Lieblinge im Oktober: Der Monatsrückblick

[enthält unbezahlte werbung weil produktnennung] So lange kam mir selten ein Monat vor. Lag es an dem Feiertag (Hessen hat nur einen im Oktober)? Oder am goldenen Herbstwetter und den damit verbundenen Ausflügen, die den Oktober so endlos gemacht haben? Obwohl wir den Monat anfingen, indem wir unsere liebe, liebe Großmutter beerdigt haben, war es ein schöner Oktober. Kaiserwetter! Strahlend blauer Himmel, dramatische Sonnenuntergänge, Zusammensein mit wunderbaren Freunden und der Familie, gelacht, geweint, das Leben genossen und in Erinnerungen geschwelgt… Ach, mir ist immer noch etwas schwer um’s Herz. Aber er war wunderbar, dieser goldene Oktober!

Gegessen

…haben wir wunderbar – daheim und auswärts! Und endlich war uns auch mal wieder nach Kochen zumute. Der bEdW ist wieder halbwegs fit und hat ebenfalls wieder häufiger am Herd gestanden als während der schlimmsten Phasen seiner Krankheit. Es gab einen unserer Klassiker und ein wunderbares Beispiel für kluge Resteverwertung: Frittata!

Tortilla Frittata Eierkuchen Rezept German Abendbrot

Dann wurde es indisch! Anlass war das schöne Blog-Event der kulinarischen Weltreise, die uns jeden Monat woanders hinschickt. Im Oktober ging es nach Indien. Und wer darf da nicht fehlen? Sag ich doch!

Ich habe das köstliche gefaltete Fladenbrot Paratha gebacken,

Paratha Koriander Cilantro Recipe German Abendbrot

ein veganes Spitzkohl-Curry aka Cabbage Thoran gekocht und…

Veganes indisches Curry mit Spitzkohl

…ein feuriges Lamm Madras zubereitet, das auch aufgewärmt noch mal für eine wärmende Mittagspause gesorgt hat.

Lamm Madras indisch Rezept German Abendbrot

Und weil die kleinen Kackbratzen ja unbedingt Halloween-Kürbisse aushöhlen müssen, Ihr dann da steht mit Bergen von Kürbis und mich nach Rezepten fragt, hab ich Euch meine Top-3-Kürbisrezepte verraten. Ganz nach dem Motto: „Es ist kompliziert!“. Denn irgendwie werden Mr Kürbis und ich nicht warm miteinander. Zeit für eine Paartherapie:

Lieblingsrezepte mit Kürbis

Außerdem gab es einen Abend mit köstlicher Rheinischer Küche, die der bEdW zubereitet und uns alle zu Blutwurst-Fans gemacht hat. Dazu bald mehr! An einem Abend mit Gerichten von Ottolenghi durften wir zu Gast sein. Und überhaupt gab’s kulinarisch nichts auszusetzen an diesem Oktober.

Gelaufen

…bin ich dank des wunderbaren Wetters wieder etwas mehr: 77 Kilometer. Allerdings liege ich über’s Jahr gesehen noch deutlich unter meiner Marke vom letzten Jahr mit 641 km. Die erreiche ich 2018 nicht mehr. Naja, wem muss ich was beweisen? Eben! Wenn ich morgens die Laufschuhe schnüre und durch den Nebel in die Herbstsonne renne, die Blätter unter den Sohlen rascheln und ich den fallenden Eicheln und Kastanien ausweiche, tut es mir einfach gut: der Kopf wird frei, die Lunge weitet sich, die Füße laufen wie von selbst. Meine ganz eigene Quality Time.

Gelesen

…wurde natürlich auch. Denn wie sagte es eine gute Bekannte neulich: „Endlich kann man wieder mal den Abend drinnen verbringen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen!“ Ja, es ist Herbst. Und ich liebe ihn!

Das Lesejahr 2018 war bisher voller Highlights.

