17. Dezember: Schenk' mir ein Buch! Oder zwei oder drei…

Mein Ziel für 2016 hieß: So viele Bücher lesen wie das Jahr Wochen hat. Also 52! Jetzt haben wir noch zwei Wochen bis Silvester und ich bin bereits bei Nr. 63 angekommen.

Dabei waren Klassiker und Neuerscheinungen, unterhaltsame Bücher, lustige Bücher, spannende Bücher, thrillige Bücher, historische Bücher, Bücher aus Papier und in digitaler Version, gute Bücher und schlechte Bücher. Das ein oder andere habe ich sogar nicht zu Ende gelesen, weil es mich gelangweilt hat. EIN KAPITALVERBRECHEN für ein Buch!!

Aber damit Ihr wisst, welches Buch Ihr getrost unter den Weihnachtsbaum legen könnt (oder auch besser nicht!), bekommt Ihr heute, morgen und übermorgen von mir Blitz-Rezensionen für jeweils 21 Bücher. Ist das ein Deal?

Und übrigens: Bücher gibt es nicht nur bei A****n. Sondern auch in Deiner Buchhandlung vor Ort. Die Mädels und Jungs leisten Hochleistungssport in der Weihnachtszeit und nehmen sich dennoch Zeit zum Beraten. Viele Bücher haben sie sogar selbst (an)gelesen. Also ruhig mal inspirieren lassen. Und was nicht vor Ort ist, wird bestellt und am nächsten Tag in die Buchhandlung geliefert. Viele haben sogar einen eigenen Online-Shop. Probier’s mal aus!

Los geht’s in chronologischer Reihenfolge mit den ersten 21 Büchern des Jahres 2016:

(Auf Verlinkungen habe ich verzichtet. Du findest die Bücher aber mit Autor und Titelangabe in jedem Katalog, Online-Shop, im Buchhandel)

John Irving – Avenue of Mysteries: Musste ich natürlich gleich nach Erscheinen lesen. Ich bin seit Jahrzehnten ein riesiger Irving-Fan und teile mit ihm die Liebe zu Charles Dickens. Aber der Roman war leider nüscht, Johnny. Uninspirierte Story, schablonenartige Charaktere, viel Alt-Männer-Sex… Das kann er besser. Nur etwas für Hardcore-Fans (oder Mexiko-Reisende).

Adrian McKinty – Der katholische Bulle: Erster Band der Reihe um den katholischen Bullen Sean Duffy, der in der protestantischen Polizei Nord-Irlands während der Troubles in den 80ern nicht nur der IRA gefährlich nahe kommt. Meine Krimi-Entdeckung des Jahres. Süchtig machender Stoff! Running Gag: Die DeLorean-Fabrik, die Belfast Hoffnung geben soll. Heute weiß man natürlich, dass das Auto ein Flop war und nur durch „Zurück in die Zukunft“ heute noch ein Begriff ist.

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Adrian McKinty- Straße der Sirenen: Weiter geht’s mit Sean Duffy. Noch schwärzer, noch galliger, aber auch mit einem köstlichen Humor. Wenn in Belfast ein Mord geschieht, muss es ja mit der IRA zu tun haben. Oder doch nicht? Das Lokalkolorit der 80er fängt keiner so gut ein wie McKinty. Lesen! Bitte!

Adrian McKinty – Die verlorenen Schwestern: Kein Wunder, dass ich auf 63 Bücher komme, wenn ich alle Sean-Duffy-Krimis in einem Rutsch lese. So gut sind sie. Die 80er schreiten voran, der Verfall geht weiter, Margaret Thatcher ist der Buh-Mann der Inseln und auch diese neue Band U2 gefällt Sean Duffy so gar nicht…

Adrian McKinty- Gun Street Girl: Es wird politischer, depressiver. Falls Du immer noch nicht überzeugt bist: BITTE! LESEN! Für Krimi-, 80er- und Britannien-Fans.

