Immer wenn wir alle hoch motiviert ins neue Jahr starten, höre ich den Januar leise lachen: „Ach, Du willst diesen Monat keinen Alkohol trinken/Deine Schränke ausmisten/kein Fleisch essen/auf Plastik verzichten/Dich im Fitnessstudio anmelden? Na, dann warte mal ab, wer den längeren Atem hat!“ Spricht’s, kichert und bläht sich so lange auf, bis er gefühlte 75 Tage dauert und wir für unsere Motivation ganz schön strapazieren müssen, um doch noch durchzuhalten.
Auch mein Januar war gefühlt doppelt so lange wie jeder andere Monat. Aber das ist ja nicht mein erster Januar. Und deshalb bin ich schon Profi-Januar-Bezwingerin: Ich mache mir den längsten aller Monate einfach besonders schön! Dazu gehören manchmal ganz einfache Dinge wie die neu entdeckte Playlist, die Binge-Watching-fähige Serie, ein gutes Buch, lange Winterläufe oder natürlich auch ganz besonders die Quality-Time mit dem bEdW. Überhaupt sind Treffen mit lieben Menschen die schönste Art, in das neue Jahr zu starten. Statt hektisch immer noch schnell vor den Feiertagen oder zwischen den Jahren ein gestresstes Date zu platzieren, mache ich lieber „Kick-off-Meetings“ mit Freunden: Was gibt’s Neues? Welche Pläne habt Ihr? Was erwartet Ihr von 2019?
Von einem längst überfälligen Besuch in Augsburg habe ich das Bild des Löwen-Türklopfers mitgebracht. Die Pflanzenbilder, die bisher meine Rückblicke geziert haben, weichen 2019 einer neuen Reihe. Eine Idee für den Februar-Rückblick habe ich auch schon!
Aber jetzt werft erst einmal mit mir noch einen Blick zurück auf den Januar – und vielleicht gefällt Euch ja auch, was mir Freude bereitet hat!
Gelesen
Als großer Fan von Kurzgeschichten habe ich Joshua Ferris „The Dinner Party“ gerne gelesen. Den deutschen Titel fand ich zuerst doof: „Männer, die sich schlecht benehmen“. Aber er trifft die Stimmung der verschiedenen Episoden eigentlich ganz gut auf den Punkt: Die Männer in diesem Band sind allesamt nicht zu beneiden. Obwohl typische anglo-saxon Americans können sie sich nicht durchsetzen, verstehen ihre Frauen nicht, werden sie im Job nicht für voll genommen.
Meine Krimi-Sucht habe ich mit Ellen Dunnes „Schwarze Seele“ befriedigt, dem zweiten Band einer Reihe um die irisch-deutsche Kommissarin Patsy Logan aus München. Spannender Fall, viel Lokalkolorit, eine toughe Beamtin und eine Auflösung, auf die man nicht schon nach zwei Kapiteln kommt.
Für Februar freue ich mich auf den neuen T.C. Boyle („Das Licht“) und den hoch gelobten Roman „The Wall“ von John Lanchester.
Gehört und gesehen
Intrigante Pharmafirma kooperiert mit skrupellosen Militärs und macht eine unerfahrene Psychotherapeutin sowie arglose Veteranen zum Spielball und letztendlich Bauernopfer der Interessen. Man nehme eine brillierende Julia Roberts als Kopf eines bis in die Nebenrollen genial besetzten Ensembles, gebe noch 70er Design und einen psychedelischen Soundtrack hinzu und hat – schwups! – mit Homecoming (Amazon Video) eine Serie, die kluge und spannende Unterhaltung auf hohem Niveau bietet. Wenn möglich, unbedingt als Originalversion oder mit Untertiteln gucken!
Wenn es draußen usselig ist, hilft so ein Netflix-Probemonat über das Schlimmste hinweg. Natürlich habe ich wie gefühlt 99 Prozent der Menschen im Januar mit Marie Kondo meine Schubladen ausgemistet und wie blöde Spannbettlaken gefaltet (auf Instagram kannst Du sehen, dass ich schon vor der Ausstrahlung der Serie einen Rappel bekommen und Ballast losgeworden bin!). Ich fand die Rezensionen in den Medien und die Diskussionen auf den Social-Media-Kanälen dazu hoch interessant. Die Gegner haben den shintoistischen Ansatz von Kondo, in allen Dingen eine Seele zu sehen, ins Lächerliche gezogen, oder gar eine anti-feministische Komponente in der Aufräum-Doku entdecken wollen. Die Befürworter haben alles rausgeschmissen, was keine „Joy“ mehr „sparkle“t und sich gewundert, dass es auf so einer einsamen Matratze vor leerem Bücherregal irgendwie auch ungemütlich ist. Ich für meinen Teil sehe die Konmari-Methode des Ausräumens, Loswerdens, Hinterfragens und gemäßigt Konsumierens als Ideengeber, Inspiration, Anreiz – mehr aber auch nicht. Sich ab und zu mal zu fragen, warum man – um Himmels Willen! – fünf Mal das gleiche Laufshirt besitzt oder das seit 25 Jahren ungelesene Buch nicht endlich mal verkauft/spendet/verschenkt, ist durchaus ein paar Sekunden Zeit wert. Und wenn man wie wir aktuell vor einem Umzug steht, ist man vielleicht sogar froh darüber, ein paar Kisten weniger packen zu müssen. Der Rest darf bleiben, „if it sparkles joy“!
