Von der aufopferungsvollen Suche nach dem perfekten Singapore Sling

Als Aperitif vor unserem asiatischen Weihnachtsmenü sollte es natürlich einen passenden Drink geben. Im letzten Jahr hatten wir schon viel Spaß dabei gehabt, einen ganzen Adventssonntag lang uns die Kanne zu geben die perfekte Mischung für einen Negroni herauszufinden. Und in diesem Jahr sollte der Aperitif eben zum Thema „Asien“ passen.

Als alter PRler hab‘ ich also gleich mal ein Brainstorming gestartet und eine Assoziationskette gebildet. Die sah ungefähr so aus: Asien – heiß – schwül – Eiswürfel klirren im Glas – Veranda – Schaukelstuhl – Leinenanzüge – Schweißflecken – Ventilatoren an der Decke – Kolonialstil – Englische Clubs – Cricket Spiel – Bedienstete mit weißen Handschuhen servieren eiskalte Drinks – (hier konnte ich ihn schon förmlich vor meinem Auge sehen) – Indien – „Das Juwel in der Krone“ – Kronkolonien: Hongkong, Singapur – Singapur!! – Singapore Sling!!!

Man, was man nicht alles tut, um den passenden Drink für Heiligabend zu finden. Das ganze Leben ist Aufopferung, sage ich Euch.

Denn jetzt mussten wir ja wieder die (für uns) perfekte Mischung finden. Vom Singapore Sling gibt es nämlich gefühlt eine Million Rezepte. Und Slings sind eine ganz spezielle Gruppe Cocktails – das sagt zumindest die allwissende Müllhalde Wikipedia: „Slings bilden eine sehr alte Gruppe von Mixgetränken und bestanden ursprünglich – nach einer Definition von 1675 – aus einer Spirituose, Zucker und Wasser, sowie optional etwas Muskatnuss. Dementsprechend wurde auch 1806 das damals noch neue Wort „Cocktail“ als „bittered sling“ definiert, also als ein mit Bitters gewürzter Sling. Es gab auch Sling-Varianten mit Sodawasser, Zitronenscheiben, Zitronenschale oder Zitronensaft, jedoch keine, die andere Früchte oder Fruchtsäfte enthielten.

Alles klar? Die Slings galten jedenfalls als etwas unfein, weshalb wohl auch das um 1915 entwickelte Urrezept nicht überliefert wurde. Wie kommen wir der 98jährigen alten Dame Singapore Sling also auf die Spur? Richtig: Rezepte screenen, vieles verwerfen (Orangensaft!!!!), einkreisen, ausprobieren!

Unser Singapore Sling schmeckt erwachsen und unverfälscht, ist etwas herb, fruchtig und sehr erfrischend. Dabei fährt er einem ziemlich in die Glieder, belastet aber den Magen nicht. Und er besteht aus folgenden Zutaten:

4 cl Gin (z.B. Bombay Sapphire)

2 cl Cherry Brandy (z.B. Bols oder Heering Cherry Liqueur)

1 TL Grenadine Sirup

1 TL Chartreuse (gelb) (französischer Kräuterbitter)

Spritzer Limettensaft

Sodawasser (Thomas Hardy oder Schweppes)

Eiswürfel

1 Cocktailkirsche

Werkzeug: Longdrinkglas, Shaker, Cocktailspießer

Longdrinkglas mit Eiswürfeln füllen. Kirsche auf den Spieß pieken und ins Glas geben. Gin, Cherry Brandy, Grenadine, Chartreuse und Limettensaft mit Eis im Shaker shaken und abseihen. Mit Sodawasser auffüllen uns sofort servieren.

Wer mag, kann jetzt noch ein fancy Schirmchen oder sonstigen Flitterkram ins Glas stecken. An Feiertagen darf man schon mal etwas glittern!

Cheers!    

Pssst: Der Singapore Sling schmeckt auch an einem stinknormalen Samstagabend, auf einer Karnevalsparty, zu Ostern, im Sommer, zu Gegrilltem, im Herbst als Erinnerung an den letzten Asien-Urlaub… Und dann ist schon wieder Heiligabend 😀

 

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  1. Wahre Aufopferung – Du hast mein volles Mitleid. Hätte ich das nur rechtzeitig gewusst… wie gerne hätte ich mich mit Dir geopfert und wäre in eine umfangreiche Testreihe mit eingestiegen, um den perfekten Sling zu finden.

  2. Ich liebe Singapore Sling!! Und irgendwo in den Untiefen meines alten Computers müsste ich sogar noch das – angeblich – Original-Rezept, nach dem er im Raffles-Hotel in Singapur, wo er auch erfunden wurde, gemixt wird haben…bei Interesse kann ich ja mal schauen, ob ich es finde….

  3. Ich bin wirklich beeindruckt von Eurer Leidensfähigkeit. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich geholfen. Und das Brainstorming – nicht minder beeindruckend, besonders, wenn man bis zu den Schweißflecken kommt 🙂

  4. @bonjouralsace Ich weiß Deine Hilfsbereitschaft zu schätzen 🙂
    @Schwiegermutter inklusive Oh, auf das Rezept wäre ich gespannt. Schick es mir gerne, wenn Du es findest!
    @magentratzerl Hihi, Schweißflecken müssen sein bei Kolonialherren-Assoziationen. Bei der nächsten Probierrunde gebe ich Dir und Bonjour Alsace vorher bescheid…

  5. Wenn das Elsässerli irgendwo zum Testen hinkommt, bin ich übrigens auch immer mit dabei. Wir müssen uns jeweils gegenseitig stützen 😉

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