Kulinarischer Adventskalender #14: Frankfurter Bethmännchen

Zum dritten Mal darf ich ein Türchen für Zorras kulinarischen Adventskalender befüllen. Neben vielen tollen Rezepten gibt es nicht nur neue Blogs zu entdecken sondern auch jede Menge Preise zu gewinnen! Surft unbedingt mal rein. Wieder dabei zu sein ist jedenfalls eine große Ehre für meine kleine Fressseite!

Kulinarischer Adventskalender 2013 - Türchen #14

Und stellt Euch vor: Nach der herzhaften Harira-Suppe und gebackener Rote Bete wird es in diesem Jahr bei mir süß!

Ich habe Euch eine traditionelle Köstlichkeit aus meiner Frankfurter Heimat zubereitet: Frankfurter Bethmännchen!

Bethmännchen

Die kleinen Marzipanknubbel gibt es hier in der Ecke auf jedem Weihnachtsmarkt, in Konditoreien oder Feinkostgeschäften. Dabei sind sie richtig teuer und werden wie Pralinen auch einzeln verkauft. Nicht selten zahlt man anderthalb oder zwei Euro pro Stück!

Wenn im Nikolausstiefel Bethmännchen versteckt waren, haben wir uns gefreut wie die Schneekönige. Denn die kleinen Besonderheiten teilt man sich gut ein und frisst sie nicht weg wie Gummibärchen.

Auch wenn man bei einer Tante oder der Mutter des neuen Freundes mal so richtig Eindruck schinden wollte, brachte – und bringt! – man Bethmännchen mit.

Ihr merkt: Die kleinen Dinger sind was ganz, ganz Besonderes in meiner Heimat. (Leider gibt es auch miese Plagiate im Supermarkt, die zwar teuer verkauft werden, aber lieblos zubereitet sind. Breiten wir den Mantel des Schweigens über Supermarkt-Bethmännchen)

Warum heißen die Bethmännchen überhaupt Bethmännchen, fragt Ihr? Mitte des 19. Jahrhunderts war ein französischer Konditor Küchenchef bei der Frankfurter Bankiersfamilie Bethmann (die Bethmann-Bank gibt es heute noch!). Zu Ehren der vier Kinder des Hauses, erfand der Küchenchef die kleinen Marzipankugeln und drückte – stellvertretend für jeden Sohn – vier halbe Mandeln auf die Seiten der Kugeln. Als ein Sohn starb, erhielten die Bethmännchen ihre heute noch geltende Form mit nunmehr nur noch drei Mandelhälften.

Ob die Geschichte stimmt (der Sohne der Familie starb bereits, bevor die Bethmännchen auftauchten) oder nur eine gute Vermarktungsstrategie ist? Nun, geschäftstüchtig waren die Menschen in meiner geliebten Banken- und Messestadt schon immer… Als Kind habe ich mich aber oft gefragt, wie es wohl ist, wenn es überall in der Stadt Süßigkeiten mit seinem Namen gibt. Ich glaube, ich muss mal ein paar kleine „Richterchen“ erfinden!

Jetzt machen wir aber endlich Bethmännchen! Bereitet sie so bald wie möglich zu. Denn sie müssen noch etwas durchziehen, um richtig köstlich zu werden. Zwar gibt es Bethmännchen das ganze Jahr über. Viele gönnen sie sich aber nur zur Weihnachtszeit. Sie gelingen leicht und sind deutlich günstiger, wenn man sie selbst zubereitet.

Für 60 Bethmännchen (die Euch in einer Frankfurter Konditorei locker 90 Euro kosten würden!!) benötigt Ihr folgende Zutaten:

400 gr Rohmarzipan (ja, man kann Marzipan auch selber machen. Aber ich habe fertige Marzipanrohmasse verwendet. Ätsch!)

130 gr Puderzucker

60 gr Weizenmehl

100 gr gemahlene Mandeln

2 Eier

ganze geschälte Mandeln (pro Bethmännchen drei Mandelhälften, eine handelsübliche Tüte reicht)

einige Spritzer Rosenwasser

Wasser

Küchenzubehör: Backblech und Backpapier, große Rührschüssel

Zubereitungszeit: 15-20min für’s Backen, etwa 1 Stunde für die Zubereitung, 1 Nacht ziehen lassen

So geht’s:

Die ganzen Mandeln halbieren. Ihr braucht 180 Mandelhälften! Marzipanrohmasse, Puderzucker, Mehl, gemahlene Mandeln, die Spritzer Rosenwasser und das Eiweiß der beiden Eier gut miteinander verkneten. Die beiden Eigelb in einer Tasse abgedeckt im Kühlschrank aufbewahren. Aus der Teigmasse kleine Kugeln formen, unten etwas flachklopfen und ganz leicht kegelförmig zupfen. Auf das Backblech setzen und drei Mandelhälften mit der Spitze nach oben gleichmäßig auf jede Seite des Bethmännchen-Kegels setzen, gut andrücken.

