Was Hessen essen: Kochkäs – einfach köstlich!

Du fasst es nicht: Da bin ich seit 40 Jahren Hesse und habe noch nie Kochkäs selbst gemacht. Das muss sich dringend ändern, dachte ich mir. Und habe seitdem nicht nur permanent Kochkäs im Kühlschrank, sondern reihenweise Fans aus der ganzen Republik abhängig gemacht.

Ja-haaa, Du kannst Kochkäs auch im Supermarkt kaufen. Das Schälchen kostet hier bei uns zwischen 89 Cent und 1,79 Euro für 175 Gramm Kochkäs. Zudem sind die Zutaten laut Hersteller kaum anders als bei der heimischen Herstellung. Mein Selbstversuch ergab knapp 1000 ml Kochkäs aus Zutaten für rund 5 Euro. Dabei sind Strom und Zeit noch nicht eingerechnet. Wirklich reich wirst Du an der Ersparnis also nicht…

Aber, hey, kaufen macht doch gar keinen Spaß! Außerdem ist die Konsistenz NIE wie ich sie haben will. Und schmecken tut die selbstgemachte Variante natürlich auch viel besser. Und Du kannst niedliche kleine Töpfchen verwenden statt öder Plastikschalen:

Wie der Spundekäs, der diesseits und jenseits des Rheins zum Wein gegessen wird, und der bayerische Obatzda, der herrlich zur Maß im Biergarten schmeckt, ist der Kochkäs die ideale Begleitung zu Bier, Wein oder – natürlich! – Ebbelwoi. Hessische Großmütter landauf, landab haben Kochkäs gemacht und in Steinguttöpfen aufbewahrt, bevor die Industrie ihre Plastikschälchen in die Käseregale gestellt hat.

Heute besinnen wir uns wieder, dass Selbstgemachtes einfach irgendwie schöner ist, besser schmeckt, mehr Freude bereitet. Und was ein echtes „German Abendbrot“ sein will, derf uff Kochkäs ned verzischte, gell?

Die Inspiration hat mir Alex vom mein i-tüpfelchen-Blog geliefert. Ich habe ihr Rezept ausprobiert, angepasst und etwas abgewandelt. Aber „never change a running system“, beziehungsweise „a running Kochkäs“. Denn das Rezept ist einfach und soll einfach bleiben.

Zutaten für etwa 4 Schraubgläser á 250 ml:

250 gr Handkäs (alternativ: Harzer Roller oder ein anderer Sauermilchkäse. Je würziger, desto besser)

180 gr Schmelzkäse

200 gr Butter

200 gr Saure Sahne

180 gr süße Sahne

2 EL Kümmel (oder nach Belieben)

1 Prise Kurkuma (für’s goldisch Färbsche!)

1/2 TL edelsüßes Paprika-Pulver

1 Messerspitze Natron

Zubehör: Ein ausreichend großer Topf, Schneebesen und Kochlöffel, Saucenlöffel oder Suppenkelle, Schraubgläser

Zubereitungszeit: 20-30 min

So geht’s:

Ofen auf 180 Grad vorheizen und die Gläser anschließend darin sterilisieren. Auf ein blitzsauberes, gekochtes weißes Leinenhandtuch stellen (Achtung, die Gläser sind heiß!) und bis zur Weiterverwendung abkühlen lassen.

Butter im Topf bei mittlerer Hitze schmelzen. Schmelzkäse hinzufügen und alles gut verrühren. Handkäs in sehr kleine Stücke schneiden und ebenfalls unter Rühren schmelzen lassen und unterheben (je kleiner die Stücke, desto schneller geht’s!).

Saure Sahne hinzugeben und unterrühren.

Süße Sahne hinzugeben und unterrühren.

Kümmel, Kurkuma, Paprika, Natron unterrühren…

(Das geht alles am besten mit einem Schneebesen, damit es keine Klümpchen gibt!)

Jetzt die Temperatur kurz erhöhen, um alles einmal richtig ordentlich aufwallen zu lassen. Dabei das Rühren nicht vergessen, sonst hängt es unten an! Das Aufwallen ist aber sehr wichtig, da der Kochkäs sonst zu dünnflüssig wird.

Den Topf vom Herd nehmen und in die sterilen Gläser füllen. Deckel draufschrauben und umgestürzt auf den Kopf stellen zum Abkühlen.

Durch das Abkühlen wird der Kochkäs bereits fester. Im Kühlschrank wird er noch mal fester. Also keine Sorge, wenn er etwas flüssig erscheint. Ihn auf den Kopf zu stellen hat den Vorteil, dass der Kümmel im noch flüssigen Kochkäs nicht auf den Boden sinkt.

