If it swims, I eat it! Jede Menge Krustentiere und ein feiner Artischockensalat

Ihr habt vielleicht schon bei Alice gelesen, dass wir zusammen beim Krustentier-Workshop der Deutschen See waren. (Unbedingt den Ton anstellen, wenn Ihr die Webseite besucht. Meer-Fans wie ich bekommen dann sofort Sehnsucht!)

Im Gegensatz zu Alice liebe ich alles, was im Meer lebt und sich zum Essen eignet, ob Nordseekrabben, Muscheln, Austern, Seeigelrogen – if it swims, I eat it!

Deswegen habe ich mich über die Einladung zum Kochworkshop auch richtig gefreut. Zum Einstieg gab’s ein bissl Theorie, was wirklich interessant war. Wer beispielsweise wissen will, was sich hinter den Kürzeln auf den TK-Packungen verbirgt, kann hier nachschauen.  Auch ein Meeresfrüchte-Fan wie ich konnte da noch jede Menge lernen! Kleine Kostprobe? (Vegetarier lesen jetzt vielleicht besser nicht weiter!)

  • Die dicken Taschenkrebse, die wirklich imposant aussehen und sogar ziemlich schwer sind, werden in nur zehn Minuten gar. Oder wie es die Profi-Köche ausdrücken: „Durch die Augen geht das schnell!“ (Ok, lieber nicht drüber nachdenken…)

  • Flusskrebse werden am Durch-die-Küche-Krabbeln gehindert, indem man das Licht ausmacht (blöd, wenn man das Essen vorbereiten muss) oder einfach eine Schüssel über die kleinen Kerle stülpt.

  • Jakobsmuscheln, die aus Norwegen stammen, haben einen Clip an der Schale und zeichnen sich dadurch aus, dass sie von Tauchern „gepflückt“ werden. Dadurch sind sie eben nicht voller Sand wie die Muscheln aus anderen Regionen. Diese werden nämlich mit Schleppnetzen vom Meeresboden abgegrast. Da die Muschel sich festhalten bzw. fliehen will, öffnet sie die Schale und lädt somit jede Menge Sand ein – das ist nicht nur umständlich beim Säubern, sondern sorgt auch dafür, dass man mehr zahlt. Denn Sand ist ja schwer, gell?!   

  • Die knallroten Carabinieri sind die aromatischsten kleinen Scheißer, die ich je in Garnelenform zu mir genommen habe. Einfach nur in Öl und Knoblauch geschwenkt waren sie zum Niederknien. Dummerweise kosten sie etwa 70 Euro das Kilogramm. Vielleicht mal was für das Sylvester-Buffet mit gaaaanz lieben Freunden.

  • Hummer wird schon bald nicht mehr lebend angeboten werden, da die Aufbewahrungsbedingungen nicht artgerecht sind. Vorgekochter und tiefgekühlter Hummer ist aber oft keine Alternative, weil das Fleisch bei der Weiterverarbeitung schnell trocken oder faserig wird. Profi-Köche meiden deshalb oft den Hummer, da sie weder das Tier töten noch mit mittelmäßigem Fleisch arbeiten wollen. Eine Alternative könnte der so genannte „High Pressure Lobster“ werden. Dabei wird bei einem Hummer direkt nach dem Fang in einer speziellen Kammer durch Unterdruck das Zellsystem lahmgelegt und das Tier in Sekunden getötet, anschließend tiefgefroren. Gleichzeitig sorgt der Unterdruck dafür, dass sich das Fleisch von der Schale löst, so dass die Zubereitung deutlich einfacher und das Ergebnis ebenso zart wird wie beim lebend ins Wasser geschmissenen Hummer. Mit Unterdruck getöteter, roher und entschälter Hummer sieht dann so aus (die Zubereitung bleibt natürlich trotzdem eine Gewissensfrage, die jeder für sich selbst beantworten muss): 

  • Auch selbstbewusste Männer stellen sich mitunter etwas deppert an, wenn sie zum ersten Mal eine Auster öffnen sollen. Manchmal ist es einfach toll, ein Mädchen zu sein! 🙂

Aber natürlich wurde auch gekocht! Besonders schön war, dass man auch alles mal roh und pur probieren konnte. So bekam man ein bisschen mehr Ahnung vom jeweiligen Eigengeschmack und den feinen Unterschieden der Krustentiere. Absolut gigantisch war natürlich der Monster-Hummer-Fonds aus all den Carcassen, die so angefallen sind.

