Monatsrückblick März

[enthält unbezahlte Werbung in Form von Streaming- und Buchtipps] Ach, März. Was soll man über dich erzählen in diesem Jahr, das so schön begann? So frühlingsmäßig haust du echt einen raus: die Magnolien explodieren, die Vögel singen mehrstimmig und fast zu laut, um sich noch konzentrieren zu können, die Sonne kitzelt uns in den Mittagspausen und nach Feierabend… Aber, halt, da war doch noch was?!

Das setzt dem Frühling die Corona auf

Glücklich, wer einen Balkon oder gar einen Garten hat. Denn dieser März war auch geprägt von Homeoffice, social distancing und Lagerkoller. Nun arbeite ich seit fünf Jahren im Homeoffice und dachte, da verändere sich nicht viel für mich. Aber Pustekuchen! Ich kann mich weniger gut konzentrieren, weil da immer noch dieses Virus und seine Folgen im Kopf herumspuken. Außerdem: Das Feierabendbierchen mit dem besten Ehemann der Welt, der Business-Lunch mit Geschäftspartnern, das Glas Wein mit Freunden nach dem Markteinkauf am Samstag… All das fehlt mir. First world problems hin oder her. Es fehlt mir sogar sehr. Und natürlich wird das noch überschattet von existenziellen Fragen und Sorgen um die Gesundheit, die Gesellschaft, die Ökonomie: Was macht Corona langfristig mit uns? Mit unserem Werte-, Markt- und Politiksystem?

Und was, wenn ein „danach“ eben kein „weiter wie bisher“ ist?

So ganz unbeschwert war mein März also trotz frühlingshaften Wetters wahrlich nicht. Auch wenn der bEdW und ich noch wohlauf sind, uns im Homeoffice gut arrangieren und immer noch gemeinsam lachen und genießen können. Wie sagte eine liebe Freundin aus anderem Anlass zu uns: „Die Unbeschwertheit ist weg.“ Ja, genau so fühlt sich das an.

Gesehen

Jetzt möchte man meinen, dass wir im Lockdown wie bekloppt Serien und Filme streamen. Nochmal Pustekuchen! Die fehlende Konzentration lässt mich auch nur begrenzt komplexen Handlungssträngen folgen. Aber ein paar Tipps habe ich dennoch:

Ok, vermutlich sind wir die Letzten, die ihn gesehen haben. Aber Joker mit Joaquin Phoenix war einfach brillant. Dystopisch, böse, beklemmend. Aber brillant. Dazu beigetragen hat der düstere Soundtrack der Isländerin Hildur Ingveldardóttir Guðnadóttir.

Falls bei Euch noch nicht ausreichend Weltuntergangsstimmung herrscht, schwört Ihr sie mit diesem Soundtrack definitiv herauf.

Eine clevere Serie mit richtig gutem Ende (so geht Finale, Ihr lieben „Game of Thrones“-Autoren!) war Zero Zero Zero (Sky). Die Mafia-Serie basiert auf einem Buch von Investigativjournalist Roberto Saviano und dreht sich – verkürzt gesagt – um den weltumspannenden Drogenhandel, von dem jeder sein Stückchen abhaben möchte: von Mexiko über Afrika bis Kalabrien. Der Titel der Serie bezieht sich übrigens auf den Reinheitsgehalt des richtig guten (aka teuren) Stoffs. Die acht Folgen lassen sich gut weg-bingen und bleiben im Kopf haften.

Was mir tatsächlich fehlt, sind Fußballspiele im TV. Und zwar live und nicht aus der Konserve (da gibt es nur wenige Matches, die ich mir noch mal komplett anschauen würde!). Ich bin ja nicht nur Mitglied von 2018-Pokalsieger-und-FC-Bayern-Bezwinger Eintracht Frankfurt, sondern schaue wirklich gerne mit dem bEdW Bundesliga, Champions League, Europapokal und Länderspiele. Ach, vielleicht schaue ich mir das 2018er Pokalfinale doch noch mal an. Das war schon sehr, sehr geil!

Und was waren das für schöne Tore!