Zwischendrin müsst Ihr Euch immer mal die Finger waschen. Die Marzipanmasse ist so klebrig, dass die Mandelhälften irgendwann an Euren Fingern kleben und nicht am Bethmännchen.

Wenn alle Bethmännchen fertig sind, an einem nicht zu warmen Ort ziehen und antrocknen lassen. Das ist sehr wichtig und ist ein Special-Tipp meiner Mutter, den ich bisher in keinem Rezeptbuch gefunden habe! Denn wenn Ihr die Bethmännchen gleich in den Ofen schiebt, fließen sie auseinander und sehen, naja, platt aus. Lässt man sie ziehen und etwas trocknen, behalten sie wunderbar ihre Form. Die Wartezeit lohnt sich also!

Am nächsten Morgen den Backofen auf 150 Grad vorheizen. Die Eigelb aus dem Kühlschrank holen, mit etwas Wasser verdünnen und mit einem Pinsel die Bethmännchen von oben einpinseln – nicht rundum, sondern hauptsächlich auf der Spitze und den Mandeln. Dadurch glänzen die Bethmännchen schön und die Mandeln halten besser.

Die Bethmännchen backen – je nach Größe – nun etwa 15 min. Dabei sollte die Spitze schön braun werden. In meinem Ofen habe ich sie dafür abschließend noch mal einige Minuten oben unter den Grill geschoben. Aber aufpassen! Das kann sonst schnell schief gehen.

Sehen die Bethmännchen aus wie auf dem Foto oben, nehmt Ihr sie aus dem Ofen und lasst sie gut abkühlen.

Aufbewahrung: In einer Porzellan-, Metall- oder Tupperdose halten die Bethmännchen Wochen und werden von Tag zu Tag besser. Auch das Rosenwasser schmeckt man erst, wenn die kleinen Dinger etwas Zeit hatten, um zu ruhen.

Auf jeder Advents-Kaffeetafel, fein verpackt in hübsche Päckchen oder in kleinen weihnachtlichen Schachteln mit Seidenpapier geschützt, sind die Bethmännchen ein sehr beliebtes Mitbringsel in der Adventszeit. Auch auf der Untertasse einer dampfenden Tasse Kaffee oder Tee serviert, zeigt ein Bethmännchen dem Empfänger, dass er etwas ganz Besonders ist.

Ich gönne mir jetzt eines und wünsche Euch einen

wunderbaren 3. Advent! 

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  1. Ein schönes Türchen und Richterchen wären wirklich mal was! 🙂 Ein schönes 3. Adventswochenende dir.

  2. Herrlisch!

    Als Hesse kann ich nur sagen – stimmt alles so 😀
    Und selbst wir, die kein Marzipan mögen, haben jedes Jahr Bethmännchen auf dem Plätzchenteller.

    Ich mache mich morgen an die Frankfurter Brenten, im Prinzip das Gleiche, nur nicht rund, sondern als Plätzchen, geformt in Holzformen.

  3. Mmh, die wollte ich eigentlich auch noch machen, bin ja auch so ein Marzipanjunkie 😉
    Nach diesem äußerst appetitanregenden Artikel komm ich jetzt wohl wirklich nicht mehr drumherum… sehen sehr hübsch aus!!

  4. Die Geschichte ist so traurig, aber Deine Bethmännchen so hübsch…ich liebe ja Marzipan!

  5. Hinreißend. Und du faselst immer etwas von „Backlegasthenie“. 😉 Die Geschichte kannte ich noch nicht, spannend. Gemacht habe ich sie auch schon einmal vor zwei Jahren. Meine waren allerdings nicht so hübsch…

  6. Wollte ja nichts mehr an Plätzchen oder ähnlichen Leckerlis machen, aber jetzt wo ich es lese, Bethmännchen hatte ich letztes Jahr auch! Mal sehen, ob ich sie nicht vielleicht doch noch dazwischen schieben kann 😉 Schönes 14. Türchen!!

  7. als ausgebürgerte Frankfurterin sollte ich mich ja da auch mal dranmachen- vor Allem bei der Marzipanliebe hier im Haus. Und mit der super Anleitung muß es ja klappen… schönes Türchen!

  8. Vielen Dank für Eure lieben Kommentare. Ich bin wirklich fast ein bisserl stolz auf meine Bethmännchen-Premiere. Und sie schmecken sooooo gut! 🙂

  9. Ich liebe Bethmännchen! Aber eine Frage: Sind es bei 3 Mandelhälften pro Stück für 90 Bethmännchen dann nicht 270 Mandelhälften, die man braucht? Oben steht 180, das verstehe ich nicht. Danke und viele Grüße!

    1. Du hast vollkommen recht: 90 Bethmännchen = 270 Mandelhälften = 135 Mandeln. Die restlichen 45 Mandeln kannst Du einfach so essen. Oh man… Sorry 🙂

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