„Nobody puts Baby in a corner!“ – Tomatenketchup selbst gemacht.

Was hat „Dirty Dancing“ mit Ketchup zu tun? Ok, der Bogen, den die Headline spannt, ist etwas erklärungsbedürftig. Los geht’s:

Es gibt Filme, die wirklich nicht zu den besten, innovativsten oder sonstwie bemerkenswerteren gehören, aber trotzdem eine ganze Generation prägen. Leider wurde meine Generation ausgerechnet von „Dirty Dancing“ geprägt, was nicht gerade ein Highlight der 80er Jahre Filmkultur war und auch nicht für meine Generation spricht. Trotzdem kennt ihn eigentlich jede(r) meines Alters. Ich habe damals meine kleinen Geburtstagsgäste ins ortsansässige Kino eingeladen. Und ich wette, dass sogar meine Mutter Spaß hatte, die als erwachsene Begleitperson mit uns im Kino war.

Legendär sind vor allem auch einige Szenen geworden. Etwa die, in der Patrick Swayze mit Jennifer Grey im See die Hebefiguren für den großen Tanz übt. Totaler Schwachsinn, aber wer hat das nicht im Freibad ausprobiert? (und ist kläglich gescheitert…) Oder die Zitate wie „Das ist mein Tanzbereich…“ – wird heute noch gerne genommen, um Schreibtische als Hoheitsgebiet zu markieren, allerdings von jüngeren Kolleginnen nur noch mit verständnislosem Fragezeichenblick quittiert.

Naja, und dann natürlich: „Nobody puts Baby in a corner!“ Ich weiß gar nicht mehr, wie das in der deutschen Version hieß. Aber das Zitat ist legendär und wird immer dann verwendet, wenn jemand außen vor bleibt, zur Seite geschoben wird oder ähnliches.

Der Bogen ist jetzt ziemlich weit gespannt, ich gebe es zu. Aber der eigentliche Auslöser, der mich an „Dirty Dancing“ erinnert hat, war…Tatatataaaaaaaaaaaa…unser Grill!

Wir haben erstmals einen eigenen Grill. Und können ihn sogar benutzen! Während wir in den letzten Jahren immer viel zu viel Rücksicht auf Nachbarn genommen haben, können wir nun endlich nach Herzenslust grillen, ohne andere zu belästigen. Hurrah! Weil aber unser Weber-Grill die kleinere Variante ist, wie ein Baby von den großen Webers aussieht, neben denen er im Baumarkt stand, und er auf unserer Terrasse in der Ecke steht, musste ich gleich an „Nobody puts Baby in a corner“ denken.

So, und jetzt, wo es endlich ums Grillen geht, kann ich auch vom neuesten Coup erzählen: hausgemachtem Tomatenketchup.

Geht easy-peasy und schmeckt so fruchtig lecker! Damit fangt Ihr den Sommer ein, weil es momentan doch so superschöne Tomaten gibt. Oder Ihr esst alles gleich noch diese Grill-Saison!

Für 2 mittlere Schraubgläser und 2 kleinere Fläschchen habe ich folgende Zutaten genommen:

1 gutes Kilo vollreife, aromatische Tomaten (ein Hoch auf Gärtnerei Stoll vom Wiesbadener Wochenmarkt und ihre herrlichen, teils historischen Tomatensorten sowie die gute Beratung. Die empfohlenen Sorten waren perfekt für das Ketchup!)

4 Stangen Staudensellerie mit Blättern (am besten die weichen Stengel aus dem Inneren)

1 Zwiebel

4 Nelken

6 Pfefferkörner

5 Scheiben Ingwer

20 gr brauner Rohrzucker

2 TL Salz

1 Rosmarin-Zweig

3 geschälte Knoblauchzehen

4 TL Fruchtessig (z.B. Himbeeressig)

Pimentpulver (ca. 1 TL)

Cayennepfeffer (je nach gewünschter Schärfe, etwa 1 TL)

Paprikapulver scharf (je nach Geschmack, etwa 1 TL)

Insgesamt müsst Ihr mit gut 2 Stunden Zubereitungszeit rechnen. Das meiste geht aber für das Köcheln drauf.

Die reifen Tomaten werden gehäutet und der Strunk rausgenommen. Wenn die Tomatensorte viele Kerne hat, könnt Ihr diese auch wegmachen. Die Tomaten dann grob hacken und in eine große, hohe Pfanne geben. Die Selleriestangen säuber und samt Blättern in nicht zu dicke Scheiben schneiden und in die Pfanne werfen. Die Zwiebel so schälen, dass sie oben und unten noch zusammenhält und mit den Nelken spicken. Die gespickte Zwiebel, den Rosmarin, die Pfefferkörner und die Ingwerscheiben (geschält) in ein Mullsäckchen oder einen Teefilter geben und ebenfalls in die Pfanne hängen. Jetzt noch die übrigen Zutaten in die Pfanne geben und fertig ist die Laube. 

Jetzt alles in der geschlossenen Pfanne bei hoher Hitze zum Kochen bringen und dann etwas runterschalten. Die Sauce kann immer mal umgerührt werden und ansonsten ca. 1,5 Stunden vor sich hin köcheln.

