Die Rheingauer Weinwoche 2018, DAS Wiesbadener Fest schlechthin, liegt hinter uns. Wir haben uns durch (nicht alle!) der 1000 Weine von 100 Rheingauer Winzern gesüppelt, manchen Favoriten entdeckt, Altbewährtes glückselig in die Arme geschlossen, einen kleinen Ausflug in die Partnerstadt Klagenfurt gemacht, liebe Freunde getroffen, Kontakte geknüpft und einfach 10 Tage lang den Rheingau gefeiert! Kein Wunder, dass es deshalb ein bisschen stiller hier war im Blog. So ganz „nebenher“ wird natürlich auch gearbeitet und aktuell eine lästige Bronchitis auskuriert. Aber jetzt muss ich einfach mal wieder ein neues Rezept mit Euch teilen, das mir köstlich geschmeckt hat! (Und drei Klassiker, die jeder Käse-Liebhaber kennen sollte!)
Der Käse zum Wein: Handkäs!
Der Hesse und sein Handkäs – das ist schon eine fast sprichwörtliche Liebe. Böse Zungen behaupten ja, man müsse mit Handkäs großgeworden sein, um das Zeug herunter zu bekommen. Gegen diese völlig unverschämte Theorie spricht der Praxisbeweis: Ich kenne eine Handvoll Rheinländer, die gegen einen guten Handkäs Ü-BER-HAUPT-NICHTS einzuwenden hat! Und das völlig ohne Ausübung von Zwang meinerseits!
Die Urmutter aller Handkäs-Gerichte ist natürlich der Handkäs mit Musik, also angemacht mit Essig, Öl, Zwiebeln (aka Zwiwwelscher) und Kümmel. Dazu eine dicke Scheibe Sauerteigbrot und ebenso dick Butter. Wie genau Du die „Mussig“ (mit Betonung auf der 1. Silbe!) zubereitest und warum Du niemals nach einer Gabel fragen solltest, erfährst Du in diesem leicht angestaubten Blog-Post (einfach auf den Link klicken). Das einzig wahre Getränk zum Handkäs mit Musik ist natürlich Apfelwein (aka Ebbelwoi (Äppler sagen nur die Yuppies aus den Banktürmen)). Aber wenn Du DAMIT nicht großgeworden bist, könnte die Auswirkung verheerend sein. Ich hab Dich also gewarnt!
Ebenso köstlich aber „e klaa biss anners“ ist das Frankfurter Handkäs-Brot, das gleich zwei Klassiker vereint: Handkäs mit Musik und Grie Soß, dieses andere Nationalgericht der Hessen. Sieht vielleicht erstmal gewöhnungsbedürftig aus, ist aber eine echte Bereicherung für den hessischen Abendbrottisch. Ganz viel Frankfurt-Liebe und das Rezept gibt es hier.
Wer bis jetzt noch nicht genug Handkäs hatte, der muss natürlich den Käs noch in seiner geschmolzenen Form kosten: als hessischen Kochkäs! Das hat nichts mit Käse zum Kochen zu tun, sondern ist Käse, der gekocht und somit haltbar gemacht wurde. In irdenen Krügen und kühlen Kellern mit Lehmböden kam er einst aufs Brot für die Feldarbeiter. Heute nimmst Du ihn mit in den Biergarten oder zum Picknick in den Weinbergen. Einmal gekostet wirst Du ihn nicht mehr missen wollen! (Eine kleine Abhandlung über Obazda, Spundekäs und Kochkäs gibt’s hier.)
Als ich das Kochkäs-Rezept mal wieder im Rahmen der Weinwoche auf meiner Facebook-Seite gepostet habe, hat mich eine liebe Leserin auf eine Art Handkäs-Obazda hingewiesen, den die TV-Köche Martina & Moritz zubereitet hatten. Ich habe mich ziemlich eng an das Rezept gehalten, das Martina & Moritz hier auf ihrer Website veröffentlicht haben.
