Mein „Projekt Speisekammer Detox“ hat einige Absonderlichkeiten zu Tage geführt. Gleich mehrere Konservendosen oder Gewürzpackungen sind 2011 mit uns von München nach Wiesbaden umgezogen, obwohl sie damals offensichtlich schon „abgelaufen“ waren. Mitkommen durften sie trotzdem. Denn die Erfahrung zeigt: Viele Produkte sind auch weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) hinaus noch genießbar. Schimmel, ein unguter Geruch oder veränderte Konsistenz sind natürlich Anzeichen, dass Produkte nicht mehr gut sind und besser nicht verzehrt werden sollten!! Aber eine Konserve, die fest verschlossen, unbeschädigt und ohne Wölbung im Regal steht, hat in der Regel nichts. Das gilt auch und besonders für Nudeln, Reis, Linsen, getrocknete Chilischoten usw. Ein Joghurt ist auch Tage oder gar Wochen nach Ablauf des MHD noch genießbar. Auch hier ist wichtig: Knackt das Glas beim Öffnen? Ist der Deckel unversehrt? Ist der Joghurt ohne Schimmel? Wir könnten uns ruhig mehr auf unsere Nase und unsere Augen verlassen bei der Wahl unserer Lebensmittel! Und obwohl das so ist, wirft der durchschnittliche Deutsche im Jahr etwa 82 kg Lebensmittel in den Müll. Der Handel trägt ebenso seinen Teil dazu bei. Zu schnell wird alles entsorgt, was sich dem MHD nähert oder was eine braune Stelle hat.
Unkaputtbar: Udon-Nudeln
Warum ich Dir das erzähle? Weil wir am Wochenende eine köstliche japanische Suppe hatten. Mit frischem (!) Schweinebauch und Udon-Nudeln, die 2011 abgelaufen waren! Also vor sieben Jahren! Glaubst Du mir nicht? Ist aber so! Beweis gibt’s hier:
Und deshalb ist meine köstliche japanische Suppe mit vielen guten, frischen Zutaten und uralten Udon-Nudeln auch mein Beitrag zum Blog-Event „Zu gut für die Tonne“ von Zora und Jette von LanisLeckerEcke.
Japanische Nudelsuppe „Tampopo“ mit Schweinebauch nach Stevan Paul
Dass ich ein großer Ramen-Fan bin, weißt Du sicherlich. Und dass Stevan Pauls Kochbuch „Meine Japanische Küche“ hier in der heavy rotation herangezogen wird, vielleicht auch. Da ist es doch nur konsequent, dass wir mal zuhause eine köstliche japanische Suppe aus diesem Kochbuch nachbauen, die meiner Lieblingsramen in nichts nachsteht. Das Rezept ist eher was für’s Wochenende, weil es Zeit benötigt – vom Einkauf bis zur Zubereitung. Aber dafür hast Du auch gleich eine feine Hühnerbrühe für wochentags und einen Schweinebauch-Rest für’s Brötchen am nächsten Tag. Das Rezept macht also gleich mehrfach glücklich. Pass mal auf!
Psssst! Du kannst die Suppe natürlich auch ohne Schweinebaucheinlage genießen. Aber, mal ehrlich, warum? Wenn Du ein schönes Stück beim Metzger bekommst, wird dich das knusprig-saftige Fleisch begeistern. Es passen aber auch kalte Bratenscheiben zur Suppe oder etwas Roastbeef.
Zubereitung und Rezept für 4 Personen
Für den Schweinebauch:
- 0,6 kg Schweinebauch
- Salz
- Wasser
Für die Suppe:
- 1 Bio-Huhn (unseres hatte 1,8 kg, es darf aber auch kleiner sein!)
- 800 gr Rinderkotelett (im Original: Schweinerippchen. Hatte der Metzger aber nicht. Wichtig: Knochen geben Geschmack!)
