Lieblinge im Juli: Der Monatsrückblick

{Enthält Werbung ohne Auftrag} Ach, was könnt‘ ich über die Hitze jammern, die sich im Dachgeschoss im Glutofen namens Rhein-Main-Gebiet besonders hartnäckig niederlässt. Oder über die Trockenheit, die unsere Balkonpflanzen verdörrt. Oder über die viele Arbeit, die mich davon abhält, meine Sommertage im Wiesbadener Opelbad zu verbringen. Aber viel lieber erzähle ich Dir, was schön war im Julia. (Oh man, ich kann diesen Monatsnamen nicht ohne „a“ am Ende schreiben!)

Gelesen

Die Farbe von Milch“ von Nell Leyshon hat mich sehr berührt. Das Bauernmädchen Mary ist erst 15 Jahre alt, als sie von zuhause weggeschickt wird. Sie ist Analphabetin und harte Arbeit gewohnt. Künftig soll sie im Haushalt des örtlichen Pfarrers helfen. Nach Hause zu ihrer Familie darf sie fortan nur noch, wenn man ihr einen halben Tag frei gibt… Dabei leben beide nur eine halbe Meile voneinander entfernt. Wer aber nie von seiner Scholle herunterkam, für den liegt eine ganze Welt in dieser halben Meile.
Mary ist einfach, ungebildet, ungeliebt. Sie ist Arbeitskraft, kein Individuum. Und dass sie „nur“ ein Mädchen ist und zudem ein „schlimmes Bein“ hat, macht sie in den Augen ihres Vaters nur noch wertloser. Dabei ist sie nicht dumm, sondern das, was man gerne „bauernschlau“ nennt. Dass der Pfarrer Mr Graham diese Schläue erkennt ist Segen oder Fluch? Ich verrate es an dieser Stelle nicht.
Leyshon schreibt aus der Perspektive Marys und fängt meiner Ansicht nach ganz wunderbar den ungeschliffenen, ungebildeten Sprachduktus des Bauernmädchens ein, ohne ihrer Hauptperson die Würde zu nehmen.
Mein Fazit: Ich konnte mich dem Sog der 200 Seiten kaum entziehen und hatte auch die ein oder andere (lange verstorbene) Person aus meiner Familie vor Augen. Bei mir kamen Fragen auf wie: Wie stark prägt uns unsere Herkunft? Welche Chancen haben wir, wenn wir ohne Geld, Bildung, Status in die Welt hineingeboren werden? Wie unsichtbar sind die „Marys“ unserer Gegenwart? Für mich ein echtes Highlight in meinem an Highlights ohnehin reichen Literaturjahr 2018.

Gehört

Spätabends auf der Terrasse sitzen, die endlich etwas kühler werdende Luft genießen, bunte Lichterkette anknipsen und chillige Musik hören. Geht es noch schöner? Derzeit habe ich ein permanentes Schlafdefizit, weil ich nicht vor 1 Uhr nachts ins Bett komme. Vorher ist es viel zu warm, aber auch zu schön, um ins Bett zu gehen. Den passenden Soundtrack liefern die monatlichen Playlists von Dariadaria auf Spotify.

Gerne gehört habe ich aber auch „A la plage“ von Juniore. Denn wohin sollte man sich denn sonst in diesem Sommer sehnen als an den Strand?

Gegessen

…wurde natürlich auch! Wir haben den Monat begonnen mit einem Paella-Gelage auf der Terrasse und mit lieben Freunden – bis tief in die Nacht hinein!

Paella Grill Rezept Step by Step Anleitung Foodblog German Abendbrot

Es gab einen echten China-Takeaway-Klassiker zum Selberkochen: Sticky Orange Chicken!

Sticky Orange Chicken Wok Rezept German Abendbrot

Ich bin auf kulinarische Weltreise gegangen, habe dabei eine tolle Blogger-Aktion entdeckt und mich nach Thailand gefuttert: Pad See Ew!

Pad See Ew Rezept German Abendbrot

Und mit einem veganen Curry aus Indien habe ich meine Asien-Rundreise mit einem frischen Friday Night Dinner Date abgeschlossen!

Rezept Nariyal Sabjee veganes Curry Indien German Abendbrot

Jetzt freue ich mich darauf, dass mit fallenden Temperaturen auch wieder die Lust auf’s Kochen zurückkommt. Ich träume von Schmorgerichten, herzhaft Gebackenem oder auch einfach mal Genuss, ohne zu schwitzen! Bis dahin kannst Du noch mal meine Lieblingsrezepte bei Hitze nach“kochen“, bei denen Du garantiert nicht ins Schwitzen kommst! (Noch mehr Hitze-Rezepte gibt’s hier!)