Richtig begeistert hat uns aber der Boss, Bruce Springsteen. Sonst eigentlich Stadien füllend und für die ganz große Performance bekannt, schlägt er in seiner Show „Springsteen on Broadway“ eher leise Töne an: nur er, seine Gitarre, ein Klavier und viele Geschichten aus seiner hochgelobten Autobiographie. Mehr braucht ein Vollblutprofi und Rampensau wie Springsteen nicht, um das Publikum zweieinhalb Stunden in seinen Bann zu schlagen. Wer kein Fan ist, aber vielleicht aus beruflichen Gründen was über „Storytelling“ lernen will, der kann gerne mal reinschauen. Profi eben.
Weil Musik live aber immer noch die schönste Form der Zerstreuung ist, haben der bEdW und ich uns gleich zwei Konzerte auf kleinen Wiesbadener Bühnen gegönnt. Überhaupt lohnt es sich, kleine Spielstätten und weniger bekannte Künstler zu entdecken. Meist genießt Du ein oder zwei Stunden handgemachte Musik von Menschen, die mit viel Leidenschaft und Können andere an ihrem Talent teilhaben lassen. Wie schön ist das denn bitte?
Gelaufen…
…bin ich immerhin 30 Kilometer. Das sind mehr als in den Jahren davor. Sogar ein knackig-eisiger Winterlauf durch Raureif und strahlenden Sonnenschein war dabei. Das sind die liebsten Läufe. Dank netter Begleitung war die Temperatur sogar bald schon nicht mehr zu spüren.
Gegessen
Wenn andere sich im Januar kasteien und auf alles Mögliche verzichten, lasse ich es mir gut gehen. Ok, es darf von allem etwas weniger sein, weil die Weihnachtsfeiertage üppig ausfielen. Aber das Leben ist mitunter kurz und überraschend vorbei. Soll da ein warmes Glas Wasser meine Henkersmahlzeit gewesen sein. Eben drum!
Wir haben im Januar wieder einmal unsere Vorräte versucht aufzubrauchen (Stichwort: Speisekammer detox!) und haben verstärkt aus Speisekammer und TK-Fach gekocht:
Es gab…
…seelenschmeichelnde Penne mit Brokkoli und Stremellachs
…herzhafte Habas con Huevo – einer Inspiration von Zora
…endlich mal wieder einen Beitrag zu einem Blog-Event: mein Mumbai Masala Toast
…die zweite Runde meines Blog-Events „Entstaubte Klassiker“ mit herzhaften Käse-Muffins
…und ein prickelndes Sekt- und Food-Pairing für zuhause!
Und was bringt der Februar?
Du weißt ja vielleicht, dass ich mit meinem Geburtstagsmonat hadere. Aber so allmählich fremdeln wir weniger. Das liegt vielleicht daran, dass ich mir immer etwas Schönes vornehme. Dieses Jahr freue ich mich auf ein Wochenende in Rom, wo meist schon die Sonne ein bisschen den Pelz wärmt und es leuchtend gelbe Mimosen an den Blumenständen zu kaufen gibt.
Außerdem bringt mir derzeit der Hashtag #feesfarbspirale2019 auf Instagram Farbe in den grauen Jahresanfang. Bloggerin Fee verrät jeden Abend in ihren Stories die Farbe, die am darauffolgenden Tag die Fotos der teilnehmenden Instagrammer dominieren soll. Schaut doch mal rein!
Außerdem mag ich Julias Küchenradio-Playlist auf Spotify als angenehme Untermalung. Denn die „moody“ Winter Acoustics kann ich langsam nicht mehr hören.
Und natürlich freue ich mich auf eine neue Runde meiner „entstaubten Klassiker“! Die offizielle Ankündigung kommt diese Woche!
Ooooh, wie freu ich mich, dass Dir das Küchenradio gefällt! Und was haben wir denn bitte für schöne Türklopfer in der Stadt, da muss ich mich gleich mal auf die Suche machen, wo ich die in Augsburg finde 😉
Sehr!
Mein Januar ist nur so an mir vorübergerauscht- dem Februar wird es wohl ähnlich gehen wenn auch das Tempo vielleicht etwas nachlassen wird. Geburtstag auch hier- ausgehen ist geplant, mal schauen, vielleicht zu einem Stern in der Gegend. Lass es dir gutgehen!