1. Dezember: Happy Birthday, Hessen!

Mein Heimat-Bundesland Hessen wird heute 70 Jahre alt! Happy Birthday!

Und aus welchem Bundesland kommst Du? Was gefällt Dir dort besonders gut? Was muss ich mir vielleicht dringend mal angucken?

Hessen 70 Jahre German Abendbrot Foodblog

Ich bin jedenfalls in Frankfurt zur Welt gekommen, mit Heinz Schenk und seinem Blauen Bock aufgewachsen, hab‘ mit der Frankfurter Eintracht gezittert und gejubelt, viel Handkäs‘ gegessen und Ebbelwoi getrunken, meinen hessischen Zungenschlag nie so ganz verloren („Ei, wenn isch misch uffresch, wird’s alls schlimmä!“), zehn Jahre im bayrischen Exil gelebt und bin vor fast sechs Jahren in die Landeshauptstadt Wiesbaden gezogen – direkt neben den hessischen Landtag.

Am 1. Dezember 1946 jedenfalls trat die hessische Verfassung in Kraft. Wenn das kein Grund ist mit unserm lecker Stöffche (aka Apfelwein) anzustoßen?

Und während die Großkopferten und „Adabeis“ (die zehn Jahre München haben meinen Wortschatz sehr bereichert…) mit viel Prominenz feiern – gestern war der Wiesbadener Bub und Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg spontan bei unserem OB Sven Gerich zu Gast und bekam erstmal Handkäs überreicht! – nehme ich mir die Zeit, auf ein paar Daten und Fakten unseres zentral gelegenen Bundeslandes zu schauen:

Hessen gehört zu den wirtschaftsstärksten und am dichtesten besiedelten Bundesländern der Republik. Es wird also gerne mal eng bei uns. Dann fahren wir entweder nach Nordhessen oder rücken beim Ebbelwoi e bissi zusamme.

Unser höchster Berg ist die Wasserkuppe mit 950m. Heiß begehrt bei den Rodlern, wenn „uff de Wasserkupp'“ Schnee liegt. Andere würden das nicht mal „Berg“ nennen.

Die niedrigste Stelle ist mit 81m Lorch am Rhein. Fällt gar ned uff, denn hier gibt’s prima Wein!

Es gibt jede Menge Flüsse, die ich als Kind im Schulfach „Hessenkunde“ natürlich lernen musste. Der Rhein ist davon der längste. Dann kommt schon der Main. Sehr klein und eher unbedeutend ist da die Wisper. Dafür schwimmen hier lecker Forellchen!

Das Land Hessen gab es vorher so gar nicht. Das haben erst die amerikanischen Alliierten so beschlossen. Unsere GIs haben jedenfalls stark unser Amerika-Bild geprägt, das in Hessen immer recht positiv war. Lag eventuell am Elvis, der hier stationiert war. Mehr zu Elvis in Hessen kannst Du hier lesen. Heute hat die US Army ihr europäisches Headquarter in Wiesbaden. Treibt zwar die Mieten in die Höhe. Dafür gibt’s prima Feuerwerk am 4. Juli.

Wir Hessen haben natürlich auch eine Hymne. Zumindest eine inoffizielle: „Erbarme! Zu spät! Die Hesse komme!“ von den Rodgau Monotones. Immer gerne mitgegröhlt bei Heimspielen der Eintracht. Das ganze Video habe ich Dir hier verlinkt.

Los geht’s: „Was kommt’n da für’n wüste Krach aus Frankfurt, Darmstadt, Offebach? Was lärmt in Kassel, Gießen und Wiesbaden bloß so gnadenlos?“ Legendär auch die Liedzeile: „Unser David Bowie heißt Heinz Schenk!“ Da isser wieder, der Heinz, die aal Sabbelschnut!

Heinz Schenk

Es gibt auch eine offizielle Hymne: Das Hessenlied. Kennt kein Mensch. Wir singen lieber die Monotones.

Wer Hessen sagt, kommt an Frankfurt nicht vorbei. Obwohl relativ klein mit 700.000 Einwohnern, zählt die Stadt mit ihrem Umland (2 Millionen Einwohner) zu einer der bedeutendsten Städte. Liegt natürlich auch am Flughafen, an der zentralen Lage, der Europäischen Zentralbank, der schmucken Skyline, der Eintracht…äh…hüstel.

Aber ernsthaft: Mit der Buchmesse und der IAA ist Frankfurt nicht nur „Bankfurt“ sondern auch eine bedeutende Messestadt. Und das seit fast 1.000 Jahren. Deshalb fühlen sich hier auch so viele Menschen von außerhalb wohl. Frankfurt ist halt die kleinste Metropole der Welt!

DEN hessischen Dialekt gibt es überhaupt nicht. Was wir hier in Südhessen babbele ist ein Dialekt, der von Wiesbaden bis Aschaffenburg gesprochen wird. Deshalb klingt der „Ascheberscher“ Urban Priol für mich auch wie ein Hesse.