Peter Eglund – Verwüstung: Kontrastprogramm. Ein umfangreiches, überwältigendes Sachbuch über den 30jährigen Krieg (1618-1648), das sämtliche Lebensbereiche beleuchtet und somit aufzeigt, dass dieser Krieg bis in’s letzte Eckchen Europas gekrochen ist. Dieses Buch behandelt den Krieg aus Sicht Schwedens. Also mal ein interessanter Perspektivwechsel. Die komplette Rezension von mir findest Du hier in der FB-Gruppe „Bookaholics“. Für Geschichts-Freaks!

Stephen King – Mr Mercedes: Der Meister. Ich hab ihn sehr spät für mich entdeckt. Aber keiner lässt so schön die Nackenhaare hochstehen wie er. Und wer ein bisschen die Innovationen der Automobilindustrie verfolgt, wird sich nie wieder so unbedarft in ein Auto mit Zentralverriegelung setzen…

Dörte Hansen – Altes Land: Liest Du gerne die „LandLust“, pflückst Äpfel auf der Streuobstwiese, weil die ja sonst vergammeln, und träumst von einem Resthof, den Du hübsch aufpolieren kannst? Dann lies dieses Buch nicht! Oberflächlich ein Roman über drei Generationen von Frauen, die alle das Ergebnis ihrer Mütter sind. Unterschwellig eine ätzende Abrechnung mit der Landflucht verklärter Städter. Großartig für Stadtmenschen!

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Britta Böhler – Der Brief des Zauberers: Thomas Mann sitzt im Schweizer Exil und… hält den Mund. Noch hat er sich nicht öffentlich gegen Hitler geäußert. Aber in ihm brodelt es. Ein Brief wird sein Leben und das seiner Familie verändern. Ein schmaler Roman, der die Zerrissenheit des Schriftstellers, der aber auch Vater und Ehemann ist, wunderbar einfängt. Nicht nur für Mann-Fans! 

Giuseppe Tomasi di Lampedusa – Il Gattopardo: Natürlich im Sizilien-Urlaub gelesen. Geht gar nicht anders. Und vieles wiedererkannt. Nicht nur landschaftlich, sondern auch in der Mentalität. Ein gewaltiges Epos, das auch voller Humor und Lebensweisheit ist. Guck‘ den Visconti-Film. Aber lies auch unbedingt das Buch! Für Klassik-Freunde und Sizilien-Fans ein Muss!

Anthony Doerr – Alles Licht, das wir nicht sehen: Ein vielgelobter Roman, der leider in Deutschland nicht so gut verkauft wurde, wie er es verdient hätte. Den Pulitzer-Preis hat er dennoch bekommen. Zwei Kinder, ein blindes Mädchen und ein Waisenknabe, erleben an der französischen Atlantik-Küste das Ende des Krieges. Dabei verweben sich ihre Schicksale und bald wird klar, dass beide eine Aufgabe haben… Sprachgewaltig, wunderschön, herzergreifend. Ein wunderschönes Buch für Schmöker-Freunde und durchlesene Nächte mit Taschenlampe (oder eReader).

Agatha Christie – Das Glied in der Kette: Wie so oft kann ich mich an die Handlung überhaupt nicht mehr erinnern. Dazu ähneln sich die Christies zu sehr. Aber zum Entschleunigen lese ich diese alten Krimis zu gerne. Dünne Bändchen, keine komplexe Story, holzschnittartige Charaktere mit mindestens einem dunklen Geheimnis – und viel englisches Lokalkolorit! Nur etwas für England-Fans oder den Trip auf die Insel.

Ann Baiano – Sizilianisches Blut: Regional-Krimis sind einfach nicht meins. Und wenn man dann noch so stark merkt, dass der Schauplatz Sizilien ausgewählt wurde, um vermutlich das Buch besser zu verkaufen, langweilt es nur noch. Nette Strandlektüre. Mehr aber auch nicht.