- 3 Karotten
- 2 Stengel Lauch
- 3 Stengel Selleriestengel
- 1 großes Stück Sellerieknolle
- 1 großes Stück Ingwer
- 6 getrocknete Shitake-Pilze
- 1 rote Chilischote
- 100 ml helle Sojasauce
- 50 gr dunkle Miso-Paste
- Zucker
- Salz
Als Einlage:
- Udon-Nudeln (je nach Personenzahl; Stevan rechnet mit 60-80 gr pro Person)
- 1/2 Noriblatt
- pro Portion 1/2 Ei
- 3 Frühlingszwiebeln
Zubehör: Grillschale mit Rost und Bräter für den Schweinebauch, großer Topf für die Brühe, Topf und Sieb für die Nudeln, feines großes Sieb und weiteren Topf für die Hühnerbrühe, scharfes Messer und Schneidebrett
Zubereitungszeit: Eine gute Hühnerbrühe braucht mindestens 3 Stunden Zeit. Für die Vorbereitung solltest Du insgesamt eine halbe Stunde einplanen. Den Schweinebauch bereitest Du in gut 2 Stunden zu, während die Suppe köchelt. Beides – Suppe und Schweinebauch – benötigen aber nicht permanent Deine Aufmerksamkeit. Du kannst also nebenbei etwas anderes machen!
So geht’s:
- Du nimmst Dein Suppenhuhn und zerteilst es entlang der Knochen, dann legst Du es gemeinsam mit dem Rinderkotelett in den Topf.
- Das Suppengemüse (Lauch, Karotte, Selleriestange und -knolle) putzt Du und zerteilst es nur grob, damit es in den Topf passt!
- Gut salzen (2-3 TL), mit Wasser bedecken und zum Kochen bringen.
- Jetzt lässt Du die Suppe etwa 2 Stunden offen sanft köcheln und schöpfst dabei immer etwas von dem auftretenden Schaum ab.
- Dann heizt Du den Backofen auf 135 Grad vor und spülst den Schweinebauch ab, tupfst ihn trocken und reibst ihn kräftig mit Salz ein.
- Mit einem scharfen Messer ritzt Du die Schwarte rautenförmig ein, ohne das Fleisch zu verletzen!
- Jetzt legst Du den Braten mit der Hautseite nach unten (!) in Deinen Bräter und gibst gesalzenes (!!) Wasser dazu, bis die Schwarte bedeckt ist.
- Im heißen Ofen garst Du den Schweinebauch jetzt eine gute Stunde.
- Wenn die Suppe etwa 2 Stunden gekocht hat, gibst Du geschälten Ingwer, Pilze, Chili, Sojasauce, Miso-Paste und Zucker zur Suppe und lässt alles mindestens noch einmal eine Stunde sanft köcheln.
- Bevor die Suppe fertig ist, nimmst Du den Schweinebauch aus dem Ofen und setzt ihn mit der Schware nach oben auf das Rost der Grillschale. Jetzt gießt Du nochmal 200 ml an und scheibst den Schweinebauch für eine weitere Stunde in den Ofen, bis die Kruste schön krachig knusprig ist!
- Nimm Rinderkotelett und Huhn aus der Suppe. Das Hühnerfleisch kannst Du noch weiter verwenden (Tipp s.u.).
- Die Suppe gießt Du durch das feine, große Sieb in den frischen Topf ab und lässt sie auf sehr kleiner Flamme etwas ziehen.
- Achtung: Die Zeitangaben sind Circa-Angaben! Wenn Dein Schweinebauch größer, Dein Backofen heißer, Dein Suppenhuhn kleiner ist, dann ändert sich das natürlich immer etwas. Aber die Suppe verzeiht, wenn sie etwas wartet oder noch mal aufgewärmt werden muss. Und der Schweinbauch sollte sowieso abkühlen, bevor Du ihn als Einlage in die Suppe schneidest. Also, keinen Stress bitte!
- So, die Suppe hat durchgezogen und ist schön klar, der Schweinebauch ist knusprig und kühlt ab? Dann setzt Du jetzt die Nudeln nach Packungsbeilage auf und kochst im Kochwasser noch die Eier mit, bis sie wachsweich innen sind.
- Tiefe Suppenschalen wärmst Du im Backofen oder mit heißem Wasser etwas an.
- Währenddessen schneidest Du das Noriblatt in feine Streifen, die Frühlingszwiebeln in Ringe.
- In die Suppenschalen kommen jetzt gekochte Nudeln und Frühlingszwiebeln. Dann gießt Du die Brühe auf. Anschließend gibst Du ein halbes Ei, zwei oder drei Scheiben Schweinebauch und die Noriblätter als Einlage dazu.
- Gegessen wird klassisch japanisch: Mit tiefem Löffel und Stäbchen. Schmatzen ist unter Freunden erlaubt. Für’s erste Date ist das Gericht aber eher nichts, denn elegant sieht das bei den meisten Europäern eher nicht aus!
