Nach Leuchtturmwärter ist Schäfer für mich der Beruf mit dem größten Romantikfaktor. Deshalb gibt’s heute für alle Schäfer, die derzeit beim Schafehüten heftig frieren müssen, einen herzhaften Shepherd’s Pie.
Shepherd’s Pie: Der Pub-Klassiker hausgemacht!
Mein Faible für Schäfer liegt vermutlich in einem Bilderbuch über die zwölf Monate begründet, das ich als Kind sehr geliebt habe. Im November holte die alte Kräuterfrau den Schäfer zwinkernd ins Warme (jaja, in den 80ern haben alte Leute in Bilderbüchern noch geschnakselt!). Die aquarelligen Bilder dazu waren einfach wunderschön: Der Schäfer stand im Nebel auf der Wiese inmitten seiner Schafsherde, während die Kräuterfrau vor ihrer Kate winkte und innen dampfender Tee (!) auf dem Tisch wartete. Wenn ich mich nur an den Titel des Buchs erinnern könnte…
Außerdem bin ich ja ein Dorfkind und selbst mit Schafen groß geworden. Dass Flocki und Samson irgendwann auch auf dem Teller landeten, war eben der „Circle of Life“, wie es bei Disney heißt. Vor einiger Zeit haben wir dann in der Nähe von Sankt-Peter-Ording die Schafskäserei Volquardsen besucht, mit Schafen geschmust, Käse eingekauft und den wunderschönen Bio-Hof genossen. Ich liebe Schafe einfach und habe den größten Respekt vor Schäfern!
Schäfer: Ein Traumberuf vor dem Aus?
Die richtig harten Jungs (und Mädels) sind nämlich die Schäfer, die mit ihrer Herde ziehen und keinen eigenen Hof haben. Diese Wanderschäfer betreiben vielleicht das (zweit)älteste Gewerbe der Welt. Denn Hirten gibt es, seit der Mensch Viehzucht betreibt, also seit etwa 12.000 Jahren! Einigen Wanderschäfern kann man auch auf Twitter folgen. Allerdings ist es da schnell aus mit der Romantik: der Beruf ist knallhart, leidet unter Nachwuchsproblemen und hat – im Gegensatz zur Massenschweinezucht und der industriellen Landwirtschaft – keine Lobby in Berlin oder Brüssel. Deshalb demonstriert der Verband der Berufsschäfer jetzt auch für eine Weidetierprämie und fordert Hilfe beim Bau von Zäunen gegen Wölfe. Infos zur wertvollen Arbeit von Schäfern und vielem mehr findest Du auf der offiziellen Seite des Berufsverbandes.
Rezept und Zubereitung Shepherd’s Pie
Jetzt aber mal ran an Topf und Pfanne! Ein hausgemachter Shepherd’s Pie braucht etwas Zeit, eignet sich aber perfekt, um Reste aus der Gemüseschublade zu verbrauchen. Er eignet sich also super für’s Wochenende! Der Vorteil: Was übrig bleibt, lässt sich gut aufheben und noch mal im Ofen oder der Mikrowelle erwärmen. Das tut Geschmack und Konsistenz keinen Abbruch! So kommst Du also dann doch noch wochentags zu Deinem Pie.
Viele Rezepte verwenden Hackfleisch. Wir haben uns aber für Lammschulter entschieden, weil es herzhafter ist. Wenn Du lieber Hackfleisch verwenden magst, reduziert sich natürlich die Zubereitungszeit. Du kannst auch Rind statt Lamm nehmen. Dann ist es eben ein Cottage Pie. Mit Fisch ein Fisherman’s Pie. Logisch, oder? Hausgemacht ist dieser Pub Klassiker ein Genuss – während er in Pubs meist etwas geschmacklos und mit Instant-Tüten-Sauce serviert wird. Der Aufwand lohnt also!
Zutaten für eine Auflaufform mit 22 cm Durchmesser (6 cm hoch):
- 750 g Fleisch von der Lammschulter (lass Dir das Stück vom Metzger ausbeinen und nimm den Knochen mit!)
- 2 rote Zwiebeln
- 1 große Karotten
- 3 Stangen Sellerie
- 1 Knoblauchzehe
- 4 braune Champignons
- optional: etwas Lauch, Pak Choi oder Wurzelgemüse, falls Du noch etwas von der Woche übrig hast
- 1 Liter Gemüsebrühe (oder Lammfond)
- 100 ml trockener Rotwein
- Rosmarin
- Thymian
- etwas Mehl
- Salz und Pfeffer
- Olivenöl oder Pflanzenöl
- Worcestershire Sauce (einige Spritzer)
- 1 Stück Parmesan-Rinde (wir frieren Käserinden immer ein – reinste Umami-Bomben!)