Gelesen

Meine Geduld mit Büchern, die mich einfach nicht fesseln, wird immer kleiner. Manchmal ist so ein Buch vielleicht nur zur falschen Zeit auf meinem Nachttisch. Aber leider abgebrochen habe ich Milkman von Anna Burns, die für ihr sprachgewaltiges Buch wirklich verdient den Man-Booker-Prize erhalten hat. Nur habe ich mich nach 100 Seiten gefragt: Warum soll ich ein Buch lesen über eine junge Frau in den 80ern in Nordirland? Es hat mich einfach nicht berührt. Gibt’s manchmal.

Apropos Nordirland, Frauen, 90er: Die Serie Derry Girls auf Netflix ist brüllend komisch und wirklich herzig (unbedingt OmU gucken!)

Abgebrochen habe ich auch Ich bin Circe von Madeline Miller. Selbes Problem: Circe als Ich-Erzählerin in einem sehr platten Creative-Writing-US-College-Stil. Wen soll das, bitte, interessieren? Sorry, keine Geduld…

Nochmal ein Abbruch: Die Chroniken von Alice – Finsternis im Wunderland von Christina Henry. So eine Art Fan Fiction für Alice-Fans. Soll wohl irgendwie edgy sein mit einer vermutlich vom weißen Kaninchen vergewaltigten Alice und dem Mad Hatter als Axtmörder. Ja, genau. So habe ich dann auch geschaut.

Schöner Schmöker, der mich wunderbar abgelenkt hat von derzeitigen Geschehnissen innerhalb und außerhalb der eigenen vier Wände: Middlemarch von George Eliot. Einer der herausragendsten Romane des 19. Jahrhunderts – großartig neu übersetzt von Melanie Walz. Wer Dickens mag und wem Jane Austen zu sehr mit Hochzeitskram beschäftigt ist, wird Middlemarch so sehr lieben wie ich. Und 1200 Seiten reichen dann auch, um mal richtig abzutauchen. Warum ich ein Buch aus dem 19. Jahrhundert lesen sollte, wo ich doch mit den 80ern in Nordirland nichts anfangen konnte? Faire Frage. Wer sich von Kopfputz und der ständigen Briefeschreiberei löst, wird schnell merken, wie modern und gültig die gesellschaftlichen Kämpfe in Middlemarch auch heute noch sind. Das ist dann halt große Literatur im Vergleich zu nicht ganz so großer Literatur. Wir schauen ja auch immer noch Shakespeare-Inszenierungen, weil sie auch nach 400 Jahren noch tief ins Herz zielen.

Middlemarch George Eliot.

Aktuell auf dem Nachttisch liegt der Abschluss der Thomas-Cromwell-Trilogie der zweifachen Man-Booker-Prize-Gewinnerin Hilary Mantel: Spiegel und Licht. Nachdem mich die beiden ersten Bände schon begeistert hatten, habe ich die lange Wartezeit von sieben oder acht Jahren kaum aushalten können. Auch hier freue ich mich über jede einzelne der rund 1000 Seiten: sprachlich eine absolute Freude, historisch penibel recherchiert, stets mit dem Hintergedanken, was es heißt, eine Nation zu formen. Auch 500 Jahre her. Aber beeindruckend aktuell.

Gelaufen

92 Kilometer. Verteilt auf zwölf Läufe. Ich hab also wirklich die 3-mal-pro-Woche-Regel tapfer durchgehalten. Nie war mir das Laufen so wichtig für meine mentale Gesundheit wie in diesem Monat. Und ich bin sehr dankbar, dass wir – anders als in Italien – noch zum Spazierengehen, Joggen oder Radfahren mit nötigem Abstand nach draußen dürfen.

So leer ist es auf der Laufstrecke leider nicht immer…

Gegessen

…wurde natürlich. Täglich frisch gekocht. Manchmal mittags sogar eine Kleinigkeit und abends dann „richtig“. Doch während andere wieder Spaß am Kochen und die Muße dafür finden, hab ich derzeit wenig Lust. Jede Mahlzeit ist ein Kampf und ich bin froh und dankbar, dass der bEdW viel davon übernimmt. Dabei essen wir immer noch frisch und abwechslungsreich, versuchen aber so selten wie möglich einkaufen zu gehen.

