The Jewel in the Crown oder: British Masala Dosa with Chicken Tikka

Ihr versteht nur Bahnhof bei der Headline? Ich kann’s Euch nicht verdenken. Also, ich hole mal aus: Indien nannte man zur Zeit des British Empire auch das Juwel der Krone oder IN der Krone. Denn Indien war reich an Schätzen (im wahrsten Sinne des Wortes: Einige der größten Edelsteine stammen aus den Schatztruhen der Maharadschas). Und auch sonst war der Subkontinent sehr wertvoll für diese kleine Insel in der Nordsee, war er nicht?

Hier ließen es sich reiche Engländer und hochrangige Militärs jahrzehntelang auf Kosten der Bevölkerung durchaus gut gehen. Cricket, Rugby, Gin & Tonic – viele Spuren der englischen Kolonialherren finden sich auch heute noch in Indien. Und umgekehrt! Ich habe nur in Delhi besser indisch gegessen als in London oder Birmingham. Und so sind Chutney, Ketchup und natürlich das berühmte Chicken Tikka Masala längst fester Bestandteil der britischen Crossover-Küche.

Wer hier häufiger mitliest, erinnert sich vielleicht an meine Indien-Posts nach unserer Reise durch Delhi, Rajasthan und Kerala. In einer Shopping-Mall in Delhi hatte ich kurz vor unserem Rückflug (wir mussten die Zeit totschlagen, da die Flüge nach Europa erst nachts gehen) eines der leckersten Dosas EVER. Ein Dosa ist ein Snack, der sich auch häufig an britischen Imbiss-Läden findet. Vermutlich behaupten die Engländer sogar, sie hätten’s erfunden. Dosas sind gefüllte Fladen aus Kichererbsenmehl, die meist eine würzige Kartoffel-Gemüse-Füllung enthalten. Sehr nahrhaft, sehr lecker!

Ausreichend Grund also, die Dosas zum Beitrag für das Event Very British zu machen, mit dem Foodfreak die diesjährigen Last Night of the Proms feiert. Ihr kennt das doch, oder? Rotwangige Briten in Abendrobe schwenken den Union Jack und singen lauthals „Rule Britannia“ und anderes traditionelles Liedgut wie „Jerusalem“. Das macht einfach so viel gute Laune, dass es mittlerweile unzählige Ableger gibt – auch in Deutschland. Aber den ungezwungenen, humorvollen Umgang mit Klassik bekommen eben doch nur die Briten hin. Vielleicht auch, weil sie beim vielstimmigen Absingen der Nationalhymne immer noch ein bisschen von ihrem Empire träumen.

Träumen wir einfach ein bisschen mit von Maharadschas, Juwelen, bemalten Elefanten und – Dosas!

Dosa-serviert(Ja, auf dem Foto wirft sich das Dosa selber Schatten. So ein Mist! Aber ich war sooo neugierig, wie mein allererstes homemade Dosa schmecken würde, dass ich nicht lange rumgehampelt habe. Damn!)

Zutaten für 4 Masala Dosas (also: würzige Dosas. Achtung, machen wirklich SEHR satt!):

Teig:

125 gr Kichererbsenmehl (Asia-Laden)

125 gr Weizenmehl

1/2 TL Backpulver

2 TL Senfsamen

Chicken Tikka für die Füllung:

300 gr Hühnerbrust ohne Haut, gewürfelt

2 EL passierte Tomaten aus der Dose

1 EL Olivenöl

2 EL Ingwer-Knoblauch-Paste

1 kl feingehackte Zwiebel

1 EL Kreuzkümmel

Samen von 5 Kardamomkapseln

2 cm Zimtrinde

1 Nelke

1 TL scharfes Chilipulver

10 Pfefferkörner (z.B. Tellycherrypepper)

Salz

Weitere Zutaten für die Füllung:

2 mittelgroße, mehligkochende Kartoffeln

1 frische rote Chilischote, fein in Ringe geschnitten

1 TL Senfsamen

1 TL Kurkuma

Saft einer halben Limette (restliche Limette fürs Servieren aufheben)

4 Frühlingszwiebeln, in feine Ringe geschnitten

Außerdem:

einige Korianderblätter

Dazu passt beispielsweise Rhabarber-Chutney und Gurken-Raita (Joghurt, gewürfelte Gurke, einige Minzblättchen, 1/2 TL Kreuzkümmel, eine Prise Salz miteinander verrühren).

Zubehör: 1 beschichtete Pfanne, 1 Topf

Zubereitungszeit: ca. 45 min plus Zeit für’s Marinieren (mind. 4 Stunden)

So geht’s:

Wir starten mit der Marinade für das Chicken Tikka. Hierfür Kreuzkümmel, Kardamom, Zimt, Pfefferkörner und Nelke im Mörser fein mörsern. Die Gewürze mit der Tomate, dem Chilipulver, Zwiebel, Ingwer-Knoblauch-Paste und Öl in einem Mixer zu einer geschmeidigen Masse pürieren. Das Hähnenfleisch in 2x2cm große Brocken schneiden und in der Marinade wälzen bis alles schön überzogen ist. Mindestens 4 Stunden unter Frischhaltefolie kühl stellen.