Selbstverständlich habe ich Harzer Roller (Pfff!!) durch besten hessischen Handkäs ersetzt. Dazu gab es noch eine Messerspitze Paprika (der gehört einfach an Obazda!) und eine Prise Cayennepfeffer. Außerdem fand ich, dass ein EL Frischkäse das Ganze noch geschmeidiger macht. Statt der Zwiebel gab es eine mildere Schalotte. Aber was soll ich sagen: KÖSTLICH!! Auf frischem Sauerteigbrot ein toller Genuss. Aber auch zu Laugengebäck oder Crackern eine schöne Idee! Wichtig ist, dass Käse und Butter möglichst Zimmertemperatur haben, damit sie sich leichter vermengen lassen. Denn anders als der Camenbert im Obazda wird der Handkäs nicht wirklich weich – schon gar nicht, wenn er aus dem Kühlschrank kommt!
Team Handkäs, yep! Hab aber 10 Jahre dafür gebraucht…
Besser spät als nie!
Danke für die reizende Erwähnung.
Ich liebe Handkäse, aber hier in Berlin gibt’s fast nur Harzer Roller zu kaufen.
Oh, da fällt mir ein, bei mir um die Ecke gibt’s bei Blomeyer’s Käse ziemlich viele Produkte von der Molkerei Hüttenthal. Da frage ich doch morgen gleich nach Handkäse.
So schön und köstlich können „einfache“ Genüsse sein.
Hihi, ja, Dein Tipp war super! Danke nochmal dafür! Und notfalls halt mit Harzer Roller!
Handkäs‘ rockt! Und das sage ich aks Norddeutsche, die mit „Harzer Roller“ groß geworden ist. Junge, hab ich gestaunt, als ich diese Art Käse erstmalig eingelegt gesehen und gegessen habe! 🙂
Jedenfalls – ich habe eine Handkässuppe im Blog (mega, ehrlich!) und (leider immer noch nicht verbloggt) ein tolles Rezept für Handkäsemousse mit Radieschen. Danke für den Anstoß 😉
Kennt Ihr den Handkäs vom Frankfurter Hof in Nordenstadt? Die käsen seit Jahrzehnten selbst. Wir könnten da mal zusammen hingehen und Handkäs essen 🙂
Meine Liebe, Deine Suppe kenne ich. Und einen Handkäseschaum oder eine -mousse nach Tim Raue (!) steht bei mir ganz oben auf der Nachkochliste. Ich kaufe den Handkäs immer auf dem Markt von einem Stand, der die gesamte Wiesbadener Gastronomie (also, die gute!) zu versorgen scheint. Aber nach Nordenstadt komme ich gerne mal mit Dir. Der Frankfurter Hof wurde mir schon oft empfohlen!
Für Handkäsliebe wurde ich zu früh ausgebürgert…. wahrscheinlich müßte ich mich mal von dir einführen lassen. Kochkäs, den wollte ich allerdings schon längst einmal gemacht haben, der schmeckt mir nämlich und ist hier schwer zu kriegen. Gute Besserung!
Dann wurdest Du vermutlich nicht richtig „imprägniert“ 🙂 Den Kochkäs kann ich nur empfehlen. Er ist ja deutlich milder als Handkäs pur. Und einfach super aufs Brot!
Yep, Team Handkäs, ohne Zwang :-). Und die Variante nach Martina und Moritz hört sich auch prima an, wird nachgeklöppelt! Gruß, Claudi
Ja, hat uns sehr gut geschmeckt. Sehr fein auf Laugengebäck oder – natürlich! – dunklem Sauerteigbrot mit krachiger Kruste!
Hahaha. Glücklich, bei Alnatura „Hessischen Handkäse“ gefunden (und gekauft) zu haben. Hatte – fast – schon die richtige Konsistenz. Und da ich mich, wenn mich ein Thema interessiert, richtiggehend festbeißen kann, war ich nochmal im Netz unterwegs.