Die Arbeit ist geschafft und Du kannst eine köstliche, gehaltvolle Suppe genießen!
Den Udon-Nudeln haben wir ihr Alter nicht angeschmeckt. Sie waren einwandfrei! Aus dem Fleisch des Suppenhuhn haben wir am nächsten Tag ein köstliches Sandwich gemacht mit etwas Curry-Mayonnaise. Hmmm… Und natürlich ist die schmackhafte Hühnerbrühe perfekt, um eingefroren und mit Nudeln oder Hühnerfleisch auch mal schnell abends genossen zu werden. Bei uns stand sie einfach noch 2-3 Tage auf dem Herd und wurde mit jedem Aufwärmen besser.
Also, denk‘ bitte nach, bevor Du beim nächsten Mal etwas wegwirfst. Oder frag‘ doch im Supermarkt mal gezielt nach Ware, die ausgemustert werden soll. Oft lassen sich ein paar Cent oder mehr sparen und die Marktleitung merkt, dass abgelaufene Ware nicht auf den Müll gehört!
zu viel Umami, ansonsten vollste Zustimmung! Obwohl ich von Hühnersuppre grade erstmal die Nase voll habe…
Das glaube ich Dir sofort. Schön, dass Du wieder fit bist!
Hallo Julia,
ein tolles Rezept, das muss nachgekocht werden. Öhm…was ist mit dem Rinderkotelett eigentlich passiert??
Eigentlich schade, dass man den Leuten immer wieder sagen muss, dass das MHD nur ein Richtwert ist und die Lebensmittel auch danach noch lange haltbar sind. Ich habe durchaus schon Joghurts gegessen, die mehrere Monate abgelaufen waren, aber dereren Geschmack nicht die Spur eingebüßt hatte. Und ein MHD für Trockenware, Honig oder sogar Salz festzulegen kommt mir wie eine Daseinsberechtigung für den einen oder anderen Bürokraten vor 🙂
Grüße Gabi
Der Klassiker ist ja das jahrtausendealte Ur-Salz, das dann innerhalb weniger Monate „abläuft“. So ein Schmarrn. Und Linsen hat man sogar noch in archäologischen Funden entdeckt, die sogar noch essbar gewesen wären. Danke für den Hinweis mit dem Rinderkotelett, das gart mit dem Huhn mit. Muss ich noch aktualisieren. Danke 🙂
Die Ramen sieht toll aus! Sogar mit selbstgekochter Brühe, einfach perfekt. 🙂
Ja, ist nicht ganz unaufwendig aber wirklich die Zeit wert. Zumal man dann einen großen Topf köstlicher Hühnerbrühe hat, die sich ja auch vielfach verwenden lässt. Also: Go for it!
Das klingt einfach sowas von verführerisch, trotz der „ungenießbaren“ Nudeln 😛 Mein Problem mit diesem Gericht ist folgendes: Wo bekomme ich bitte einen Partner her, dem ich Schweinebauch vorsetzen kann? Der reizt mich nämlich grad am meisten an dem Rezept und meiner verweigert das völlig… Sollte ich irgendwann nochmal Single sein, muss der potentielle Kandidat einen Food-Fragebogen abarbeiten. Und wenn er zuvieles nicht isst, lass ich das gleich mit den Dates XD . Also vielen vielen Dank für diesen tollen Beitrag zum Event. Ich hätte bitte sehr gern ein Schüsselchen für eine Person 😉 .
Liebe Grüße
Jette
Du kannst auch Roastbeef-Scheiben als Einlage verwenden. Oder anderen kalten Braten. Und den Schweinebauch isst Du einfach alleine 😉
Endlich mal einer der offen darüber spricht, dass das MHD nur eine Richtung angibt, für einige Menschen, und man in jedem Fall selbst entscheiden sollte was gut ist und was nicht. Habe jetzt Haferflockenkekse aus verschiedenen alten und uralten Müsli gemacht, nachdem ich meine Speisekammer aufgeräumt habe :D, oberköstlich und kein Mensch hat es gemerkt. LG Hilde PS: liebe Julia, ich liebe deine Rezepte, bewundernswert, dass du dir so viel Arbeit machst und das alles ins Netz stellst. Danke, Danke
Liebe Hilde, ich freue mich so sehr über diesen lieben Kommentar. Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß beim Nachkochen & Genießen!