Wenn schon Berge, dann bitte Weinberge: Unterwegs zwischen Schloss Vollrads und Schloss Johannisberg

„Folge dem Gral…“

Trotz meiner zehn Jahre in München bin ich nie ein Berg-Fan geworden. Ich bin und bleibe ein See-Mensch und mag es nicht, wenn mir Stein den Blick auf den Horizont verstellt. Die Alpen als Panorama im Hintergrund sind ok. Aber raufkraxln muss ich deshalb ja noch lange nicht. Lieber stundenlang am Meer entlangspazieren… Ich glaube, die Menschheit ist immer ganz leicht in 2 Gruppen einzuteilen: Berg- oder See-Urlauber, Nachtisch- oder Käse-Gang-Esser, Auf-dem-Klo-Leser oder Klo-Lese-Verweigerer, Milch- oder Fruchteisfans… Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Aber wenn es dann halt doch mal Berge sein müssen, sollen sie wenigstens zu was nütze sein. Sprich: WEINberge! Die liegen neuerdings ja vor unserer Haustür.

Und falls der Oktober noch ein paar goldene Herbsttage bereithält, möchte ich Euch die kurze Rheingau-„Wanderung“ (= Spaziergang!) zwischen Schloss Vollrads und Schloss Johannisberg wärmstens empfehlen.

Schloss Vollrads ist eines der ältesten Weingüter der Welt und seit dem Freitod des letzten Grafen Mattuschka-Greiffenclau in Besitz einer Bank (was sonst – wir sind hier im Frankfurter Einzugsgebiet!!). Die Bank, das muss man allerdings zugeben, hat das Weingut vor dem Bankrott und der Übernahme russischer Oligarchen bewahrt, so dass es auch weiterhin – in Teilen – der Öffentlichkeit zugänglich ist. Und das freut den Weinfreund! Es lohnt sich in jedem Fall, sich die wechselvolle Geschichte des Weinguts zu Gemüte zu führen. Die Tradition des Wein-Machens reicht viele hundert Jahre zurück und macht die Schlösser zu spannenden Ausflugsorten. Website und Wikipedia sind gute Quellen zum Einstieg.

Parkplätze stehen an beiden Schlössern zur Verfügung, so dass sich von hier aus prima zu einem wunderbaren Spaziergang durch die Weinberge starten lässt. (Da es ziemlich hügelig ist und auch die Wege manchmal nur aus Geröll bestehen, empfehlen sich mindestens Turnschuhe. Auch mit dem Kinderwagen hat man wahrscheinlich wenig Freude… )

Mit herzzerreißendem Blick auf den Rhein und Weinstöcke bis zum Horizont sowie niedliche Fachwerk-Dörfchen…

…kann man in etwa 30 bis 45 Minuten das zweite berühmte Weingut des Rheingaus erreichen: Schloss Johannisberg, wo angeblich die Spätlese „erfunden“ wurde. Auch hier ist die Wikipedia ein guter Einstieg in die Geschichte der Anlage. (Von wo nach wo man startet, ist natürlich egal. Wir haben in Vollrads geparttk, sind nach Johannisberg gelaufen, machten dort ein Päuschen, gingen dann gemütlich zurück und haben in Vollrads noch mal Halt gemacht, um bei Flammkuchen und Wein den Tag ausklingen zu lassen…)

Natürlich bieten beide Weingüter Ausschank der eigenen Gewächse, Vinothek zum Einkaufen und Einkehr in die hauseigenen Restaurants. (Warum sonst, glaubt Ihr, wandern wir 45 Minuten durch Weinberge???) Es mag im Rheingau bessere Rieslinge geben und auch die Vermarktungsmaschinerie der beiden Berühmtheiten finanziert man natürlich mit – dennoch, die gepflegten Anlagen und natürlich der wunderbare Blick über Weinhänge runter zum Rhein lässt sogar vergessen, dass die Schänke auf Schloss Johannisberg durch den unsäglichen Käfer betrieben wird…

Und wer mit Kloster Eberbach, Schloss Vollrads und Schloss Johannisberg die „Big Three“ des Rheingaus kennengelernt hat, kann sich getrost daran machen, die vielen „kleinen“ Winzer zu entdecken, die vielleicht weniger Marketing, dafür aber auch vielfach wunderbare Weine machen.

Hier ein paar Impressionen von unserem Gang durch die Weinberge:

Der „Gral“ weist den Weg. Das Zeichen gibt Wanderern Orientierung, die auf der Riesling-Route unterwegs sind. Zu entdecken gibt es jede Menge:

Angekommen auf Schloss Johannisberg nimmt einem der Blick den Atem. Ich kann mich jedenfalls nicht satt sehen daran:

Und wie schön, dass es auch gleich was zu trinken gibt 🙂

Zurück in Schloss Vollrads wähnt man sich direkt in einem Märchen der Gebrüder Grimm – ebenfalls berühmte Hessen!

Ich will nicht ausschließen, dass Dornröschens Schloss tatsächlich mit Wein umrankt war. Dann hieße es zwar Dornweinchen… Aber wer will so kleinlich sein?

Kennt Ihr noch das Brettspiel „Sagaland“? Ich glaube jedenfalls, dass sich unter den Kugelbäumchen die 7 Zwerge verstecken. Nach ausreichend Riesling kann man die sogar sehen 😉

Rhein – Wein – Glücklich sein… Geht ganz einfach im Rheingau! Schaut doch mal vorbei…

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  1. Manu Hildebrand says:

    der Käfer betreibt die Johannisberg-Schenke? Kriegt der niemals nicht genug? *schnappatmung

    1. Ja, unfassbar. Und das Kurhaus in Wiesbaden… Was die immer alle an dem finden…

  2. haha, vielleicht sollte ich meinem Freund vorschlagen, die nächste gemeinsame Mountainbiketour auf einen Weinberg hoch zu machen – das würde mich doch stark motivieren 🙂

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