Ich schenke Dir dieses Fundstück:
https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/service-trends/video-40516~_story-regionale-genuesse-100.html
Mehr sage ich jetzt nicht.
Klasse!! Mir Hesse sin halt e klaa bissi anners…
Thea … vielen Dank für den „Handkäs‘ – Geschmacks – Test“ vom HR.
Ich habe den Test mit viel Freude angeschaut.
Und – kaum zu glauben, aber wahr – wir haben vor ein paar Wochen hier in der Nähe auf dem kleinen (aber feinen Wochenmarkt) in Marienhafe, mitten in Ostfriesland, den Birkenstock-Handkäse gefunden.
Man kann ihn dort am Käsestand lose kaufen, die ersten beiden Käse haben wir direkt aus der Hand gefuttert.
Wir sind jetzt Stammkunden der Käsefrau.
Schöne Nordsee-Grüße,
Margot
Das ist ja wunderbar! Dann viel Freude beim Handkäs-Genuss!! (Den Kochkäs musst Du unbedingt mal machen!)
Nadierlisch Team Handkäs. Bin ich mit uffgezoche worn. Statt Muttermilch gab’s Ebbelwoi un statt Brei Handkäs mit Mussigg *g* 😉
2 Bücher mit guten Handkäs‘-Rezepten kann ich Dir empfehlen. Das wäre „Handkäs-Kompositionen von Birgit Neeb aus dem Cocon-Verlag (http://cocon-verlag.de/); das zweite wäre „Handkäs‘ International“ von Jens Schmidt & Jörg Schmidt (http://handkaes-international.de/) .
In beiden Bücher findest du leckere Rezepte. Im ersten Rezepte für Salate, Suppen und warmem Handkäs, im zweiten Handkäs mit Mussigg aus aller Welt.
Ich habe aus beiden Büchern schon Rezepte gemacht und alle waren lecker.
Grüsse aus Dribbdebach
Herzlichen Dank, Tore! Da gucke ich doch direkt mal rein.
Den echten Handkäs hatte ich noch nie auf’m Brot, aber bin mit einem Harzer liebenden Papa und den unvermeidlich olfaktorischen Begleitumständen aufgewachsen. Ab und an ess ich den auch ganz gern, aber niemals nich so kurz vorm Weglaufen, wie meinem Vater am Liebsten.
In Südtirol bin ich auf der Alm mit dem Frühstadium des Graukäses bekannt geworden und da hat er mir richtig gut geschmeckt!
So schließt sich der Kreis: Den Graukäse hab ich durch’s Bloggen und eine Einladung zur Verkostung kennengelernt – mit etwas Olivenöl auf Brot einfach köstlich. Dazu hab ich sogar was im Blog geschrieben. Leider bekommt man den Käse aber hierzulande kaum. Deshalb dann doch weiter mit dem hessischen Handkäs…
Gegrillter Harzer im Speckmantel
Harzer Käse mit Senf einreiben und pfeffern; je eine Käsescheibe mit 2 Scheiben Frühstücksspeck umwickeln und feststecken; im Ofen bei 180 °C grillen, bis der Käse anfängt, zu zerlaufen; auf dunklem Brot servieren
Bin ein armer Hesse im kulinarisch feindlichen Ausland. Handkäs ist nun mal der einzig essbare Käs, der Rest ist nur vergammelte Milch in fester Form. Zum Thema Handkäs gibt es ein tolles Kochbuch, Handkäs‘ Kompositionen.
Mit hessischen Grüßen aus Wuppertal
Also, da ich Käse in jeder Form liebe, kann ich Dir nur zum Teil Recht geben. Aber Handkäs ist definitiv unterschätzt. Danke für den Kochbuch-Tipp. Ich guck mir das gerne mal an. Mit Handkäs kann man jedenfalls viel mehr machen, als nur die übliche „Mussig“-Variante!