Laut der “allwissenden Müllhalde” namens Wikipedia ist Focaccia ein ligurisches Fladenbrot aus Hefeteig. Wer hier regelmäßig mitliest, wird jetzt vielleicht schmunzeln – war doch Teig bisher immer so ein bisschen ein stiefkindlich behandeltes Küchenthema.
Der geneigte Leser wird sich aber vielleicht auch an meine heiß geliebte Oma erinnern und ihren Ausspruch: “Ei, Kind, mer lehrt doch en Bär es Danze!” (Übersetzung und Hintergrundinfos gibt’s hier).
Und weil ich immer noch lieber Herzhaftes als Süßes esse, nähere ich mich dem “Feind” eben auf diesem Wege: Focaccia!
Vor einem Jahr hätte ich noch mit schlotternden Knien an der Arbeitsplatte gestanden und mir fluchend ausgemalt, was alles schief gehen kann. Mittlerweile bin ich da viel cooler, kann mir grob vorstellen, wie sich der Hefeteig anfühlen muss und freue mich zuversichtlich auf lecker Fladenbrot – ganz ohne Plan B!
Herausgekommen ist knusprig fluffige, in der Sonne glitzernde, duftig verlockende, jede BBQ-Session veredelnde, ganz alleine schon herrlich schmeckende, grandios zu Salat passende, dem Auge schmeichelnde, dem Olivenöl seine kleine Kuhlen bietende, die Foodbloggerin glücklich machende, den italienischen Feinkosthändler in den Ruin treibende, auf diesem (unbearbeiteten!) Foto wunderbar zu HighFoodality’s Cookbook of Colors passende und goldgelb in der Abendsonne leuchtende Focaccia:
Für eine Focaccia, das locker für 4 Personen als Beilage reicht, benötigt Ihr folgende Zutaten:
Für den Teig:
Ein Pfund Mehl und etwas Extra-Mehl für die Arbeitsfläche
1 Päckchen Trockenhefe (etwa 1 gehäufter TL)
1 TL Salz
3 EL Olivenöl
Für die Garnitur:
Rosmarin, Thymian, Oregano oder andere mediterrane Kräuter
einige Blätter Petersilie
1 Knoblauchzehe
etwa 5 EL Olivenöl
grobes Meersalz
So geht’s:
Mehl, Hefe, Salz und Olivenöl sowie 300 ml Wasser (lauwarm) miteinander zu einem Teig verkneten. Das funktioniert am besten in einer ausreichend großen Plastikschüssel. Jetzt die Arbeitsfläche etwas mehlen und den Teig mehrere Minuten kneten. Das Kneten ist unheimlich wichtig, damit der Teig schön aufgeht! Anschließend die Teigkugel zurück in die Schüssel legen und mit einem Geschirrtuch zugedeckt an einem warmen Ort (ohne Zugluft!) etwa 45 Minuten gehen lassen. Ich stelle Teig gerne bei angeschaltetem Licht in den Backofen. Das ergibt eine Temperatur von ca. 30 Grad – perfekt für wachsende Teigkugeln!
Während der Teig geht, könnt Ihr die Garnitur zubereiten, mit der die fertige Focaccia eingepinselt wird. Dazu die Kräuter sehr fein hacken, die Knoblauchzehe schälen und pressen. Alles mit Salz und Olivenöl vermengen und beiseite stellen.
Wenn der Teig gegangen ist, knetet Ihr ihn noch einmal auf der gemehlten Arbeitsfläche ordentlich durch. Ihr könnt ihn richtig “zusammenschlagen”. Ist super, um Agressionen loszuwerden und um den Teig noch mal ordentlich anzuspornen.
Den Backofen auf 180 Grad vorheizen und einen Bogen Backpapier auf ein Blech legen. Den Teig ausrollen, so dass er in etwa viereckig ist – nicht rund wie eine Pizza! – und nicht zu dünn. Der Teig sollte etwa noch so hoch sein wie ein Daumen dick ist. Auf das Backblech bzw. das Backpapier legen und Dellen reindrücken. Die Focaccia kann ruhig etwas provisorisch aussehen, das gehört dazu.
Jetzt etwa 30 Minuten backen lassen. Sie soll nicht zu dunkel werden, muss aber natürlich gar sein. Da funktioniert jeder Backofen ein bissl anders, also unbedingt im Auge behalten!
Wenn die Focaccia fertig und noch warm ist, mit der Kräuter-Öl-Marinade bestreichen, in Stücke schneiden und servieren.
Die Focaccia schmeckt schon ohne alles herrlich, passt aber natürlich hervorragend zu Salaten, gegrilltem Fleisch oder Fisch. Warm und frisch schmeckt sie am besten. In etwas Alufolie eingeschlagen hält sie sich aber auch noch bis zum nächsten Tag.
Wer andere Varianten mag, kann zum Beispiel in den letzten Minuten des Backvorgangs hauchdünn geschnittene Zucchinischeiben auflegen. Oder Olivenscheiben. Auch ein deftiger Tomatensud, gebröckelter Ziegenkäse oder dünn ausgelegter Parmaschinken schmecken köstlich. Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Unnötig zu sagen, dass sich Focaccia perfekt für Picknick und Biergarten eignen, oder? Kein Wunder, dass Focaccia glücklich macht.
4 Comments
Simple is best – Danke, dass Du mich erinnerst, wie einfach und schnell eine gute Focaccia gebacken ist. Vor Jahren stand sie fast täglich auf unserem Speiseplan – der Backduft ist betörend…Hab’ einen schönen Wochenanfang, liebe Grüße, Anette
[…] auch keine dünnen Scheiben schneiden, weil die zerbröselt wären. (Etwas Olivenöl wie bei diesem Focaccia-Rezept hätte dem Teig vermutlich gut getan). Aber das tat dem wirklich guten Geschmack keinen Abbruch. Und […]
[…] Der Hefeteig hat in der beschriebenen Version nicht funktioniert. Heraus kam nach 2 Std Gehzeit ein gummiartiges “Mousepad”, das leider direkt in der Tonne landete. Also habe ich mich auf meinen Hefeteig zurückbesonnen: […]
[…] sind einfach nicht wegzudenken aus meiner Küche. Es gibt sie ja ohnehin in fast jeder Kultur: Ob mediterrane Focaccia aus Italien, würziges indisches Dosa, Pan Catalan aus Spanien oder das gute deutsche Butterbrot. […]