- 1 EL Tomatenmark
Für das Kartoffelpüree:
- 1 kg mehlig kochende Kartoffeln
- Butter für das Püree und die Form
- Semmelbrösel für Püree und Form
- Salz und Pfeffer
- Muskat
- geriebener Käse (klassisch: Cheddar. Wir haben aber immer gemischte Käsereste gerieben im TK-Fach und haben diesen genommen)
Zubereitungszeit: etwa 2,5 Stunden – je nachdem, wie lange das Fleisch benötigt
Zubehör: Bräter oder Topf, Auflaufform, großes aber feinmaschiges Sieb, Topf für die Kartoffeln und Kartoffelstampfer oder -presse, kleineren Topf für die Sauce
So geht’s:
- Das Fleisch in mundgerechte, nicht zu kleine Stücke schneiden.
- Gemüse waschen bzw. schälen und würfeln (nicht zu fein!)
- Im großen Topf bzw. Bräter etwas Öl erhitzen und das Fleisch anbraten, bis es Farbe genommen hat.
- Zwiebeln und Knoblauch sowie Tomatenmark hinzugeben, mit Salz und Pfeffer würzen.
- Gemüse, Knochen, Kräuter und Parmesanrinde hinzugeben.
- Den Wein schluckweise dazu gießen und immer erst etwas einreduzieren lassen, bevor Du wieder etwas zugießt.
- Mit der Gemüsebrühe aufgießen, so dass alles bedeckt ist und mindestens 45 Minuten (eher etwas länger) bei geschlossenem Deckel sanft köcheln lassen.
- Währenddessen die Kartoffeln schälen und in gesalzenem Wasser gar kochen.
- Backofen auf 170 Grad vorheizen.
- Etwas Butter (keine Milch! Es darf nicht zu breiig werden, sondern eher eine teigartige Konsistenz haben!) sowie Salz, Pfeffer und Muskat drangeben und alles mit dem Stampfer oder der Presse gut zu Püree verarbeiten. Offen ausdampfen und etwas abkühlen lassen.
- Wenn das Lammragout gar und zwart ist, nimmst Du die Knochen heraus und gießt den Inhalt des Bräters durch das Sieb in Deinen Saucentopf. Das Ragout muss gut abtropfen, damit es später nicht den Kartoffelteig durchmatscht!
- Jetzt fettest Du Deine Auflaufform ein und gibst auf Boden und Rand Semmelbrösel. Das gibt einen crunchy Rand und hilft dabei, die Stücke später aus dem Pie zu heben.
- Jetzt etwa 2/3 der Kartoffelmasse dünn auf dem Boden und an den Rändern verteilen.
- Anschließend das gut abgetropfte Ragout einfüllen:
- Jetzt die restliche Kartoffelmasse auf das Ragout geben – quasi als Deckel!
- Abschließend den geriebenen Käse und einige Semmelbrösel draufgeben, damit es hinterher schön knusprig wird!
- Die Auflaufform auf der untersten Schiene (!) in den Backofen schieben und für mindestens 60 min backen. Die Zeit variiert natürlich je nach Auflaufform. Wir hatten eine Kupferkasserolle, die nur etwa 6 cm hoch war. Steingut braucht deutlich länger, um durchzuheizen!
- Während der Shepherd’s Pie zuende backt, köchelst Du die Sauce ein und schmeckst sie mit Salz, Pfeffer und etwas Worcestersauce ab.
Dazu passen klassisch einige sanft gedünstete Erbsen oder – wie in unserem Fall – ein winterlicher Feldsalat.
Den Pie aus dem Ofen nehmen (Achtung, heiß!) und mit Sauce und Gemüse oder Salat servieren.
Ein wunderbar herzhaftes, wärmendes und wohliges Gericht, das Aufwand und Zeit wert sind!
Ich nehme an, die Zutat der Sheperds Pie beschränkt sich auf 750 g Fleisch :-).
Ansonsten: macht Lust aufs Nachkochen!
Gruss
Michael
OMG! Du hast recht!!!
Shepherd’s Pie zählt zu meinen Lieblingsgerichten! Meistens bereite ich ihn aus einem übriggebliebenen Gericht zu (Braten, Ragoût und Kartoffelpüree), was leider nicht zu oft vorkommt (das Übriggebliebene).
Ich nehme mir deshalb vor, nach deinem Rezept die Fleischfüllung sowie die Kartoffelmasse extra dafür zuzubereiten!
Liebe Grüsse aus Fernost,
FEL!X
Ein Thai-Pie quasi!! 🙂 Lass mal hören, wie Dir der Pie geschmeckt hat!
Das ist wirklich ein ganz tolles Rezept!!!
Vor allem, dass mit der Parmesanrinde, mach ich normalerweise nur in meine Minestrone.
Wir sind pappsatt und glücklich :-)))
Das freut mich sehr!!