Gastblogger-Post II: Et Tring kocht (backt!) Aachener Printen

Manch einer rümpft die Nase über den Boom der Koch-, Back- und Foodblogs. Fast täglich fassen sich Blogger ein Herz und gründen ihre eigene kleine Fressseite. Das ist nichts, worüber erfahrenere, etabliertere Blogger die Nase rümpfen müssten. Denn es erfordert von jedem von uns Engagement, Mut, Zeit und ein gehörig Maß Kritikfähigkeit, unsere Koch- und Backergebnisse für alle Welt lesbar ins Internet zu stellen.

Wird das überhaupt jemand lesen? Werden mich „bessere“ Köche auslachen, wenn ich auch einfach mal ein Butterbrot online stelle? Was mache ich, wenn ich mal keine Zeit und Lust zum Bloggen habe? – Das waren so Fragen, die ich mir vor dreieinhalb Jahren gestellt habe. Heute möchte ich die Foodblogger-Community und mein Hobby nicht mehr missen.

Deswegen begrüße ich grundsätzlich erstmal JEDEN neuen Foodblog – ob mir die Inhalte dann gefallen, ist wieder eine andere Sache. Aber wie schön, dass man ja nicht alles lesen muss, was so im Internet steht. Um neue Foodblogs kennenzulernen, ist die Aktion „Übern Tellerrand“ perfekt. Schaut doch mal rein:

übern Tellerrand

Überhaupt keine Überwindung kostet das bei Kathrin und ihrem Blog Et Tring kocht, der seit Sommer diesen Jahres am Start ist! Tring kommt ausm Rheinland und hat alleine deshalb schon mein Herz erobert. Denn wo sind die Leute unprätensiöser, bodenständiger und herzlicher als in meiner angeheirateten Heimat? Tring kocht überwiegend vegetarisch, ist aber keine Vegetarierin. Sie liebt wie ich Milchsspeisen, Mezze und die asiatische Küche. Aber vor allem probiert sie gerne aus. Das klingt doch einfach wie ein richtig gutes Foodblog, oder?

Vorhang auf also für Tring, die mir netterweisen meine Lieblingslebkuchen mitgebracht hat: Aachener Printen!

(PS: Unbedingt den Tipp gaaaaanz unten beachten! Genial!) Bitteschön, Tring. Jetzt bist Du dran:

Nun darf ich also meine Nase über meinen Tellerrand hinaus in Julias virtuelle Küche stecken. Ihr Blog gehört dabei zu denen, die ich eigentlich fast artikelunabhängig lese, wenn es was Neues gibt. Denn neben den schön unkomplizierten (und leckeren) Gerichten, die sie hier vorstellt, ist es vor allem ihr lockerer Schreibstil, der einen gerne in jeden Post reinschauen lässt. Insofern freut mich die Einladung mich hier kurzzeitig auszubreiten sehr!

Auf meinem eigenen kleinen Foodblog „Et Tring kocht“ verblogge ich meist das, was bei mir so tagtäglich auf dem Essenstisch landet und dementsprechend auch meine Essensvorlieben (viel Gemüse, viele kleine Gerichte, viel Chinesisches, viel Abwechslung) erschreckend gut widerspiegelt. Anfangs einfach nur für mich quasi als virtuelle Rezeptsammlung – mittlerweile auch für alle anderen die meinen Spaß am Kochen (und Essen) teilen. Oder am Backen. Zum Beispiel an diesen Printen.

Aachener Schoko-Nuss-Printen

Aachener Printen sind für mich in vielerlei Hinsicht die idealen Plätzchen: Zunächst sind sie in der Herstellung sehr unkompliziert und damit hervorragend geeignet für grobmotorisch veranlagte Plätzchenbäcker wie mich. Während andere Leute stundenlang mit ruhiger Hand Plätzchen ausstechen, Zuckerperlen an die richtige Stelle setzen und Verzierungen mit dem Spritzbeutel auftragen, passen bei mir selten zwei ausgestochene Plätzchen exakt aufeinander und werden auch im Laufe des Backprozesses generell immer größer. Irgendwie verhält sich die noch zu verarbeitende Teigmenge immer antiproportional zu meiner Geduld. Bei Printen habe ich damit kein Problem, die werden einfach mit dem Messer in Form geschnitten.

Des Weiteren sind Printen ideale Lagerplätzchen. Dies ist der beschönigende Ausdruck dafür, dass sie bereits kurz nach dem Backen steinhart und erst nach längerem Erholungsaufenthalt in Plätzchendosen wieder für Normalmenschen verzehrbar werden. Für verfressene Plätzchenesser wie mich hat das allerdings den unschlagbaren Vorteil, dass sie im Gegensatz zu manch anderen Exemplaren zumindest eine reelle Chance haben bis Weihnachten zu überleben (und das obwohl ein Großteil bei mir schon steinhart und in Kaffee getunkt vorher gegessen wird).

Was mich direkt zum dritten Vorteil bringt: Sie sind einfach extrem lecker und definitiv nicht 08/15. Dafür sorgt schon die Gewürzmixtur, die sich gewaschen hat. Darüber hinaus können sie je nach Gusto individuell abgewandelt werden. Man kann sie ganz pur (also ohne Nüsse und Schokolade) genauso essen, wie bspw. mit Mandelsplittern und Milchschokolade.

