Ach, der kluge Erich Kästner hat es doch so viel besser auf den Punkt gebracht, als ich es je könnte:
„Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.“
Gedichte schreibe ich keine. Aber jedesmal, wenn ich mich auf den Monatsrückblick freue, denke ich: „WAAAAAS??? Schon wieder ein Monat rum!“ So schnelllebig und verrückt wie in diesem Jahr kam mir schon lange kein Sommer mehr vor. Ist das dieses Älterwerden, von dem alle sprechen? Oder unsere wilde Social-Media-Zeit, die uns auf allen Kontinenten jederzeit miteinander verbindet? Ich weiß nur, dass das erste Halbjahr herum ist, ich glücklich und dankbar für all die wunderbaren Momente und Menschen bin, die ich 2018 bisher genossen und getroffen habe und dass ein kleiner Blick zurück der Seele gut tut. Auf geht’s!
R.I.P. Anthony Bourdain
Am 8. Juni hat sich der Rockstar unter den Spitzenköchen in einem Hotel im Elsass das Leben genommen. Wie traurig das ist und wie schrecklich uns dieser eloquente und neugierige Autor, Food-Reporter und Lebemensch fehlen wird, werden wir wohl erst noch erfahrenleiden müssen. Jedenfalls haben seine autobiographischen Notizen „Geständnisse eines Küchenchefs“ sicherlich Generationen von so genannten Foodies geprägt, die alle montags nie mehr Meeresfrüchte im Restaurant essen. Für einen kurzen Augenblick hat sein Selbstmord das Thema Depression wieder ein bisschen in das Bewusstsein der Gesellschaft gespült. Längst sind die gut gemeinten Ratschläge am Ende der Nachrufe („Leiden Sie auch unter Selbstmordgedanken? Dann wählen Sie…“) schon wieder Geschichte. Bourdains Food-Reportagen aus aller Welt, seine Neugier auf Menschen und ihre Essgewohnheiten und die Toleranz gegenüber „dem anderen“ werden hoffentlich länger überdauern. Tony, Du warst eine coole Socke und hast uns die Welt ein bisschen näher gebracht. Danke!
Blogger-Besuch aus Salzburg
Ach, Freud und Leid liegen stets so nah beieinander! Was hab ich mich darüber gefreut, Claudia nach unserem wundervollen Salzburg-Wochenende in meiner Heimat begrüßen und ein bissl herumführen zu können! Dazu musste ich sie ausgerechnet auf der falschen Rheinseite in Mainz (!) abholen, um sie ganz flugs durch die Stadt zu führen und möglichst schnell über den Fluss zu bringen. In Eltville begrüßten uns die Rosen, aus deren Zauber wir uns kaum lösen konnten! Denn neben Sekt- und Weinstadt ist Eltville auch Rosenstadt! Anfang Juni war die Pracht rund um die Kurfürstliche Burg jedenfalls in voller Blüte und hat für traumhafte Bilder gesorgt. Natürlich musste ich auch unbedingt eines von „Dornröschen“ Claudia schießen:
Claudias Eindrücke von Wiesbaden und dem Rheingau kannst Du hier nachlesen. Es war jedenfalls wundervoll, sie zu wiederzusehen. Dafür liebe ich dieses Internet einfach! Du begegnest Menschen und es öffnen sich Türen, die Du nicht für möglich gehalten hättest. Und das im buchstäblichen Sinne! Wenn Du nämlich mit Claudia unterwegs bist, kommst Du plötzlich in Ecken Deiner Heimatstadt, die Dir vorher verschlossen geblieben sind. Ist das der österreichische Charme? Wir hatten jedenfalls dank eines netten Hausbewohners die Chance, in die Bibliothek der Kaiser-Friedrich-Appartements im ehemaligen Grand Hotel zu schauen:
Wer meinen Faible für Jugenstil und Art Deco kennt, wird verstehen, dass ich auf Schritt und Tritt AUS-GE-FLIPPT bin. Und so konnte ich Claudia jedenfalls auch ein bisschen Fin de Siecle und Art Nouveau zeigen, wo wir doch nur wenige Tage zuvor in Wien waren, wo ich endgültig eskaliert bin. Was für eine Überleitung zu…
Haben Sie Wien schon bei Nacht geseh’n?
