Weinrallye #58: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Oder: Chardonnay aus Rheinhessen und Sangiovese aus der Toskana!

Als ich anfing bewusst Wein zu trinken, habe ich versucht herauszufinden, welchen Trauben ich relativ blind vertrauen kann. Das heißt: Was kann ich im Weinhandel, im Supermarkt, beim Winzer greifen, ohne komplett enttäuscht zu werden. Die Erkenntnis dauerte ein bisschen. Weinverkostungen, Weinproben, Weinseminare – natürlich geht Probieren über Studieren. Manch eine Flasche hat also dran glauben müssen, bis in mir die Erkenntnis gereift ist: Es gibt Trauben, die haben ein Stein im Brett bei mir (Sangiovese, Sauvignon Blanc, Cabernet Sauvignon) und solche, die es eher schwer haben (Merlot, Spätburgunder, Chardonnay).

Was für ein Spaß also, dass zur Weinrallye #58 von Thomas uns seinem Winzerblog eine Flasche 2011 Chardonnay „unfiltered“ vom Weingut Peth-Wetz bei mir eintraf von Beate E. Wimmer vom Genussnetzwerk VINALIA.

ChardonnayII

Beate gab mir den Tipp, den Chardonnay etwa eine Stunde atmen zu lassen und idealerweise zu hellem Fleisch, gerne mit Sauce, zu servieren. Am 2. Weihnachtsfeiertag war uns aber nicht mehr nach Kochen, weshalb in der Not der Wein auch ohne Essensbegleitung daher kommt. Wir waren extrem gespannt – wo wir doch beide eher skeptisch gegenüber Chardonnay sind.

Der Chardonnay hat eine tiefgelbe Farbe – fast schon harzig.

Chardonnay

Wahrlich kein Chardonnay-Fan habe ich selten einen so vielschichtigen, komplexen Weißwein getrunken, der mit jedem Schluck seinen Charakter verändert. Wir rochen Bananen und Vanille, schmeckten Röstaromen und Vanille, Melonen, Aprikosen. Dazu war der Chardonnay weniger „buttrig“ als gewöhnlich, so dass er uns deutlich mehr begeisterte als gedacht. Das Barrique ist merklich und bleibt noch lange auf der Zunge. Sehr spannend, was sich da im Mund alles so abspielt!

Kein Wein zum schnellen Trinken oder als „Küchenwein“ zum Kochen. Eher einer, der bewusst getrunken werden will und förmlich schreit nach einer Essensbegleitung. Aber weder hatten wir den empfohlenen Vitello Tonnato zur Hand noch die absolut perfekt passende Gänseleberterrine.

Also haben wir ihn mit verschiedenen Leckereien aus dem Kühlschrank ausprobiert:

Brot mit Salzbutter: eher weniger empfehlenswert.

Brot mit Kalbsleberwurst: ja, aber zu würzig. Gänseleber wäre süßlicher und somit passender!

Käse: süßlicher Blauschimmel passt, nicht zu cremiger Camembert auch. Ziegenfrischkäse geht gar nicht.

Der Gewinner heißt: Frischkäsepaste mit Mango und Chili vom Wiesbadener Wochenmarkt! Wer hätte das gedacht? Der kräftige, charakterstarke Chardonnay kann sowohl mit dem süßlichen Mangoaroma als auch mit der feinen Chilischärfe mithalten. Klasse!

Chardonnay aus Rheinhessen also. Hat unseren Horizont erweitert und wird definitiv nachgekauft. Denn er ist ein „perfect match“ zu Lachs, Gegrilltem, Kalb oder Geflügel mit leichter Sahnesauce…

Das Weingut Peth-Wetz produziert erst seit zehn Jahren eigenen Wein. Und erst seit 1991 ist die Anpflanzung von Chardonnay überhaupt in der Region zugelassen. Dabei ist der kalkhaltige Boden rund um Bermersheim prädestiniert für die Traube, die vor allem im französischen Burgund aber auch in der „neuen Welt“ (Kalifornien, Südafrika, Australien, Neuseeland) große Gewächse hervorbringt. Das junge Weingut verschreibt sich dem Motto „Dem Wein Zeit geben!“ und setzt dabei auf das Entfernen doppelter Triebe und dem Entblättern der dichten Laubwand an den Rebstöcken, um für eine maximale Sonneneinstrahlung zu Sorgen. Dickere Schalen, abgehärtetere Trauben sind die Folge. Das ergibt mehr Sonne, mehr Alkohol, und – nach eigener Aussage – weniger Pflanzenschutzmittel.

