Ein Teller geht auf Reisen: Quintessenz vom German Abendbrot

Im Mai hat Foodfreak einen alten, schnörkeligen Teller auf Reisen geschickt, auf dass er mit vielen Leckereien aus allen Ecken des Landes garniert, fotografiert und verbloggt wird. Nun ist er über viele Stationen und dank der Kaltmamsell bei mir gelandet. (Den wunderschönen Teller ganz ohne Essensgedöns könnt Ihr übrigens hier sehen.)

Der Teller muss innerhalb weniger Tage (!) eingesetzt, gespült und weitergeschickt werden. Keine lange Zeit also, um sich Rezepte auszudenken, zu kochen, zu fotografieren usw. Das könnte Stress bedeuten für Menschen, die aktuell nur am Wochenende zum Kochen kommen, am Teller-Wochenende aber überhaupt nicht daheim sind und derzeit ansonsten eigentlich nur zum Schlafen in den eigenen 4 Wänden weilen. Aber ich fühle mich geehrt, den schönen Teller zu bekommen. Und so setzte sich eine Idee fest, seit ich davon erfuhr, dass der Teller auf dem Weg zu mir ist: Wofür steht das German Abendbrot eigentlich, wenn ich es nur mit einem einzigen Teller ausdrücken soll? 

Mir geht es darum…

…auch die einfachsten Dinge zu genießen.

…auch für schlichte kulinarische Freuden dankbar.

…Lebensmittel wertzuschätzen.

…auch bekannte, leicht erhältliche Produkte so zuzubereiten dass sie glücklich machen.

…ein Heimatgefühl über das Essen zu transportieren  – wo auch immer diese Heimat sein mag.

…Geborgenheit und Sehnsucht auf dem Teller abzubilden.

Und dazu müsst Ihr wissen, dass meine Mutter von ihrer (Schwieger?)Großmutter einen ähnlichen Teller hat. In Goldschnörkeln steht darauf „Unser täglich Brot gib uns heute“, umrankt von einigen Blumen.

Dieser Teller war ständig im Einsatz – ob als Kuchenplatte für Streuselkuchen und Zwetschenkuchen, statt Brotkörbchen, als Käseteller oder oder oder. Kaum ein Abendbrot ohne den Teller. Und obwohl ich keiner religiösen Familie entstamme, hat mich das „Unser täglich Brot…“ immer sehr angerührt. Vielleicht auch, weil es schon ganz abgeschubbert und kaum noch zu erkennen ist.

Für Foodfreaks Teller also wollte ich ganz zu den Wurzeln meiner kleinen Fressseite vorstoßen.

Und deshalb habe ich aus einem frischen Sauerteigbrot mit krachiger Kruste, guter Butter, sommerlichen Tomaten aus der Region, frischen Schalotten, Petersilie aus dem Balkonkasten sowie einigen Bröckchen griechischem Feta und toskanischem Olivenöl (für den Blick über den – Achtung, Kalauer! – Tellerrand quasi) mein allerliebstes „Kindheitserinnerungs-Geborgenheitsgefühl auf die Zunge beamendes-in seiner Schlichtheit anrührendes-durch kein Sterne-Gericht der Welt ersetzbares-Lieblings“-Abendbrot gemacht:

Ebenfalls ganz in der Tradition des German Abendbrot bleibend war ich zu gierig, zu ausgehungert nach einem nervigen Tag, zu hektisch, zu eilig, um ein schönes, dem Teller gerecht werdendes Foto zu schießen. Aber Ihr könnt ihn Euch ja hier in all seiner Pracht anschauen.

Ein Tomatenbrot im Sommer jedenfalls ist für mich der Inbegriff des German Abendbrot. In seiner Einfachheit so köstlich, dass es mich ganz demütig werden lässt. Somit also keine Herabsetzung des hübschen Schnörkeltellers, sondern vielmehr eine Verbeugung vor den scheinbar simplen Zutaten, die höchsten Genuss bereiten können.

Jedenfalls danke ich Foodfreak und der Kaltmamsell für die Möglichkeit, eine kleine Reise in die Vergangenheit und zurück zu den Wurzeln zu unternehmen. Der Teller ist bereits verpackt und auf dem Weg zu einem Blog, in dem er garantiert mit ganz besonders viel Liebe behandelt, arrangiert und fotografiert wird. 😉

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  1. Was für eine nette Idee! Und das mit den Tomatenbroten kann ich total nachvollziehen. Für mich sind sie tatsächlich immer eines der Signale, dass der Sommer endlich da ist 😉

  2. Welch zauberhafte Idee…;-) Tomatenbrot. Ja, aber nur mit den Tomaten aus meiner Kindheit (aus dem eigenen Garten). Ich hoffe, der Teller hat noch viele viele schöne Stationen vor sich!!

  3. Back to the roots. 😉 Und du hast absolut recht, die einfachen guten Sachen sind durh kein Gedöns zu ersetzen!

  4. @tring ja, jetzt ist er aber leider schon fast zu ende. es riecht schon arg nach herbst. dank der sonne gibt es aber noch köstliche tomaten…
    @eisfreak danke 🙂 ja, die sonnentomaten aus omas garten sind auch ewig in meiner erinnerung.
    @evazins yes, sista! und am wochenende gibt’s forellen aus der nahe gelegenen Wisper (fließt vom Taunus in den Rhein). einfach, ohne gedöns, köstlich. hach!

  5. Wir vom Slow Food Bochum hatten mal einen Themenabend „Rettet das Butterbrot“. Einige von den Teilnehmern hatten schon lange vorher nicht mehr so EINFACH und gut gegessen.
    Gute Idee, dein Tomatenbrot.
    LG Monika.

    1. Eine schöne Idee. Gute Zutaten machen auch aus einfachen Gerichten einen Genuss. Es braucht nicht immer Chi-chi.

  6. Mit Deiner persönlichen Geschichte und mit der Wahl dessen, was auf den Teller kommt, hast Du für mich mal wieder die Tradition von German Abendbrot auf den Punkt gebracht: Einfach und gut!

    1. Dankeschön. Ich freue mich schon auf die (letzten?) heimischen Sommertomaten am Wochenende…

  7. Ich liebe Deinen Einsatz für das Butterbrot. Das gezeigt Exemplar sieht aber auch zu appetitlich aus! In mir hast Du jedenfalls eine begeisterte Jüngerin gefunden – mir reicht schon frisches Sauerteigbrot und gesalzene Butter für einen Wohlfühlmoment.

    1. Butterbrot ist die KRÖNUNG! Schön, dass Dir mein Post gefällt 🙂

  8. Vielen Dank für diesen ganz wunderbaren Beitrag zu. auf und mit dem Teller, ich finde auch es darf gern etwas einfaches und gutes sein…

    1. Danke für die schöne Idee. Mein Tomatenbrot war wirklich ein ganz Feines!

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