Währenddessen überlege ich, welchen Beitrag ich zum Blog-Event „altbacken“ zubereiten könnte, ohne den Ofen anmachen zu müssen. Oder den Herd. Oder überhaupt eine Wärmequelle. Noch bis 15. August freuen sich Christine und Zorra auf Deine Rezepte, falls Du mitmachen magst!

Blog-Event CXLIV - altbacken {Resteküche für altes Brot} (Einsendeschluss 15. August 2018)

Und wenn Du mal nicht selber kochen willst? Dann kann ich allen Wiesbadenern und Besuchern die „Waffel“ am Michelsberg empfehlen – einfache, günstige aber unglaublich köstliche afghanische Küche!

Die Waffel Wiesbaden Kumpir

Gefeiert

…wurde im Julia (argh!) natürlich auch. Zum Beispiel meinen 8. Blog-Geburtstag, zu dem ich wunderbar liebe Kommentare, Mails und Messages bekommen habe. Herzlichen Dank für jeden einzelnen. Ihr seid das Salz in meiner Suppe, der Senf auf meinem Würschtl, der Gin in meinem Tonic, die Musik zu meinem Handkäs! DANKE!

Food for thought

Wusstest Du, dass ich ein großer Radio-Fan bin? Kein Zähneputzen ohne HR-Info. Kein Aufwachen ohne HR3. Keine Autofahrt ohne Deutschlandradio Kultur. Kein Samstagmorgen ohne Werner Reinke in HR1. In meiner Münchner Zeit durfte ich sogar mal in der Kulturredaktion des BR hospitieren und mehrere Beiträge recherchieren, produzieren und einsprechen. Auch wenn der BR nichts für mich war, weiß ich diese Erfahrung immer noch sehr zu schätzen. Eine großartige Zeit! Für mich ist Radio eines der wundervollsten Medien – kein bisschen antiquiert, sondern schnell, informativ, inspirierend, anregend, phantasiefördernd… Sogar Reisereportagen können im Radio funktionieren, wenn die Redakteure es schaffen, das Kopfkino anzuknipsen.

Manche Stimmen – wie die von Jörg Bombach oder eben Werner Reinke – begleiten mich außerdem schon fast ein ganzes Leben lang. Als ich nach zehn Jahren im BR-Sendegebiet endlich wieder „meinen“ HR um mich herum hatte, war das ein Gefühl wie nach Hause zu kommen. Und deshalb empfehle ich Dir auch die ARD Audiothek als App. Hier bekommst Du eine Fülle an Reportagen, Interviews, Diskussionen, Buch-, Film- und Ausstellungsrezensionen, Hörspielen uvm. auf nur einer Plattform. Und natürlich kannst Du auch nach Schlagworten suchen. Mein Tipp für den Sommer: „Meer“ eingeben und sich mit Mare Radio an die Strände der Welt hören. Oder gib den Namen Deines Lieblingsautoren oder Deines nächsten Reiseziels ein und guck‘ mal, was Du findest.

Und im August?

Traditionell ist der August in meiner Wiesbadener Heimat natürlich Weinfest-Monat! Über 100 Winzer aus dem Rheingau schlagen dann ihre Verkostungshütten direkt in unserem „Vorgarten“ auf und schenken zehn Tage lang aus, was die Keller hergeben. In diesem Jahr allerdings ist alles ein bissl aufregender: Denn zeitgleich mit dem Fest beginnt im Rheingau die Weinlese – so zeitig wie noch nie! Ich bin sehr gespannt, was die Winzer vom „Jahrhundertsommer 2018“ erzählen, welche Herausforderungen es bei der Lese zu meistern gilt und welche Hoffnungen sie auf den neuen Jahrgang setzen. Das alles mit lieben Freunden und bei einem kühlen Glas – wie herrlich! (Ein paar Infos zum Fest und Rezepte für die nötige „Grundlage“ findest Du im Post aus dem Vorjahr.)

Vergiss nicht, nach oben zu gucken! Jetzt gibt’s wieder Sternschnuppen am Himmel. Nach dem Blutmond im Juli das nächste Himmelswunder. Wenn Du auch sonst gerne in die Sterne guckst, lade Dir doch mal die App „Verlust der Nacht“ herunter, mit der Du Dir die Sternbilder anzeigen lassen kannst, die dank „Lichtverschmutzung“ in Ballungsräumen kaum noch zu sehen sind.

Oder schau Dir zusammen mit Astronaut Alexander Gerst unseren wunderschönen Planeten von oben an. So ein Perspektivwechsel kann manchmal auch ganz wohltuend sein…

Aber vergiss mir keinesfalls die Lyrik! Von allen Monatsgedichten von Erich Kästner, aus denen ich an dieser Stelle immer gerne zitiere, ist mir das für den August nämlich das liebste. Kannst Du bei den folgenden Zeilen nicht auch die Hitze knistern hören?