Der alte Fendrich-Gassenhauer ging mir nicht aus dem Kopf, als wir am ersten Juni-Wochenende in Wien waren und natürlich (!) nachts auf dem Prater Riesenrad gefahren sind. Dabei ist Wien auch bei Tag schön. Ich bin vor Entzücken gar nicht mehr zu mir gekommen. Was sind das für Fassaden! Was für Haustüren! Was für Treppen Stiegenhäuser? Auf Instagram hab ich Euch ein paar meiner Lieblingsecken gezeigt. Diese Klimt-artige Schöne an einer Apotheke war sicher ein absolutes Highlight in meinem Jugendstil-Rausch:
Wenn Du auch mal wieder in Wien bist und ebenso glücklich bist wie ich, wenn Dir jemand köstliche Brote schmiert, dann geh‘ unbedingt ins „Schwarze Kameel“. Das ist nun echt kein Geheimtipp! Aber neben (natürlich!) Art-Deco-Ausstattung und viel Schmäh gibt es einen ganzen Tresen mit köstlich belegten Schnittchen, die wunderbar zum Wein schmecken. Natürlich gibt’s auch Süßes und warme Gerichte. Aber wenn Du mich vor so einen Tresen mit belegten Broten stellst, eines liebevoller belegt als das andere, dann erwarte bitte nicht von mir, dass ich gedünsteten Fisch esse!
Und klugerweise haben wir noch etwas Platz im Magen gelassen. Sonst hätten wir keinesfalls das beste Wiener Schnitzel EVER geschafft! Dank der Turbohausfrau (noch so ein Internet-Dankeschön an Susi!) haben wir im „Rebhuhn“ köstlich zu Abend gegessen. Eine laue Sommernacht unter (natürlich!) Jugendstil-Lampen und mit Blick auf’s Sigmund-Freud-Museum (geh, bitte! geht’s noch wienerischer?) lautete unser Fazit des Abends: „Jetzt sind wir für alle Zeiten für andere Schnitzel versaut!“ Da hilft nur selbermachen! Wie’s geht, kannst Du hier nachlesen.
Gearbeitet hab ich natürlich auch…
…aber selten in so schönem Ambiente wie im Juni! So durfte ich an einer Konferenz im Schloss Basthorst teilnehmen und mit diesem Blick arbeiten, Schwalben flitzen sehen und durch die mecklenburgische Sommerlandschaft Richtung Tegel fahren, wo dann leider mein Flug gecancelt wurde:
Leider war das genau zur Hochphase meiner üblen Erkältung, die ich in Wien gefangen hatte! Steh‘ mal bei 30 Grad und mit Fieber in Tegel rum, ohne zu wissen, wie Du nach Hause kommst. Es ging dann mit dem Zug nach Frankfurt. Dauert halt fünfmal länger. Aber wen kümmert das schon, wenn man einfach nur noch heim will?!
Eine Woche später war ich endlich mal wieder in München, der alten Heimat. Mei, schee war’s! Auch immer ein bissl wehmütig. Gerade im Sommer („Es ist Sommer, Sommer in der Stadt“ von der Spider Murphy Gang kennst Du sicher!), wenn Du Dich an Biergarten-Picknick, Radtouren und endlos durchgequatschte Abende aufm Balkon erinnerst. Aber die Weingläser im Rheingau taugen mir einfach besser als die Bierhumpen. Apropos: Jedes Jahr auf’s Neue wird sich über die Preise für die Wiesn Maß aufgeregt. Prompt fiel auch mein erster Blick auf die Schlagzeile des Tages! Und jedes Jahr feiern doch wieder 6 Millionen Depperte Besucher diesen Bier-Karneval, über den die meisten Einheimischen nur den Kopf schütteln.
Auch münchnerisch ist aber der klitzekleine Aufkleber unter der Schlagzeile, den Du nicht so richtig erkennen kannst: „Gesponsort durch ausbeuterische Oligarchen“. Mei, a bissl Anarchie geht ollewei!