Fred Vargas – Im Schatten des Palazzo Farnese: Mit Fred Vargas werde ich irgendwie nicht warm. Zu langatmig, zu antiquiert. Und der titelgebende Palazzo Farnese, der um die Ecke lag, als ich meinen Veränderungen einleitenden Rom-Trip unternahm, spielt eigentlich gar keine Rolle. Leider keine Leseempfehlung.

Umberto Eco – Nullnummer: Leider einer der vielen, die 2016 verstorben sind. Ätzend seziert er die italienische Presse und das Gebaren in den Redaktionen. Ein ganz schmales Bändchen, das aber einen äußerst scharfen Blick auf Italien bietet. Für Journalisten, PR-Berater und Italien-Fans, die mehr als nur Dolce Vita interessiert.

Juli Zeh – Unterleuten: Eines meiner Highlights 2016! Die Kritik war sich uneins. Aber dieser Roman aus der (ost)deutschen Provinz war mindestens so gut wie „Altes Land“ (s.o.). Bei den „Bookaholics“ auf FB schrieb ich: „Geniales Buch aus der deutschen Provinz mit vielen wahren Sätzen in teilweise nadelspitzer Sprache. Jede Seite genossen & ratlos, warum das Feuilleton so zurückhaltend war…“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer: Für Windkraftgegner und -befürworter gleichermaßen.

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Karen Perry – Was wir getan haben: Wenn ich mich richtig erinnere, ein lesenswerter Krimi, der allerdings dann doch sehr vorhersehbar war. Wenn Du über ihn stolperst, sicher keine verschwendete Zeit. Aber kein Must-Have.

Martina André – Das Geheimnis des Templers: Abgebrochen. Intelligenzbeleidigend. Sprache mit dem Wortschatz eines Kleinkindes und ein Mittelalterbild aus dem Disney-Film. Finger weg!

Lawrence Norfolk – Das Festmahl des John Saturnall: So geht Historienroman! Bekannter ist der Autor für „Lempriere’s Wörterbuch“. Aber auch dieser Roman ist detailreich, wortgewaltig, voller Ideen. Im 17. Jahrhundert verwöhnt der junge, mittellose John mit magischen Kochkünsten die verwöhnte Tochter eines Adeligen. Dazu ein so bezaubernd gestaltetes Buch, wie ich es selten gesehen habe. Da musste ich einfach zugreifen, als ich es für 5€ auf dem Krabbeltisch gefunden habe! Unbedingt die Hardcover-Ausgabe kaufen. Für Bücherliebhaber und Gourmets.

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Andrea Camilleri – Die schwarze Seele des Sommers: Ein gelungenes Beispiel für einen Sizilien-Krimi! Bausünden, verkrampfter Umgang mit Sexualität, chaotische Bürokratie – alles drin in diesem schmalen Krimi, der sich wunderbar wegliest. Für Sizilien- und Krimi-Fans.

Charlotte Link – Die Betrogene: Eine einsame Polizistin, ihr alkoholkranker Vater, eine Lebenslüge. Clever gesponnener Krimi der Wahl-Wiesbadenerin. Ich lese Link immer mal wieder so zwischendurch. Aber ihre Krimis sind leider keine Highlights im Genre. Kann man lesen, muss man nicht. Ist aber ganz unterhaltsam und nicht dumm. Also: Falls einem gar nicht einfällt, macht man hier nichts falsch.

So, die ersten 21 Bücher sind durch! Ist schon was für Dich dabei? Morgen und übermorgen geht es weiter…

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  1. auf die Idee meine Bücher zu zählen bin ich noch nie gekommen… lese ja immer mehrere parallel und etliche auch mehrmals…. einen Geschenke-Tipp zumindest hab ich mitgenommen und werd den gleich der Mammut-Bestellung beim Buchhändler hinzufügen! Und freu mich am Montag dann den ganzen Rest deiner Lektüre zu begutachten. Danke!