(…) Ein Erntewagen schwankt durchs Feld.
Im Garten riecht’s nach Minze und Kamille.
Man sieht die Hitze. Und man hört die Stille.
Wie klein ist heut die ganze Welt!
Wie groß und grenzenlos ist die Idylle …

Nichts bleibt, mein Herz. Bals sagt der Tag Gutnacht.
Sternschnuppen fallen dann, silbern und sacht,
ins Irgendwo, wie Tränen ohne Trauer.
Dann wünsche Deinen Wunsch, doch gib gut acht!
Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.

Hab einen wundervoll sternschnuppigen August

und vergiss das Wünschen nicht!

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  1. Hallo Julia,
    Deine Lieblinge mag ich immer! Es ist eine schöne Tradition, auf den Vormonat zurückzublicken, um ihn nochmal zu reflektieren und abschließen zu können. Ich selbst (und viele andere, denke ich) schaffe das viel zu selten und hetze von einem Monat zum nächsten. Kompliment für Dein Durchhaltevermögen. Gute Anregungen, schöne Ideen und die Rezepte machen auch was her.
    Sticky Orange Chicken hatte ich ja schon Jahrzehnte nicht mehr! Ich gehe mir gleich mal das Rezept anschauen.
    Liebe Grüße und einen schönen August!
    Barbara

    1. Julia Author says:

      Ganz herzlichen Dank für Dein nettes Feedback. Ich freu mich sehr drüber.

  2. Ich schließe mich meiner Vorrednerin gerne an! Ausserdem finde ich deine Sprachwahl ganz fein, ja fast liebevoll.
    Viele Grüße, Claudi

    1. Julia Author says:

      Du Liebe. Das freut mich wirklich sehr. Ganz herzlichen Dank. Ich bin ja ein bissl „vom Fach“ als Literaturwissenschaftlerin und Texterin. Aber umso schöner, wenn das meine Leser auch spüren können. Danke schön :-*

  3. Liebe Julia,
    ich freue mich immer sehr über deine Buchtipps, die ich ja auch oft auf Twitter lese. Ich finde 2018 auch ein grandioses Literatur-Jahr. Gerade lese ich Barbarentage von William Finnegan – einfach super. Jedoch sollte man schon etwas für das Thema Sport übrighaben.
    Hier in Griesheim ist es leider das gleiche mit der Temperatur, kaum zum aushalten. Und ich finde keinen Coworking-Space mit Klimaanlage. Am Freitag bin ich mal im Heimathafen in Wiesbaden, vielleicht haben die eine 🙂
    Die Waffel am Michelberg schaue ich mir definitiv an. Und ein Gericht mit Brot ohne Hitze fällt mir sofort ein: Brotsalat mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum 🙂
    Liebe Grüße, Lena

    1. Julia Author says:

      Liebe Lena, das buch gucke ich mir gleich mal an. Mein Buchliebling ist übrigens auch Yaa Gyasa „Heimkehren“. Muss ich noch verbloggen. Ist also eine exklusive Sneak-Preview für Dich 🙂 Der Heimathafen hat, glaube ich, keine AC. Aber durch die dicken Altbaumauern sollte das erträglich sein. Und wenn Dir die Waffel gefällt, gehen wir nächstes Mal vielleicht zusammen hin? Ich fürchte, Brot-Tomaten-Salat machen ganz viele zum Event. Vielleicht werden’s Frikadellen oder herzhafte Arme Ritter…

  4. Radio- eine grandiose Erfindung und ich hab genauso meinen Lieblings-Sender und meine Lieblings-Moderatoren. Und stelle immer wieder fest, selbst an Tagen an denen ich nur über die kurze Auto-Strecken Radio höre fühle ich mich gut informiert.
    Immer wieder ist es ein Vergnügen deinen Rückblick zu lesen- und zumindest einen Moment lang selber zurückzublicken. Schon wieder ein Monat dahin.

    1. Julia Author says:

      Ganz lieben Dank. Ich finde auch, dass dieses Jahr die Zeit mal wieder schneller rast als ohnehin schon. Und der Sommer dauert gefühlt ewig. Hoffentlich können wir uns ein paar der wärmenden Sonnenstrahlen mental mit in Herbst und Winter retten. Denn die beiden kommen bestimmt schneller als uns lieb ist!

  5. Ich hab auch begonnen, nachdem ich deine Einträge gelesen hab, Monatsrückblicke zu machen. Irgendwie hab ich bemerkt, das ich viel mehr schätze, was alles passiert ist und was ich mache. Danke für die Anregung, dies selber zu machen. Hat eine kleine, jedoch starke Veränderung bewirkt 🙂 Hab einen wunderschönen August Julia!

    1. Julia Author says:

      Liebe Marie-Christin, das freut mich wirklich sehr. Dafür sind wir Blogger doch da: unsere Leser zu inspirieren und zum Selbermachen anzuregen. Wie schön! Dir auch eine schöne 2. Augusthälfte.

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