„Mission accomplished“ oder: Dieser Halbmarathon hat richtig Spaß gemacht!

Geschafft! Der erste Schluck alkoholfreie Weiße fühlt sich an wie das BESTE Bier der Welt! Deshalb hab‘ ich auch das breite Grinsen mal mit auf dem Foto gelassen (Aber ich glaube, ich brauche mal ein Bleaching!)

Trotz suboptimaler Bedingungen – morgens um 7:00 Uhr hat es noch aus Kübeln gegossen, aber bis zum Start um 8:00 Uhr war alles zumindest trocken, angenehm kühl und voller Vorfreude – habe ich jede Minute genossen! (Und da ich ein langsamer Läufer bin, kommen da ganz schön viele Minuten zusammen :))

Insgesamt 18.000 Läufer sind am Sonntag in München an den Start gegangen. Ein großer Teil davon beim Halbmarathon.

Jedenfalls war ich etwas am Zweifeln, ob ich wirklich mitlaufen soll. Hatte ich mich doch rund 2 Wochen vorher dermaßen auf’s Knie gelegt, dass selbiges grün, blau, gelb und lila war. Eine ganze Woche hatte ich nicht trainiert, ausgerechnet noch mal den langen Lauf ausgelassen und auch einen Tempolauf im angestrebten Wettkampftempo weglassen müssen. Das hat mich schon etwas zweifeln lassen…

Aber ich hatte irgendwie Lust darauf, was auch an den Vorgesprächen mit Sarah und Viktor beim „Twittagessen“ letzte Woche lag. Außerdem ist die Strecke einfach superschön! Im Gegensatz zu meinem ersten Halbmarathon letztes Jahr, der sich ausschließlich im Münchner Olympiapark abspielte: 4 (vier!) Runden á 5km plus eine extra Schleife, um die 21km vollzukriegen. Da bekommt man spätestens bei der 3. Runde echt die große Langeweile. Zumal der Olypark auch echt keine Augenweide ist. Sorry, aber der ist halt eher zweckmäßig als schön…

Beim Münchner Stadtlauf jedenfalls wird am Marienplatz gestartet, vorbei an der Feldherrenhalle und Richtung Siegestor, bevor es rechts ab in den Englischen Garten geht. Der Löwenanteil (ca. 18km oder mehr?) wird komplett im riesigen Englischen Garten gelaufen. Zurück geht es dann noch durch den Hofgarten, an der Theatinerkirche vorbei und wieder zum Marienplatz. DAS ist mal eine Strecke!

Und unter Läufer-Gesichtspunkten auch schön, weil eben nicht nur Asphalt, sondern auch normale Parkwege. Das freut auch die Gelenke. Im Park ist einfach mehr Natur, Bäume, Wiesen, Touris (die komisch gucken, wenn plötzlich lauter orange-gewandete Läufer an ihnen vorbeirennen), Schäfer mit Schafherde, Biergarten-Volk. Ok, Letzteres kann hart sein, wenn man nach 13km Hunger bekommt. Aber langweilig wie im Olypark isses jedenfalls nicht.

Mir haben die 21km diesmal einfach Spaß gemacht. Ich hab mich von Anfang an wohl gefühlt und habe die Strecke genossen. Trotz der vielen Läufer war immer genügend Platz. Die Verpflegungsstationen waren gut organisiert, der Parcours war flach und trotz des Regens nicht zu rutschig. Und wenn man dann vom wilden Nordteil des Parks wieder Richtung „Zivilisation“ läuft und die Türme der Frauenkirche sieht, weiß man einfach, dass es gar nicht mehr soooo weit ist. Ein tolles Gefühl!