    1. Danke Dir! Lass mich mal wissen, welches Buch Dich inspiriert hat!

      1. selber lese ich ja seltens Krimis, aber verschenken schon, den Iren.

  2. Danke für diese tolle Auflistung! Auch dein Anfangsappell, die lokalen Buchhändler zu unterstützen, kann ich nur bekräftigen. Leider hab ich dieses Jahr mehr Sachliteratur fürs Examen lesen müssen als sonst etwas. Seitdem ich fertig bin, verschlinge ich alles andere und nehme mir deine Liste nur zu gern als Inspiration 🙂
    Lg, Miriam

    1. Oh, daran erinnere ich mich auch noch. Denn selbst im Literaturstudium liest Du ja auch Bücher, die eher ein „Muss“ sind! Lass Dich gerne inspirieren und lass mich mal wissen, was Du Dir gekauft oder ausgeliehen hast!

  3. Oh, wie wunderbar! Ich freue mich schon auf morgen, wenn die nächsten 21 Bücher von Dir vorgestellt werden. Schade, bei uns sind Geschenke zu 🎄 schon lange abgeschafft… bei dieser Liste wäre aber für einige ein schönes Büchlein dabei. Naja, dann merke ich mir Deine Posts eben für die kommenden Geburtstage…. 🙂

    1. Danke für Dein Feedback! Ich bin sicher, die Bücher machen auch noch nach Weihnachten Freude!

  4. Großartig, Danke. Super rezensiert und ehrlich. Gerne habe ich Julie Zeh gelesen oder Altes Land. Und Il Gattopardo „… Wir sind Könige“, best best best. Camilleri, best, best, best. Sizilien wunderbar. Ich bin auch Fan. Dann Deine Buchtipps, die ich noch nicht kenne …. Danke sehr für dieses Teilen. Ich freue mich schon auf auf den irischen Bullen, den ich mir jetzt gönnen werde. Und die Idee mit den 52 Büchern, klasse. Zählen Hörbücher dazu? Dann könnte ich es auch schaffen. Herzliche Grüße von einer begeisterten Leserin.

  5. „Altes Land“: Ich fand es dermaßen banal, dass ich es nach der Hälfte beendet habe und das obwohl ich ein Stadtmensch bin: Zeitverschwendung, leider
    Liebe Grüße, Annette

  6. Interessante Liste!Muss ich mir bald mal noch genauer ansehen, da sind ein paar Neuheiten für mich dabei!Was ich dieses Jahr toll fand waren die Bücher von Nina George (Traumbuch,Lavendelzimmer) und Kräuter der Provinz. lg Kathrin

  7. Danke für deine reichlichen Tipps!
    Ich lese mehr, als vielleicht andere, jedoch nicht so viel, wie es sich manche bei der Vorstellung an einen ans Meer Ausgewanderten denken…
    Was es hier an Hardcover zu kaufen gibt, ist fast alles trivial, halt für Strandlektüre ausgerichtet. Manchmal frage ich in einem Resort, ob ich mir von der Hotelbibliothek etwas ausleihen darf, die Ausbeute hält sich jedoch in Grenzen.
    Also eBooks und immer wieder mal eines von meinem relativ umfangreichen Bestand, den ich wohlweislich mitgenommen habe.
    «Unterleuten» habe ich schon gelesen, für mich: so-so.
    Adrian McKinty, danke: da habe ich mich gleich in meine e-Leihbücherei eingeloggt!
    Ich bin zwar nicht so sehr Krimi-orientiert, aber mein Tipp wäre Elizabeth George (alle!) – ihre verschachtelten Handlungen, die mich immer wieder glauben lassen, ich wisse jetzt gaaanz bestimmt, wer’s war, sind bis zum Schluss spannend und überraschend.
    Auf Wiederlesen,
    FEL!X

  8. Ich habe mir die Krimis von Adrien McKinty notiert. Danke!
    Den Krabbeltisch hätte ich zu gern mal gesehen ! ,-)

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