Ein Gericht wie ein provenzalischer Sommer: Lammfilet mit Kräuterkruste, Ofengemüse und Beurre rouge

Kennt Ihr den Geruch von in der Sommerhitze knisterndem Rosmarin? Oder den von einem Lavendelstrauch, über den Ihr mit einer trägen Hand streicht? Kennt Ihr das Knacken von Pinienzapfen und das müde Gluckern dösender Ringeltauben? Kennt Ihr das Gefühl, wenn schon das Umblättern einer Buchseite Schweiß auf die Oberlippe perlt?

All das ist für mich auf alle Zeit mit glühend heißen Sommern in Frankreich verbunden, von denen ich Euch schon erzählt habe. Vielleicht erinnert Ihr Euch an Monsieur Cherie und an Lambada an der Cote d’azur?

Rosmarin, auf den die Mittagshitze knallt, riecht tatsächlich, als würde gerade jemand mitten im Garten Ofenkartoffeln zubereiten. Natürlich nur, wenn man wie wir Ofenkartoffeln in der Mitte durchschneidet, mit Olivenöl beträufelt, grobes Meersalz darüberstreut und einige Nadeln Rosmarin mitgart. Jedesmal, wenn dann die Ofentür aufgeht, beamt es mich direkt zurück in die Sommerferien in Frankreich

Als Shermin in ihrem Magischen Kessel zum Blog-Event „Lesehunger“ aufrief, hatte ich sofort die französischen Sommer mit all ihren kulinarischen Genüssen vor Augen und in der Nase. Und zu diesen Sommerferien gehört unweigerlich Marcel Pagnols Trilogie „Eine Kindheit in der Provence“.

Pagnol ist hierzulande immer noch ein Geheimtipp, wohingegen er in Frankreich zur Allgemeinbildung und zum Schulkanon gehört. Auf jeder Seite hört man die Ziegenglocken klimpern, riecht den Lavendel und sieht kleine Jungs mit kurzen Hosen und Baguette unterm Arm nach Hause rennen. Eine locker, leichte Sommerlektüre, die dahinplätschert und den faulen Leser, der im Halbschatten unter Pinienbäumen Siesta hält, nicht überfordert, aber doch bestens unterhält.

Wer noch eine richtige Sommerlektüre sucht, die charmant und liebevoll, aber keinesfalls banal geschrieben ist, der MUSS einfach zu Marcel Pagnol greifen. Dazu ein Pastis oder ein gut gekühlter Rosé, eine Runde Boule, etwas Baguette und Ziegenkäse. Kinder, was kann das Leben herrlich sein!

Aber essen müssen wir eben auch und deshalb gibt es hier das ultimative Sommer-Sonne-Kräuter-Ofenkartoffel-Mittelmeer-Gericht (inspiriert durch Lust auf Genuss, 12/12): Lammfilet mit Kräuterkruste, Ofengemüse und Beurre rouge!

(Wiedermal ein Teller, der beweist, dass wir wie die ausgehungerten Raubtiere an unser Essen stürzen und nicht lange am Teller rumschrauben…)

Zutaten für 2 hungrige Esser:

500 gr Lammrückenfilets

Olivenöl

Salz, Pfeffer

40 gr getrocknete Tomaten

2 Knoblauchzehen

75 gr Ziegenfrischkäse

1 Ei

40 gr Semmelbrösel

1 TL Kräuter der Provence

40 gr Parmesan oder französischer Hartkäse

100 gr Butter

1/2 Bund glatte Petersilie

2 Schalotten

200 ml Rotwein

50 ml Portwein

1 Zucchini

6 kleine, festkochende Kartoffeln

1 kleine Karotte

1 Paprika

eine Handvoll Zuckerschoten

1 rote Zwiebel

Rosmarinzweige

1 EL Senf

Prise Zucker

Zubehör: Brat- oder Grillpfanne, 2 Backbleche, kleiner Topf, 2 Bögen Backpapier

Zubereitungszeit: etwa 90 Minuten

So geht’s:

Lammfilets abwaschen, mit Küchenpapier trockentupfen, salzen, pfeffern. In der Bratpfanne etwas Olivenöl erhitzen und das Fleisch darin kurz auf allen Seiten scharf anbraten.

Tomaten und Knoblauch (geschält)  fein hacken und mit Ziegenfrischkäse, dem Ei, Semmelbröseln, und Kräutern der Provence vermischen, nicht zu stark salzen und pfeffern. Petersilie waschen, trocken tupfen, fein hacken und unter die Masse heben.

Butter würfeln und kalt stellen oder ins Gefrierfach schieben. Schalotten schälen und sehr fein würfeln. Zusammen mit dem Rotwein und dem Portwein aufkochen und köcheln lassen, bis die Flüssigkeit auf 3-4 EL reduziert ist.

Backofen auf 200 Grad vorheizen. Kartoffeln schälen und halbieren oder vierteln, Karotte putzen und in breite Scheiben schneiden, Paprika waschen, entkernen und in Rauten schneiden, rote Zwiebel schälen und vierteln oder achteln.

Eine Seite der Lammfilets jeweils mit Senf bestreichen. Kräuter-Ziegenkäse-Mischung auf jedem Filet verteilen und andrücken. Auf ein mit Backpapier ausgekleidetes Blech legen und auf die zweite Schiene von oben schieben.

Gemüse in der Grillpfanne kurz anbraten, schwenken und dann ebenfalls auf ein Backblech mit Backpapier verteilen, salzen, pfeffern und Olivenöl darüber träufeln. Rosmarinzweige dazulegen. Auf die mittlere Schiene im Backofen schieben.