Den Fonds hätte ich am liebsten pur getrunken.

Bei all dem Eiweiß tat es gut, dass es zwischendruch etwas „Neutralisierendes“ als Beilage zu essen. Wirklich gigantisch lecker war der Artischockensalat, bei dem ich mitmachen durfte. Das Rezept wurde mir netterweise nachträglich noch von der Agentur zur Verfügung gestellt (Danke!).

Ihr braucht für etwa 4 Portionen:

3 große frische Artischocken (fertige Artischockenböden sind der halbe Spaß!)

100 g Rote-Zwiebel-Würfel

150 ml Olivenöl
80 ml alter Balsamico-Essig

Zitronensaft

Frische Kräuter nach Geschmack

Kresse (viel Kresse!)

Salz

Pfeffer

Zucker

Optional: Garnelen, Thymian, Knoblauch

Und so geht’s:

Um an die Böden der Artischocken zu gelangen, etwa 3 bis 4 Lagen der äußeren Blätter abbrechen, danach mit einem scharfen Messer den Boden von den Blütenblättern trennen. Der Schnitt sollte etwa 4 bis 5 Zentimeter vom Stielansatz erfolgen. Mit einem Löffel die holzigen Fasern, das sogenannte Heu, abschaben, bis das Fruchtfleisch freiliegt. Anschließend den Rand, der durch das Abbrechen der Blätter uneben geworden ist, mithilfe eines Gemüseschälers in Form bringen.

Die rohen Artischockenböden von beiden Seiten auf einem Grill ca. 8 bis 9 Minuten garen (alternativ: Grillpfanne). Währenddessen die Marinade vorbereiten.

Dazu die Zwiebelwürfel mit 100 ml Olivenöl, dem Balsamico-Essig und einem Schuss Wasser in einer Schüssel verrühren und mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft und Zucker würzen. Danach die gegarten Artischockenböden sehr dünn aufschneiden und in die Marinade legen.

Anschließend noch frische Kräuter und Kresse dazugeben und vorsichtig vermengen. Bei Bedarf noch einmal mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft und Zucker abschmecken.

Wer mag, kann dazu Garnelen in einer Pfanne mit dem restlichen Olivenöl, Salz, Pfeffer, Thymian und Knoblauch 3 bis 4 Minuten garen.  

Zum Schluss den Salat auf Tellern anrichten. Dazu passt Baguette.

Übrigens: Falls Ihr gerne schwimmt, passt gut auf! Es könnte sein, dass ich blitzschnell zubeiße 🙂

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  1. Hey Julia, ich muss gerade etwas schmunzeln, weil wenn man Deinen Beitrag so liest, merkt man total wie sehr Dich diese ganzen Dinge begeistern! Klasse! 🙂 achja Artischocken mag ich auch ned *lach* aber Du hast die wirklich perfekt zerlegt *g*

    LG Alice

  2. Tihihi, meine Kollegin würde völlig ausflippen, wenn sie das lesen würde – und Dir lange Moralpredigten halten. 🙂 Ich stehe selbst auf Kriegsfuß mit der „klassischen“ Tötungsmethode und muss außerdem immer an die Szene aus „Julie & Julia“ denken: Lobster killer, lobster killer! 😀
    Aber köstlich sind die kleinen Biester ja schon und ich denke, in dem Fonds hätte ich baden mögen!

  3. @Alice: Ich finde auch, dass ich die Artischocke ziemlich am Wickel hatte. Hätte nicht gedacht, dass das so viel Kraft kostet 🙂

    @Katharina: Oh je, das ist echt eine Moralfrage. Aber diese Unterdruck-Methode fand ich ganz einleuchtend. Mei, Tiere schlachten ist nie schön…

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