Nach der Marinierzeit das Hühnchen abtropfen lassen und in einer Pfanne anbraten.

Währendessen die Kartoffeln schälen, würfeln und in ausreichend Wasser gar kochen. Anschließend mit einem Kartoffelstampfer grob zerstampfen. Jetzt alle übrigen Zutaten für die Füllung miteinander vermengen, Deckel drauf und zur Seite stellen.

Zutaten für den Teig vermischen und etwa 350 ml Wasser hinzugießen. Alles zu einem glatten Teig verrühren. Die Konsistenz sollte in etwa die von Crepes- oder Pfannkuchenteig haben, also ziemlich flüssig. Eventuell noch etwas Wasser dranrühren.

Die beschichtete Pfanne auf mittlere Hitze erwärmen. Eine große Suppenkelle voll Teig in die Mitte gießen und mit dem Boden der Kelle gleichmäßig verteilen, so dass ein gleichdicker, ebenmäßiger runder Fladen entsteht:

Dosa-Teig

Wenn der Teig leichte Blasen wirft wie auf dem Foto, ist er auf dem richtigen Weg!

Sobald der Fladen gar ist (wenn er sich ohne Festkleben vom Pfannenrand löst und leicht gebräunt ist), einen Teil der Füllung darauf verteilen und einige Korianderblätter darübergeben:

Dosa-gefüllt

Anmerkung: Weniger Füllung erleichtert das Zusammenrollen 🙂

Dann den Fladen vorsichtig zuklappen oder zusammenrollen und mit Chutney, Raita und einer Limettenspalte servieren. Fertig!

Dosas sind ziemlich mächtig: Kichererbsenmehl, Weizenmehl, Kartoffeln – und in unserem Fall noch Hühnchen. Typisch für Indien, wo ein Großteil der Bevölkerung nicht weiß, wann die nächste Mahlzeit auf dem Tisch steht. Häufig werden sie auch mit einem Daal, einem würzigen Linsengericht, oder einfach nur mit Chutney serviert. Schlicht, aber sehr köstlich.

Dazu passt Bier (noch nahrhafter!) oder Ginger Ale. Eine gute Grundlage für die Last Night of the Proms, die in diesem Jahr auf den 7. September fällt. Meist übertragen die Regionalsender Teile des Abschlusskonzerts. Ihr schaut mit, tut Ihr nicht?

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  1. Danke für’s MItmachen, wenn du oben im Text jetzt noch aus „Fool for Food“ Foodfreak machen könntest? 😉

    1. Damn! Geändert 🙂

  2. Die Briten haben sich damals schon schicke Ecken ausgesucht so als Kolonie *g* Die Dosas werde ich wohl mal nachmachen müssen 🙂
    Und natürlich wird die Last Night of the Proms geguckt, seit ihr Kind bin jedes Jahr! Bin immer kurz davor mich auch schick vor’m TV anzuziehen extra dafür, aber meist wird’s doch der Pyjama 😉

  3. Ich habe heute Mittag dieses Rezept mit glutenfreien Fladen probiert und bin begeistert! Statt einer Zwiebel habe ich etwas Lauch genommen, leider hatte ich keine Senfsamen im Haus und statt Koriander habe ich mit Petersilie geschummelt – aber es war trotzdem unglaublich lecker!! Du hast nicht zufällig auch noch das Rezept für das Rhabarber-Chutney?
    Danke für das tolle Rezept! Habe es gespeichert und werde es auf jeden Fall wieder machen!
    LG Sandra

    1. Liebe Sandra, freut mich sehr, dass es Dir geschmeckt hat! Das Rezept für mein Rhabarber-Chutney findest Du hier: http://germanabendbrot.wordpress.com/2012/05/27/rhabarber-ingwer-chutney-passt-zu-scampi-in-chili-honig-der-maharaja-schmatzt-wieder/

  4. Hm…ich bin schon oft glorreich gescheitert an Dosas, aber irgendwie waren die immer mit Reismehl….womöglich könnte ich mit Kichererbsenmehl diese Leckerei ja hinkriegen….

    1. Es gibt viele Varianten, einige sind auch knuspriger als meine Variante, noch dünner oder was auch immer. Reismehl ist sicher auch eine gute Möglichkeit. Aber probier doch mal Kichererbsenmehl. Mir hat es echt sehr gut geschmeckt.

  5. Wie immer ein Volltreffer meines Geschmacks. 🙂 Dosas stehen schon lange an. Danke für’s Erinnern!

    1. Das freut mich aber sehr. Lass mich wissen, wenn Du mal welche gemacht hast.

  6. Ich starte mal den Very-british-Gegenbesuch und nehm direkt das Rezept mit. 🙂 Aber sag mal, ist das da schwarze oder gelbe Senfsaat in den Fladen?

    Liebe Grüße!

    1. Liebe Shermin, das sind schwarze/braune Senfsamen, die Du beispielsweise im Asialaden findest.

      1. Da ich ja Senf selbst mache, habe ich schwarze, gelbe und gemahlene Senfsaat immer hier. Aber da es ja schon nen Unterschied macht, wollte ichs genau wissen. 🙂

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