Ich hab mich in den letzten Tagen häufig gefragt: Kannst Du über Essen und Trinken schreiben, während Menschen in Lkws verrecken, im Meer ertrinken, sich ihre Haut an Stacheldraht aufritzen, alles tun, um ihr nacktes Leben in Sicherheit zu bringen?
Ich habe darauf noch keine Antwort gefunden. Ich sitze mit Tränen in den Augen vorm Fernseher, muss würgen, wenn ich morgens im Bad die Nachrichten höre, verzweifle am Menschen, der dem Menschen ein Wolf ist.
Aber stumm bleiben hilft nicht. Und deshalb will ich heute die Aufmerksamkeit, die meine kleine Fressseite täglich erhält, nutzen, um ein paar Hilfsprojekte bekannter und Dir Mut zu machen: Arsch huh, Zäng ussenander!
Wie mir geht es sicher vielen: Wo sollen wir anfangen? Kommt auch wirklich an, was ich spende? Was kann ich schon tun?
Darauf kann ich nur antworten: Fang an! Ja, Deine Hilfe kommt an. Auch kleine Schritte helfen und es gibt so viel, was Du tun kannst!
Es gibt mittlerweile zahlreiche kleine und große Hilfsprojekte, die man mit wenig Aufwand unterstützen kann. Viele Städte haben auf ihren Homepages veröffentlicht, wo und wie Hilfe angeboten werden kann: Kleiderspenden, Lebensmittelspenden, Dolmetschertätigkeiten, Bilderbücher für die Kleinen abgeben uvm.! Für meine Heimatstadt Wiesbaden sieht das so aus. Eine gute Idee, die hoffentlich noch mehr Kommunen aufgreifen. Damit den Bürgern, die gern Spenden, Sachspenden oder aktive Mithilfe geben wollen, die Unsicherheit genommen wird.
Die Hilfsorganisation Pro Asyl erweitert ständig ihre Landkarte auf Google Maps, wo Hilfsprojekte nach Ortschaften markiert sind. Hier kannst Du einfach Deinen Ort oder die nächst größere Stadt anklicken und schauen, wo und wie Du helfen kannst.
Du findest, dass schon vor Ort Hilfe geleistet oder die Lage in den Transitlagern in Italien, Mazedonien und Griechenland verbessert werden müsste? Hierum kümmert sich Aktion Deutschland. Natürlich unterstützt Du mit einer Spende auch die Hilfsaktionen in Deutschland.
#BloggerfürFlüchtlinge ist eine großartige und mutige Intitiative von Nico Lumma, Stevan Paul, Karla Paul und Paul Huizing. Hier kannst Du auf der Website spenden, alles über die unterstützten Projekte erfahren oder Dich selbst engagieren.
Es geht aber auch noch einfacher: Schick mit Deinem Smartphone eine Postkarte mit einem Willkommensgruß an die Flüchtlinge in der Unterkunft in Heidenau. Das geht! Und kostet nichtmal was. Einfach MyPostcard-App runterladen, Codeworte „refugees“ eingeben und losschicken. MyPostcard sponsort die Willkommensgrüße und leitet sie unengeltlich weiter. Wie genau das funktioniert, steht in diesem Beitrag.
Vor über 20 Jahren (uff!) haben wir mit hennarotem Haar, Buttons an der alten Lederjacke und Juterucksäcken zusammengestanden und in Frankfurt beim OpenAir-Konzert mit Lichterketten gegen die brennenden Asylantenheime in Hoyerswerda, Mölln, Solingen und anderswo demonstriert. Ich war damals noch nicht mit dem bEdW, aka meinem bRdW (besten Rheinländer der Welt!), verheiratet. Und deshalb fiel mir damals noch schwerer als heute die Texte von BAP zu verstehen. Aber „Arsch huh, Zäng ussenander“ kapiert auch ein Frankfodder Mädsche:
Hätte mir jemand gesagt, dass 2015 Kinder in der S-Bahn angepinkelt, Unterkünfte mit Schweineblut beschmiert und landesweit Sporthallen abgefackelt würden, ich hätte denjenigen für verrückt erklärt. Aber leider ist das unsere Realität. 2015. Mitten in Deutschland.
Wir können unsere Realität verändern:
Arsch huh, Zäng ussenander!
Ich empfinde das genauso wie Du, und jetzt bin ich, sagen wir mal ,angerührt, das Du so Offensive in deinem Blog für Hilfe wirbst,hoffentlich fühlen sich viele angesprochen! Danke!
Gruß
Susanne
Danke Dir, liebe Susanne!
ja, was soll ich sagen? Es ist wie so häufig, dem Negativen wird so viel Aufmerksamkeit gewährt und damit auch Macht verliehen. Tue Gutes und rede darüber, paßt vielleicht am Besten zu dieser Initiative- oder?
Absolut. Es gibt ja auch viele positive Beispiele. Hoffentlich übertreffen diese bald die vielen negativen…
Mir geht es genauso…schön, dass sich immer mehr Blogger dafür entscheiden, Stellung zu nehmen!
Leider ist die Situation ja mittlerweile wirklich so, dass man nicht einfach nichts tun und zuschauen kann – kann ich jedenfalls nicht mehr guten Gewissens. In jeder Stadt oder Gemeinde gibt es ja kleinere Vereine/Institutionen oder sonstige Einzelpersonen, die auf die eine oder andere Art helfen. Meist lohnt wirklich ein Blick auf die Stadthomepage – bei uns sind hier bspw. Ansprechpartner für die verschiedenen Bereiche genannt. Es muss ja auch nicht gleich wahnsinnig viel Zeit und Energie sein, die man investiert. Oft sind die Leute schon dankbar, wenn sie jemanden haben, den sie im Bedarfsfall ansprechen können: Um ein wenig mit der Sprache zu helfen oder ein Formular auszufüllen etc. Dauert nicht lange und macht doch viel aus, weil sich die Leute nicht alleine gelassen fühlen…
Eben! So ist das. Und statt Kleinscheiß auf ebay zu verkaufen oder wegzuschmeißen, kann man Kleider, Möbel, Küchenzubehör spenden. Danke für Deinen Kommentar!
Mir geht es so wie Dir, mich macht das alles fassungslos und deshalb freue ich mich über jede(n) die im eigenen Blog für Hilfe werben. Hoffen wir, das es hilft, die Zähne auseinander zu bekommen und einen Aufstand der Anständigen anzuzetteln! Danke!
Yeah! Schon über 800 Willkommens-Postkarten finden ihren Weg nach Heidenau. Wir sind begeistert. Bitte weiter teilen. Wir haben die Aktion noch verlängert. Ganz liebe Grüße vom MyPostcard-Team