Heimatgefühle: Hessischer Kartoffelsalat

Der letzte Post hier im Blog handelte von toskanischem Soulfood. Manchmal streicheln aber auch ganz andere Dinge die Seele: Zum Beispiel Rezepte aus der Heimat, die man automatisch mit Kindheit verbindet (wie im Post zur Grie Soß). Für Kartoffelsalat gibt es wahrscheinlich ebensoviele Rezepte wie es Hausfrauen gibt. Aber natürlich gilt auch hier wieder, dass der einzig Wahre von meiner Oma stammt und über meine Mutter an mich weitergegeben wurde. Dazu einige Frankfurter (keine Wiener!!) Würstchen, ein Glas Äppelwoi (Danke an meinen Chef für die mitgebrachte Flasche!) ausm Bembel und schon fühl‘ ich mich wie daheim.

Zutaten für den Kartoffelsalat:

Für 3 Personen rechnet man mit ca. 1 kg festkochende Kartoffeln (Bamberger Hörnchen, Galatiner/Sieglinde, Leila, oder – wie in unserem Fall – eine rosaschalige, französische Sorte)

Etwas gewürfelter Schinkenspeck (wer’s vegetarisch mag: Etwas Pflanzenöl für’s „Glitschige“ bereithalten)

1 große Zwiebel

1 Tasse Gemüse- oder Rinderbrühe

Salz, Pfeffer

7 EL Essig (stinknormalen – kein Wein- oder Kräuteressig!)

1 EL mittelscharfen Senf (das ist meine Variante u. meine Ma schlägt sicher gleich „die Hän‘ überm Kopp zusamme“)

Schnittlauch und Petersilie

Bei den wenigen Zutaten versteht sich von selbst, dass von der Qualität der Kartoffel einiges abhängt. Also unbedingt eine aromatische Sorte verwenden. Festkochend ist wichtig, ansonsten geht, was gefällt.

Und so wird’s gemacht:

Kartoffeln (mit Schale) im Idealfall schon am Vortag kochen, schälen und mit einem Tuch zugedeckt an einem kühlen Ort (nicht im Kühlschrank!) aufbewahren. Wer soviel Zeit nicht hat, kann die Kartoffeln morgens kochen, um sie abends zu verarbeiten. Wenn sie zu frisch sind, zerfallen die Scheiben zu schnell. Wem das nichts ausmacht, der kann auch – wenn es schnell gehen muss – die Kartoffeln kochen, abkühlen lassen und gleich weiter verweden. Perfekt und „original“ ist aber mit das Kochen am Vortag 🙂

1 Tasse Gemüse-/Rinderbrühe ansetzen und den Senf darin auflösen, Zwiebeln fein, fein, fein hacken. Schinkenspeck sehr fein würfeln. Schnittlauch und Petersilie ebenfalls sehr fein hacken. Schinkenspeck in einer Pfanne zusammen mit den Zwiebeln anbräunen aber nicht knusprig werden lassen – zur Seite stellen.

Jetzt die geschälten, abgekühlten Kartoffeln in möglichst dünne Scheiben schneiden (hier freut sich, wer die Kartoffeln über Nacht hat stocken lassen :)). Das geht am besten in einer großen Schüssel und Lage für Lage. Also erstmal soviel schneiden, dass der Boden bedeckt ist. Dann mit Salz, Pfeffer, Essig und einem Schluck Brühe würzen. Dann wieder eine Lage Kartoffeln in Scheiben schneiden, würzen. Kartoffeln, würzen usw. bis alles aufgebraucht ist.

Zuletzt den Schinkenspeck (oder 2-3 EL Pflanzenöl) und die Zweibeln drüber geben. Jetzt muss das ganze gemischt werden! Damit die dünnen Scheiben nicht zerbrechen, lässt man den Kartoffelsalat am besten von einer Schüssel in eine andere gleiten – und zurück. Macht etwas mehr Arbeit und dreckiges Geschirr, hat sich aber seit mindestens 3 Generationen bewährt.

Zum Schluss Schnittlauch und Petersilie drüber geben, damit das Ganze auch für’s Auge schön aussieht und ein bisschen mehr Frische bekommt.

Der Kartoffelsalat sollte unbedingt etwas ziehen, bis zum Schluss die ganze Brühe aufgesogen ist. Wer dafür die Zeit nicht hat, gießt die überschüssige Brühe ab oder verwendet von Anfang an etwas weniger.

In einer moderneren Variante kann man natürlich auch Rucola unter den Salat heben oder mit Olivenöl hantieren. Das schmeckt dann aber nicht mehr nach hessischer Kindheit und passt auch nicht mehr ganz so gut zum Äppelwoi.

Guten Appetit! Und lasst mal hören, was Eure Kindheitsrezepte sind. Ich freue mich über Eure Ideen.

PS: Pünktlich zum Bundesligastart nächste Woche wird das Heimatgefühl ordentlich auf die Spitze getrieben. Vielen Dank an meinen Papa Peter für „Stöffche aus de Dos'“ (Äppelwoi mit Wasser gespritzt aus’m Eintracht-Fan-Shop) und ’nem Eintracht-Schal!

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  1. sarahemily says:

    Also als Kind einer irischen Mama, habe ich ein besonders inniges Verhältnis zu Shepard’s Pie. Das ist Hackfleisch gemischt mit Erbsen und Karotten (wird angebraten). Dann kommt das Hack in eine Auflaufform, darüber kommt Kartoffelbrei und wenn man will noch geschriebener Cheddar. Ab in den Ofen und überbacken. Dazu kann man Steaksoße essen (also die braune würzige von HP). Absolut Yummie! 😉

  2. Hmmmm… Das klingt sehr lecker. Und gehört absolut in die Kategorie „Soulfood“. Danke für’s Teilen. Muss ich mal ausprobieren, wenn es kühler wird, bzw. wenn der Halbmarathon vorbei ist *lol*

  3. Rucola? RUCOLA???
    Warum nicht gleich Dill???
    🙂

    1. Ich mag Dill & Kartoffeln. Ich tolerierte ihn nur nicht in der Grie Soß!

  4. ‚Ello, ich stibitze mir dein Rezept für einen Artikel über typisch deutsche Grillspezialitäten/ Beilagen. Meine Großmutter macht ihn nämlich genau so, konnte mir aber kein Rezept geben, weil man es natürlich ‚im Gefühl haben sollte‘ (was ich unseren amerikanischen Lesern schwer so sagen kann). Ich danke also für diesen Beitrag und ein kleines Stück Kindheit. (Dein Link wird selbstverständlich darunter stehen, wenn du fragen oder Interesse an einem Exemplar der Zeitung hast, kannst du mich gerne über leonie@advantipro.de kontaktieren.)

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