Belegte Brote – eine Liebe seit den Siebzigern!

Ich bin ein Fan von belegten Broten. Der Blog-Name ist ja kein Zufall! Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen: Julia sitzt mit Strumpfhose und Nicki-Pullover vor der „Muppets-Show“, in einer Hand ein Glas Kakao, in der anderen Hand ein Käse-Brot. Das Brot  belegt mit Camenbert, einer halbierten Gewürzgurke und garniert mit etwas Ketchup. Lacht nicht! Das waren die späten Siebziger und ich habe es geliebt!

Etwas älter haben wir beim Spielen und Rollschuh-Laufen nur kurz daheim Halt gemacht, um uns ein „Arbeiter-Brot“ zu holen: eine große Scheibe Brot, halbiert, mit Teewurst bestrichen und zusammengeklappt. Schwupp-diwupp waren wir wieder draußen. Richtig gelesen: Fette, undefinierbare Teewurst! Es waren die Achtziger, kein Mensch hat sich um Zusatzstoffe oder Fettgehalt gekümmert und es gab nur einen einzigen Allergiker pro Schulklasse!

Am Gymnasium gab es dann für 50 Pfennige ein Schokokuss-Brötchen, das damals noch – wir sprechen von den späten Achtzigern/frühen Neunzigern – einen deutlich weniger politisch korrekten Namen hatte.

Als Studenten entdeckten wir dann mit Lachs und Frischkäse belegte Bagels oder Ciabatta mit Parmaschinken und Rucola – das Millennium rückte näher, jeder fürchtete sich vor Y2K, da wollten wir wenigstens etwas „große, weite Welt“ essen, bevor alles in die Luft fliegt!

Das Millennium ist schon in der Pubertät und weder fliegen wir mit Flügel-Autos zur Arbeit, noch sind Aliens auf der Erde gelandet (sicher?!). Sicher ist nur: Zwischenzeitlich gehen mir belegte Brötchen schon mal auf den Nerv. Etwa dann, wenn ich viel unterwegs bin und mich an Bahnhöfen oder Flughäfen schnell mit Kohlehydraten versorgen muss. Zudem sind die meisten Varianten entweder völlig überteuert oder beschissen belegt – ich sage nur labberiger Salat und Matschtomate auf Klebschinken und Styropor-Käse.

Dabei ist ein schön belegtes Sandwich immer noch ein Hochgenuss – ob zum Frühstück, als schneller Lunch oder für’s Picknick beziehungsweise den Biergarten. Am besten schmeckt es mir dann, wenn ich die Zutaten selber aussuchen (oder herstellen) kann und weiß, dass ich keinen Schrott esse. Das sind halt die Zehner-Jahre: regional, saisonal, Food-gebloggt!

Mein jüngstes Highlight:


Dazu habe ich auf eine Mehrkorn-Semmel erstmal eine gute Schicht Rhabarber-Ingwer-Chutney gestrichen. Ein würziges Mango-Chutney aus dem Asia-Laden tut es aber auch, wenn man kein eigenes zur Hand hat.

Dann einige Blätter (selbst gezogener!) Kopfsalat. Darauf zwei Scheiben Pastrami (bekommt man beispielsweise bei Karstadt Perfetto), eine Scheibe Allgäuer Bergkäse und zwei Scheiben Tomate. Auf den Deckel kommen noch ein paar Spritzer Tabasco – und fertig ist das Super-Deluxe-Sandwich 2012!

Was kommt bei Euch auf’s Brot? Backt Ihr sogar Eure Semmeln selber?

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  1. Teewurst mag ich bis heute, gab’s die doch bei uns zuhause nie und ich musste mich aus fremden Kühlschränken bedienen!
    Bei mir zur Rappelkiste im Nickie mit Strumpfhose gab’s Leberwurstbrote mit Bananenscheiben und Kaba 😀

    Dank Schulkind gibt’s hier bis heute belegte Brote/Brötchen täglich, gern ganz klassisch mit Schinken und Käse, Gurke, Tomate und Salat. Geht immer 🙂

    1. Ich schmiere Brote bis heute, obwohl das Kind mittlerweile ausgezogen ist. Aber da gibt es noch P., der werktäglich Nachschub verlangt. Schon während seines Studiums wurde er von Kommilitonen oft gefragt und beneidet, ob er denn noch Zuhause wohnen würde. Andere Freundinnen haben nicht geschmiert, sei es aus feministischen oder anderen Gründen.

      Eine gute Stulle vermag die Seele zu streicheln.

  2. tominmuc says:

    Welch schöne Erinnerungen kommen in mir hoch, wenn ich an das Teewurstbrot und den Zitronentee meiner Mutter denke, die ich immer zu Ausflügen mitbekam. Die Kombination ein Bissen Teewurstbrot und einen Schluck Zitronentee zusammen im Mund verwirbeln ist unschlagbar!

    Das beschriebene Pastramisandwich ließ mir die Spucke im Mund zusammenlaufen. Klingt ja vorzüglich!

  3. Sind wir zusammen aufgewachsen? Käse-Brot, Arbeiter-Brot, Schokokuss-Brötchen…kommt mir alles sehr bekannt vor…schöner Blog, werde jetzt öfter mal vorbeischauen…allein schon weil ich auch belegte Brote LIEBE!

  4. Bei uns hieß das Schokokuss-Brötchen zwar Fortuna-Brötchen, aber was macht das schon!? Ich frage mich nur: Wie konnte sich soetwas offenbar überregional (?) durchsetzen und wie kommt man auf sowas? 😉

  5. Moose Lord says:

    Und unbedingt Senf auf die Teewurst!