Und die Reihe setzt sich im Oktober fort mit einem fulminanten 2. Roman von Dörte Hansen: „Mittagsstunde

Nach dem Debut „Altes Land“ (hier kurz beschrieben) lagen meine Erwartungen extrem hoch – und wurden noch übertroffen. Ging es im Debut noch um Städter, die einer vermeintlichen „Landlust“-Romantik hinterherträumen, ist in „Mittagsstunde“ das Dorf selbst das Thema dieses wunderbaren Romans. Wir springen zwischen den späten 60er Jahren und der Gegenwart hin und her, bis die losen Enden des roten Fadens erkennbar werden. Bis dahin lesen wir über ein (fiktives) norddeutsches Dorf, den Zerfall jahrhundertealter Strukturen, das Abarbeiten jüngerer Generationen an der Dorfherkunft, die Trauer um Vergangenes, die Enge, das Alter, die vermeintliche Flucht in die Stadt und dass wir Dorfkinder doch nie ganz den Lehm von unseren Schuhen loswerden.
Hansen zeigt viel Liebe zu ihren Charakteren, traut sich aber auch, schonungslos offen über die zwischenmenschlichen Gemeinheiten, Lügen und Feindseligkeiten zu schreiben. Ich habe gelacht, gebangt und den Kloß im Hals heruntergeschluckt. Gerade als Dorfkind wird man sich in vielem wiedererkennen, was auch der Hauptperson Ingwer widerfährt: Er fällt dem Dorschullehrer auf, macht als erster seiner Familie Abitur, studiert, lebt in einer WG in Kiel – und kommt als fast 50-Jähriger zurück ins Dorf, um seine alten, dementen Eltern zu pflegen. Auch er hat nie den Lehm von den Schuhen geschüttelt bekommen. Und findet doch trotzdem nicht mehr das Dorf seiner Kindheit wieder, das durch die Flurbereinigung der frühen 70er Jahre erst die Dorfkastanie, dann seinen Charakter verloren hat.
Wer schon mal durch die Dörfer Norddeutschlands gefahren ist, durch die eine asphaltierte Dorfstraße hindurchrast und links und rechts verlassene Häuser, geschlossene Läden und übriggebliebene Alte stehen, wird diese sofort vor Augen haben, wenn er/sie „Mittagsstunde“ liest.
Ich war vorher schon Fan von Dörte Hansen – jetzt bin ich glühende Anhängerin!

Unterhaltsam waren auch die drei Bände der Cormoran-Strike-Reihe von Robert Galbraith aka J. K. Rowling. Ja, genau, DIE J. K. Rowling.

Schreiben kann sie ja, die Mutter der Harry-Potter-Bücher. Dass sie auch Krimis beherrscht, hat sie mit den bisher erschienenen vier Bänden bewiesen. Der vierte Band liegt hier noch. Denn meist gehen mir so Reihen dann nach einer Weile etwas auf die Nerven. Also lieber in Abständen lesen und den subtilen Humor und die etwas skurrilen Kriminalfälle genießen. Guter Herbstlesestoff.

Eine andere Reihe ist großer Mist und für mich jetzt auch endgültig gestorben! Mit Spannung hab ich den neuen Band des schwedischen Autoren-Duos Hjorth/Rosenfeldt um Kriminalpsychologe Sebastian Bergmann erwartet.

Die ersten 5 Bände waren schon immer schwächer und absurder geworden. Aber der neueste Band „Die Opfer, die man bringt“ ist einfach nur noch unfreiwillig komisch. Jetzt kenne ich skandinavische Krimis wirklich gut. Nicht nur als Leser, sondern weil schwedische Kriminalliteratur auch eines meiner Prüfungsthemen im Examen war. Ich bilde mir also ein, dass ich durchaus beurteilen kann, wie die schwedischen Krimis ticken – und warum. Aber wo der gute alte Martin Beck aus der brillanten und genreprägenden Reihe von Sjöwall/Wahlöö einfach ein Eigenbrötler war, der zu viel trank, drehte sich die Spirale ab Mankells Kurt Wallander immer schneller. Wallander hatte immerhin eine Tochter aus einer geschiedenen Ehe, einen dementen Vater, Diabetes und war insgesamt kein angenehmer Mensch. Seither setzt jeder Autor noch eines drauf. So sind die schwedischen Krimis voller gestörter Menschen, die bei der Polizei arbeiten und Psychopathen fangen sollen. Da wimmelt es von Beziehungsproblemen, unverarbeiteter Traumata und sonstigem seelischen Gepäck (denken wir kurz an Lisbeth Salander aus den wirklich brillanten Romanen von Stieg Larsson!).