Nach etwa 10 Minuten (hängt von der Dicke der Lammfilets ab und wie rosa Ihr sie mögt) noch mal den Grill zuschalten und die Lammfilets für 1-2 Minuten überknuspern lassen. Dann herausnehmen und in Alufolie einschlagen, ruhen lassen.

Währendessen die Wein-Portwein-Zwiebel-Reduktion durch ein Sieb streichen udn aufkochen lassen. Die kalten Butterstückchen unterschlagen, salzen, pfeffern und mit Zucker abschmecken.

Backofen ausschalten, Gemüse herausnehmen und kurz Teller zum Vorwärmen auf ein Rost in den Backofen stellen.

Beurre rouge auf dem Teller verteilen, Gemüse dazugeben. Lamm in dicke Tranchen schneiden und auf dem Saucenspiegel anrichten.

Voila! Es riecht nach Provence, nach Mittelmeer – und aus dem Glas zwinkert uns die Toskana zu:

Der Chianti von 2010 stammt von Hawesko, ist aber leider mittlerweile ausverkauft. Ein Sangiovese ist jedenfalls ein herrlicher Begleiter zu diesem kräftig-kräuterigen Lammgericht, das an endlose Sommertage denken lässt – egal ob in Frankreich oder Italien.

Als Portwein hatten wir übrigens diesen hier im Topf:

Dieser samtig-kirschige Port stammt ebenfalls von Hawesko und ist noch zu haben. Er macht sich auch ganz wunderbar im Feigensößchen zum Ziegenkäsesoufflé, das Ihr vielleicht von hier noch in Erinnerung habt. Oder Ihr trinkt ihn pur und freut Euch über diesen luxuriösen Port, bis Ihr grüne Häschen seht 😉

Herzlichen Dank an Shermin für dieses wunderschöne, außergewöhnliche Blogevent, das den Foodblogger in mir ebenso inspiriert hat wie den Literaturwissenschaftler. Ich freue mich schon auf die Zusammenfassung!!

Übrigens: 2008 gab es in der ZEIT mal einen Artikel über den „vergessenen Autoren“ Marcel Pagnol mit der Überschrift Lavendelsätze, Aprikosenwörter. Klingt das nicht schon zum Reinbeißen?

 

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  1. Eine schöne Idee! Das Buch kommt auf meine Liste. Wieso bin ich als eingefleischter Frankreich-Fan eigentlich nicht selbst auf Marcel Pagnol gekommen?

    1. Dankeschön. Ich glaube, ich muss Pagnol noch mal lesen diesen Sommer. Der Lavendel und der Rosmarin riechen so herrlich auf der Terrasse. Jetzt muss ich das uralte Buch nur noch finden… Vermutlich ist es irgendwo bei meinen Eltern…

  2. Ich konnte mich nie so recht mit Pagnol anfreunden. Habe mal „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ angefangen und kam irgendwie nicht rein. Vielleicht probiere ich’s nochmal und, ja, auf den Teller hätte ich mich auch wie ein Raubtier gestürzt! 😉

    1. Ich glaube, Du verwechselst gerade Pagnol und Proust. Proust ist der mit den Bandwurmsätzen und der Suche nach der verlorenen Zeit. Pagnol ist ein charmanter Franzose, der über seine Kindheit schrieb. Also versuch’s doch noch mal 🙂

      1. Oh nein, wie peinlich… es war wohl noch zu früh am Morgen. Ich versuche es!

        1. Unsinn! Ich komme beispielsweise immer bei den russischen Autoren durcheinander 🙂

  3. Mhhh… gedanklich streiche in in mittäglicher Sonnenhitze gerade träge über den Rosmarin und kann ihn förmlich riechen…
    Und so ein köstliches Lammfilet begeistert mich natürlich ebenso wie die Literaturwissenschaftlerin in mir sich an so schönen Wortschöpfungen wie „Lavendelsätze, Aprikosenwörter“ erfreut. 🙂
    Buch ist auf jeden Fall notiert, ich kenne jemanden, der sich als Geschenk demnächst darüber freuen darf.

    Liebe Grüße

    1. Gerne. Danke DIR für das tolle Event. Ich muss dringend das Buch suchen…

  4. Von den Pagnol-Romanen gibt es auch sehr charmante Verfilmungen (Der Ruhm meines Vaters, Das Schloss meiner Mutter) die diese Atmosphäre und Stimmung, wie ich finde, gut transportieren.
    Mit dem Geruch von Rosmarinbüschen in der Sonne verbinde ich Kroatien, insbesondere Cres, wo die als Hecken stehen und nach dem Heckeschneiden der ganze Ort von dem Geruch durchzogen war.. danke für’s mitnehmen ans Mittelmeer!

    1. Aber gerne doch. Von Kroatien habe ich bisher auch nur Begeistertes gehört. Ich muss mich wohl selber mal auf den Weg machen…

    2. Gelesen habe ich ihn noch nicht, aber ich glaube mir sind mal die Filme im TV begegnet…

  5. Ein schöner Beitrag, ich rieche Lavendel und Rosmarin. Jetzt noch das Lamm zubereitet, den mir völlig unbekannten Pagnol ausgeliehen und schon ist es beinahe so, als wäre man dort.

    1. Ich hatte beim Schreiben tatsächlich den Geruch in der Nase, weil die Abendsonne auf die Lavendel- und Rosmarinbüsche auf der Terrasse schien. Das ist wie ein kleiner Kopf-Urlaub…

  6. Die Bücher gehörten zu denen die ich- obwohl sie meinem Bruder gehörten und noch gehören- zig- und zig- und dann noch zig- mal gelesen habe, soo schön- und Jahrzehnte nicht mehr dran gedacht, dankeschön! Sagt Ninive

    1. Wie schön! Noch ein Pagnol-Fan! Muss auch dringend mal wieder die Bücher lesen…

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