Wirklich gut war schon Kilometer 11, als ich wusste, dass die größere Hälfte bereits hinter mir liegt. Da bekam dann der bEdW auch eine SMS, damit er wusste, wann er mich im Ziel in Empfang nehmen darf 🙂

Bei Kilometer 13 hatte ich mir ausgerechnet, dass jetzt ja nur noch meine „Hausstrecke“ – also von mir zu Hause an der Isar entlang zum Zoo und zurück – liegt. Allerdings drehte sich das „nur noch“ dann schnell in ein „oh shit!“. Bei Kilometer 16 dachte ich dann: „Ok, einmal noch von mir rund um die Theresienwiese und zurück“.  Überhaupt bin ich bei langen Läufen ständig am Rechnen. Aber das geht scheinbar nicht nur mir so. Lest mal hier, wie Anne umständlich bei ihrem ersten Marathon rumgerechnet hat… Das lenkt irgendwie ab und gibt einem das Gefühl, das Geschehen doch irgendwie in der Hand zu haben 🙂

Jedenfalls bin ich glücklich und dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, die 21km am Sonntag zu laufen.

Glücklich, weil es Spaß gemacht und gut getan hat.

Weil ich mir etwas vorgenommen und es zuende gebracht habe. Erfolgreich zuende gebracht habe!

Weil es 2:25:25 (hüstel… ich sage ja, ich bin langsam) Stunden absoluter Leere bei gleichzeitg hoher Konzentration waren.

Weil ich nur auf mich und meinen Rhythmus gehört habe.

Weil alles andere einfach mal draußen blieb aus dem Kopf.

Weil es sich so gut anfühlt, nach 21km zu duschen, die Füße hochzulegen und es geschafft zu haben.

Glücklich, weil ich nachmittags ohne mit der Wimper zu zucken zwei (!) Portionen Pommes am Chinesischen Turm gegessen habe (wo ich vorher noch vorbeigelaufen war) – allerdings with a little help of my friends und einem ganz süßen jungen Glück! Hach, Herzchen allerorten…

Und dankbar bin ich, weil ich die Möglichkeit dazu habe. Ich bin körperlich dazu in der Lage, mal sonntagmorgens so einen Lauf hinzulegen. Dabei geht es mir nicht um die Geschwindigkeit, da gibt es viel schnellere Läufer als mich. Sondern einfach um die Umsetzung. Ich bin gesund und habe selbst diesen echt fiesen und schmerzhaften Sturz vor 2 Wochen schnell weggesteckt. Wie leicht hätte da mehr passieren können?

Dankbar auch dafür, dass ich in einer wunderschönen Stadt lebe, die solche Strecken und Events beheimatet.

Dankbar, dass mir hinterher von Freunden – real oder virtuell – dutzendweise auf die Schulter geklopft wurde.

Aber most of all: DANKBAR, dass der bEdW nicht nur ohne mit der Wimper zu zucken um 7:00 Uhr aufsteht, um mir Glück zu wünschen, sondern auch noch im Ziel auf mich wartet, mir erstmal meinen Durst und den schlimmsten Hunger löscht, und ich ihm ansehen kann, wie stolz er auf mich ist. Was für ein wunderschönes Gefühl!

Ich versuche, ein bisschen davon in den Alltag zu retten. Meine Muskeln erinnern mich derzeit jedenfalls noch dran, weshalb erstmal ein paar Tage Laufpause angesagt ist. Und langsam überlege ich ja, ob ich nicht doch das Projekt Marathon, vor dem ich tierisch Respekt habe, angehen soll. Keep you posted. 

PS: Wenn Ihr noch auf der Suche nach einem Sport-Blog seid, der nicht nur in Gewichten, Zeiten und Einheiten funktioniert, sondern ganz viel Herz, Gefühl und Humor mitbringt, dann schaut doch mal bei Jessica vorbei, einer ehemaligen Kollegin von mir und Running-Mate im Geiste. Ich mag ihre Gedanken zu Motivation, Zufriedenheit mit sich selbst, Selbstzweifeln, Freude und Dankbarkeit für die kleinen Dinge des Lebens. Wegen der Zeitverschiebung in die USA bekomme ich ihre neuesten Posts immer früh am Morgen. Viele davon regen zum Nachdenken an oder machen einfach Spaß zu lesen. Ein ganz netter Einstieg ist dieser hier.

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