Außer Heinz Schenk (der ausgerechnet in Mainz geboren wurde!) gibt es noch viele andere berühmte Landsleute von mir:

Allen voran der Frankfodder Bub Johann Wolfgang von Goethe. Weimar schmückt sich gerne mit ihm. Aber hier kommt er halt her, gell?!

Nico Rosberg habe ich schon erwähnt. Aber auch Sebastian Vettel ist Hesse. Man fährt hier scheinbar gerne im Kreis…

Tennis-Urgestein John McEnroe ist in Wiesbaden geboren!

Hollywood-Filmkomponist und Oscar-Preisträger Hans Zimmer ist Hesse.

TV-Genie Dieter Wedel auch.

Die unvergessene Anne Frank begann ihr kurzes Leben in Frankfurt, bevor sie nach Amsterdam emigrierte.

Jazz-Multitalent und Sesamstraßen-Allstar Paul Kuhn – der Mann am Klavier! – stammt von Hier! Noch’n Bier!

Chemiker Otto Hahn und Physiker Philip Reis, beides Hessen natürlich, gaben vielen Schulen ihre Namen.

Die Gebrüder Grimm, bitteschön, nicht vergessen. Was wären wir ohne ihre Märchen?

Und – special guest – natürlich meine Omma!

Die hessische Küche ist bekannt für ihre Bodenständigkeit und einem Dreigestirn (Rezepte sind verlinkt):

Handkäs mit Musik

Handkäse mit Musik Handkäs mit Mussig Foodblog German Abendbrot

Frankfurter Grie Soß

Frankfurter Grüne Soße Foodblog German Abendbrot

und Frankfurter Würstchen mit Sauerkraut!

Frankfurter Würstchen Sauerkraut Foodblog German Abendbrot

Dazu, natürlich, unser Stöffche: der Ebbelwoi.

So, ich feiere jetzt noch ein bisschen mein liebes Hessen und bin gespannt, aus welchem Bundesland Du kommst und was Dir daran besonders gefällt. Ich freu‘ mich auf einen Kommentar von Dir!

Foto Andreas Rolle Lust auf Wiesbaden
Schön illuminiert: Das Wiesbadener Kurhaus zum 70. Geburtstag von Hessen. (Foto mit Erlaubnis von Andreas Rolle, Admin der FB-Gruppe Lust auf Wiesbaden!)

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  1. Sehr schön zu lesen, besonders für mich als „Exil-Hessin“- bin doch ebenfalls in Frankfurt geboren, meine Eltern haben im „Römer“ geheiratet und durch die Verwandtschaft (Oma, Tanten und Onkel) haben sich ein paar hessische Zutaten in meinem Leben gehalten. Allerdings im zarten Alter von nicht einmal einem Jahr wurde ich nach Stuttgart umgesiedelt und fühle nach mehr als 5 Jahrzehnten doch sehr schwäbisch, spreche auch die Sprache perfekt, mag das Essen hier, die abwechslungsreiche Landschaft mit Bergen, Flüssen, dem Bodensee und der schwäbischen Alb mit ihrem ganz besonderen landschaftlichen Reiz. So und jetzt höre ich auf… vielleicht schreib ich mal einen eigenen Artikel über mein Schwaben-Ländle.
    Dir jedenfalls vielen Dank, das war ein prima Auftakt aller Adventskalender!

    1. Vielen lieben Dank! Alleine für Spätzle muss man Schwaben lieben! <3

  2. Was für ein schöner Artikel! Tatsächlich habe ich 10 Jahre in Wiesbaden gewohnt, ohne nur auch ein einziges Mal ein Feuerwerk am 4. Juli zu erleben.

    1. Dann weißt Du ja, wo Du den nächsten 4. Juli gerne verbringen darfst 🙂 PS: Heute Abend gibt’s dann 70 Jahre Hessen-Feuerwerk!

  3. Eine sehr schöne Zusammenfassung meiner Lieblings- und sogar Geburtsstadt.
    Lieben Gruß | Barbara

    1. Ui, das freut mich aber! Dankeschön!

  4. Uli Haase says:

    Sehr schöne Eloge an unser kleines Land… Fehlt nur noch der unvergessen Matthias Beltz der sich wie folgt äußerte…

