Wenn die Wisperforelle leise wispert „Iss mich!“

Das Wispertal im Rheingau ist ein romantisch-verwunschener Ort, der mir sofort dutzendweise Grimmsche Märchen in den Kopf spült. Lichtdurchbrochene Laubwälder, sanfte Hügel, Fachwerkhäuser – hier ist die Biedermaier-Romantik noch lebendig. Wer leichte Wanderwege und Riesling-taumelige Einkehrmöglichkeiten sucht, ist im Wispertal genau richtig. Besonders beliebt sind die kurvigen Landstraßen natürlich auch bei Motorradfahrern und anderen Ausflüglern.

Vom Taunus in den Rhein geht die Reise des Flüsschens Wisper. Kaltes, klares und vor allem sauberes Wasser sorgt dabei für den perfekten Lebensraum für wunderschöne Forellen, die in der gesamten Region in den Küchen der Weingüter und auch der gehobenen Gastronomie landen. Wisper: Sprechender könnte ein Flußname nicht sein – es gurgelt und wispert, als wollte uns das Flüsschen was erzählen.

Wer die Wisperforelle nicht unbedingt für teuer Geld im Restaurant essen möchte, kann sie sich auch einfach vor Ort bei Lorch am Rhein kaufen oder außerhalb Wiesbadens bei der Fischzucht (Adressen und Infos findet Ihr auf meiner Unterseite „Über’n Ladentisch“).

Wir sind samstags zum Waldrestaurant Fischzucht aufgebrochen – gerade einmal 6km von uns entfernt im Naturpark Rhein-Taunus gelegen. Am liebsten wären wir ja sofort eingekehrt auf der gemütlichen Holzterrasse mit Blick auf Fischteiche und das Jagdhaus-artige Restaurant. Aber „Selberkochen“ war angesagt. Also haben wir uns 2 fangfrische Forellen gekauft, perfekt ausgenommen und so frisch, dass die Totenstarre erst einsetzte, als wir schon zuhause waren. (Infos zum Thema „Frische beim Fischkauf“ habe ich hier gefunden.)

Als die Tiere wieder entspannt waren, wurden ihnen die Bäuche mit Thymian, Petersilie, Salz, Pfeffer und Zitrone gefüllt:

Forellen

Unsere Forellen brauchten etwa 20 min bei 120 Grad im Backofen.

Dazu gab es einen herrlich hessischen Kartoffelsalat mit leicht Schuhbeckschen Anklängen:

ForellenII

Den Original-Kartoffelsalat nach hessischem Familienrezept findet Ihr in einem uralten Blog-Post.

Für die Schuhbeck-Variante werden unter die Vinaigrette noch 1 EL Sahnemeerrettich und 2 EL Braune Butter untergemischt. Einige dünngehobelte Gurkenscheiben verleihen dem Kartoffelsalat noch mehr Frische. Petersilie statt Schnittlauchröllchen waren der Tatsache geschuldet, dass wir einen Riesenbusch Petersilie auf dem Balkon haben! Gerade zum Fisch ist die Kartoffelsalat-Version mit pfeffrigem Meerrettich sehr lecker.

Der bEdW, ein ehemaliger Hobbyangler, war sprachlos ob der Frische und des leckeren Geschmacks unserer Wisperforellen. Das Fleisch war hell-rosa, sehr zart und aromatisch. Ein echter Genuss für jeden Fischfan! Genossen haben wir mittlerweile auch die beiden (leicht) geräucherten Forellen. Tipp vom Chefkoch der „Fischzucht“: Die geräucherten Forellen bei 30 Grad leicht anwärmen, damit das Aroma noch besser rauskommt. Ich habe sie zu einem leicht getoasteten Vollkorntoast gegessen – nach dem ersten Bissen dann doch ohne Meerettich, weil der das zarte Aroma der Forellen überdeckt hätte. Auch geräuchert waren die Forellen ein Hochgenuss!

Wenn das Gute so dicht vor der Haustür zu kriegen ist, braucht man wirklich keine Forellen aus Dänemark oder sonstwo zu importieren. Ich bin immer wieder begeistert, in was für einer wunderbar reichen Gegend wie hier leben – vom Rheingau-Wein ganz zu schweigen 🙂

Was wächst, schwimmt und gedeiht in Eurer Region? Habt Ihr ein Lieblingsprodukt, das quasi aus Eurem Vorgarten stammt?

Nach einer kleinen Pause geht es nächsten Monat übrigens wieder weiter mit dem Süßwasserfisch-Event von Peggy auf Multikulinarisches. Perfekt für unsere hessischen Forellchen.

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  1. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen! Frische Forelle, hmmm, auch mit Buttermandeln und neuen Kartoffeln, herrlich… Das Waldrestaurant Fischzucht hatten wir vorletztes Jahr entdeckt, und wollten unbedingt wieder hin und auf der Terrasse sitzen, das ist ebenso verzaubert wie das Wispertal märchenhaft ist.. Du erinnerst mich daran, dass wir hier alles direkt vor der Nase haben und im Alltag oft vergessen. Nun aber…!

    Übrigens wurde die Forelle zum Fisch des Jahres 2013 gewählt.

  2. Ohh, lecker. Ich liebe Bachforellen, viel besser als die Seeforellen 🙂
    Den Kartoffelsalat hatte ich auch schon mal, leicht abgewandelt, die braune Butter dazu ist ausgesprochen gut!
    Mir geht es genauso – vom Wein bis zu unserem Gemüse oder den Kastanien und vielem mehr bin ich immer wieder begeistert, was wir so alles leckeres vor der Haustür haben 😉

  3. In eurem Wisper-Tal würde ich auch gern mal eine Wanderung oder Motorrad-Ausfahrt machen. Hört sich wundervoll an!
    Gaaanz frischer Fisch ist wirklich genial. Hate neulich beim Ausflug südlich von Berlin beim Fischer einen Hecht gekauft. Der war quasi noch lebendig, als ich den Laden betrat… Jetzt harrt er im TK auf muse- und liebevolle Vollendung.

    Danke für’s Mitmachen beim Süßwasserfisch-Event. Übrigens heißt mein Blog multikulinarisches, um Verwirrung zu vermeiden. 😉

  4. @Katerine Schade, dass wir die Fischzucht erst gegen Ende des Sommers entdeckt haben. Vielleicht gibt es ja noch einen sonnigen Nachmittag, um dort ein frisches Fischlein zu essen… Die Forelle ist auch MEIN Fisch des Jahres 😉

    @Britta Und gerade im Herbst! Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst zugreifen soll, wenn ich dieser Tage auf dem Markt bin. Freue mich schon auf all die Kohl-Sorten

    @multikulinaria Fangfrisch ist wirklich ein Genuss. Und Motorrad kann man ganz wunderbar im Wispertal fahren. Meist ist man da aber nur einer von vielen, da bei schönem Wetter alle ihre Maschinen auspacken. Das „es“ hänge ich gleich noch ran. Danke für den Hinweis.

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