Typisch für mich: Indisches Vindaloo vom Rind und eine gut haltbare Vindaloo-Paste

Die indische Küche ist so zeitaufwendig, die Schmorerei dauert zu lange, die Vorbereitungen sind viel zu kompliziert, sagst Du? Sage ich: Gib mir mal meinen Turban, ich zeig Dir was! Denn mit meiner Vindaloo-Paste kannst Du auch noch nach Feierabend den Maharadscha zum Schmatzen bringen!

Ich mag das ja manchmal ganz gerne: Alle Gewürze zusammensuchen, in der Pfanne anrösten, mörsern, Pasten herstellen, Fleisch marinieren, anbraten, schmoren lassen… Den halben Tag kannst Du in der Küche verbringen für ein scharfes, langsam geschmortes Kashmiri Lamm oder Chettinad Mutton Curry. Und wenn es schneller gehen muss aber indisch sein soll, mache ich mir halt das köstliche Spinat-Hühnchen oder ein feuriges Daal. Auch Fisch – etwa beim Südindischen Reis-Fisch-Eintopf – gart natürlich viel schneller!

Für mich ist die Krönung indischer Genüsse einfach ein feuriges Vindaloo

Du kannst an der Garzeit für Fleisch nunmal nichts beschleunigen. Eine Wade braucht ewig, bis sie zart und genießbar ist. Mindestens drei Stunden. Schulter oder Keule sind auch nicht ganz ohne. Unter einer Stunde, eher anderthalb brauchst Du gar nicht erst anfangen. Ein bisschen schneller geht es bei der Nuss vom Rind – aber auch hier tust Du gut daran, dem Fleisch mindestens eine Stunde Zeit zu gönnen. Wenn Du mehr Zeit zum Garen hast, sagen wir anderthalb oder gar zwei Stunden, dankt Dir jedes Schmorgericht Deine Geduld mit Zartheit und Genuss.

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Aber Du kannst Dir ja bei den Vorbereitungen das Leben ein bisschen leichter machen, indem Du die Gewürzpaste schon fertig im Kühlschrank stehen hast. Dann ist das Gericht blitzschnell im Topf, schmort vor sich hin und Du kannst in der Zeit Wäsche waschen, Buchhaltungskram erledigen, den Tisch decken, den längst fälligen Knopf annähen, Dir die Fußnägel lackieren – und anschließend in aller Ruhe essen. Wie klingt das?

Dann lass uns jetzt mal loslegen – mit einer Vindaloo-Paste, die Du am Wochenende vorbereiten und wochenlang im Kühlschrank aufbewahren kannst. Ganz easy. Füll‘ die Paste am Besten in kleine Schraubgläschen. Denn auch zum Verschenken sind sie prima (wenn der Beschenkte gerne scharf isst! Oder Du Dich rächen willst!).

Mit der Paste kannst Du jedes Fleisch Vindaloo-Style variieren:

Lamm, Huhn, Schwein, Rind. Mit etwas weniger Paste gibst Du auch einem Gemüse- oder Fischcurry ordentlich Rumms! Mehr zur Herkunft des Vindaloos liest Du übrigens hier. Natürlich wird mit der Pasta ein Vindaloo nicht zum Blitzgericht. Aber vielleicht hast Du mittags mal Zeit, um ein Vindaloo für abends anzusetzen (Du kannst es problemlos immer wieder aufwärmen!) oder Du bist freitags mal früher zuhause. Natürlich ist es auch genial, das Vindaloo in Ruhe am Wochenende zu machen und Reste für die nächste Woche als feurigen Lunch einzuplanen!

Vindaloopaste

Apropos Rind: Natürlich sind den Hindus Rinder heilig. Aber Indien mit seinen weit über 1 Milliarde Menschen ist ein Viel-Religionen-Staat. Es gibt muslimische Gegenden, in denen Du Rind auf der Speisekarte findest, aber natürlich niemals Schwein. Andere Landstriche sind wieder durch christliche Kolonialisten geprägt. Ich selbst habe in Indien weitestgehend auf Fleisch verzichtet. Das lag zum einen an einer Rikscha-Fahrt durch Delhi vorbei an einem Metzgerladen und b) an einem Lamm-Curry, dessen Folgen Du mir auf den Fotos vom nächsten Tag noch sehr gut anhand einer käsig-gründlichen Gesichtsfarbe ansehen kannst.

Für Indien-Feeling zuhause brauchst Du Dir aber keine Sorgen machen, wenn Du einen guten Metzger hast!

