Das Zeug zum Lieblings-Italiener: Marco e Momo im Wiesbadener Westend

Wer aus der „nördlichsten Stadt Italiens“ kommt, ist schon arg verwöhnt, was italienische Restaurants anbelangt. Es gibt unzählige Ristorantes, Trattorien, Paninotecas, Vinotheken, Eisdielen usw. (Erinnert Ihr Euch an das gleichnamige Restaurant in Rossini von Helmut Dietl oder die völlig abgedrehte Villa Medici in Kir Royal? – das kommt nicht von ungefähr…) Jeder Münchner – einheimisch oder „zug’roast“ – hat seinen Luigi, Paolo oder Alfredo, der natürlich viiiieeel besser ist, als alle anderen. Oftmals ist das Chi-Chi und Klimbim, das Bussi-Bussi und „Ja, sag amal, Luigi, gut schaugst aus!“ wichtiger als die Speisekarte. Kleine Patzer beim Essen oder große Patzer im Service werden da gerne hingenommen: „Ja mei, der Tschanlucka hat’s ollewei schwer!“.

Wäre er etwas näher gelegen, hätte „Antipasti Gennaro“ am Münchner Kurfürstenplatz auf jeden Fall unser Italiener werden können: Ehrliche, einfache, köstliche Gerichte je nach Saison, ein freundlicher unaufgeregter Service und viele offene Weine zum Durchprobieren. Unbedingt mal ausprobieren!

Aber eigentlich soll’s hier ja um Marco und Momo gehen 🙂 (Die qype-Seite ist etwas veraltet. So kann man bspw. nicht mit Karte zahlen)

Also: Auf der Suche nach einem guten Italiener und einem zweiten Wohnzimmer sind wir im Wiesbadener Westend auf „Marco e Momo“ (Westendstr. 3, sonntags Ruhetag) gestoßen. Momo, den die Wiesbadener noch aus dem „Schweinefuß“ (sic!) kennen, steht in der Küche, während Marco am Tresen den Laden schmeißt (oder isses umgekehrt? Nee, ich glaube, das stimmt so!). Die Küche ist stark italienisch geprägt, hat aber auch nimmt aber auch Einflüsse aus dem weiteren Mittelmeer-Raum mit. So gibt es neben Pasta, Bruschette und Panna Cotta eben auch Couscous-Salat, gegrillte Dorade oder Lamm und vieles mehr.

Neben der festen Karte, die Salate, Pasta, Carne/Pesce und Dolci bietet, gibt es immer auch ein umfangreiches saisonales Angebot – momentan natürlich mit viel Spargel!

Das Restaurant ist schlicht eingerichtet mit blanken, schwarzen Tischen, Holzfußboden und weinrot/weißen Wänden. Draußen gibt es eine kleine Terrasse, von der aus man die schönen Altbauten des Viertels bestaunen kann. Der Service ist sehr freundlich, flott und hilfsbereit bei der Auswahl, die sooooo schwer fällt! Aber keine Ungeduld, kein Gedrängel – stattdessen ein bisschen Stolz in den Augen, dass die Gäste so viel Spaß mit dem Speisenangebot haben. Schön 🙂  

Da ich in Restaurants nicht gerne fotografiere, kann ich leider nicht mit Bildern aufwarten. Aber die Beschreibung der Gerichte, die wir bei den letzten Malen genießen konnten, schaltet ja vielleicht das Kopfkino an:

Frittierte Sardellen mit einer safrangelben, frischen Aioli – frisch, knusprig, fein säuerlich, nicht zu knoblauch-ig.

Thunfisch-Oliven-Mousse mit frischem Baguette – keine lieblos angerührte Matsche, sondern eine fein abgestimmte, mit knackigen Gemüsestückchen versehene Créme als perfekte Vorspeise oder Kleinigkeit zum Wein.

Spaghetti mit Tomaten, frischem Spinat und Meeresfrüchten – ich habe nie besser auf den Punkt gegarte Pasta gegessen!! Wirklich nicht! Ein einfaches Gericht, in das ich mich verliebt habe.  

Rumpsteak mit einer Oliven-Kräuter-Panade und Rosmarinkartoffeln – ebenfalls auf den Punkt mit wunderbar blutig-rosa Kern und würziger Marinade.

Lauwarmer Spargelsalat mit Jakobsmuscheln – Locker eine Hauptspeise, die wir dummerweise als Vorspeise hatten. Aber wie ich der netten Bedienung sagte: „Ich bereue nichts!“. Sowas Köstliches habe ich selten gegessen! Die Hummer-Vinaigrette, die leicht säuerlichen Tomatenstückchen, der knackige, lauwarme Spargel, die absolut perfekt gebratenen Jakobsmuscheln. Oh Gott, ich will in diesem Salat WOHNEN!

Insalata Frutti di Mare – Manchmal sind es die Klassiker, an denen man ein gutes Restaurant erkennt. Dieser Meeresfrüchte-Salat war Wahnsinn! Nicht lieblos die Fertig-Mischung mit Miesmuscheln und Nordseekrabben aufgerissen und in Cocktailsauce ertränkt, sondern mit viel frischer Zitrone und Rucola sowie Tomatenwürfelchen angemacht. Dazu ein Glas Weißwein, und man ist im Himmel…

Kalbsgulasch mit Safran-Reis – Kalb, das auf der Zunge zergeht, eine würzig-säuerliche Sauce mit Kapern und dazu ein duftig gelber Reis. Nuff said? Nuff said!

Und das ist erst der Anfang. Die Gerichte unserer Begleiter bekommen wir gar nicht mehr so auf die Reihe und wollen hier auch nix Falsches über Zutaten oder Zubereitung schreiben. Aber es gab an dem fast einen Dutzend unterschiedliche Gerichte nicht das Geringste auszusetzen.

Das Schöne an Marco e Momo ist aber auch, dass man sich mit einem Glas Wein und einer Vorspeise oder einem Teller Nudeln nicht blöd vorkommt. Wo in anderen Restaurants schon gerne mal die Augenbraue hochgezogen wird, wenn man „nur“ Pasta bestellt, wird einem hier das Gefühl vermittelt, auch mit kleinerem Hunger willkommen zu sein. Und die Portionen sind dermaßen ausreichend, dass eine Vorspeise nicht zwingend notwendig ist. Allerdings ist alles so frisch, aromatisch und einfach lecker, dass wir aus reiner Neugierde zwei Gänge gegessen haben.

Übrigens: Die Preise sind mehr als vernünftig – nicht nur für Preis-verdorbene Münchner. Das Thunfisch-Mousse gibt es für etwa 4 Euro (legt mich bitte nicht fest!), Pasta ab ca 7 Euro und Fleischgerichte zwischen 13 und 18 Euro (wie gesagt: das ist aus der Erinnerung heraus gekramt). Besonders angenehm: Kein Pellegrino-Chichi, sondern Wasser aus regionalen Quellen. Schmeckt auch gut 🙂

Eine überschaubare aber ausgewogene Auswahl an offenen Weinen – und Flaschen – runden den Abend ab und lassen einen satt und leise murmeln: „Mei, der Momo. A Hund isser scho!“  

PS: Im aktuellen „Rhein-Main geht aus“, dem Gastro-Führer für die Region und Spin-Off meiner früheren Lieblingslektüre „Frankfurt geht aus“, ist Marco e Momo übrigens Nummer Eins in der Kategorie „Die Mediterranen“. Also längst kein Geheimtipp mehr aber völlig zu recht und mit Pauken und Trompeten!!

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