Der 2011 Chardonnay unfiltered von Peth-Wetz hat 14,3 % Alkohol, was für einen besonders lustigen 2. Weihnachtstag gesorgt hat! Außerdem 5,4g/l Säure und 0,7g/l Restsüße. Unter anderem hier für 13,80€/Flasche erhältlich.

Herzlichen Dank an Beate von Vinalia für die Erweiterung meines Horizonts. Ich liebe es, wenn meine Vorurteile widerlegt werden! 🙂

Für die Weinrallye #58 hat sich Thomas vom Winzerblog was Besonderes ausgedacht, bevor er aufbricht zu neuen Ufern: eine „alkoholische Wichtel-Variante„! Was für eine tolle Idee! Denn es gab keinerlei Vorgaben, so dass heute sicherlich die unterschiedlichsten Weinverkostungsnotizen gepostet werden. Ich spreche sicherlich für die gesamte Community, wenn ich mich bei Thomas für sein Engagement bedanke und alles Gute für die Zukunft wünsche. Ich jedenfalls bin schon gespannt, wo er wieder auftaucht!

Im Wichtel-Austausch habe ich Dorothée von Bushcook’s Kitchen einen im letzten Toskana-Urlaub entdeckten und eigen-importierten Chianti „Il Doccione“ vom Weingut La Croce der Fratelli Zari geschickt. Dazu habe ich hier zusammen mit einigen weiteren Toskana-Tipps und -Impressionen schon mal etwas geschrieben:

„Zwischen Castellina in Chianti und Poggibonsi liegt das Weingut La Croce der Fratelli Zari (…) Draußen dann unromantisch Stahltanks und landwirtschaftliches Gerät – aber sowas hält den “Profi” ja nicht ab. Zumal schon allerhand Italiener mit Plastikkanistern und großen Korbflaschen (!) ihren Einkauf erledigten – ein absolutes Gütezeichen. Denn die heimische Bevölkerung kauft keinen Mistwein. Wer mir nicht glaubt, muss mal bei Mellini drauf warten, bis ein “echter” Italiener vorbeikommt… Also: Rein in den Verkaufsraum, Weine getestet, mit gebrochenem Italienisch klar gemacht: Wir sind im Himmel! (…)

Einen “Supertuscan” gibt es auch – blöd sind sie ja nicht, die Chianti-Classico-Weingüter. Der “Il Doccione” IGT Rosso (9€/Fl.) aus Sangiovese, Merlot und Cabernet reift 15 Monate im Barrique und schmeckt deutlich komplexer als die einfacheren Roten.“

Der Il Doccione passt meiner Meinung nach wunderbar zu Pasta al Ragu, Ossobuco oder Wildschweinbraten – eben der typisch toskanischen Bauernküche. Da Dorothée eine hervorragende Köchin und Weinkennerin ist, bin ich gespannt, wie ihr der Wein gefallen hat. Ich warte jedenfalls nervös auf den Blog-Beitrag, der heute hier ab 12.30h veröffentlicht wird!

Euch allen wünschen der bEdW und ich einen guten Rutsch in ein glückliches Jahr 2013 und immer ein gutes Fläschchen Wein im Keller – dann kann auch im neuen Jahr eigentlich nichts schief gehen! Cheers!

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  1. Deine lieben Leser scharren schon mit den Hufen, deshalb der Hinweis, mein Blog ist pünktlich wie ein Uhrwerk und geht immer um 12:30 Uhr online :-).

    Und ich stelle fest, daß ich alles richtig gemacht habe…….

    1. Umgehend aktualisiert!

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