Zutaten für scharfe Vindaloo-Paste:

2 Knoblauchzehen, geschält

ein Daumenglied-großes Stück Ingwer, geschält, grob gehackt

1 gehäufter TL Kaschmir-Chili-Pulver (alternativ: ein nicht zu feuriges, eher rauchiges Chilipulver wie Ancho-Chilipulver)

2 frische rote Chilis, entkernt (hier empfiehlt sich eine scharfe Sorte. Wenn Du empfindlicher bist, nimm mildere Chilis. Vindaloo ist aber nunmal scharf!)

1 EL Kurkuma-Pulver

1/2 TL grobes Meersalz

3 EL Pflanzenöl

2 EL Tomatenmark

1 TL Pfefferkörner (indischer Tellycherrypepper beispielsweise)

4 Nelken

1 TL Koriandersamen

2 TL Fenchelsamen

1 TL Bockshornkleesamen

1 EL Kreuzkümmel/Cumin

eine Kapsel brauner Kardamom

Die trockenen Gewürze röstest Du alle in einer Pfanne an, bis ein unwiderstehliches Aroma aufsteigt. Dann lässt Du die Gewürze etwas abkühlen und gibst sie mit den restlichen Gewürzen in einen Mixer (den Du hinterher bitte SEHR gut spülen musst!). Diese Paste kannst Du direkt für Dein Vindaloo verwenden oder in einem Schraubglas mit etwas Öl bedeckt 2-3 Wochen im Kühlschrank aufbewahren.

Zutaten für Vindaloo vom Rind für zwei Personen inkl. „Reste“ für 1-2 feurige Büro-Portionen:

750 gr Rindfleisch aus der Nuß

2 EL Ghee

1 TL braune Senfsamen

eine große, weiße Zwiebel, geschält und gehackt

1 EL Jaggery (alternativ: brauner Zucker)

200 ml Tomatenpürree

Salz

15 frische Curryblätter

etwas milder Essig

Wasser

Vindaloo-Paste zum Marinieren (s.o.)

Zubehör: Große Schmorpfanne mit Deckel oder Bräter mit Deckel

Zubereitungszeit: 1 Std. zum Marinieren (Zeit kann notfalls verkürzt werden!) , 1-1,5 Stunden zum Garen

So geht’s:

Fleisch in nicht zu kleine Stücke schneiden (jedes Stück sollte so groß sein, dass es einmal geteilt mundgerecht ist) und mit der Vindaloo-Paste einreiben. Kühl stellen und mindestens 15 min marinieren lassen. Vor der Zubereitung aus dem Kühlschrank holen und Zimmertemperatur annehmen lassen.

Währendessen in der großen Pfanne das Ghee erhitzen. Die Senfsaat hinzugeben und warten, bis die Samen springen. Jetzt die Zwiebel anschmoren, bis sie schön glasig ist. Jaggery oder braunen Zucker dazugeben, bis die Zwiebeln soft und karamellig sind.

Fleisch portionsweise scharf anbraten. Dabei beachten, dass die Marinade nicht verbrennt. Notfalls also die Hitze etwas reduzieren.

Wenn das Fleisch komplett angebraten ist, restliche Marinade hinzugeben (Schüssel mit etwas Wasser ausschwenken und in die Pfanne geben). Tomatenpürree und bei Bedarf noch etwas Wasser in die Pfanne gießen. Mit Jaggery/Zucker und Salz abschmecken. Curryblätter hinzugeben, alles gut umrühren und bei geschlossenem Deckel und kleiner Hitze etwa anderthalb Stunden schmoren lassen.

Zum Schluss noch mal gut abschmecken: Fehlt Schärfe (Chilipulver!), Salz oder etwas Säure (Essig!)? Ein echtes Vindaloo muss scharf und leicht säuerlich sein.

(Die Garzeit hängt vom Fleisch ab. Probier einfach mal zwischendurch, ob Dir das Fleisch schon zart genug ist…)

Mit Reis oder Naan sowie einem kühlenden Gurken-Raita (Joghurt mit klein gehackter Salatgurke, etwas Salz und Kreuzkümmel vermischen) servieren.

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Dazu passt ein eiskaltes Bier. Wein hat gegen die feurige Schärfe und die Säure nichts zu anzubieten!

Guten Appetit!

Wenig ist für mich und meinen Blog so typisch wie ein indisches Essen. Über 70 Rezepte finden sich mittlerweile in der Kategorie „Indien“ hier im Blog – vom Chutney über Curries und Vindaloos bis hin zu Gewürzmischungen wie Garam Masala oder mein geliebtes Madras Currypulver. Aber ich schaue auch immer, dass ich mein Leben und das meiner Leser ein bisschen leichter mache. Deshalb ist dieses Vindaloo und die gut vorzubereitende Paste mein Beitrag für die November Aktion „Typisch für… November… Lieblingsessen“ von Kebo Homing, die über das gesamte Jahr hinweg immer wieder von uns wissen wollte, was typisch für uns ist.