In der Woche drauf war ich erstmals in meinem Leben in Luxemburg. Zwar beruflich und mit viel zu wenig Zeit für dieses hübsche Fleckchen Erde. Aber es reichte für Schnappschüsse von Jugendstil-Fassaden (!) und einen Tipp für einen gepflegten Wein mit malerischem Ausblick: Die Vinoteca im Herzen der Altstadt und am Rande der Stadtmauer hat gerade in diesen schier endlosen Juni-Tagen einen wundervollen Charme.
Durch’s Mittelrheintal
Der Weg nach Luxemburg und zurück führt durch’s malerische Mittelrheintal. Eine total entschleunigte Zufahrt entlang des Rheins, vorbei an Burgen, der Loreley und steilen Weinhängen. Aber natürlich kann all die Romantik nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Mittelrheintal eine abgehängte Region ist, aus der immer mehr Menschen wegziehen. Sie ertragen den Güterverkehrlärm auf der Schiene nicht mehr, wollen eine bessere Infrastruktur mit Einkaufs- und Ausbildungsmöglichkeiten. Kann man’s ihnen verdenken? Dabei wäre dieses Unesco Weltkulturerbe (!), durch das viertelstündlich die Containerzüge brettern, doch wirklich schützenswert. Fahrt hin und macht Euch selbst ein Bild! Genießt die Natur, den Rhein, den Wein. Sprecht mal mit den Menschen und lasst ein paar Euro dort in den Wirtschaften und Hotels. Man kann doch nicht einfach zusehen, wie eine so zauberhafte Region ausblutet! (Leider finde ich online nicht die Reportage im Stern vom 29.6. mit einer Tour entlang des Rheins, die auch dieses Thema aufgriff (u.a.))
Wer mehr über’s Mittelrheintal fernab von Loreley-Schiffahrtsromantik lesen will, dem empfehle ich den Burgen-Blogger. Christoph wohnt zeitweise auf der Burg Sonneck, die vor ihm schon eine andere Burgen-Bloggerin beherbergte. Sie schied im Eklat aus dem Projekt aus, weil sie arg kritisch über die Region schrieb. Ich fand’s gut. Andere nicht. Christoph schafft den Spagat zwischen „Region vorstellen“ und „Kritisch hingucken“ meines Erachtens sehr gut. Schau doch mal rein! Ziemlich gut fasst das Dilemma Mittelrheintal der 1. Absatz seines Beitrags „Angestaubt oder charmant, das ist hier die Frage“ zusammen: „Oberhalb von Boppard ist einer dieser Orte. Einer, wo die Zeit ein bisschen stehengeblieben ist. Davon soll es im Mittelrheintal einige geben. Von verschlafen und angestaubt ist dann die Rede. Ein gewisser Charme, ein Hauch Nostalgie geht von diesen Orten aus. Finde ich. Andere sehen das vielleicht anders. Knallrote Plastikstühle unter Sonnenschirmen einer regionalen Brauerei. Alles scheint irgendwie aus einer anderen Zeit zu stammen. Und wahrscheinlich tut es das auch.“
Letztes Wochenende haben wir dann auf dem Rückweg von Düsseldorf einen kleinen Stop in Bacharach (das übrigens NICHT nach Burt benannt wurde!) und uns selbst mal ein Bild gemacht. Aber davon dann im Juli mehr.
Midsommar
Ach, was war der Juni herrlich. Ja, zu trocken. Und die Landwirte jammern zu recht! Aber schön waren die endlosen Tage und kurzen, warmen Nächte doch trotzdem irgendwie, oder? Auch wenn ich mir dringend Regen wünschen würde. (Kinners, denkt doch mal an den WEIN!!) Mich hat der längste Tag jedenfalls daran erinnert, doch endlich mal wieder Schwedisch zu sprechen. In den Highlights auf Instagram kannst Du es noch mal nachhören. Weiß ja auch nicht, was sich das alte Hirn so alles merkt und zu den unmöglichsten Zeiten hervorkramt.
Alles Werbung oder was?