Nach dem Abkühlen die Gläser im Kühlschrank aufbewahren, wo sie sich mehrere Wochen halten (theoretisch!). Nach Anbruch eines Glases unbedingt weiterhin im Kühlschrank aufbewahren und bald verzehren.

Der Kochkäs passt hervorragend zu Sauerteig-Brot mit starker Kruste, zu Salz-Bretzelchen und zu dunklem, würzigen Gebäck.

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  1. Boahhhhh ….. das ist ja mal super!!!
    Es hört sich super lecker an….
    und das Schönste, ich weiß WAS drin steckt, weil ich es selber zugebe.

    Danke fürs Finden… nachmachen und zeigen … ICH bin dann wohl die Nächste in der Kette …. = Kettenkäse sozusagen …

    Zauberhafte Grüße … Katja

    1. Ich bin gespannt. Lass mal hören, wie der „Kettenkäse“ Dir schmeckt 🙂

  2. Ich bin seit 5.5 Jahre in Hessen und habe nie von Kochkäs gehört! I must be doing it wrong 😉 Muss es sofort probieren. Danke für die Vorstellung 😀

    1. Be brave! Go for it! 😀

  3. Ich mach da zum Schluss, wenn’s nicht mehr so heiß ist, ein Eigelb rein. Hat Omi immer so gemacht. Dann hält sich das allerdings nicht mehr so lange. Aber das tut es ja eh nicht, wenn noch selbstgebackenes, frisches Brot in der Nähe ist 😉

    1. Ist das Eigelb für die Farbe? Oder hat das auch sonst noch eine Bewandnis? Und, natürlich hast Du recht: Der Kochkäs hält eh ned lang 🙂

      1. Klar, des Färbsche is net mehr so blass. Aber dem Geschmack tut es auch gut, finde ich. Ich mag es mit und ohne Eigelb. Mit ist aber etwas deftiger.

  4. Puh! Ich hab Kochkäse erst in meiner Darmstädter Zeit zu Gesicht bekommen. Gegessen habe ich ihn nie (und zu der Zeit auch schon lange keinen Apfelwein mehr getrunken).
    Mit Obatzda und Bier stehe ich ähnlich auf Kriegsfuß.
    Ich bin einfach nicht für die deutsche Küche gemacht. 😉

    1. Ach, ab und an brauche ich die!

  5. Kochkäääääs!!! Yesssss!!! 😀

  6. Kochkäs uffs Schnitzel und ordentlich Äppler 😉 So geht es im Odenwald

    1. Genau! Ihr mit Euerm Schnitzel!!

  7. Eigentlich bin ich ja noch garnicht wieder da… aber der Kochkäs hat mich doch zu neugierig gemacht. Bloß leider bin ich im Schwabenlande weit und breit die einzige die ihn zu schätzen weiß, deshalb sind diese Mengen eindeutig zu viel. Seufz. Trotz dass ich mein Leben fast gänzlich im Schwabenlande zugebracht habe schägt wohl ganz gelegentlich die hessische Herkunft durch….

    1. Halbiere doch einfach die Menge. Der geht schnell weg 😉

  8. margot s. says:

    Gerade entdeckt, Dein Kochkäs-Rezept – super!
    Ich habe viele Jahre im Rhein-Main-Gebiet gewohnt und unsere Ausflüge zum Wandern in den Odenwald endeten für mich IMMER mit einem Kochkäs-Essen in einem Gasthaus irgendwo dort.
    Oder wir landeten auf einem Bauernhof, auf dem Kochkäs selber gemacht wurde und wir nahmen eine Schüssel mit nachhause.
    Auf jeden Fall werde ich Dein Rezept hier in Ostfriesland (meiner neuen Heimat) zubereiten.
    Wir freuen uns schon aufs probieren und genießen, dazu werde ich ein Bauernbrot backen, mmmmhhhh …
    Liebe Nordsee-Grüße,
    Margot

    1. Julia Author says:

      Liebe Margot, lasst es Euch schmecken. Ich liebe diesen Kochkäs sehr – vor allem als Picknick-Korb-Mitbringsel. Der ist immer ratzfatz weg!

  9. Den gab es in meiner Kindheit oft (also gekauften), aber ich konnte immer nur die obere Schicht essen, weil ich es immer noch hasse, auf Kümmelkörner zu beißen.

    Aber mit einer Prise gemahlenem Kümmel könnte es schon gehen. 👍🏼

    LG Britta

    1. Julia Author says:

      Du kannst notfalls den Kümmel weglassen und vor Ort drüberstreuen, wer mag. Der Kochkäs schmeckt auch so sehr, sehr gut!

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