Die Zubereitung mag zunächst etwas ungewöhnlich erscheinen, ist aber wirklich kinderleicht. Und wer die Investition in all die Gewürze scheut, kann sich für den Anfang auch mit Anis, Nelken und Zimt begnügen. Das einzige, was der Teig definitiv braucht, ist Zeit zum Ruhen an einem kühlen Ort (Kühlschrank oder Balkon). Aachener Bäcker (bei denen Printen im Übrigen das ganze Jahr erhältlich sind) lassen den Teig angeblich bis zu 2 Wochen ruhen. Für den Hausgebrauch tut es aber auch eine Nacht. Ihr seht, ihr habt keinerlei Ausreden 😉

Für ca. 40 Stück:

Für den Teig:

  • 250g Zuckerrübensirup
  • 100g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 100g Butter
  • 4 EL Wasser
  • 100g Krümmelkandis (klein zerstoßener Kandiszucker)
  • 1 TL Anis (gemahlen)
  • 1 TL Nelken (gemahlen)
  • 1 TL Zimt (gemahlen)
  • Je eine großzügige Prise Piment, Koriander, Kardamom und Muskat (alles gemahlen)
  • 5g (etwa 1 gestrichener TL) Pottasche
  • 1 Msp. Hirschhornsalz
  • 1 Prise Speisenatron
  • 500g Mehl

Außerdem:

  • Etwa 400g Haselnüsse
  • 500g Zartbitterschokolade mit hohem Kakaoanteil
  • 2 EL neutrales Öl (bspw. Sonnenblumen- oder Rapsöl)

  1. Für den Teig den Zuckerrübensirup, Zucker, Salz, Butter und Wasser in einen Topf geben und auf kleiner Hitze und unter gelegentlichem Rühren langsam auflösen. Der Zucker sollte dann nicht mehr spürbar sein und das Ganze eine zähflüssige Konsistenz haben.
  2. Den Topf vom Herd ziehen und Grümmelkandis und Gewürze unterrühren.
  3. Pottasche und Hirschhornsalz in wenig Wasser (etwa 1 EL) auflösen und zusammen mit dem Natron ebenfalls unterrühren.
  4. Nun nacheinander etwa 2/3 des Mehls unterrühren (ich nehme dafür einfach weiter den Kochlöffel). Dann das restliche Mehl zugeben, kurz untermischen und dann – am besten auf einer Backmatte – kurz zu einem ganz leicht klebenden und recht festen Teig verkneten. Dabei nach Möglichkeit kein zusätzliches Mehl mehr zugeben.
  5. Den Teig in Frischhaltefolie oder einen Gefrierbeutel einwickeln und mindestens 2 Stunden, besser über Nacht, in den Kühlschrank geben.
  6. Den durchgekühlten Teig nach dem Ruhen portionsweise möglichst ohne weitere Mehlzugabe etwa ½ cm dick ausrollen. Auch das funktioniert am besten auf einer Backmatte, ansonsten tut es auch etwas Alufolie oder ein aufgeschnittener Gefrierbeutel.
  7. Den Backofen auf 160 Grad Umluft vorheizen.
  8. Den Teig mit einem scharfen Messer auf die gewünschte Form und Größe zuschneiden (ich habe Rechtecke von etwa 2,5x5cm geschnitten), mit etwas Abstand (der Teig geht beim Backen auch leicht in die Breite) auf mit Backpapier ausgelegte Backbleche geben.
  9. Ganze Haselnüsse mit einem Messer halbieren oder grob durchhacken und nach Gusto auf den Printen verteilen. Dabei ganz leicht andrücken.
  10. Im heißen Backofen 10-12 Minuten backen. Die noch weichen Printen danach zum Auskühlen auf ein Kuchengitter geben. Nicht wundern – sie werden wenn sie erkalten in kürzester Zeit steinhart.
  11. Die Schokolade mit dem Öl auf kleiner Hitze auf dem Herd oder in der Restwärme des Backofens schmelzen. Die Printen nach Wunsch ganz oder teilweise damit überziehen.
  12. Die Schokolade trocknen lassen. Dann die Printen in Dosen gut verpacken, dadurch werden sie im Laufe der Zeit (etwa 2 Wochen) wieder weich. Wer den Vorgang beschleunigen will, kann einen Apfelschnitz zugeben, muss diesen dann aber alle paar Tage austauschen, damit er nicht schimmelt!

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  1. Lieben Dank für die nette Einführung! Meine Schwester hat übrigens gestern die ersten Exemplare schon steinhart verdrückt – so viel zum Thema lange Haltbarkeit…. 😉

  2. Printen sind Herrn H. Metier.
    Und bei uns halten sie auch, da wir beide gern noch ein Weilchen die eigenen Zähne behalten wollen… 😉
    Schöne Einführung!

  3. @Tring Danke DIR für’s Rezept. SItze im Hotelzimmer und hätte soooo gerne eine Printe…

    @evazins Dankeschön 🙂 Ja, meine Zähne sind mir mittlerweile auch lieber. Ganz fies ist ja, wenn man auf ein Stückchen Kandis beißt!

    1. Dabei ist der Grümmelkandis doch das Beste 😉

  4. Ohne alles, mit viel Gewürzen, so mag ich die Printen am liebsten- und in jedem Stadium, egal ob steinhart – Teeeee ist immer verfügbar im Hause Ninive- oder eben weich und mit ab und zu einem spürbaren Kandis-Stückchen. Danke für das Rezept und die gute Anleiting, vielleicht trau ich mich ja damit endlich mal.

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