Pissaladière: Zwiebeltarte mit Sardellen und Oliven

Ich liebe den Herbst nicht nur, wenn er „golden“ ist. Ich mag auch die nebligen, nassen, dunklen Tage. Zeit, um innezuhalten, durchzuatmen, in sich hineinzuhören. Und endlich nicht mehr das Gefühl, man verpasse etwas, wenn man nicht draußen, nicht „unterwegs“ ist. So sehr ich den Sommer liebe, habe ich doch immer das Gefühl, ihm nicht gerecht zu werden, wenn ich mich innen aufhalten oder einfach nur im Bett liegend ein Buch lese. Raus, raus muss man im Sommer. Leute treffen, die Nächte durchfeiern, zweimal täglich grillen, dabei braungebrannt und umwerfend aussehen und natürlich sowas von gut drauf sein. Wer arbeitet, hat ohnehin den Eindruck, den Sommer zu verpassen. Woher nehmen all die anderen die Zeit, schon um 15 Uhr für besetzte Seeufer und Eiscafés zu sorgen? Ständig dieses Gefühl etwas falsch zu machen…

Der November dagegen verzeiht Dir Deine blasse Haut, das mürrische Aussehen, den Wunsch früh schlafen zu gehen, Kinoabende. Ich liebe den Herbst nicht nur, wenn er „golden“ ist.

Dabei haben wir noch nicht vom Essen geredet! Ja, klar. Es geht nichts über gartenfrische Tomaten und sonnenverwöhnte Kirschen. Könnt‘ ich mich reinsetzen! Aber was da im Herbst alles Köstliches auf den Tisch kommt… Kinners, das kann sich doch sehen lassen! Ich bin ein großer Wirsing-Fan. Ich liebe Pilze. Und Sauerkraut liegt dem Hessen eh in der DNA. Ich liebe den Herbst nicht nur, wenn er „golden“ ist…

Eine schöne Herbsttradition sind Zwiebelkuchen, die nach kalten Herbstspaziergängen auf einen warten. Und die auch am nächsten Tag noch köstlich schmecken:

zwiebeltarte

Meine Lieblingswochenzeitung „Die Zeit“ weiß natürlich, dass so eine Zwiebeltarte im Französischen einen viel chiceren Namen hat: Pissaladière

Und aus dem ZEIT-Magazin stammt auch das Rezept, das mich zum Backen inspiriert hat.

Der Hefeteig hat in der beschriebenen Version nicht funktioniert. Heraus kam nach 2 Std Gehzeit ein gummiartiges „Mousepad“, das leider direkt in der Tonne landete. Also habe ich mich auf meinen Hefeteig zurückbesonnen:

1 Päckchen Trockenhefe mit 500 gr Weizenmehl in einer großen Schüssel miteinander vermischen. Langsam etwa 300 ml handwarmes (nicht zu warmes!) Wasser angießen und die Mehl-Hefe-Mischung langsam verkneten. Zuletzt etwas Öl und eine gute Prise Salz und eine kleine Prize Zucker hinzugeben. (Letzteres sorgt für eine hübsche Bräunung des Teigs!) Alles gut verkneten und in der Schüssel abgedeckt an einem zugfreien Ort etwa 1 Std. gehen lassen.

Währendessen 800 gr Zwiebeln schälen und in feine Streifen schneiden. Einen EL Butter in einem Topf erwärmen und die Zwiebeln darin glasig dünsten. Mit Salz, Pfeffer und einer Prise pikantem Paprikapulver würzen. Einige Blättchen Thymian und ein paar gehackte Rosmarinnadeln unterheben. Alles bei geschlossenem Deckel etwa eine halbe Stunde dünsten lassen. Wenn die Mischung zu flüssig wird (passiert bei sehr frischen Zwiebeln), einfach noch ohne Deckel etwas leise köcheln lassen.

Jetzt den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Idealerweise verwendet Ihr einen Pizzastein, der den Boden schön knusprig werden lässt. Ansonsten fettet Ihr ein Backblech ordentlich ein oder legt einen Bogen Backpapier auf das Blech.

Den Teig aus der Schüssel nehmen, zusammenschlagen und noch mal kneten. Weitere 15 min gehen lassen. Anschließend ausrollen und auf das Backblech legen oder auf den Holzschieber für den Pizzastein vorbereiten. Die Zwiebelmischung auf dem Teig verteilen. Dabei etwas Rand lassen.

Zuletzt 8 bis 10 abgetropfte Sardellen (die in Öl eingelegten oder die in Salzlake – diese dann aber bitte kurz abspülen!) und einige halbierte schwarze Oliven auf der Oberfläche verteilen.

