Fünf Fragen an Winzerin Jana Hauck

[dieser beitrag enthält werbung*] Ihr wisst, dass mir die Winzerin und der Winzer vor meiner Haustür besonders am Herzen liegen. Kein Wunder: Ich lebe ja auch im Rheingau und kann mit einem Sprung über’n Fluss nach Rheinhessen hüpfen. In die Pfalz oder an die Nahe ist es ebenfalls nicht weit. Selbst im Elsass oder in der Champagne sind wir schneller als Ihr „mon verre est vide!“ sagen könnt. Da wird man mit der Zeit natürlich auch ein bisschen sensibel für die Freuden und die Nöte „unserer“ Weinproduzent*innen. Denn wer Lebensmittel herstellt, die wir genießen und die unsere Abende noch genussvoller machen, dem kann man in dieser bekloppten Pandemie-Ausnahme-Situation dann auch mal zuhören. Und so haben Winzerin Dr. Jana Hauck vom Weinhaus Hauck im rheinhessischen Bermersheim und ich per Videokonferenz ein gemeinsames Glas Wein** getrunken und ein bisschen gequatscht:

Screenshot vom virtuellen Treffen mit Winzerin Jana Hauck.
Der virtuelle Plausch mit Winzerin Dr. Jana Hauck – da darf auch ein Gläschen Wein nicht fehlen. Cheers!

Jana, seit Corona trinken die Leute deutlich mehr Wein. Eigentlich alles prima für eine Winzerin wie Dich, oder wie geht’s Dir gerade?

Die gestiegene Nachfrage merken wir auch – allein auf unsere Social-Media-Kanäle haben sich die Zugriffe verdoppelt! Aber normalerweise bin ich viel mehr unterwegs, muss spätestens alle vier Wochen mal raus und verreisen. So lange wie jetzt war ich noch nie am Stück zuhause. Zum Glück haben wir viel zu tun und viel Platz. Da geht das. Trotzdem vermisse ich es, mich mit meinen Freundinnen mal auf ein Glas Wein zu treffen und zu quatschen. Aber der Zuspruch unserer Stammkunden hat uns echt überwältigt. Die bestellen auch, um uns zu unterstützen. Das wissen wir sehr zu schätzen!

Bei meinem letzten Besuch Anfang Februar waren die Reben noch ganz kahl…

Seit Ende März ist die Gastronomie dicht, haben Hotels größtenteils geschlossen, sind Veranstaltungen abgesagt. Wie hart trifft Euch das als Weingut?

Wir haben den großen Vorteil, dass wir nicht nur an der Gastro oder am Umsatz auf Weinfesten hängen, wie viele andere unserer Kollegen. Wir sind breit aufgestellt, verkaufen direkt an Bestandskunden, akquirieren über Social-Media-Kanäle Neukunden und versenden über große Online-Händler und auch an Fachhändler im In- und Ausland. Etwa 20 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit der Gastronomie. Dieser Teil fiel in den letzten Wochen natürlich komplett weg. Dafür läuft das Geschäft mit Privatkunden extrem gut: Die Leute sind zuhause, kochen selbst und trinken dazu dann auch mal ein Glas Wein mehr als sonst. Man fährt ja anschließend kein Auto mehr…

Hauck 4 Roses Wein.
Urlaub auf dem Balkon? Kein Problem mit dem passenden Wein für warme Sommerabende.

Wird die Situation auch Auswirkungen auf den Wein haben, den Ihr jetzt auf die Flaschen zieht bzw. auf Lager habt?

Natürlich überlegen wir schon, auf welche Weine wir die nächsten Monate setzen können und welche uns eher liegenbleiben werden. Die Gastronomie beispielsweise verkauft fast ausschließlich unseren Grauburgunder. Und der Export in die Niederlande oder nach Asien, der normalerweise sehr gut läuft, ist derzeit stark eingeschränkt. Beispielsweise werden in Holland Weine häufig auf privaten Weinproben verkauft, die derzeit nicht möglich sind. Und in Asien wird Alkohol hauptsächlich auf Veranstaltungen und in Gesellschaft getrunken, weniger zuhause. Das verringert derzeit natürlich den Absatz. Last but not least sind alle unsere Veranstaltungen sowie verschiedene Weinmessen abgesagt. Wir bieten deshalb jetzt verstärkt Probierpakete mit einer Auswahl unserer Weine an, damit uns Neukunden entdecken und ausprobieren können. Das läuft ganz gut und wir bekommen positives Feedback.

