Flüssiges Friday Night Dinner Date: Oooh, Auxerrois! Weinrallye #90

Wieder ein Monat rum. Wieder Zeit für die Weinrallye*, die immer am letzten Freitag des Monats stattfindet! Heute darf ich wieder Gastgeber sein und stelle Euch eine meiner Lieblingstrauben vor: Auxerrois!

Da saß ich vor ein paar Jahren auf unserer Rheingauer Weinwoche, nöle rum, dass es überall „nur“ Riesling zu trinken gibt, und dann das: BÄM! Hab ich plötzlich was im Glas, das mich nach einem Schluck gleich verliebt gemacht hat. Vollmundig, weich, rund. Volle Lotte Aroma und kaum Säure. Dabei so furztrocken, dass es staubt. Aber mit einem ganz herrlichen Duft nach frischen Mirabellen, einem fast mandelartigen Aroma. Als ob Du einen Aprikosenkern ablutschst. Nur viel, viel besser!

Weinfest

Also gucke ich auf’s Etikett und scheitere (trotz bis dahin noch geringem Alkoholeinfluss) schon an der Aussprache: Auxerr- was? AUXERROIS (sprich: Ochserrwah) Seitdem habe ich jedes Jahr für unser Weinfest eine Mission: Finde den Auxerrois!

Denn das ist gar nicht so einfach! Die Traube gehört nicht gerade zu den Bestsellern – weder im Rheingau noch an der Mosel, im Kraichgau oder im Elsaß, wo sie auch angebaut wird. Dabei hat Frankreich immerhin die Nase vorn beim Auxerrois mit 1600 ha Anbaufläche gegenüber 190 ha in Deutschland. Also gehe ich trüffelschweinartig von Stand zu Stand und suche nach meinem neuentdeckten Herzblatt. Denn wer wie ich Weißburgunder mag und Chardonnay, der nicht ewig im Eichenfaß vor sich hingedümpelt ist, der wird auch den Auxerrois nicht von der Bettkante äh… aus dem Glas schubsen.

Auxerrois_Wein

Ähnlich weich und rund wie die typischen Burgundersorten, sorgt Auxerrois aber auch bei geringem Alkoholgehalt noch für volles Aroma im Glas. Häufig wird er deshalb auch für Cuvées mit anderen Burgundersorten verwendet.

Wer sich richtig auf die Suche der Herkunft dieser Traube macht, guckt in die Gene. Dann findet man heraus, dass Auxerrois vermutlich eine Kreuzung ist aus Burgunder und Weißem Heunisch, die im Mittelalter in Burgund das Licht der Welt entdeckt haben.

Seine Verbreitung in Deutschland hat die gute Traube vermutlich der Vertreibung der Hugenotten zu verdanken, die sie mit in die neue Heimat gebracht haben (ich sag nur: #refugeeswelcome! Gell, merkste was?). Auch wenn die Traube wirtschaftlich in Deutschland keine große Rolle spielt und auch der Ertrag deutlich unter dem von Chardonnay oder Weißburgunder liegt, wird das alte Mädchen von den großen Weinschulen gehegt und gepflegt. Was für ein Glück!

Auxerrois

Denn so konnte ich dieses Jahr auf dem Weinfest ein ganz besonder feines Exemplar finden: Der 2013 Auxerrois von der Georg Müller Stiftung aus Hattenheim im Rheingau.

Das gute Tröpfchen ist nicht gerade ein Wein für Sparbrötchen und Schnäppchenjäger. Mit 19,80 €/Flasche sicherlich kein Wein für den Alltag. Aber dazu ist er auch viel zu gut. Die oben genannten Mirabellen- und Mandelaromen hauen Dir hier voll eins auf die Zwölf. Barrique ist zwar deutlich zu schmecken, stört aber nicht, sondern macht diesen burgunderartigen Weißen einfach vollkommen. Du merkst: Ich bin verliebt!

Aussage auf dem Weinfest: „Danach kannste eigentlich nix anderes mehr trinken!„. Stimmt. Danach WILLST Du vor allem nichts anderes mehr trinken. Diese kleine, graue Maus Auxerrois ist sicher keine Diva, die mit viel Lippenstift und Federboa stolz daherschreitet. Viel eher ist sie die kleine, hübsche Schwester, die Dir zuzwinkert und sich heimlich mit Dir hinter der Rosenhecke verabredet, während die Diva ihren großen Auftritt hat.

Oh, Auxerrois! Du machst mich ganz poetisch!