Die Planung für das Osterwochenende steht und eine Inventur des Tiefkühlschranks hat ergeben, dass wir noch ein paar Wochen Lockdown überstehen würden. Vielleicht kommt an den freien Tagen ein bisschen die Lust aufs Selbermachen zurück.

Im März gab es jedenfalls…

…köstlich hausgemachte Gyoza

Gyoza Schweinehack Pilze.

Skrei aus dem Sous-vide mit Barba di frate und einer babyeinfachen Soße

Skrei mit Kartoffelsalat und Barba di Frate.

…ein verschwenderisch würziges Chicken Curry mit Ingwer

…ein hoffnungsvolles Apfelküchlein

Apfelkuchen

…und viele köstliche Rezepte und Tipps rund um die wunderbare Resteküche!

Restekueche mit Rezepten, Tipps und Tricks.

Und dann gab’s da noch einen köstlichen kleinen Snack von Castel Franco mit Wildlachs und einem Honig-Senf-Dressing für die Instagram-Gemeinde:

https://www.instagram.com/p/B-CSzGnHOP7/

Fast hätt‘ ich’s vergessen:

Mein Bonmot zur allgemeinen Toilettenpapier-Hamsterei:

Und im April?

An dieser Stelle verrate ich Euch normalerweise, worauf ich mich im nächsten Monat freue, was ich plane, wohin es zum Essen geht… Tja. Ich freue mich über jeden Tag, an dem wir gesund und unbeschadet abends ins Bett gehen und morgens aufwachen können. Ich freue mich darüber, dass ich nicht nur geile Vorräte im Haus habe, sondern auch etwas damit anzufangen weiß. Ich freue mich über die unzähligen Kontakte via Social Media, über die ich mit Euch in Kontakt bleibe. Ich freue mich auf vier ruhige Ostertage, gute Bücher, spannende Filme und auf das Laufen am Morgen durch frühlingshafte Parks und Wälder.

Bleibt gesund & zuversichtlich!

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  1. Alles anders und wer hätte das gedacht, an unserem launigen Weihnachtsabend, gell? Die Sache mir der Konzentration … Du weißt ja, wie sehr ich krankheitsbedingt eh damit zu kämpfen hatte … ich verstehe daher so gut, was du meinst, wie sich das anfühlt. Ich lese derzeit „Der Medicus“, zum millionsten Mal. Aber es fühlt sich für mich in diesen Tagen so gut an, Vertrautes zu lesen, von dem ich auch noch des guten Ausganges gewiss sein kann. Und es ist sooo einfach geschrieben, ich kann ihm gut folgen.
    Deiner Leseliste folge ich wieder lesend hinterher, wenn dieser Irrsin sich beruhigt hat ❤.
    Mir hat übrigens mal jemand Haikus empfohlen ❤❤❤

    1. Julia Author says:

      Haikus sind wunderbar, um sich abzulenken, Gedanken einzufangen und ein bisschen Schönheit in den Tag zu lassen. Danke für den Reminder. Ich probiere es am heutigen Supermond-Abend mal aus. An unseren Weihnachtsabends denke ich derzeit so oft. Wie schön, dass wir die Erinnerung daran haben – und die Hoffnung, in ähnlicher Runde irgendwann wieder zusammenzufinden. Ich glaube fest daran. Andrà tutto bene!

  2. LIebe Julia, first-world finde ich gar kein bißchen dass dir die zwanglosen Möglichkeiten sich mit anderen Menschen zu treffen fehlen, wir sind nunmal soziale Wesen. Und mir geht es- abgesehen vom Stress der Arbeit- auch so, es fehlt die Unbeschwertheit zu sagen – komm, lass uns rausfahren, eine Runde spazieren um Bäume die wir nicht schon auswendíg kennen und anschließend auf einen Kaffee oder feines Essen in einer netten Lokalität. und ich fürchte diese soziale Einengung wird uns noch eine Weile begleiten…. halte durch!

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