Jeden Tag ein Buch: „Alice in Wonderland“ von Lewis Carroll

Kennt Ihr „Alice in Wonderland“ von Lewis Carroll?

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Ich gebe ja zu: Wenn ich an „Alice im Wunderland“ denke, sehe ich zuerst mal mich vorm Fernseher. Nicht lesend sondern – wie es sich für ein Kind der 70er gehört – vor dem TV. Ich sehe mich als kleines Mädchen, in einen roten Frottee-Bademantel mit blauem Saum und Kapuze gekuschelt, wie ich vor der Muppets-Show sitze. Es gibt nämlich eine Folge, in der die göttliche Brooke Shields mit den Muppets auftritt und eine Nummer als Alice im Wunderland aufführt. Kennt Ihr die Folge?

Damals dachte ich, Brooke Shields sei das vielleicht schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte. (Eigentlich denke ich das heute immer noch.)

Außerdem hatte meine Schwester eine Schallplatten (!)-Version des Disney-Films von „Alice im Wunderland“. Und wir konnten uns stundenlang beömmeln über die lispelnde Aussprache der „faaalschen Suuuuuupenschildkröte“.

Später habe ich dann „Alice in Wonderland“ auf Englisch gelesen und erstmals viele der merkwürdigen Wortspiele verstanden, wo doch die deutsche Übersetzung etwas holpert. Etwa, wenn die Maus erzählt, „der Schwanz meiner Geschichte ist ein sehr langer„. Die Verwechslung von „tale“ (Geschichte) und „tail“ (Schwanz) ergibt sich nur im Original. Oder die Raupe, die immer ein Ypsilon (englisch gesprochen „Why“) aus ihrer Opiumpfeife bläst… „To grin like a Cheshire Cat“ ist ein Sprichwort, von dem die Cheshire Cat, die Grinsekatze, ihren Namen hat. Und nur, wer das Sprichwort „Mad as a March Hare„, verrückt wie ein März-Hase, kennt, versteht, warum der Hase bei Carroll im Mai nicht so verrückt ist wie im März. Hier ergibt die Übersetzung eigentlich überhaupt keinen Sinn mehr.  Es gibt unzählige weitere Beispiele.

Noch später besuchte ich die King’s Library im British Museum, wo unzählige Original Manuskripte liegen – von Mozart über Thomas Mann bis James Joyce. Und eben auch das Original, das Lewis Carroll seinerzeit von „Alice in Wonderland“ angefertigt hat. Ein Faksimile einer Seite begleitet mich seitdem durch sämtliche Wohnungen:

Alice

Hier trifft Alice zum ersten Mal den Hasen auf seinem Weg zur Teeparty.

Am schönsten fand ich aber immer die Episode, in der Alice aus einem Fläschchen trinkt, auf dem „Drink me!“ steht:

Alice drink me

Wie wunderbar abenteuerlustig Alice war!! Wer würde jemals aus einem Fläschchen trinken, dessen Inhalt man nicht kennt? Würden einen Eltern nicht genau davor warnen? Aufgeregtes Kribbeln breitet sich beim Lesen im Bauch aus: Was passiert wohl mit Alice, wenn sie aus dem Fläschchen trinkt?

Vergesst also bitte alle Verfilmungen. LEST! DAS! BUCH! Idealerweise auf Englisch. Ich verspreche Euch, dass Ihr es nicht bereuen werdet.

Lange Rede, kurzer Sinn? Genau. Neben Büchern geht’s hier ja angeblich  immer mal wieder ums Essen. Und was könnte zu Alice und ihrem „Drink me!“-Fläschchen besser passen als herb-schokoladige Kekse mit Fleur de Sel, die „Eat me!“ rufen:

schokokekse

„Alice in Wonderland“ ist ein Genußbuch für jeden Menschen, der sich für Sprache begeistert, der kribbelig wird bei Flaschen, auf denen „Drink me!“ steht und der gerne mal in ein Kaninchenloch fallen möchte…

„Genußbuch?“ fragt Ihr? Natürlich! Denn „Alice im Wunderland“ ist mein erster Beitrag zur Lese-, Buch- und Blog-Woche „Jeden Tag ein Buch“ von Arthurs Tochter. Die Aktion geht diese Woche in die 3. Runde und ich freue mich schon auf all die vielen Bücher und Leseempfehlung, die in dieser Woche zusammenkommen. Achtet doch mal auf dieses Logo:

jtebMit dem Hashtag #jteb findet Ihr die vielen Beiträge auch leicht auf Twitter und Facebook. Nach der Woche gibt es zudem eine Zusammenfassung von Astrid auf ihrem Blog. Viel Spaß beim Lesen!

PS: Meine „alten“ Beiträge rund um den Genuß mit und in Büchern findet Ihr hier.

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  1. Ein wunderbares Buch- ich habe eine deutsche Ausgabe mit den Original-Illustrationen die mir auch viel Spaß bereitet hat. Wenn ich dich so lese sollte ich mir die englische auf jeden Fall auch noch zu Gemüte führen…. lese ich doch eh alles nach Möglichkeit im englischen Original. Gerne würde ich auch in anderen Sprachen lesen, da fehlt es aber dann doch am souveränen Können….

  2. Katrin says:

    Großartig!!! Muss ich bei Gelegenheit dann wohl mal auf Englisch lesen. Einer meiner Lieblingsfilme. Bei dem ich auch die moderne Tim-Burton-Version sehr mag. 🙂

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