Mach‘ Dich doch auch mal auf die Suche nach einer Flasche. Du wirst nicht enttäuscht sein!

Cheers!

Liebe Weinrallye-Teilnehmer: Bitte verlinkt Eure Beiträge in den Kommentaren dieses Posts sowie in der Facebookgruppe Weinrallye.  Im Anschluss erscheint dann hier im Blog sowie bei Facebook die Zusammenfassung aller eingegangenen Beiträge. Wer kein eigenes Blog hat, kann sich gerne zwecks Gastbeitrag bei mir melden.
*Die Weinrallye ist ein derzeit monatlich stattfindendes Blogevent. Jeweils ein anderer Blog bestimmt ein Thema und ruft die Blogosphäre dazu auf, zu diesem Thema einen Artikel zu verfassen. Sinn und Zweck einer Weinrallye sind einzig und alleine Spaß und Motivation, schöne Themen aufzuarbeiten. Bei der Weinrallye darf jeder mitmachen, egal ob Weinblogger oder nicht. Auch Nichtbloggern bieten die Gastgeber immer die Möglichkeit ihre Beiträge auf ihrem Blog zu veröffentlichen. Auch bei den Kollegen vom Weinforum kann man seine Beiträge einstellen.
 

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  1. Erstmal herzlichen Dank für den tollen Beitrag! Und hier der Link zu meinem Auxerrois-Erlebnis: http://weine.inbrd.de/content/weinrallye-90-auxerrois/

    1. Ich habe zu danken – für’s Mitmachen!

    1. Das funktioniert mit jedem Glas besser 🙂 Danke für’s Mitmachen! Toller Beitrag.

  2. Da die Farbenfreundin und WordPress irgendwie auf Kriegsfuß stehen, hier stellvertretend der Link zu ihrem Beitrag: http://farbenfreundin.de/weinrallye/

  3. Leider hat der Weiße nicht so lange gehalten – hier dafür ein Exemplar in rot 😉
    https://bacchantina.wordpress.com/2015/09/25/auxerrois-malbec-weinrallye/

    1. Danke Dir für’s Mitmachen. Von rotem A. hatte ich bisher noch nichts gehört…

      1. Hier zur Klärung: Das mit den Namen für Rebsorten ist so eine (trügerische) Sache. Da gibt es viele (vor allem regionale) gleichlautende Bezeichnungen, die aber für ganz andere Rebsorten stehen, die oft miteinander nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. Der Name Auxerrois wird fast ausschliesslich für eine weisse Rebsorte „mit geringer Verbreitung und Bedeutung in Frankreich, Luxemburg und Deutschland“ verwendet. „Die Sorte entstand aus einer natürlichen Kreuzung von Burgunder und Heunisch“ (hier die Ampelographie: http://webcache.googleusercontent.com/search…
        Tatsächlich wird aber auch die alte, französische Rebsorte Malbec oft mit Auxerrois bezeichnet, so zum Beispiel in der Region Cahors, offensichtlich auch in Argentinien (grösstes Anbaugebiet von Malbec). Erst im Jahr 2009 wurden die direkten Verwandten des Malbec festgestellt: die nahezu ausgestorbene Rebsorte Magdeleine Noire des Charentes sowie die Sorte Prunelart sind die Eltern. Warum der Malbec da und dort auch Auxerrois heisst, weiss ich nicht. Tatsächlich aber werden (unter vielen weiteren Namen) auch die Synonyme Auxerrois, Auxerrois De Laquenexy, Auxerrois Des Moines De Picpus, Auxerrois Du Mans für den Malbec aufgeführt.
        Sehr viele Rebsorten haben solche verwirrlichen Bezeichnungen, die in den meisten Weinbüchern mehr oder weniger vollständig als „Synonyme“ aufgelistet werden In diesem Fall ist aber klar: der weisse Auxerrois hat nichts mit dem roten Auxerrois (lies Malbec) zu tun.

        1. Danke für die Aufklärung. Ich bin begeistert, was wir bei dieser Rallye alles lernen!

  4. Gut verstecken tut er sich, der Auxerrois. Oder das Ochsenohr, wie der Badenser sagt: http://www.positive-drinking.com/weinrallye-90-auxerrois/

  5. Noch ein ausgezeichneter Beitrag zur Weinrallye #90 – Auxerrois von Miguel Montfort auf
    http://www.positive-drinking.com/weinrallye-90-auxerrois/

    1. Danke! Der Beitrag ist super!

  6. Julia, Dein Beitrag ist herzerfrischend….Vielen Dank für dieses schöne Erlebnis und den Humor!

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