Dysfunktional ist noch die harmlose Beschreibung, wenn es um Sebastian Bergmann und sein Team aus der Feder von Hjorth/Rosenfeldt geht: er selbst ist sexsüchtig und steigt mit jeder zweiten Zeugin ins Bett, seine Freundin und die gemeinsame Tochter hat er beim Tsunami in Thailand verloren, weshalb er unter Alpträumen und Beziehungsangst leidet; Sebastians Tochter Vanja, von der er lange nicht wusste, dass sie seine Tochter ist, will nichts mehr von ihm wissen, nachdem ihr leiblicher Vater mit ihrer Mutter noch mal im Bett war und die Ehe zwischen ihr und Vanjas Stiefvater in die Brüche ging; Teamleiterin Ursula hat ein Auge verloren, weil ihre Schwester, die natürlich auch was mit Sebastian hatte, auf sie losgegangen ist, als sie – richtig! – mit Sebastian rumgemacht hat; IT-Experte Billy tötet nicht nur Katzen zum Spaß, sondern auch Kolleginnen, die sich auf seine Sado-Maso-Spiele einlassen – ein Erzählstrang, der natürlich im neuesten Band noch mal getoppt wird.

Leute! Geht’s auch ’ne Nummer kleiner? Nein. Denn – ohne zu viel verraten zu wollen – der Beziehung zwischen Sebastian und seiner Tochter/Teamkollegin Vanja wird noch ordentlich einer draufgesetzt. Wer bei der obigen Aufzählung meinte, jetzt fehle nur noch Inzest, ist schon mal auf der richtigen Spur (aber es ist NOCH absurder!). Es ist schade, dass durch die endlosen Gespräche über Beziehungen und Verbindungen die eigentlichen Fälle viel zu kurz kommen. Denn die sind durchaus spannend – wenn auch etwas arg konstruiert. Ich habe diese Therapeuten-Dialoge dann nur noch überflogen, um zu wissen, wie der Band endet. Mit einem ärgerlichen und ungläubigen Lachen hab ich den Band geschlossen und mir geschworen, dass Band 7 ohne mich stattfindet.

Was ich dem Autoren-Duo nicht ankreide, sondern den deutschen Verlagen, sind die total bescheuerten Titel, die sie den Büchern im Deutschen geben. Aus „Die höhere Gerechtigkeit“ (in Anspielung auf den religiösen Fanatismus, der im Kriminalfall eine Rolle spielt) wird „Die Opfer, die man bringt“. Hä? Die schlimmste Vergewaltigung von Buchtiteln findet sich nach wie vor bei Stieg Larsson:

„Män som hatar kvinnor“ (also: „Männer, die Frauen hassen“) wurde zu „Verblendung“; „Flickan som lekte med elden“ (also: „Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte“) zu „Verdammnis“ und „Luftslottet som sprängdes“ (also: „Das Luftschloss, das gesprengt wurde“) erschien unter „Vergebung“. Warum tut man sowas?

Entdeckt

oder besser: Für mich entdeckt habe ich im Oktober das Düsseldorfer Kabarett „Kom(m)ödchen“, in dem ich erstmals anlässlich eines kurzen Trips in die Heimat des bEdW war. Die Kleinkunstbühne von Kay und Lore Lorenz ist fester Bestandteil der bundesrepublikanischen Nachkriegsära und auch heute noch ein Treff für junge und für etablierte Kabarettisten (ich vermeide das Wort Comedians wo es nur geht!). Jedenfalls freue ich mich immer sehr, dass ich mit Düsseldorf so eine schöne Heimatstadt angeheiratet habe und immer noch Neues entdecken darf. Wie toll man beispielsweise japanisch shoppen kann in Düsseldorf, hab ich Euch hier schon mal aufgeschrieben.

