellung der Kräuter noch etwas zu wünschen übrig ließ. (Kerbel ist traditionsgemäß eine Zicke und auch die Pimpinelle kommt erst später in den Kräuterstrauß. Aber wir wollen nicht kleinlich sein!)
Gefreut habe ich mich, dass die wunderbare Astrid sozusagen eine Live-Schalte mit mir hatte, weil die Rezepte und Vorstellung von ihrer und meiner Familie doch ein wenig auseinandergehen. Dabei gibt es doch nur ein ECHTES Rezept für die Grie Soß. Im Zweifelsfall immer das von Deiner Oma. Denn die hessischen Omas haben immer Recht. Isso!
Ebenso gefreut habe ich mich über den ersten Barba di Frate – also Mönchsbart – auf dem Wochenmarkt. Es geht aufwärts, Leute! Wurzelgemüse und Kohlköpfe dürfen jetzt gerne mal wieder in die zweite Reihe rutschen.
Eine gigantische Köstlichkeit war die selbstgekochte Ramen mit knusprigem Schweinebauch. Das Rezept findest Du hier. Nimm Dir etwas Zeit. Es lohnt sich!
Ach, und wenn alles irgendwie blöd läuft, setze ich mir den Turban auf und koche ein feuriges Curry. Das wärmt von innen und bringt meine Seele ins Gleichgewicht. Stundenlang Gewürze mörsern, indische Düfte durch’s Haus ziehen lassen, brickelnde Chili auf der Zunge spüren – das tut mir einfach gut. Das Chettinad Chicken war jedenfalls genau richtig in diesem wechselhaften März!
Gehört
Die monatliche Playlist von Dariadaria auf Spotify muss ich Dir ja nicht mehr großartig empfehlen.
Aber für alle Katzenliebhaber gibt’s den Track „Groovy Cat“ von Pawsa. Bitteschön:
Gelacht
…hab ich über diesen Koffer mit wackelnden Katzenohren. Denn bei unserer Mauritius-Reise wurden unsere Koffer von der Fluggesellschaft komplett geschrottet. Nicht nur beschädigt. Nein, GESCHROTTET. Das muss man bei einem Samsonite-Hartschalenkoffer erstmal hinbekommen. Tja. Aber noch ist der bEdW nicht davon überzeugt, mit dem Wiggle Ears Suitcase durch die Abflughalle zu wackeln. Dabei lädt das Teil sogar Dein Smartphone auf. Hallo?!?!
Und im April?
Im April schulde ich Euch noch Rezepte für eine unkomplizierte Rucolatarte, ein perfektioniertes Chili con Carne, hessische Fish & Chips und ein bisschen was Süßes.
Kaum erwarten kann ich den Start der Spargelsaison! Viele Spargelrezepte für die Vorfreude findest Du unter S wie Spargel im Rezeptindex.
Außerdem freue ich mich auf den ersten Tag ohne Socken (könnte klappen!) und die „Petersilienhochzeit“ mit dem besten Ehemann der Welt. Wow, 12 1/2 Jahre! Wir können das selbst kaum glauben. Jedenfalls werden wir den Tag auch kulinarisch genießen – und vielleicht davon berichten!
Da ist dann auch fast egal, wie das Wetter wird. Oder um es mit Erich Kästner zu sagen:
Der Regen klimpert mit einem Finger
die grüne Ostermelodie.
Das Jahr wird älter und täglich jünger.
O Widerspruch voll Harmonie! (…)
Ich wünsche Euch einen fabelhaften April mit viel Grün, viel Frühling und viel Genuss!