Rheingauer Weinwoche: Zwei Favoriten gibt es schon!

Noch bis zum 21. August feiert der Rheingau seine Weine und sich selbst. Vom Wiesbadener Schlossplatz über das gesamte Dern’sche Gelände reihen sich Stände und Buden der Rheingauer Winzer, durchmischt von Flammkuchenbäckern, Fischbrötchenbelegern oder – dem diesjährigen Publikumsliebling – Kartoffelschlangenfrittierer. Und das Beste: Das Ganze findet mehr oder weniger in unserem „Vorgarten“ statt 🙂

Wir haben 5 Jahre in unmittelbarer Nachbarschaft zur Münchner Wiesn (aka Oktoberfest aka größtes Massenbesäufnis der Welt) gewohnt, was oft witzig und schön war – und manchmal eklig. Witzig immer dann, wenn wir beim Frühstücken schon die fröhlich-ängstlichen Schreie der Achterbahnfahrer hören konnten oder uns über Touris in 5-Euro-Dirndl und albernen Hüten lustig gemacht haben. Schön immer dann, wenn ich während der Aufbauphase meine Laufrunden um die Theresienwiese gedreht habe und zuschauen konnte, wie die Bier“zelte“ wuchsen Und eklig leider auch, weil die Nachbarschaft zur Wiesn bedeutete, dass Passanten ihre Körperflüssigkeiten gerne in der Hofeinfahrt zurückließen oder im Bier-Koma aufm Bürgersteig lagen.

Wir sind also allerlei gewohnt, wenn es darum geht, in direkter Nähe zu Festen zu wohnen, die dem Alkohol frönen… Aber natürlich ist das Wiesbadener Weinfest viel, viel kleiner, deutlich entspannter und null-komma-null auf Jahrmarkt ausgelegt. Die Musik wird um 22 Uhr abgedreht und torkelnde Touris habe ich bisher auch noch nicht entdeckt. Umso schöner, wenn man einfach mal runter gehen und sich für kleines Geld in kleinen Probiergläschen durch das Angebot der rund 100 ausstellenden Winzer testen kann: Das Glas 0,1l kostet zwischen 1,50 und 3 Euro. Ausgeschenkt werden in erster Linie unzählige Riesling- und Spätburgunder-Varianten, aber auch Weißburgunder, Chardonnay und andere Sorten.

Meiner Meinung nach völlig unterschätzt werden im internationalen Vergleich deutsche Riesling-Sekte. Sie sind oft hervorragend ausgewogen, leicht und spritzig und überwiegend bezahlbar. Wer deutschen Sekt auf „Söhnlein brillant“ und „Henkel trocken“ beschränkt, ist selber schuld!

Ich habe jedenfalls einen wahnsinnig guten Sekt beim Weingut F. B. Schönleber (sic!) entdeckt, wo man zudem noch äußerst charmant und freundlich beraten wird – meine derzeitige absolute Nummer 1 auf der Rheingauer Weinwoche. Jedenfalls ist der Schönlebers Hardliner ein extra brut, den die Produzenten selber als „kompromisslos trocken“ bezeichnen – und das bei sehr geringer Säure, so dass selbst säureempfindliche Mägen wie meiner auch nach einem zweiten Gläschen nicht rebellieren. Er ist sehr frisch, knackig trocken mit einer leichten Fruchtigkeit und schöner Perlage. Die 0,75l-Flasche kostet ab Gut 12,10 Euro – ein absolut fairer Preis, wenn man bedenkt, was zum Teil für Prosecco oder gar Champagner aufgerufen wird.

Ich will gar keine Champagner-Sekt-Diskussion lostreten. Aber wer solche Sektkellereien vor der Haustür hat, muss nicht zwingend auf die Franzosen zugreifen, die neben zugegebenermaßen vielen phantastischen Tropfe, manchmal leider auch überteuerte Plörre produzieren. 

Leider lasse ich mich ja oft von Etiketten und fancy Marketing-Ideen blenden. Wer aber auch den kleineren, unscheinbaren Ständen am Rande eine Chance gibt, kann echte Perlchen entdecken. Gerade weil ich mit den sehr säurehaltigen Rieslingen (und zum Glück gibt es auch andere) auf Kriegsfuß stehe, habe ich mich über einen feinherben Auxerrois vom Weingut Ernst Rußler gefreut, den 2010 Rauenthaler Steinmächer (7 Euro/Flasche). Ich muss zugeben, dass mir die Rebsorte bisher völlig unbekannt war. Deshalb freut mich die Entdeckung diese säurearmen, feinherben leichten Weißen so sehr. Mit der Fruchtigkeit, die aber nie ins Liebliche geht, kann er ein super Begleiter zu Käse sein.

Ich freue mich schon auf weitere Entdeckungen und halte Euch auf dem Laufenden. Und falls Ihr auch vor Ort seid, sagt doch mal Bescheid.

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  1. Ist ja witzig, da bist Du am Stand des Winzers gelandet, für den ich seit einigen Jahren die Printmedien der Geschäftsausstattung gestalte. In Rauenthal, dort wo das Weingut Rußler Zuhause ist, habe ich kurze Zeit gelebt. Die haben dort oben einen schönen Weinstand und ne bomben Aussicht von der Bubenhäuser Höhe.

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