Hendl für Frau Neudecker: Gelingsichere asiatische Chicorée-Schiffchen und noch mehr

Als langjährige Leserin der ZEIT „kenne“ ich die Texte von Sigrid Neudecker schon länger und mag ihre Schreibe. Als dann das Blog Frau Neudecker lernt endlich kochen live ging, habe ich natürlich mitgelesen und häufig herzhaft gelacht. Denn hier wurden Küchenkatastrophen gnadenlos ans Licht gezerrt und schonungslos über Fehler oder Missverständnisse beim Kochen berichtet. Was für eine wohltuende Abwechslung neben all dem Chichi, das auf vielen Foodblogs herrscht, wo manchmal getan wird, als wäre das Kochen, Backen, Dekorieren, Anrichten und Fotografieren überhaupt gar keine Anstrenung sondern im Handumdrehen machbar. Pfeifendeckel! Frau Neudecker lässt (bildhaft gesprochen!) die Hosen runter und wanderte somit direkt in mein Herz.

Was für eine Freude, als ihre Küchen-Lehrzeit dann als Buch herauskam: „Madame ist willig, doch das Fleisch bleibt zäh“ (Piper-Verlag)

Als ich mir vor Weihnachten ein riesiges Bücherpaket zusammenstellte und vom Lieblingsbuchladen schicken ließ, war das Buch wohl gerade vergriffen. Jedenfalls landete es somit als erstes E-Book-Download auf meinem brandneuen Tolino, den der bEdW mir zu Weihnachten geschenkt hat. Jetzt konnte ich Sigrid Neudecker also mit in den ICE und ins Hotelzimmer nehmen, wo ich dann Sitz- und Zimmernachbarn fortan durch lautes Auflachen, zustimmendes Grunzen und albernes Giggeln verwirrte.

Ein witziges, ehrliches, wunderbar pointiertes und darum so unterhaltsames Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte, der ab und zu kocht, isst oder sich über Franzosen wundert. Herrlich!

Als kleines Dankeschön für die Kurzweil beteilige ich mich deshalb am Blogevent „Hendls für Frau Neudecker“ von Food for Angels and Devils (Kinners, wo kommt denn das s in Hendls her? Hendl heißen auch im Plural Hendl, oder nicht?)

Hendl

Die Herausforderung besteht natürlich, absolut idiotengelingsichere Hühnchenrezepte für Frau Neudecker zu entwickeln und zu posten, damit sie ihr Trauma wegen furztrockener Hühnchen überwinden kann.

Jetzt ist für halbe und ganze Hühner allerdings der bEdW zuständig, dessen würziges Brathendl ich hier schon mal verbloggt habe.

Und aus dem Archiv sollen die Beiträge nicht sein, so dass auch das wunderbar zart marinierte Chicken Tikka in Dosa, Chicken Tikka als indischer Salat  oder cremig-sauciges Chicken Tikka Masala nicht in Frage kommt. Leider demnach auch nicht das sauscharfe Murgh Aloo Vindaloo noch das cremig-würzige Chicken Xacuti. Dabei ist die indische Küche natürlich ein Fuchs: Wer Hühnerfleisch über Nacht oder zumindest stundenlang mariniert, in Joghurt einlegt oder in cremiger Sauce kocht, bekommt garantiert saftigstes Hühnchen.

Auch in Suppen trocknen Hühner nicht aus. Das wissen nicht nur die Thailänder, sondern auch wir Europäer.

Überhaupt ist es sinnvoll, das Hühnerfleisch „einzupacken“, damit es gar nicht austrocknen kann. Das tun beispielsweise italienische Jäger, französische Tarte-Bäcker oder deutsche Sülzen-Fans. Leicht macht es sich aber auch der Szechuan-Chinese, der alles schnell in den Wok schmeißt, ordentlich würzt und somit köstlichste Hühnerrezepte auf die Welt bringt.

Aber es soll ja kein Archiv-Rezept sein! Also verblogge ich exklusiv für Frau Neudecker ein asiatisch angehauchtes Chicorée-Schiffchen mit Hühnerhackfleisch, das den großen Vorteil hat, dass das Hackfleisch sogar trocken sein soll! Ist das nicht der Hammer?

chicoreeschiffchen

Das Bild stammt vom Silvesterabend und ist ein bisschen wackelig, weil wir zum Zeitpunkt des Servierens schon das ein oder andere Gläschen intus hatten… Aber viel wichtiger ist ja auch der Geschmack: scharf-würziges Hühnchenfleisch zusammen mit den leicht bitteren Chicorée-Blättern sind ein toller Appetizer für jedes Buffet und eine gute Grundlage für lange Abende.

