Nachdem feststand, dass ich Gastgeber der Weinrallye #60 sein würde, ging das Rätselraten los. „Wiederentdeckt? Wer hat sich denn den Sch… äh… ok. Also, wiederentdeckt… hmmm.“
Seitdem bin ich in meinem Kopf hin und her gewandert, habe Schubladen aufgezogen, Türen auf- und schnell wieder zugemacht. Aber so richtig kam ich nicht weiter. Also mal gaaaaaanz von vorne: Wann habe ich eigentlich angefangen Wein zu trinken?
Ich hatte das Abi in der Tasche, habe gejobbt und mir vom ersten so verdienten Geld in einem Hanauer (!!) Weinladen einen Gavi di Gavi und einen Pinot Grigio gekauft. An den Wein habe ich wenig Erinnerung… Ich fand mich wohl einfach sehr erwachsen mit meinem Weißwein unterm Arm.
Später dann im Studium in Frankfurt hab ich manchen Abend mit A. im Bockenheimer Weinkontor verbracht – weniger wegen des Weins als wegen der schummrig-intelektuellen-Frankfurter-Alt-68er-Atmosphäre. An den Wein habe ich wenig Erinnerung… Wir fanden uns wohl sehr erwachsen.
Gegen Ende des Studiums, während meiner Magisterarbeitsschreibphase, habe ich dann den frankophilen Exfreund kennengelernt. Ahnung von Wein hatte er mehr als ich, aber Geld hatten wir beide keines. Wein kam deshalb von Walmart oder anderen Supermärkten mit großem Weinregal. Gekauft habe ich nach Etikett („Oh, eine schwarze Katze aufm Etikett! Den nehmen wir, ja?“). An den Wein habe ich… Ihr wisst schon… Wein war Attitüde. Wir waren ja so erwachsen. Und beim ersten Date bei ihm zu Hause habe ich erstmal 2 Weingläser geschrottet. 🙂
Dann kam der Umzug nach München. Alleine in der großen Stadt. Zur Untermiete. Volontärsgehalt. Ich fand alles groß, alles neu, alles aufregend – und ging abends nach der Arbeit eine Flasche Wein kaufen. Damals mochte ich rote, trockene, fruchtige Weine – richtige Fruchtbomben eben. Hatte ein Shiraz noch ein tolles Etikett, durfte er mit nach Hause.
Und natürlich lieber Shiraz statt Syrah. Denn aus der neuen Welt musste der Wein schon sein: Mehr Sonne = mehr Geschmack. So einfach war Weinkaufen damals.
Dann trat der beste Ehemann der Welt (bEdW) in mein Leben. Den Wein kauften wir beispielsweise in Schwabing beim Spanier am Kurfürstenplatz, brachten Weine aus dem Urlaub in der Toskana mit, zogen zurück nach Sendling, veranstalteten private Weinproben (Wine o’clock!), bekamen Weine von Freunden geschenkt und erweiterten kontinuierlich unseren (Wein)-Horizont. An all diese Weine habe ich viele und teilweise sehr gute Erinnerungen, manche davon sind sogar hier im Blog zu finden.
Auch mein Geschmack ist seitdem weitergewandert, ist „erwachsener“ geworden. Dann gings in den Rheingau, wo wir unsere Winzer persönlich kennenlernten. Riesling aus dem Rheingau, Sauvignon Blanc aus Frankreich, Sangiovese aus der Toskana… Aber seit Ewigkeiten keinen Shiraz mehr.
(Dabei haben wir mit Capewine sogar einen süßen, kleinen südafrikanischen Weinladen in Fußnähe. Den stelle ich Euch aber bei anderer Gelegenheit vor.)
Jetzt wusste ich, was ich „wiederentdecken“ wollte:
Ein Shiraz aus Australien – den gab es zumindest laut Blog-Archiv seit mindestens 2 Jahren und 7 Monaten nicht mehr bei uns! Dabei war der Bleasdale Bremerview Shiraz 2009 einer meiner Favoriten beim Sendlinger Jacques‘ Weindepot.
Also am Geburtstagswochenende den Schraubverschluss aufgedreht und wiederentdeckt: Brombeeren, Kirschen, Pflaumen und Holznoten springen mich an. Und 1000 Erinnerungen an mein Untermiete-Zimmer, durchqualmte Nächte, Sex-and-the-City-Fernseh-Sessions. Wow, was für ein Flashback!
Der süd-australische Shiraz ist kein Leisetreter, keine Liebe auf den zweiten Schluck, sondern ein Campino-Brombeer-Bonbon, das man deshalb auch eher lutscht als trinkt. Darauf muss man Bock haben, dann ist der Bleasdale ein toller Wein zu Gegrilltem, zu Steak oder auch einer Pasta mit kräftiger Fleischsauce. Auch wenn mir heute etwas mehr Komplexität, Vielschichtigkeit lieber sind – die Erinnerung, die der Australier zurückbringt, darf ruhig noch ein bissl bleiben.
Ich freue mich über meinen „wiederentdeckten“ Wein und werde jetzt öfter mal die australische Sonne ins Glas lassen, die Augen schließen und wissend schmunzelnd zurück an meine „Münchner Jahre“ denken.
Aber jetzt seid Ihr dran: Welche Weine habt Ihr wiederentdeckt? Welche Erinnerungen sind Euch bei Geruch, Geschmack und Farbe in den Kopf geschossen? Ich freue mich auf Links zu Euren Blog-Beiträgen, die ich unter diesem Post in den Kommentaren sammle.
Wenn Ihr keinen eigenen Blog habt, aber gerne mitmachen möchtet, schreibt mir einfach eine Email (s. Impressum).
Die Zusammenfassung aller Beiträge findet Ihr dann in den nächsten Tagen bei mir im Blog!
Ach, und falls Ihr den Ohrwurm noch nicht bei der Headline hattet, dann vielleicht jetzt:
http://www.youtube.com/watch?v=MHWLSypLFNM
Rediscoverd: Weinhaus Bluhm in Mainz, Germany – A Cosy and Basic Wine Tavern Serving World Class Wines from Germany http://schiller-wine.blogspot.de/2013/02/rediscoverd-weinhaus-bluhm-in-mainz.html
Riesling wiederentdeckt. Einer der Rieslinge der Nation, wie ich finde! Mein Beitrag zur Weinrallye#60, ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen!
http://tsweinblog.blogspot.de/2013/02/weinrallye-60-wiederentdeckt.html
Hier mein Beitrag zur Rallye: http://kochpoetin.wordpress.com/2013/02/28/weinrallye-60-wiederentdeckt/ viel Spass beim Lesen!
Vielen Dank für Eure Beiträge. Da waren ja tolle Stories dabei. Mehr findet Ihr u.a. hier http://www.facebook.com/groups/118980228114953/ und auch einige Nachzügler trudeln sicher noch ein. Eine Zusammenfassung der Weinrallye #60 stelle ich voraussichtlich Sonntag online.
hier von meinem Freund Torsten Hammer, der nicht sehr netzaffin ist; aber von gutem Wein versteht er was
http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com/blog/derpriorathammer/?p=5045
Großartig. Danke, Susa!