Bermersheim ist übrigens Geburtsort der Heiligen Hildegard. Hier steht auch die Taufkirche, die in Teilen auf das 9. Jh. zurückgeht.

Wie schaut es mit Euren Helfern im Weinberg aus? Konnten die rechtzeitig nach Deutschland einreisen?

Das war leider nicht bei allen möglich. Und bevor sich irgendjemand gesundheitlichen Risiken aussetzt, haben wir spontan beschlossen, das Angebot zu nutzen, das einige Freunde, Kunden und Geschäftspartner aus der Gastronomie an uns gerichtet haben: Die haben jetzt wegen Corona mehr Zeit und wollen die sinnvoll verbringen oder mussten eine andere Einkommensquelle finden.  Also werden jetzt einige von ihnen bei uns im Weinberg helfen. Das sind allesamt Laien und die sind die harte körperliche Arbeit nicht gewohnt. Da ist viel Erklärung aber vor allem Durchhaltevermögen notwendig. Aber wir freuen uns sehr über die Solidarität und die Unterstützung. Und nachdem der erste Muskelkater und Sonnenbrand auskuriert sind, geht es jetzt schon deutlich routinierter zur Sache.

Weinguts-Hund Felix ist übrigens großer Fan von Klebebandrollen. Hat er mir Anfang Februar verraten. (Huch! Wer hat da vier Kisten Wein gekauft???)

Ganz wichtige Frage zum Schluss und völlig unabhängig von Corona: Wie zufrieden bist Du als Winzerin derzeit mit dem Wetter für den Jahrgang 2020?  

Unsere Weinberge haben einen hohen Anteil von Ton und Kalk. Damit kann der Boden Wasser gut speichern und auch Trockenperioden wie im März und April mal eine Weile überstehen. Das ist ein großer Vorteil unserer Lagen. Aber wir haben auch schon Risse im Boden gesehen, als es so trocken war. Den alten Reben mit ihren tiefen Wurzeln macht das nicht so viel aus. Aber die jungen Baby-Reben mussten wir schon bewässern. Deshalb waren wir für den Regen im Mai sehr dankbar, und wie es aussieht haben wir die Eisheiligen auch ohne Spätfrostschäden überstanden. Ein kleiner Hagelsturm am 1. Mai hat einige Weinberge getroffen, aber bis zur Weinlese ist noch lange hin – da kann noch sehr viel (hoffentlich nur Gutes) passieren.

Winzerin Jana Hauck im rheinhessischen Weinberg.
Wie geht’s den Reben im Mai? Update per Weinberg-Selfie!

Wer jetzt noch mehr über das sympathische Weingut Hauck erfahren will: Auf ihrem Instagram-Account @weinguthauck nimmt Winzerin Jana uns immer mal wieder mit in die Weinberge, den Keller oder zu (virtuellen) Verkostungen. Über ihre Rolle als Nachfolgerin in einem Familienweingut hat sie dem Art-&-Wine-Magazine ein interessantes Interview gegeben. 

**Ich hatte übrigens einen Auxerrois im Glas, Jana einen noch nicht abgefüllten Weißburgunder. Mit verschiedenen Probierpaketen könnt Ihr Euch ein bisschen Rheinhessen nach Hause holen. Grillrezepte für den Sommer und die passenden Weine hatten wir Euch im letzten Jahr schon mal in diesem Beitrag empfohlen.

Auxerrois Weinhaus Hauck Rheinhessen
Jetzt wisst Ihr auch, was in den Kisten war…

*Aus rechtlichen Gründen bin ich verpflichtet, diesen Beitrag als „Werbung“ zu kennzeichnen, weil ich Produkt- und Herstellernamen nenne und verlinke. Dabei handelt es sich um ein Interview im klassischen Sinne. Und wer hätte jemals große Verlagshäuser dazu angehalten, ihre Interviews als Werbung zu kennzeichnen? *schulterzucken* Aber wenn ich das Ganze schon als Werbung kennzeichnen muss, kann ich mit dem Hinweis auf die Probierpakete auch Werbung machen! Cheers! 

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