    1. unbedingt! am besten düsseldorfer mostert 🙂

  6. @Heike Mir ist Teewurst mittlerweile etwas zu „undefinierbar“. Aber der Geschmack ist einfach ein einziger Kindheits-Flashback und unerreichbar

    @Astrid Wenn sich Feminismus darin ausdrückt, dass man dem Liebsten keine Stullen schmiert, ist das doch alles ein großer Schmarrn! Man bringt dem Herrn Gemahl doch auch gerne einen Kaffee ans Bett aus purer Liebe. Dafür übernimmt er dann den Weg zur Kfz-Zulassungsstelle. Aber ich schweife ab…

    @Tom Mit Zitronentee ist ja auch eine tolle Kombi. Etwa dieser Instanttee aus dem Granulat? Das habe ich immer heimlich so gelöffelt. Wie auch „Quench“ als Pulver viel besser war als aufgelöst im Glas

    @Schwiegermutter inklusive Scheint fast so, als wären wir zumindest eine Generation 🙂 Und danke gleichfalls: Habe mich gerade schon über eine neue Blog-Entdeckung gefreut!

    @Markus Schlimmes und/oder Billiges setzt sich immer durch. Kik, BubbleTea, Pizza Hut,… Wobei, die Schokoküsse aus dem Xocoatl Laden in Wiesbaden und dazu ein frisches, gutes Brötchen… Oh man…

  7. Ich lese hier schon länger begeistert und „still“ mit, aber bei meinem Lieblingsthema muss ich mich zu Wort melden 😉 Ich war auch so ein „Butterbrot-Kind“. Manchmal hat es schon eine Scheibe frischgebackenes Steinofenbrot (es gab noch eine alte Dame im Nachbarort, die echtes schwäbisches Landbrot buk) mit ganz viel salziger Butter gereicht. Teewurst gab es bei uns nicht, ich erinnere mich nur an Schwartenmagen. Den ich begeistert gegessen habe. Ach, Kindheit!

    1. Liebe Marla, unglaublich, wie viele neue Dinge ich heute kennenlerne. Bin direkt Deinem Blog und Deinem Pinterest-Board verfallen. Wie schön, dass Du Dich heute mal gemeldet hast. Ich verrate auch gleich ein Geheimnis: Wenn ich als Kind frisches, noch lauwarmes Brot beim Bäcker gekauft habe (so ein 2-Pfund-Laib), dann habe ich immer direkt in den Laib reinbeißen müssen. Da konnte ich NIE warten, bis es daheim eine Scheibe gab. *kicher*.

  8. Schinken, Salami und Käse. Das sind nur drei Zutaten. Davon wurde uns aber noch nie langweilig. Salatblätter lieber nicht. Die erinnern mich an die Hamburgerkette.

  9. Barbara says:

    (-; wir sind aus der selben Generation.
    Ich liebte (und liebe) Brot mit Käse, vor allem Camembert und heissen Kakao dazu!! Vor allem auch Salamibrot mit Kakao ist super! Lebe seit 10 Jahren in Spanien und belegtes Brot ist was von den wenigen Dingen, die ich aus der Deutschen Küche echt vermisse. Aber ich mache sie mir auch hier, wenn ich mal gescheites Brot bekomme!!

  10. @Robert Ach, so selbst gezogener Salat schmeckt schon lecker aufs Brot. Oder Tomate. Oder Rucola. Oder oder oder… Ich könnt‘ schon wieder!

    @Barbara Scheint tatsächlich eine Generationensache zu sein, wenn ich mir so die Kommentare anschaue. Meine nach England ausgewanderte Schwester hat auch fast vor Freude geheult, als die erste German Bakery in der Nachbarschaft eröffnet hat. Teewurst und Bierschinken gibt’s dann im Care-Paket aus Deutschland. „German Abendbrot“ ist halt doch „very typical“ 🙂

  11. Frisches Brot mit Teewurst, diese Phasen hab ich heute noch manchmal 🙂 Dein Sandwich ist der Knaller, danke für die tolle Kombination!

  12. Ich bin in einer (zum Glück liberalen) Achtziger Jahre-Ökofamilie groß geworden. Die frisch gebackenen Dinkelbrötchen meiner Mutter waren schon früher der Knaller, aber Abendbrot bei meinem besten Freund mit Graubrot, Teewurst und Schmelzkäse hatte trotzdem einen ganz besonderen Reiz….:-)
    Ab und an baue ich mir ein „Sandwich“ aus knusprig getoastetem Brötchen, Krautsalat, gekochtem Schinken und altem Gouda (der Knaller!), sonst gehöre ich eher zur schlichten Käsebrotfraktion.

    Herzige Grüße von der Hattifnatte, die hier schon länger sehr gern liest

  13. @juniwelt Aber gerne doch. (Und manchmal muss es heute noch Teewurst sein. Gerne auf frisch getoastetem Brot. Das schmilzt das dann so schön…)

    @hattifnatte Oh SCHMELZKÄSE! Den hatte ich fast vergessen. Es gab die immer in so runden Verpackungen als kleine aluverpackte Ecken. Salami und Champignon waren sofort weg. Der pure Sahnekäse blieb immer übrig! Und was ist an einem Käsebrot bitte schlicht? Ich LIEBE Käsebrot 🙂 Schön, dass Du hier öfter vorbeischaust. Ich freu‘ mich!

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