Etwa 20 bis 30 min backen. Aus dem Backofen holen, etwas abkühlen lassen und lauwarm servieren!

Ich liebe den Herbst nicht nur, wenn er golden ist!

Blog-Event CIII - Quintessenz des Herbsts (Einsendeschluss 25. November 2014)

Die Pissaladière ist mein Beitrag für Cristinas Herbst-Event von Le von vivant, das sie bei Zorra ausrichtet. Ich bin gespannt, welche wunderbaren Herbstgerichte zusammenkommen.

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  1. Ingrid O. says:

    Hallo und Guten Morgen!

    Bin ich eigentlich hier immer der erste frühe Vogel….?
    Zwiebeltarte! Pissaladière – wie klingt das exclusiv und kultiviert….
    Ich lieeeeebe Zwiebeln!
    Und wenn in den „Einkellerungswochen“ die Zwiebeln sackweise angeboten werden,dann deck ich mich ein und komm damit zurecht, bis im Juni die ersten Wintersteckzwiebeln erntbar werden. — Oder beinahe….. da wären dann auch noch die Zwiebelaustriebe, die imFrühjahr so wunderbar zu verwenden sind, aber das ist jetzt noch keinThema.

    Schnell aber ein Wort zum Boden.
    Ich verwende sehr gern einen Backpulverteig. Also Mehl, Salz, Wasser und eben Backpulver.
    Ofen sehr heiss vorheizen, Teig mit nassen Händen dünn aufs Blech (Backpapier ist empfehlenswert) drücken und den Belag – welchen auch immer – drauf.
    Der Tarteboden wird sehr knusprig – und ich werde noch heute die Zwiebeltarte nachbacken.

    Wunderbare Idee – danke und einen guten Tag
    servus
    Ingrid

    1. Ach, Du bist auch ein Early Bird? Ist doch schön. Ich freu‘ mich jedenfalls über Deine Kommentare. Und danke für den Tipp mit dem Teig. Das geht also ganz ohne Hefe? Hab auch einen schönen Tag + ein kuscheliges Herbstwochenende…

  2. bisher hab ich mich immer an den schwäbischen Zwiebelkuchen gehalten- die Sardellen haben mich abgeschreckt, die waren mir immer viel zu salzig! Inzwischen toleranter (oder einfach älter) … könnte ich ja doch mal einen Versuch wagen.

    1. Nimm die in Öl eingelegten. Die sind zwar würzig, aber nicht so krass salzig. Oder spül die in Salzlake eingelegten ordentlich ab. Ich fand die Würze der Sardellen gerade richtig, um die Süße der verkochten Zwiebeln auszugleichen…

  3. Die muss ich jetzt auch endlich mal machen! Denn Sardellen mag ich auch sehr. Wunderschöner Text!

    1. Herzlichen Dank, liebe Sabine. Das freut mich sehr & lass es Dir schmecken!!

  4. Pissaladiere ist was ganz Feines und kommt bei uns auch jeden Herbst auf den Tisch. Und diese schicken Muster mit den Sardellen, so etwas kann auch nur Franzosen einfallen. 😉

    1. haha, allerdings. sicherlich sieht es bei franzosen noch eleganter und ungezwungener aus 🙂

  5. Ha! Ganz genauso geht’s mir auch mit dem Sommer und dem Herbst. So sehr ich Wärme und Sonne mag – ich ertappe mich regelmäßig dabei, am x-ten herrlich-hochsommerlichen Augusttag in Folge heimlich zum blauen Sofa hin zu schielen in dem dringlichen Wunsch, es mir dort endlich wieder – guten Gewissens! – gemütlich machen zu dürfen. TT: toller Text! Und diese Zwiebelkuchen-Variante gefällt mir auch ausnehmend gut. Habe hier allerdings einen Sardellen-Verächter im Haus, so dass sch die kleinen Viecher beim Ausprobieren wohl nur auf meine Hälfte tummeln werden… 🙂

    1. Danke Dir 🙂 Ich freue mich, wenn Dir mein Text gefällt. Und das ist ja das Schöne an Sardellen: Die kann man auf seiner Seite der Pizza o.ä. stapeln und sie schwimmen nicht rüber 🙂

  6. Hallo liebe Julia
    vielen Dank für dein Rezept. Deine Zwiebelkuchen-Variante mit Oliven und Sardellen finde ich super, tolle Idee 🙂
    Grüße aus Stuttgart
    Cristina

    1. Ich finde das auch mal eine schöne Variante. Freut mich, dass es Dir auch gefällt!

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