Vielleicht hast Du Dich schon gewundert, dass dieser Monatsrückblick erstmals mit „Werbung“ gekennzeichnet ist. Normalerweise tue ich das nur bei bezahlten Kooperationen. Denn natürlich will ich Euch sagen, wann ich für einen Beitrag ein Honorar erhalten habe oder auf Pressereise eingeladen wurde und wann nicht. Aber die nächste Sau wird gerade durch’s Dorf getrieben und somit müssen wir „Influencer“ jetzt alles kennzeichnen, was wir empfehlen, erwähnen oder einfach in die Kamera halten. Ob wir unseren Kaffee selbst gekauft und unsere Reise selbst gebucht haben, spielt dabei keine Rolle. Und zur besseren InTransparenz kennzeichnet man all die Instagram-Fotos und Twitter-Nachrichten eben nicht mehr mit „Werbung“, sobald Geld geflossen ist, sondern mit „Werbung ohne Auftrag“ oder „Werbung obwohl selbst gekauft“ oder „Werbung wegen Markennennung“ jedes verdammte Mal, wenn irgendwo ein Buch, ein To-Go-Coffee oder ein Flugzeugticket zu sehen ist. Denn Du, lieber Leser, rennst ja SOFORT los und kaufst Dir alles, was ich Dir zeige, richtig?
Nach fast acht Jahren Bloggerei geht für mich der Sinn des Bloggens und Postens langsam flöten. Als Quelle für Inspiration, als Netzwerk habe ich das bisher verstanden und gelebt. Und natürlich habe ich nichts gegen gut verdienende Influencer, die Honorare erhalten und dies dann auch mitteilen müssen. Mich stört auch nicht, dass manche Blogger noch immer kein Impressum haben. Und selbstverständlich ist Transparenz wichtig, um den teilweisen Wildwuchs einzudämmen, der sich äußert in absurdesten Werbe-Posts für Marken, denen nix zu blöd ist.
Dass aber jeder Link zu einem Restaurant, jedes in die Kamera gehaltene Buch, jede Erwähnung eines anderen Blogs als „Werbung“ angesehen wird, während die endlosen Produktstrecken in Printmagazinen nicht gekennzeichnet sind, macht mich sauer. Und so sieht mein Instagram-Feed halt mittlerweile aus wie ein Anzeigenblättchen, obwohl die meisten, denen ich folge, kein Honorar für jeden ihrer Posts erhalten (und wenn doch, haben sie es immer ordentlich gekennzeichnet).
Dank DSGVO-Chaos, der Instagram-Abmahnerei, drohenden Upload-Filtern und ePrivacy-Verordnung schau ich mich vielleicht nach acht Jahren Food-Blog mal wieder nach was anderem um. Notizbücher und Stifte sind schön, geschriebene Briefe ebenso oder natürlich auch das gute alte Telefonat?
Ja, wie. Du warst in München und hast nicht Bescheid gesagt? 😉
So schnell, wie ’s nicht blitzt: rein, raus, fertig! Leider 🙁
Ach, liebe Julia- trotz aller Mißlichkeiten und Regularien- wollen wir uns wirklich davon unterkriegen lassen? Das wäre doch zu schade.
Eigentlich nicht. Aber ich wundere mich schon, dass ich auf der einen Seite mit manch einem potenziellen Kooperationspartnern um jeden Euro diskutieren muss und andererseits alles als Werbung gekennzeichnet werden soll (z.B. Buchempfehlungen!!!). Das ist doch irre – und im Vergleich zu Printmedien völlig überzogen. Dann bitte gleiches Recht, gleiche Pflichten für alle!
Schön geschrieben, dein Instagram Kommentar. So langsam macht das Bloggen keinen Spaß mehr. Geht mir auch so.
Liebe Grüße Cornelia.
PS. Dieser Kommentar ist selbstverständlich Eigenwerbung. 😉
Unser ganzes Leben ist Werbung! Wenn ich das Krokodil auf dem Poloshirt trage, muss ich dann auch immer „Werbung“ rufen, wenn mich wer sieht?? Hab ein schönes Wochenende und hör bitte, bitte nicht auf zu bloggen!