Nach dieser Zeit das Mullsäckchen entfernen und die Sauce in einen Mixer geben, gut durchpürieren.

Die sämige Sauce nun wieder zurück in die Pfanne schütten und noch mal für etwa 15 min köcheln lassen. Abschließend noch mal kräftig mit Salz und eventuell Zucker abschmecken. Die heiße Sauce schmeckt intensiver als sie es dann als kaltes Ketchup tut, so dass man ruhig etwas heftiger würzen kann.

In Gläser oder Flaschen abfüllen und verschließen. Soll im Kühlschrank etwa 2 Wochen oder länger halten. Schaun mer mal…

Das Ketchup ist – je nach Tomatensorte – sehr fruchtig und nicht so pappig süß wie das aus der Flasche. Außerdem kann man es super als Basis für Pasta-Saucen verwenden, etwa Frutti di Mare.

Und natürlich passt es zu allem Gegrillten, wie etwa Rumpsteak. Die Steaks mariniert der bEdW mit Olivenöl, etwas Knoblauch, einem Löffelchen Heinz-Steaksauce (oder eben dem homemade Ketchup), Salz und einem Spritzer Tabasco:

Wir hatten Rumpsteaks, gemischten Salat (noch mehr Tomaten!) und Folienkartoffeln. Dafür kocht Ihr einfach mittelgroße Kartoffeln mit (geputzter) Schale in Wasser, bis sie fast gar aber noch nicht ganz fertig sind. Abschütten, in der Mitte aufschneiden und etwas Rosmarin, Thymian und Meersalz dazugeben, wieder zusammendrücken und in Alufolie einwickeln. Die Päckchen könnt Ihr dann in die Glut des Grills legen, bis das Fleisch gar ist. Sobald man das Päckchen öffnet, riecht es herrlich nach den Kräutern…

Und auch wenn der Baby-Weber-Grill bei uns in der Ecke steht, spielt er doch trotzdem eine oscarreife Hauptrolle in diesem verregneten Sommer!

(PS: Das Basisrezept für das „Tangy Tomato Ketchup“ stammt übrigens aus dem tollen Buch „Pickles, Relishes & Chutneys“ von Catherine Atkinson, aus dem ich schon mal den Champagner-Estragon-Senf gemacht habe. Allerdings habe ich die Gewürze etwas ergänzt…)

Join the Conversation

  1. Die Tomaten von Stoll sind sagenhaft! 🙂
    Probiere auch mal die von der Domaine Mechthildshausen, diese sind ebenfalls wunderbar aromatisch. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie oft wir vielleicht in den letzten 3 Wochen auf dem Wiesbadener Markt aneinander vorbei gelaufen sind. 😉

  2. Ich habe die Melonen getragen.. 😉 Auch so ein Dirty Dancing Klassiker… :-))

    Hach, das werde ich mir direkt bookmarken, denn bald sind hoffentlich die San Marzano reif, die Schwiegervater für uns angepflanzt hat. Oder ich kauf gleich direkt schöne bunte Demeter-Tomaten auf dem Wochenmarkt. Immer diese Entscheidungen *kicher*

  3. @Tina: Die Tomaten sind derzeit perfekt dafür. Aber unbedingt das Ketchup nochmal ordentlich abschmecken, sonst ist es in kaltem Zustand etwas fad.

    @Astrid: Ja, mei. Wie die Königskinder. Dafür gehe ich heute mal zum Gewürzmüller auf Deinen Tipp hin. Bisher hat mich das Gewürzmischungsgedöns vor der Tür immer etwas abgeschreckt…

  4. In der deutschen Synchro lautete der Satz eher unspektakulär „Mein Baby gehört zu mir!“, wenn ich mich richtig entsinne. („Ich habe eine Wassermelone getragen“ gehört bei uns allerdings auch zum festen Sprachprogramm.)

    1. Hm… wie so oft eher uninspiriert übersetzt, oder?

  5. Manu Hildebrand says:

    oooh, der hört sich lecker an! Ich hab gerad am WE auch welchen selbst gemacht für Burger, den hier: http://whatkatieate.blogspot.com/search/label/Pasta. worth a try 🙂

    Busserl in die Heimat

  6. Jajaja … meine Freundinnen und ich beömmeln uns heute auch immernoch regelmäßig über den Melonenspruch. Und wenn eine von uns es mal wieder zufällig geschafft hat, sich vor dem tollsten Typen wie ein totaler Dämel zu benehmen, raunen ein paar Mädelstimmen von hinten im Chor „Ich habe eine Melone getragen …“ Toller Grill, übrigens. Unter her Haube kann man auch sehr gut räuchern. Hast Du das schon ausprobiert?

  7. @Manu: Toller Tipp und Bussi zurück. Wann bist’n mal wieder in der Ecke?

    @Mel: Ja, das mit den Melonen scheint noch viel mehr hängen geblieben zu sein. Dann muss ich dringend mal was mit Melonen machen 😉

Schreibe einen Kommentar zu Pølser oder: Hot Dogs mit hausgemachten Brötchen – Germanabendbrot Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Close
© Copyright germanabendbrot.de
Impressum - Datenschutz
Close