    „Wo Hessen liegt, ergibt sich aus einem Blick auf die Landkarte. Was aber die Hessen sind, erfährt nur, wer sich vor dem Nichts nicht fürchtet. Als Hesse wird man nicht geboren, zum Hessen wird man gemacht! (…) Hessen verstehen können nur derjenige und nur diejenige, die die ethnische Sondersituation Hessens kennen. Hessen ist umzingelt von lauter Deutschen, hat keinen direkten Zugang zum Meer, zu den Alpen und zum Ausland und daher keinen Kontakt zur Freiheit. Hessen ist ein ungeliebtes Land, was fatale Einflüsse auf die Seele der dort lebenden Menschen zur Folge hat. “Du dumm Sau, komm her, isch bresch dir alle Knoche!” “Isch habb doch gar nix gemacht!“-„Ewe drum sach isch dir´s ja auch noch im Gude!” Das ist diese Mentalität, groß in der Drohgebärde, klein in der folgenden Handlung. (…) Der hessische Mensch wäre nicht überrascht, wir sind auf alles gefasst, denn der Rousseausche Gedanke, der Mensch sei von Haus aus gut, hat nie Heimat gefunden in Hessen. Die Hessen wissen aus alter Selbsterfahrung, das der Wilde nicht der Gute ist. Und darum sagen wir im Süden des Landes: “Wenn mir gebbe, gebbe mir gern; abber mir gebbe nix!” Das ist die hessische Einheit von Herzlichkeit und Wahrheitsliebe, mit der sich trefflich leben lässt, denn eigentlich sind alle Menschen in Hessen Fremde, die nicht das Bedürfnis haben, dass alle sich mögen müssen.<

    1. Beltz rockt! Danke für die Erinnerung an diesen großartigen, viel zu früh verstorbenen Kabarettisten, der die Hessen so schonungslos und doch liebevoll portraitiert hat. Unvergessen sein Spruch bei einer Fahrt in der Linie 11 von Höchst nach Fechenheim, als in einer Plastiktüte ein abgetrennter Kopf gefunden wurde: „Ey, gucke mal, en Kopp!“ So pragmatisch sind wir Hessen. Und das ist herrlich! Danke für die nette Erinnerung…

  5. Dann gebe ich mal mein Comming out als Saarländer, des schönsten Bundeslandes. Die Nähe zu Frankreich bringt eine einmalige Michelin-Stern-Dichte. Wein gibt es an Saar und Mosel auch. An Ausflugstipps mangelt es nicht. Für Architekturfreunde sei das Stadtschloss Saarbrücken erwähnt. Industrie gibt es zum Beispiel mit der Völklinger Hütte zu besichtigen. Natur nicht weit im Warndt oder Richtung Hunsrück en masse. Geschichte begegnet dem Besucher ständig, wie zum Beispiel die Festungsstadt Saarlouis, der Römische Mosaikboden in Nennig oder der Hunnenring. Für Ausflüge ist das Saarland mitten drin und gut erreichbar ist Luxemburg, Metz und Trier. Achja, Äppelwoi hann mir net, bei uus häscht dat Viez.

    1. Oh, ich glaube, das Saarland ist eines der am meisten unterschätzten Bundesländer. Danke für Deinen Einblick!

  6. Claudia Baumstark says:

    Das hast du richtig schön und unkompliziert zusammengefasst 👍🏻 Klasse
    Ich bin auch ein waschechter überzeugter Hesse, in Wiesbaden geboren und nie von hier weggezogen, seit 47 Jahren ❤️️ Und auch ich habe schon oft um unsere geliebte Eintracht 😜 Gezittert, aber auch mit ihr gefeiert ❤️️😄
    Danke dir für diesen schönen Blog zum 70.sten Geburtstag 👍🏻

    1. Herzlichen Dank für Dein nettes Lob!

  7. Ich komme aus Schleswig-Holstein, das auch dieser Tage sein 70-jähriges Bestehen feierte. Ich liebe die frische Brise, die hier immer weht, im Land zwischen zwei Meeren, der Nord- und der Ostsee. Unser höchster Berg ist zwar nur etwas über 160 m hoch, dafür aber mit Skilift ausgestattet 😉 Und wir sind sogar Weinanbauregion. Wir können erstklassig Handball, drittklassig Fußball und können Platt- und Hochdeutsch, ich zumindest verstehen.

    1. Ich liebe SWH seit Kindertagen sehr! Und sofort bekomme ich Sehnsucht nach Wind, Wellen, Fisch und den wunderbaren Menschen! Danke für Deinen Kommentar und eine schöne Adventszeit, liebe Ulrike!

  8. Thomas Schäfer says:

    Ach was habbe mir en goldisch Heimat…un wie die Leut babbele ! Herrlisch !…weil mer se verstehe dut ! des Herz uff de Zung abber immer am rechte Fleck, so kenn isch mei hessische Landsleut.
    Ein bis zwaama die Woch, komm isch vom rheinlandpfälzische Westerwald in mei geliebtes Limborsch…un wenn isch dann im Stau uff de Brigg steh, un uff de Dom gugg un die Lahn plätschert unner mir…ei wißter was, da werd mer ganz warm ums Herz.

    Herzlische Glückwunsch Hesse ! Bleib wie de bist, alles annere is Kokolores !

    1. Oder wie Alt-Ministerpräsident Zinn sagte: „Hesse ist, wer Hesse sein will“ I’m in a Frankfurt state of mind…

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