Kom(m)ödchen Düsseldorf

Anfang Oktober habe ich mir eine klitzekleine Auszeit von der Arbeit genommen und bin ein bisschen durch Wiesbaden gebummelt. Herrliches Herbstwetter macht einfach noch mehr Lust und Laune, sich einfach mal die benachbarten Viertel anzuschauen. Ich bekomme ja eh nie genug von Fassaden, Hauseingängen und Hinterhöfen. Aber diesmal hatte ich besonderes Glück, weil die Bergkirche im Wiesbadener Bergkirchenviertel gerade offen war und von innen besichtigt werden konnte. Meist ist sie nämlich – wie evangelische Kirchen halt so sind – geschlossen und für uns nur von außen sichtbar. Sie drohnt auf einem der vielen Hügel unserer Stadt und erinnert mich von außen immer ein bisschen an Hogwarts… Weil der Organist gerade ein bisschen üben wollte, durfte ich mich hineinstehlen und ein paar Fotos machen:

Bergkirche Wiesbaden

Bergkirche Wiesbaden

Bergkirche Wiesbaden

Bergkirche Wiesbaden

Bergkirche Wiesbaden

 

Ebenfalls für mich entdeckt habe ich die schönen Wallpaper von DesignerBlogs Studio, die mir meinen Arbeitsalltag ein bisschen versüßen. Außerdem gibts auf der Seite tolle Freebies und Artikel rund um’s Bloggen.

Musikalisch ist die Playlist „Totally Stress Free“ bei Spotify (warum kann ich da nicht hin verlinken?) derzeit bei mir auf Heavy Rotation.

Food for Thought

…hat ein Kommentar von Patrick Bernau in der FAZ geliefert: „Bienenschützer, Plastikhasser, Öko-Narren. Sicherlich nicht in allem korrekt und überzogen. Aber er stößt in das Horn, in das auch ich im Januar getutet habe. Denn wir als Verbraucher werden die Umweltverschmutzung durch unsere Mehrweg-Kaffeebecher nicht in den Griff bekommen. Es sind endlich Politik, Industrie und Handel gefragt. Da hilft auch die Verbannung von Plastikstrohhalmen nichts – außer dem eigenen Gewissen. Was nicht heißen soll, dass uns der eigene Konsum egal sein soll. Aber beruhigt und selbstgefällig zurücklehnen kann man sich halt auch nicht, bloß weil man die Wäsche jetzt mit Waschnuss wäscht oder deutschlandweit nur noch mit der Bahn fährt. Glaubt das jemandem, der in einem Bundesland mit grünem Writschafts- und Verkehrsminister lebt, der sich schon freut, dass am Frankfurter Flughafen zwischen 23 und 24 Uhr die Zahl verspäteter Starts und Landungen von 341 im Juni und 242 im Juli auf 141 im September gesunken sind. Wer das nicht weiß: Zwischen 23 und 5 Uhr herrscht am Frankfurter Flughafen eigentlich Nachtruhe. Mal sehen, was die Ergebnisse der letzten Hessenwahl an der desaströsen Verkehrspolitik in Rhein-Main ändern wird.

Heute Abend freue ich mich auf die erste Folge der finalen Staffel von „House of Cards„, ein Glas Rotwein und unsere neue Couch, die vor einer Woche bei uns eingezogen ist.

Hab ich schon gesagt, dass ich den Herbst liebe?

 

 

 

 

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  1. Sehr gerne gelesen, vor allem Deine Bücherstrecke. Ein schönes Wochenende aus Berlin wünsche ich Euch.

    1. Das wünsche ich Dir auch!

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