Für 12 Schiffchen benötigt Frau Neudecker folgende Zutaten:

2 mittelgroße Chicorée

400 gr Hühnerbrustfilet ohne Haut

2 EL neutrales Pflanzenöl

1 Stange Zitronengras

1 scharfe, rote Chili

1 Schalotte

1/2 Bund Koriandergrün

Saft von einer Limette

1 EL Fischsauce

1 TL braunen Zucker

Salz zum Abschmecken

Zubehör: Beschichtete Pfanne zum Anbraten, Schüssel zum Mischen

Zubereitungszeit: Etwa 30 Minuten. Die Fleischmasse kann aber mehrere Stunden vor dem Servieren durchziehen. Das Gericht lässt sich also gut vorbereiten.

Quelle: Wir haben die Zubereitung abgewandelt nach einem Rezept aus dem Buch „Fingerfood“ (Kosmos-Verlag, 14,95 EUR), das uns für Silvester hervorragende Dienste geleistet hat und für Feiern jeglicher Art sehr empfehlenswert ist.

So geht’s:

Hühnerbrustfilet sehr, sehr fein hacken. Das geht am besten, indem man es erst längst in feine Streifen schneidet, diese dann würfelt und abschließend mit einem scharfen Messer oder Beil die Würfel noch mal fein hackt.

Das Öl in der Pfanne erhitzen und das Fleisch unter ständigem Rühren bei starker Hitze mehrere Minuten anbraten, bis es krümelig und leicht gebräunt ist. Anschließend in die Schüssel geben und zur Seite stellen. Abkühlen lassen.

Währendessen vom Zitronengras das Wurzelende abschneiden und die äußeren Blätter entfernen. Nur den dicken weißen Teil in sehr feine Ringe schneiden. Das Grüne entsorgen. Chili halbieren, entkernen und ebenfalls sehr fein hacken. Schalotte schälen und fein hacken. Korianderblättchen abzupfen und fein hacken. Alle Zutaten mit dem Fleisch in der Schüssel vermischen. Mit Limettensaft, Fischsauce und Zucker würzen. Kühl stellen.

Chicorée waschen, das Wurzelende abschneiden und eventuell welke äußere Blätter entfernen. Dann jeweils zwei Blätter abtrennen, so dass sich konkave Schiffchen ergeben. Darin die Hackfüllung, die jetzt noch mit Salz abgeschmeckt werden kann, anrichten und servieren.

Viel Spaß, liebe Sigrid Neudecker, mit all den Hühnchengerichten, die Ihnen die Blogosphäre so zukommen lässt! Und ein herzliches Dankeschön für ein sehr amüsantes Buch!

 

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  1. Hühnerhack, das war einer der Gründe den Fleischwolf anzuschaffen- gemacht hab ichs bis heute nicht. Deine Schiffchen sind ein guter Anlaß dies endlich einmal zu tun!

  2. Au prima….was ganz anderes. Das mit dem Joghurt und der Buttermilch, das hab ich mir ja schon unter den Nagel gerissen.
    Aber was ich eigentlich sagen wollte: das Buch und den Blog der Frau Neudecker und deinen Blog, die mag ich aus den gleichen Gründen – da regiert das richtige Leben!

  3. Und ich habe einen Fleischwolf zu Weihnachten bekommen. 😉
    Übrigens, das ist das erste Chicorée-Rezept, das mir wirklich gefällt!

  4. @ninivepisces Mit einem scharfen Messer geht’s auch. Aber hol‘ doch mal den Fleischwolf raus!

    @susanne herzlichen Dank. Das freut mich sehr.

    @evazins noch ein Fleischwolf! Und: Ja, ich bin sonst auch kein Chicorée-Fan. So war’s aber sehr lecker.

  5. Habe auch den halben Zug beim lesen unterhalten 😉 Chicorée ist für mich auch noch so ein unbekanntes Wesen, aber denke es wird Zeit 😉 Und im Schrank sitzt auch noch ein ungenützer Fleischwolfaufsatz.

  6. Hach die Thailänder, die machen schon leckere Sachen. Das geht übrigens auch mit Schwein, eine meiner Lieblingsthaischweinereien. Die Vietnamesen machen was ähnliches, und mit kalten Glasnudeln einen Salt draus der mit den obligatorischen Kräutern sooooooooooooo lecker schmeckt. Deine Indischen Sachen schaue ich mir noch mal an, das koche ich auch sehr gerne.

  7. @Emma Wo überall Fleischwölfe schlafen…

    @CheFoodzeit Ich liebe alles, was gewickelt wird! Sommerrollen, Börek, Wraps. Roll‘ mir was und ich esse es!

    1. Zeit fuer ein Roll and go Blog Event ?

  8. Klar, das hier ist jetzt „nur EIN Rezept“. Als ob ich die ganzen anderen, en passant erwähnten ignorieren könnte! Ich glaube, ich brauche langsam wieder einmal eine Excel-Tabelle, um die ganzen Hendl-Rezepte organisieren zu können! Und ein eigenes Hendl-Blog. Und drei Monate Urlaub.

    Vielen Dank! Und lieben Gruß an die Sitz- und Zimmernachbarn!

    1. Ich danke DIR für viele unterhaltsame Stunden 🙂

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