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  1. Grade für die kommende Jahreszeit finde ich die indischen Gerichte sehr schön mit der Wärme die sie verbreiten. Also, ich versuche mal ob ich mir irgendwie die Zeit stehlen kann- auch wenn ich freitags nie früher nachhause komme (g)

    1. HAHA! Ich war auch freitags nie früher fertig. Als Selbständige bin ich jetzt ein bisschen freier in meiner Zeitplanung… Blitzschnell und sehr gesund ist ein Daal. Die feurige, vegane Linsensuppe findest Du auch hier im Blog. Ein toller Magenwärmer und voller Zink und Vitamin C!

      1. Dhal kenn ich auch, und hab auch mal einen genialen ayurvedischen Frühstücksbrei kennengelernt, der war wie ein kleiner Wärme-Ofen für den Tag. Nur leider keine Ahnung wie, was und überhaupt.
        Und selbständig heißt bei mir- selbst und ständig, und dazu noch an Öffnungszeiten gebunden.

      2. übrigens, grade hab ich den Gewürz-Hupf in Blogistan freigelassen!

  2. Hört sich gut an! An die indische Küche taste ich mich im Moment erst mal so langsam ran 🙂 Was verstehst du denn unter Tomatenpüree? Sind das zerkleinerte Tomaten oder ist das Tomatenmark?

    1. Ach, ok. Gut, dass Du fragst. Das sind die passierten Tomaten – nicht so konzentriert wie Mark, aber nicht so „pur“ wie stückige Tomaten. Du kannst aber auch Mark oder stückige Tomaten nehmen. Eventuell musst Du dann mit der Säure etwas aufpassen. Wichtig ist halt a) der Tomatengeschmack und b) die Flüssigkeit. Viel Spaß!

  3. Oooh, so eine Paste rühre ich mir mal an! Okay, nicht ganz so scharf, ich übe noch 😉

    Und ich koche unter der Woche auch gerne mal am Vorabend vor, wenn es länger braucht… Dann gibt es am nächsten Tag schnell Essen 😉

    1. Mach‘ sie Dir ein bisschen weniger scharf. Und notfalls mit etwas Sahne oder Joghurt (nicht mehr kochen lassen!) abmildern, falls es zu arg ist. Ein Raita dazu kühlt auch immer schön. Ich werde demnächst aber noch mal mildere Pasten verbloggen…

  4. Vin.da.loo! Klingt wie ein Schlachtruf 😉
    Ich glaube, ich sagte es schon mal – Vindaloo geht immer. Und mit so einer vorbereiteten Paste geht’s wirklich schön schnell… für ein indisches Curry 😉

    1. Ja, immer schön in Relation setzen 🙂 Der Schlachtruf gefällt mir!

  5. Davon werde ich mir einen Vorrat nach Deinem Rezept anlegen 😉
    Mein bester Ehemann liebt es indisch & scharf! Schön, dass Du wieder mit von der Partie bist…
    Liebe Grüße,
    Kebo

    1. Obacht! Scharf! 🙂

  6. Oh ich liebe indisches Essen! Dein Rezept wird ausprobiert!
    Liebe Grüsse Nica

    1. Sag bitte, wie’s Dir geschmeckt hat! 🙂

  7. Ähm….off topic. Ich schaue immer gerne auf Deine Rubrik ‚Auf’m Nachttisch‘. Kann man denn irgendwo lesen wie Dir die Bücher gefallen haben?
    Gruss,
    Claudi

    1. Ich schreibe meist etwas Kurzes dazu direkt unterm Bild. Für mehr fehlt mir die Zeit, ehrlich gesagt. Aber vielen Dank für das Feedback. Falls Dich ein Buch besonders interessiert schreib mir einfach (Mailadresse im Impressum). Ich freu mich, dass Du die Rubrik magst 🙂

  8. Danke für das nette Angebot! Ich komme gerne darauf zurück :-).
    Gruss,
    Claudi

    1. Klar! Im Rahmen meines „Adventskalenders“ wird’s auch Buchtipps geben 🙂

  9. Dörthe Vingerhoet says:

    Habe gerade die Vindaloopaste vorbereitet und will morgen das Rindfleisch damit zubereiten. Reicht die Menge Paste genau für die 750g Fleisch oder bleibt was übrig?
    Freu mich schon auf morgen…das ganze Haus duftet😁☺

    1. Julia Author says:

      Liebe Dörthe, jetzt bin ich wohl zu spät für meine Antwort, was mir schrecklich leid tut. Hast Du denn noch was übrig behalten? Ich hatte seinerzeit – glaube ich – die gesamte Paste verwendet. Aber Reste kannst Du sehr gut in einem Schraubglas im Kühlschrank aufbewahren. Ich hoffe, das Vindaloo hat Euch gut geschmeckt!

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